Nationalratswahl 2019
Posted: 19 May 2019, 21:20
#ibizagate #strachevideo
Well, that escalated quickly:
Kürzlich tauchte ein Video auf, welches von deutschen Medien ausschnittsweise veröffentlicht wurde, in welchem damals Noch-Nicht und heute Nicht-Mehr Vizekanzler HC Strache, betört von Red Bull, Alkohol, der Schönheit der angeblichen russichen Oligarchennichte und Staubzucker oder Backpulver (oder was immer die Linie an weißem Pulver auch sonst ist) diverse Versprechen für nicht nachverfolgbare Parteispenden machte, ua dass er Einfluss auf die Kronenzeitung gewinnen will, die Medienfreiheit einschränken und ihr öffentliche Aufträge zuschanzen. Auch sonst plauderte er aus dem Nähkästchen, so sollten Novomatic, Glock, Benko und Horten ebenso schon finanzielle Zuwendungen geleistet haben (was diese dementierten, bevor der ganze Rummel losbrach) etc. Der Gesamteindruck war verhehrend, und um einen anderen ehemaligen FPÖ-Granden zu zitieren "part of the game".
Auch später versuchte man den Kontakt zu vertiefen und als "geheimes" Zeichen wurde - laut Medien - diese OTS verschickt, in der die Offenlegung von Netzwerken gefordert, der Einkauf von Reichen in die Politik befürchtet wird und welches - sogar heute noch - mit "wer/zah/lts/chaf/ft/an" endet.
Hier liegen vermutlich noch ein paar weitere untote Leichen im Keller, deren Wiederkehr in nächster Zukunft zu erwarten ist.
Auch wenn Österreich so gut wie keine Rücktrittskultur hat, wirklich jeden Fehltritt kann selbst ein Vizekanzler nicht aussitzen, und so trat Strache als FPÖ-Chef und Vizekanzler zurück (an den Vorsitz der Wiener FPÖ klammert er sich, stand heute, noch). In typischer FPÖ-Populisten-Manier gestand er nicht wirklich einen Fehler ein, außer besoffen Blödsinn geredet zu haben, sondern sah sich als Opfer einer - mit Silberstein und nicht näher benannten Geheimdiensten codierten - (vermutlich jüdischen) Großverschwörung und trat zurück um die supersaubere Regierungsarbeit nicht zu gefährden.
Bundeskanzler Kurz ließ sich lange bitten, dazu doch auch mal bitte was zu sagen.
Hinter den Kulissen wollte er sich noch einen weiteren Rücktritt ausverhandeln, nämlich den von Kickl.
Der läuft ja - aus Sicht eines demokratischen Rechtsstaats mit Grundrechten - Amok als Innenminister, die Kernklientel der FPÖ, auf die die ÖVP spitzt, findet aber seine menschenverachtenden Pläne (umgesetzt ist ja noch nicht so viel, primär zynische Umbenennungen und die unnötige aber davon abgesehen unproblematischen Pferdepolizei) super, weil die verachtenden Menschen hauptsächlich Ausländer, Asylanten etc sind. Aus beiden Gründen steht nicht nur die ÖVP nicht so auf ihn - manche, weil sie noch einen Rest Anstand haben, manche weil sie der FPÖ den einzigen einschlägig beliebten Minister nicht gönnen.
Wohl vor allem deshalb (und weil Kickl ja viel zu mächtig in der FPÖ ist, in diesen Skandal aber soweit bis jetzt bekannt gar nicht verwickelt ist) ließ sich die FPÖ nicht über den Tisch ziehen und nach zahlreichen Verschiebungen trat Kurz vor die Presse, kündigte Neuwahlen an, ließ keine Fragen zu aber machte gleich die erste Wahlkampfrede dieses Wahlkampfs.
Der wird durchaus speziell. Vielleicht einer, wie noch kein anderer.
Wahltaktisch brillant, die SPÖ bekämpft sich selbst (Doskozil nützte übrigens die Gunst der Stunde um auch im Burgenland Neuwahlen zu fordern, der dortige FPÖ-Chef war nämlich auf Ibiza mit, aber laut ihm selbst nur mit Strache am Strand und sonst in das ganze nicht verwickelt), Grüne sind wohl weg vom Fenster wenn sie nächste Woche nicht ins EU-Parlament kommen, Jetzt hat zwar ein paar Inselbegabungen, aber Pilz hat seine Liste selbst genug desavouiert und die Neos haben ihre gläserne Decke vermutlich schon erreicht.
Trotzdem mutmaßen viele, die Neos sind Kurz' erste Wahl.
Die ÖVP wird wie vor etwa 17 Jahren viele FPÖ-Wähler abziehen, die Absolute wird es wohl nicht werden, aber dass sie mit jeder anderen Fraktion eine Mehrheit haben erscheint nicht unrealistisch. Wasserprivatisieren wollte Meinl-Reisinger eh schon mal (Strache im Video übrigens auch), so gesehen wird es wirtschaftspolitisch nicht krachen zwischen den beiden. Geselschaftspolitisch sin die Neos wohl liberaler, aber da sehe ich keine Baustellen, Homo-Ehe und Fristenlösung wird die ÖVP eher nicht abschaffen wollen. Bleibt allenfalls noch die langweiligen Forderungen nach Transparenz und Korruptionsverhinderung, die die Neos immer wieder bringen, aber wenn die mal am Futtertrog sind, kann man ein paar Euro ins Phrasenschwein schmeißen statt wirklich tiefgreifende Reformen machen und gut ist. Dass der weitere Ausbau des Überwachungsstaat ein Kernanliegen der ÖVP ist, glaube ich hingegen auch nicht wirklich und zur Not kann man alles über die EU spielen.
Apropos, Kickl - das darf nicht wunder nehmen - nimmt die Episode eher übel und schießt sich für's erste mal auf die ÖVP ein. Wahlkampftatkisch klug, wer mit ÖVP und FPÖ unzufrieden ist, wird am ehesten zwischen diesen wechseln, weil die - ich nenne das mal untechnisch "Lager" sind jetzt schon recht scharf getrennt.
Mit dem Bundeskanzler ruft Ihnen kortz.at zu
Der Nationalratswahlkampf ist eröffnet.
Well, that escalated quickly:
Kürzlich tauchte ein Video auf, welches von deutschen Medien ausschnittsweise veröffentlicht wurde, in welchem damals Noch-Nicht und heute Nicht-Mehr Vizekanzler HC Strache, betört von Red Bull, Alkohol, der Schönheit der angeblichen russichen Oligarchennichte und Staubzucker oder Backpulver (oder was immer die Linie an weißem Pulver auch sonst ist) diverse Versprechen für nicht nachverfolgbare Parteispenden machte, ua dass er Einfluss auf die Kronenzeitung gewinnen will, die Medienfreiheit einschränken und ihr öffentliche Aufträge zuschanzen. Auch sonst plauderte er aus dem Nähkästchen, so sollten Novomatic, Glock, Benko und Horten ebenso schon finanzielle Zuwendungen geleistet haben (was diese dementierten, bevor der ganze Rummel losbrach) etc. Der Gesamteindruck war verhehrend, und um einen anderen ehemaligen FPÖ-Granden zu zitieren "part of the game".
Auch später versuchte man den Kontakt zu vertiefen und als "geheimes" Zeichen wurde - laut Medien - diese OTS verschickt, in der die Offenlegung von Netzwerken gefordert, der Einkauf von Reichen in die Politik befürchtet wird und welches - sogar heute noch - mit "wer/zah/lts/chaf/ft/an" endet.
Hier liegen vermutlich noch ein paar weitere untote Leichen im Keller, deren Wiederkehr in nächster Zukunft zu erwarten ist.
Auch wenn Österreich so gut wie keine Rücktrittskultur hat, wirklich jeden Fehltritt kann selbst ein Vizekanzler nicht aussitzen, und so trat Strache als FPÖ-Chef und Vizekanzler zurück (an den Vorsitz der Wiener FPÖ klammert er sich, stand heute, noch). In typischer FPÖ-Populisten-Manier gestand er nicht wirklich einen Fehler ein, außer besoffen Blödsinn geredet zu haben, sondern sah sich als Opfer einer - mit Silberstein und nicht näher benannten Geheimdiensten codierten - (vermutlich jüdischen) Großverschwörung und trat zurück um die supersaubere Regierungsarbeit nicht zu gefährden.
Bundeskanzler Kurz ließ sich lange bitten, dazu doch auch mal bitte was zu sagen.
Hinter den Kulissen wollte er sich noch einen weiteren Rücktritt ausverhandeln, nämlich den von Kickl.
Der läuft ja - aus Sicht eines demokratischen Rechtsstaats mit Grundrechten - Amok als Innenminister, die Kernklientel der FPÖ, auf die die ÖVP spitzt, findet aber seine menschenverachtenden Pläne (umgesetzt ist ja noch nicht so viel, primär zynische Umbenennungen und die unnötige aber davon abgesehen unproblematischen Pferdepolizei) super, weil die verachtenden Menschen hauptsächlich Ausländer, Asylanten etc sind. Aus beiden Gründen steht nicht nur die ÖVP nicht so auf ihn - manche, weil sie noch einen Rest Anstand haben, manche weil sie der FPÖ den einzigen einschlägig beliebten Minister nicht gönnen.
Wohl vor allem deshalb (und weil Kickl ja viel zu mächtig in der FPÖ ist, in diesen Skandal aber soweit bis jetzt bekannt gar nicht verwickelt ist) ließ sich die FPÖ nicht über den Tisch ziehen und nach zahlreichen Verschiebungen trat Kurz vor die Presse, kündigte Neuwahlen an, ließ keine Fragen zu aber machte gleich die erste Wahlkampfrede dieses Wahlkampfs.
Der wird durchaus speziell. Vielleicht einer, wie noch kein anderer.
Wahltaktisch brillant, die SPÖ bekämpft sich selbst (Doskozil nützte übrigens die Gunst der Stunde um auch im Burgenland Neuwahlen zu fordern, der dortige FPÖ-Chef war nämlich auf Ibiza mit, aber laut ihm selbst nur mit Strache am Strand und sonst in das ganze nicht verwickelt), Grüne sind wohl weg vom Fenster wenn sie nächste Woche nicht ins EU-Parlament kommen, Jetzt hat zwar ein paar Inselbegabungen, aber Pilz hat seine Liste selbst genug desavouiert und die Neos haben ihre gläserne Decke vermutlich schon erreicht.
Trotzdem mutmaßen viele, die Neos sind Kurz' erste Wahl.
Die ÖVP wird wie vor etwa 17 Jahren viele FPÖ-Wähler abziehen, die Absolute wird es wohl nicht werden, aber dass sie mit jeder anderen Fraktion eine Mehrheit haben erscheint nicht unrealistisch. Wasserprivatisieren wollte Meinl-Reisinger eh schon mal (Strache im Video übrigens auch), so gesehen wird es wirtschaftspolitisch nicht krachen zwischen den beiden. Geselschaftspolitisch sin die Neos wohl liberaler, aber da sehe ich keine Baustellen, Homo-Ehe und Fristenlösung wird die ÖVP eher nicht abschaffen wollen. Bleibt allenfalls noch die langweiligen Forderungen nach Transparenz und Korruptionsverhinderung, die die Neos immer wieder bringen, aber wenn die mal am Futtertrog sind, kann man ein paar Euro ins Phrasenschwein schmeißen statt wirklich tiefgreifende Reformen machen und gut ist. Dass der weitere Ausbau des Überwachungsstaat ein Kernanliegen der ÖVP ist, glaube ich hingegen auch nicht wirklich und zur Not kann man alles über die EU spielen.
Apropos, Kickl - das darf nicht wunder nehmen - nimmt die Episode eher übel und schießt sich für's erste mal auf die ÖVP ein. Wahlkampftatkisch klug, wer mit ÖVP und FPÖ unzufrieden ist, wird am ehesten zwischen diesen wechseln, weil die - ich nenne das mal untechnisch "Lager" sind jetzt schon recht scharf getrennt.
Mit dem Bundeskanzler ruft Ihnen kortz.at zu
Der Nationalratswahlkampf ist eröffnet.