Laudamotion war juristisch spannend, als AirBerlin in Insolvenz ging und auch zuerst ein Gericht in Deutschland zuständig sah und genauso ein österreichisches Gericht. Ein positiver Kompetenzkonflikt ist selten. Es wurde dann in Österreich die Insolvenz abgewickelt und Laudamotion von Ryanair übernommen.
Seitdem gab es immer wieder negative Nachrichten.
Austro Control stellt Laudamotion unter erhöhte Aufsicht
Die österreichische Ryanair-Tochter Laudamotion ist von der Luftfahrtaufsichtsbehörde Austro Control unter „erhöhte Aufsicht“ gestellt worden. Dabei handle es sich um eine „außergewöhnliche Maßnahme, die nicht oft vorkommt“, sagte Austro-Control-Sprecher Markus Pohanka gestern. Er bestätigte damit einen entsprechenden Bericht des Luftfahrtportals Austrian Wings.
„Mängel in der Organisation“
Im Zuge einer Überprüfung bei der Billigfluglinie im Wartungsbetrieb seien „Mängel in der Organisation“ festgestellt worden, die eine „umgehende Verbesserung“ erforderten, berichtete der Austro-Control-Sprecher. Die „erhöhte Aufsicht“ bedeute im Grunde, dass man nun „ein genaues Auge auf die Erfüllung aller Auflagen“ haben werde, erklärte er. Allerdings handle es sich bei den beanstandeten Bereichen „nicht um Sicherheitsrelevantes“ – „der Flugbetrieb ist jedenfalls sicher“, unterstrich Pohanka.
Austrian Wings hatte berichtet, dass der Airbus A320 der Laudamotion am Montag der Vorwoche in Dublin aufgrund technischer Probleme am Boden bleiben musste. Das auf Luftfahrtszwischenfälle spezialisierte Portal Aviation Herald hatte nähere Details des Fluges von Wien in die irische Hauptstadt berichtet: Zuerst habe es Probleme mit dem Funk gegeben, dann seien während des Fluges zweimal übel riechende Dämpfe („fume events“) aufgetreten. Eine Passagierin fiel in Ohnmacht, das Kabinenpersonal klagte über Unwohlsein und Kopfweh. Das Flugzeug musste nach der Landung 54 Stunden lang am Boden bleiben, bevor es wieder nach Wien zurückfliegen konnte.
https://orf.at/stories/3146222/
Man sah also das Ende schon vor der Covid19 Pandemie nahen.
Jetzt besiegelt es die Gewerkschaft:
AMS ZEIGT SOZIALBETRUG AN
411 Euro unter der Armutsgrenze: Neue Löhne bei Laudamotion
411 Euro unter der Armutsgrenze, so tief soll das neue Gehalt für Laudamotion-Mitarbeiter liegen. Konkret sind es 848 Euro netto, für 40 Stunden inklusive Überstunden – das sieht der neue Kollektivertrag vor, geht es nach Konzernchef und Ryanair-Boss Michael O’Leary, der Anteile an der Laudamotion hält. Rasche Zustimmung dazu kam von der österreichischen Wirtschaftskammer. Die Gewerkschaft reagiert entsetzt: Sogar das Trinkwasser müssten die Angestellten während ihrer Dienstzeit dem Arbeitgeber abkaufen. Grund für den neuen Kollektivvertrag sei laut Laudamotion die 'schlechte Wirtschaftslage'. Übrigens: Der Mutterkonzern Ryanair machte letztes Jahr einen Gewinn von 885 Millionen Euro.
ÖSTERREICH. Die Billigfluglinie Laudamotion droht, alle 300 Arbeitsplätze am Flughafen Wien zu streichen sowie den Stadtort aufzulassen, wenn die Gewerkschaft nicht einem Gehaltsminus von rund 30 Prozent zustimmt, einem Lohn, der deutlich unter der Armutsgrenze liegt. Grund dafür: Die wirtschaftliche Situation sei so schlecht, dass ansonsten nicht weitergemacht werden könne, behauptet der Konzern. Der Mutterkonzern Ryanair machte letztes Jahr einen Gewinn von 885 Millionen Euro und bezahlte seinen CEO Michael O’Leary ein Gehalt von 99 Millionen Euro.
Gehalt liegt unter Mindestsicherung
Der neue Kollektivvertrag, den der Konzern den Mitarbeitern zu Unterschrift vorlegt, sieht so aus: Flugbegleiterinnen sollen ein netto Basisgehalt von 848 Euro bekommen, das ist deutlich unter der Wiener Mindestsicherung, die bei 917 Euro liegt. Und es ist noch deutlicher unter der aktuellen Armutsgefährdungsschwelle von 1.259 Euro im Monat. Der Konzern fordert die Zustimmung bis zum 21. Mai, sonst werden alle Jobs gestrichen. Im Basisgehalt von 1.000 Euro brutto seien bereits alle Überstunden sowie die Zulagen für Schichtarbeit, Nachtarbeit und Feiertage enthalten. Für jede Stunde, die man in der Luft verbringt, bekommt man 9 Euro zusätzlich. Bei maximaler Auslastung würde das bedeuten, dass das Gehalt etwa 1.500 Euro brutto pro Monat beträgt. Doch das bedeutet, die Flugbegleiter dürfen keine Flugstunden verlieren, und sind auch bei Krankheit finanziell unter Druck, trotzdem arbeiten zu gehen. Weiters müssen die Stewards und Stewardessen laut Kollektivvertrag auch für Ersatzteile der Uniform und Trinkwasser während des Fluges selbst aufkommen. Laut Kontrats haben es Mitarbeiter, der zwei Jahre bei Laudamotion gearbeitet haben, ein bisschen besser: "Man bekommt 28,50 „Kostenersatz“ um das alles zu bezahlen. Wer die Preise für Getränke in einem Flugzeug kennt, weiß: Viele Wasserflaschen kann man sich damit nicht leisten", schreibt Kontrast.
"Kündigung bei Krankenstand"
Die Arbeiterkammer Niederösterreich reagiert empört und ortet skandalösen Machenschaften bei Laudamotion. In einer Aussendung berichten sie von skandalösen Zustände, die Mitarbeiter von Laudamotion gegenüber der AK Niederösterreich schildern. „Seit der Übernahme durch Ryanair-Chef O´ Leary klagen Kollegen aus dem Kabinen- und Cockpitbereich über Drangsalierungen, psychischen Dauerdruck und sicherheitsgefährdende Einsparungen. So würden Techniker seit Monaten systematisch unter Druck gesetzt, um ihr OK für die Flugtauglichkeit von Fliegern zu geben, um damit notwendige teurere Service-Wartungen zu umgehen. Weiters berichten die Mitarbeiter, dass Kollegen sich für jeden Tag Krankenstand per Rapport rechtfertigen müssten. Ihnen würde mit Kündigung beim nächsten Krankenstand gedroht, was dazu führt, dass viele Mitarbeiter krank weiterarbeiten würden. Auch gibt es Berichte von Mitarbeitern, dass Zwangsimpfungen seitens der Airline vertraglich festgelegt würden“, sagt AK Niederösterreich Präsident und ÖGB Niederösterreich Vorsitzender Markus Wieser. „Diesen Machenschaften von Lohn- und Sozialdumping, rechts- und sittenwidrige Verträgen sowie Gefährdung der Sicherheit gehört das Handwerk gelegt“, so Wieser angesichts der neuen Drohungen von Ryanair, die Basis in Wien zu schließen.
AMS zeigt Lauda wegen Lohn- und Sozialbetrug an
Das Arbeitsmarktservice Niederösterreich erstattete am Mittwoch bei der zuständigen Bezirkshauptmannschaft Bruck an der Leitha eine Anzeige wegen des Verdachts auf Lohn- und Sozialdumping, schreibt die Tageszeitung „Kurier“. Das AMS soll überprüft haben, ob die Fluggesellschaft Lauda 89 gekündigte Mitarbeiter tatsächlich per Ende März abgemeldet hat. Dies soll von der Österreichischen Gesundheitskasse (vormals NÖGKK) bestätigt worden sein, schreibt AviationNetOnline. Das AMS soll in einem behördlichen Ermittlungsverfahren zum Schluss gekommen sein, dass die Airline die gesetzlich notwendige Anmeldung zum Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice („Massenkündigung“) genauso wenig durchgeführt hat wie die aus der Sicht des Arbeitsamts notwendige Information an den Betriebsrat."Unterm Strich soll nun stehen, dass die Kündigung der 89 Lauda-Mitarbeiter nichtig ist und damit das Unternehmen weiterhin für die Löhne und Sozialabgaben sowie Steuern aufkommen muss", schreibt AviationNetOnline.
Wirtschaftskammer segnet Lohndumping ab
"Wir haben in der derzeitigen Situation nur die Wahl, nämlich eine Entscheidung für Jobs am heimischen Flugstandort zu treffen. Und wir haben eine Verantwortung, nämlich Jobs zu sichern, in Zeiten, in denen der Arbeitsmarkt aufgrund der Corona-Krise unter Druck ist. Die Alternative wäre, die Basis Wien aufzugeben“, sagte heute, Dienstag, der Geschäftsführer der Berufsgruppe Luftfahrt in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Manfred Handerek. Die Mehrheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Laudamotion hat die Bedingungen des neuen Kollektivvertrages akzeptiert „im Wissen, dass andernfalls der absolute Jobverlust droht“.
Gewerkschaft übt scharfe Kritik
Die Ryanair-Tochter Laudamotion hat der Gewerkschaft vida noch ein Ultimatum gestellt. Sie soll binnen 24 Stunden dem Kollektivvertrag zustimmen. Doch die Gewerkschaft hält den Kollektivvertrags in Teilen für gesetzeswidrig und sicherheitsgefährdend, weiters würde er Menschen in die Armut führen.
„Die Wirtschaftskammer und Ryanair sind die Totengräber von Löhnen, von denen man leben kann“, kritisiert Daniel Liebhart, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft vida.
Laut Gewerkschaft würden die Mitarbeiter nach dem neuen Kollektivvertrag weniger bekommen als in der Kurzarbeit. „Durch das Corona-Grounding der Airlines – Ende und Wiedererreichung eines Vollbetriebs der Airlines ist derzeit nicht absehbar – besteht aber keine Chance, variable Gehaltsbestandteile zu erreichen. Es ist deshalb völlig unverständlich, warum das Unternehmen das Mittel der Corona-Kurzarbeit nicht weiter in Anspruch nehmen will.“ Laut Horizont wäre die Corona-Kurzarbeit für Laudamotion eigentlich noch bis September möglich – der neue Kollektivvertrag soll ab Juli gelten.
https://www.meinbezirk.at/c-lokales/411 ... n_a4076412
Also grundsätzlich sehe ich die Erhaltung von Arbeitsplätzen in einer Zeit, in der man auf die Schnelle keine neue Arbeit findet, als Idee ganz gut. Jedoch täte auch die WKÖ gut daran, sich von Firmen, die das Rechtssystem zu überschreiten scheinen, zu distanzieren. Denn, um die Piloten, die arbeitslos werden, mache ich mir langfristig weniger Sorgen, die werden nach einiger Zeit eine neue Stelle finden. Insofern kann ich den Ansatz der Gewerkschaft verstehen, die die Zustimmung nicht erteilt, weil sie die schwächeren Flugbegleiter schützt.