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Abstruse Titel, Auszeichnungen, (Negativ-)Preise
Posted: 14 Oct 2009, 21:24
by dejost
Immer wieder gibt es - sagen wir mal - ausgefallene Preise, die dann gleichermaßen ausgefallene Preisträger bekommen. Denen soll dieser Thread gewidmet sein. So wie immer wird um rege Mithilfe der 2 aktiven Forumsnutzer gebeten.
Ich würde mich natürlich genauso freuen, wenn bisherige reine oder überwiegende ForumsleserInnen genau diesen Thread zum Anlass nehmen, um aktiv(er) zu werden.
Posted: 14 Oct 2009, 21:27
by dejost
Mit der Auszeichnung als kuriosester Buchtitel des Jahres darf sich seit heute die Kurzgeschichtensammlung "Das Leben ist keine Waldorfschule" schmücken.
Der Autor hat übrigens keine Waldorfschule besucht. Vergeben wird dieser Titel - wenig überraschend - auf der Frankfurter Buchmesse.
Wieso ich das aber eigentlich poste, ist der Vorjahressieger:
Im vergangenen Jahr hatte "Begegnungen mit dem Serienmörder. Jetzt sprechen die Opfer" als "Titeleikunst nahe am Wahnsinn" überzeugt.
In der engeren Wahl waren auch "Gestatten, Bestatter!' Bei mir liegen Sie richtig" und "Weisse Wanne - technisch und juristisch immer wieder problematisch?"
Posted: 16 Nov 2009, 19:29
by dejost
http://derstandard.at/1256744884806/Wie ... rnet-Preis
Für die "missglückte politische Kommunikation im Netz und das Verpassen einer einmaligen Chance" bei den Vorwahlen haben die Wiener Grünen den erstmals ausgeschriebenen "Wolfgang Lorenz Gedenkpreis für internetfreie Minuten" erhalten.
Bei den Vorwahlen am Sonntag wurde die Kandidatenliste von Parteimitgliedern und sogenannten Unterstützern gewählt. Von einigen Hundert interessierten Personen, die sich registrieren ließen, seien jedoch nur die Hälfte akzeptiert worden. "In einer Partei, die aus den BürgerInneninitativen der 1980er hervorgegangen ist, wäre es mehr als notwendig gewesen, die neu aufkommenden Politik- und Partizipationsansätze der NetzuserInnen einzubeziehen", heißt es dazu auf der Website.
Initiiert vom KünstlerInnen-Kollektiv monochrom sollen mit dem Preis "jene Menschen ausgezeichnet werden, die im letzten Jahr durch Wort und Tat völlig unqualifizierte Statements gegen das Informationszeitalter abgeliefert haben", heißt von den Initiatoren. Benannt ist der Preis nach dem ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz, der sich im vergangenen Jahr mit seiner Aussage zum "Scheiß Internet" in die Nesseln gesetzt hat.
http://www.monochrom.at/wolfgang-lorenz-gedenkpreis/
Posted: 08 Dec 2009, 20:20
by dejost
orf.at wrote:die abgelegene Bergregion [Lesachtal wurde] von den internationalen Naturfreunden zur Landschaft des Jahres auserkoren
Posted: 03 Jun 2011, 13:46
by dejost
http://derstandard.at/1304553528366/Gol ... es-gekuert
"Goldenes Brett vorm Kopf"
Lichtnahrungs-Doku zum "herausragendsten Unfug des Jahres" gekürt
Zwischen Heilzauber, Astrologie, Granderwasser und Co. war die Auswahl groß und die Entscheidung schwer: Die "Skeptiker" suchten und fanden am Mittwoch Abend den "herausragendsten Unfug des Jahres 2010", den sie heuer erstmals im Rahmen einer dreitägigen Tagung der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) mit dem "Goldenen Brett vorm Kopf" auszeichneten: Aus drei Schluss-Anwärtern fiel die Wahl schließlich auf Peter-Arthur Straubinger für seinen Film "Am Anfang war das Licht". Die Preisverleihung fand am Donnerstag um 17:15 im Naturhistorischen Museum Wien statt.
Es gibt Menschen, die auf Essen und Trinken verzichten und sich nur von "feinstofflicher Energie" bzw. "Licht" ernähren - diese Behauptung vertritt P. A. Straubinger in seinem Kinofilm "Am Anfang war das Licht". In seiner Pseudodokumentation über das Nicht-Phänomen der "Lichtnahrung" rühre P. A. Straubinger aus Interviews mit wissenschaftlichen Außenseitern und heimischen Esoterikern einen unverdaulichen und gefährlichen Brei aus manipulativen Halbwahrheiten an, so die Begründung der Jury für ihre Entscheidung.
In der Pseudo-Doku werde von Telekinese über Biophotonen bis zur Quantenmystik kein esoterisches Klischee ausgelassen, um sein Publikum davon zu überzeugen, dass konsequent betriebene Lichtnahrung zu etwas anderem als zu einem vorzeitigen Ableben führen könne.
"Mein Film sollte Menschen bewegen und zu Diskussionen anregen" sagte Straubinger in seiner "Dankesrede" und verwies darauf, dass seine Doku bei Kosten von 425.000 Euro 100.000 Zuseher gefunden hatte. Er habe niemanden dazu auffordern wollen, "nichts zu essen", sondern "das materialistische Weltbild zu hinterfragen".
"Science Buster" Werner Gruber zeigte sich in seiner "Laudatio" froh darüber, dass es "zum Glück bis dato durch den Film keine Todesopfer gibt" und betonte, jeder könne zwölf Tage ohne Nahrung auskommen. Besonders bedenklich und lebensgefährlich sei der geschilderte Verzicht auf Flüssigkeitsaufnahme bzw. deren Ausscheidung. Dreist sei darüber hinaus, die Quantenmechanik als Erklärung heranzuziehen. "Damit kann man so ziemlich alles argumentieren. Kaum jemand kennt sich damit aus"
P. A. Straubinger ist einer von 482 Nominierten, die von einer Vielzahl von Einreichern im Internet - darunter auch per Posting hier auf derStandard.at/Wissenschaft - nominiert wurden. Ausgewählt wurde er von einer Fachjury der Gesellschaft für Kritisches Denken (GKD). Auf der bereits am vergangenen Sonntag fixierten Shortlist für das "Goldene Brett" waren auch Claudia von Werlhof für ihre Ausführungen über künstlich erzeugte Erdbeben und Vulkanausbrüche und Mario Max Prinz zu Schaumburg-Lippe, der via "AstroTV" ein "Reichtumselixier" vertreibt.
Die Kriterien waren: Wie abwegig sind die Behauptungen? Bereichert sich der Kandidat damit? Wie vehement hält man trotz Gegenbeweisen an der eigenen Theorie fest? Setzt man sich besonders für mediale Verbreitung ein? Gefährdet die Theorie/das Produkt sogar die Gesundheit?
Zu diesem Posting (aber nicht zum Thread) passen
hier ein Link zur Zeit zum Thema Esoterik an den Unis.
Posted: 21 Feb 2013, 14:10
by Wolfganz Lorenz
http://www.heise.de/newsticker/meldung/ ... 07446.html
Im Auftrag österreichischer Verwertungsgesellschaften versucht die Wiener PR-Agentur The Skills Group seit über einem Jahr, Stimmung für Abgaben auf Speichermedien ("Festplattenabgabe") zu machen. Die Kampagne läuft unter dem Namen "Kunst hat Recht" und soll den Eindruck einer Grassroots-Initiative erwecken. Für ihren unfreiwillig komischen Einsatz hat die Kampagne nun beim Satirepreis wolo12 abgeräumt: Sowohl der Preis der Jury als auch jener des Publikums wurden "Kunst hat Recht" und dessen Sprecher Gerhard Ruiss zugedacht.
Der Negativ-Award heißt mit vollem Namen "Wolfgang Lorenz Gedenkpreis für internetfreie Minuten" und wird seit 2009 jährlich von Monochrom für "völlig unqualifizierte Statements gegen das Informationszeitalter in Wort und Tat" vergeben. Die "Auszeichnung" geht zurück auf den damaligen ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz, der 2009 über das "Scheiß-Internet" hergezogen war
Genannt wurden etwa Amazon für die Behandlung von Leiharbeitern, der deutsche Christdemokrat Ansgar Heveling für seine Schmähung der Netzgemeinde oder die französische EU-Abgeordnete Marielle Gallo (Fraktion der Europäischen Volkspartei). Sie hatte Demonstrationen gegen ACTA als "milde Form des Terrorismus" abgekanzelt.
Überzeugen konnte Nicole Kolisch, die hervorhob, dass es sich bei "Kunst hat Recht" selbst um ein postmodern-ironisches Satireprojekt handeln müsse. Ein Projekt, das sich als Künstler-Initiative ausgebe, aber von den Verwertungsgesellschaften unterstützt werde, das die Gratis-Kultur bekämpfe, aber Künstler für sich gratis arbeiten lasse und deren Werke dann "Youtube und damit Google, dem bekämpften Erzfeind aller Urheberrechte, in den Rachen wirft", könne nicht ernst gemeint sein. Weiterer Beweis für die Satirequalität der Kampagne sei die Drohung, den Nationalfeiertag zu bestreiken, sowie die Klage von Bildhauern über herbe Einnahmenverluste durch Internet-Downloads.
Das schockierte Publikum musste erfahren, dass "Kunst-hat-Recht"-Sprecher Ruiss "tief drinnen ein hochmoderner Verfechter der Remix-Kultur" ist – seine jüngsten drei Bücher bestünden aus Nachdichtungen. Er fordert neben der Einführung einer Festplattenabgabe auch Zugriff auf die Vorratsdatenspeicherung, um Urheberrechtsverletzungen verfolgen zu können.
Posted: 04 Apr 2013, 21:43
by dejost
http://orf.at/stories/2175209/2175218/
Zum fünften Mal hat die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) zusammen mit der Linzer Initiative Hörstadt und der katholischen Kirche den „Zwangsbeschaller“ verliehen - Träger dieser zweifelhaften Auszeichnung 2012 ist der Textilhändler Hollister Co.
Für diese Kampagne wurden rund 350 Lärmmessungen in ganz Österreich durchgeführt. Die Techniker stellten dabei Spitzenpegel von bis zu 99 Dezibel fest. Die Filiale der Textilkette Hollister im Salzburger Einkaufszentrum Europark wurde bereits 2011 mit dem „Zwangsbeschaller“ für das Land Salzburg „ausgezeichnet“.
Ende Dezember, kurz vor Weihnachten, versuchten Vertreter der Gewerkschaft, der Initiative Hörstadt und der katholischen Kirche den Hollister-Mitarbeitern den „Zwangsbeschaller“ zu überreichen. Diese verweigerten aber und wiesen Preisverleiher und Presse aus der Filiale. Auch die Europark-Geschäftsführung verweigerte jede Stellungnahme und untersagte Film- und Tonaufnahmen von der „Zwangsbeschaller“-Preisverleihung.
Hollister, schreibt der ORF, hat aus diesen und aus anderen Gründen Probleme mit dem Arbeitsinspektorat.
Posted: 20 Dec 2013, 23:41
by dejost
Der diesjährige Zwangsbeschaller ist irgendei Schmuckgeschäft auf der MaHü. Kannte ich vorher nicht und will es jetzt auch noch weniger kennen.
http://wien.orf.at/news/stories/2621600/
Zum sechsten Mal vergaben die Gewerkschaft der Privatangestellten, die katholische Kirche und das Linzer Akustiklabor Hörstadt diesen Negativpreis. In rund 100 Geschäften in ganz Österreich haben die Tester seit Juli mehrfach die Lärmbelastung gemessen. Am größten war diese demnach in der Six-Filiale in Wien-Neubau.
Bis zu 90 Dezibel wurden hier gemessen, erklärte Wolfgang Katzian, Vorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA). Das sei so laut wie schwerer Verkehrslärm oder gar eine Kreissäge. „Der Unterschied ist nur, dass der Kollege an der Kreissäge hoffentlich einen Gehörschutz trägt, was dort obligatorisch ist und im Geschäft nicht“
Neben Hörschäden wird auch jede dritte Herz-Kreislauf-Erkrankung durch akustischen Stress verursacht. Die Initiatoren der Kampagne fordern daher leisere Hintergrundmusik und beschallungsfreie Zonen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Re: Abstruse Titel, Auszeichnungen, (Negativ-)Preise
Posted: 15 Sep 2014, 10:48
by ThePurplePantywaist
Der #wolo14 ging an:
VAP (Verein für Anti-Piraterie)
Der VAP verdient den #wolo14 schon aufgrund sprachlicher Leistungen, etwa wenn er Netzsperren versucht als "einen weiteren wichtigen Schritt zu einem erwachsenen und sauberen Web" umzudeuten. Er verdient ihn erst recht als maßgeblicher Treiber hinter Musterprozessen, an deren Ende die Umsetzung einer Zensurinfrastruktur zu erwarten ist, die willkürlich und außerhalb jeglicher Transparenz angewandt werden wird. Bei der Vergabe an den VAP wurde auch der Verband der Österreichischen Musikwirtschaft (IFPI Austria) kritisch miterwähnt für dessen geleistete Schützenhilfe in den Netzsperrenurteilen.
http://www.monochrom.at/wolfgang-lorenz-gedenkpreis/
In die engere Auswahl bei der Vergabe des Publikumswolos kamen neben Recep Tayyip Erdoğan auch die "Meinungsmutigen" a.k.a. Rosam/Rainer/Mucha, die Kolumnistin Doris Knecht [Anm des Blogger: nicht zum ersten Mal nominiert] sowie in einer verbalen Nachnominierung das Landgericht Köln, das im Februar 2014 bei externen Links auf Bilder (technisch unanbringbare) Copyright-Informationen einforderte. Per Applaus zugesprochen bekam den Preis Recep Tayyip Erdoğan, für die zeitweise Beschränkung der Meinungs- und Informationsfreiheit durch Twitter- und YouTube-Sperren, die er als Schutz der Türkei vor Hass und Rassismus verklärte.
Nachtrag:
Sie haben den Preis auch abgeholt.
http://futurezone.at/netzpolitik/verein ... t-preis-ab
Der Geschäftsführer des Vereins für Antipiraterie (VAP), Werner Müller, hat am Mittwoch den Wolfgang Lorenz Gedenkpreis in Empfang genommen.
„Ich nehme zur Kenntnis, dass ich den Preis gewonnen habe und es passiert nicht jeden Tag, dass man den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan aussticht“, sagte Müller
Müller erklärte gegenüber der futurezone, dass er zu dem Satz stehe, ihn heute aber wohl anders formulieren würde: „Wir brauchen ein reguliertes und verantwortungsbewusstes Internet“, sagt Müller. Die andere Formulierung sei „altbacken“, aber er stehe dazu.
Außerdem streiten sie jetzt mit den Providern nur mehr vor Gericht.
Re: Abstruse Titel, Auszeichnungen, (Negativ-)Preise
Posted: 04 Jan 2016, 07:36
by ThePurplePantywaist
Die EFF verleiht monatlich einen Schmähpreis namens "Stupid Patent of the Month".
Dieses Mal stolzer Preisträger: Microsoft.
https://www.eff.org/deeplinks/2015/12/s ... ent-slider
Microsoft recently sued Corel for, among other things, infringing its patent on a slider, D554,140, claiming that Corel Home Office has infringed Microsoft’s design.
More specifically, Microsoft claims to own this design of a slider.
Design patents aren’t like the utility patents that most people think of when they think of patents. Unlike utility patents, which are meant for new and useful inventions, design patents are meant for new, non-functional, ornamental aspects of articles. They have only one claim, little to no written description, and usually a series of images detailing what exactly is being claimed. (A note about design patents: solid lines are used to show what is claimed; broken or dotted lines show the unclaimed “environment related to the design” or define the boundary of the design.)
Um ein Bild zu sehen, müsst Ihr dem Link folgen.
If Corel is found to infringe even one of Microsoft’s design patents through even the smallest part of Corel Home Office, current Federal Circuit law entitles Microsoft to all of Corel’s profits for the entire product. Not the profits that can be attributed to the design. Not the value that the design adds to a product. All of the profit from Corel Home Office.
That sounds pretty crazy to us. But that’s exactly what might happen if Microsoft prevails against Corel. Putting aside whether Microsoft’s design was actually new and not obvious in 2006 (when Microsoft filed its application), whether Microsoft needed the patent incentive in order to come up with this design, and whether it is even desirable to grant a company a government-backed monopoly on a graphical slider (we don't think so, that's why this is a stupid patent), the scope of damages for design patent infringement has the potential to become a powerful tool to shut down legitimate competition based on the mere threat of a lawsuit.