Einerseits hat ja im Kapitalismus der Konsument das Sagen.Die EU-Kommission plant, künftig keine festen Verpackungsgrößen mehr vorzuschreiben. Schokolade könnte es dann auch als 95-Gramm-Tafel geben und Orangensaft in der 230-ml-Flasche, meldet "Der Tagesspiegel" in seiner Online-Ausgabe.
Verbraucherschützer fürchten durch den Wegfall verbindlicher Verpackungsgrößen versteckte Preiserhöhungen und noch mehr Mogelpackungen. 2008 könnte die Freigabe erfolgen.
Weniger Inhalt
Wenn die Packungen kleiner werden, aber der Preis bleibt gleich, fällt das den Konsumenten zuerst nicht auf, befürchtet der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv). Wer merkt schon den Unterschied, wenn zum Beispiel die gewohnte Eissorte in einem 900-Milliliter-Behälter statt in der bisherigen 1000-Milliliter-Verpackung zum gleichen Preis angeboten wird.
Verärgerte Kunden
Seit einiger Zeit sammeln die Hamburger Verbraucherschützer Fälle, die von verärgerten Kunden gemeldet werden.
Der US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble zum Beispiel füllt die Shampooflaschen von Herbal Essences statt wie bisher mit 250 Millilitern jetzt nur noch mit 200 Millilitern - der Preis ist gleich geblieben.
Der Filtertütenhersteller Melitta, steckt statt 100 jetzt nur noch 80 Filtertüten in die Schachtel.
Schlemmerfilets, Müslis, Kaffee – 53 Produkte finden sich bereits auf der aktuellen Beschwerdeliste.
Völlige Freigabe
Für viele Produktgruppen – darunter Bier, Limonade, Fischstäbchen, Eis, Sonnenschutzmittel, Seife oder Mehl – gelten heute noch verbindliche Verpackungsgrößen, und zwar meist mehrere. Doch der Wirtschaft reiche das nicht, sie wolle die völlige Freigabe und habe gute Chancen, sich durchzusetzen, kritisiert der deutsche Bundesverband der Verbraucherschützer.
In Brüssel sind sich EU-Kommission und -Rat weitgehend einig, die Füllmengen für Fertigverpackungen sollen freigegeben werden, lediglich für Wein und Spirituosen sollen sie weiterhin verbindlich festgelegt werden.
Grundnahrungsmittel ausgenommen?
Das Europaparlament hat gefordert, dass wenigstens bei Grundnahrungsmitteln wie Salz, Reis, Milch, Butter, Teigwaren und Kaffee die festen Verpackungsgrößen beibehalten werden sollen.
Andrerseits muss er dafür kritisch sein, und beim Einkaufen auch die Zeit haben, wirklich jedes (neue) Produkt genau unter die Lupe zu nehmen.
Das erstere ist nicht immer der Fall, das zweitere kann man nicht immer verlangen.
Da überrascht es jetzt doch etwas, dass die Union, die schon versucht, einen mit der Brechstange vor den Gefahren des Rauchen zu schützen, hier plötzlich den Konsumentenschutz kleiner schreibt.
edit: In weiterer Folge wurde das auch umgesetzt, siehe hier.