Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Diskurs

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dejost
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Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Diskurs

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Da das BMJ eine neue Kriminalitätsstatistik herausgegeben hat und ich das Thema prinzipiell spannend als auch relevant sehe, ein eigener Thread.

Die offizielle Kriminalstatistiken gibt es unter
http://www.bmi.gv.at/kriminalstatistik/
beim BMI.

von http://oe1.orf.at/inforadio/98645.html
Zum ersten Mal seit 20 Jahren wurde jetzt erhoben, wie oft rechtskräftig verurteilte Straftäter rückfällig werden und erneut vor Gericht bestraft werden. Insgesamt zeigt sich, dass die Mehrheit der Straftäter nicht noch einmal verurteilt wird. Auch die Zahl der gerichtlichen Verurteilungen generell geht in Österreich stark zurück.
Knapp 37.000 Personen werden in Österreich pro Jahr rechtskräftig verurteilt. Vor 20 Jahren waren es noch doppelt so viele Verurteilte.
Das liegt nicht zuletzt auch am flächendeckenden Einsatz von Diversionsmaßnahmen.
„Die allgemeinen Wiederverurteilungsraten liegen zwischen 45 und 25 Prozent, aber die einschlägigen Rückfallsraten bei Sexualstraftätern liegen nur bei vier Prozent, also extrem niedrig."
so Verena Hofinger.
Geht es um Delikte gegen Leib und Leben, wird jeder dritte verurteilte Täter wieder rückfällig. Bei Eigentumsdelikten landet nahezu jeder zweite Verurteilte wieder vor Gericht. Männer werden häufiger rückfällig als Frauen. Jugendliche haben höhere Wiederverurteilungsraten als Ältere. Ausländer werden seltener wieder verurteilt als Inländer, was auch damit zusammenhängt, dass sie nach einer Verurteilung häufig außer Landes gebracht werden.


Der Orf berichtet über die selbe Statistik ein zweites Mal und kommt zu einem anderen Ergebnis:

http://wien.orf.at/stories/322015/
62 Prozent der von den Strafgerichten Abgeurteilten werden kein zweites Mal verurteilt.
jedoch
Immerhin ein Fünftel der Abgeurteilten wurde im Beobachtungszeitraum allerdings öfter als viermal wieder schuldig gesprochen.

Bei Suchtmittel- und Vermögensdelikten war die Rückfallquote am Größten.
Je geringer die Strafe ausfällt, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, neuerlich vor Gericht zu landen - dies lasse sich ebenfalls aus der Statistik ablesen, so die Wiener Kriminalsoziologen Arno Pilgram und Veronika Hofinger.
Sogar die selben Interviewparnter.
74 Prozent der zu einer bedingten Geldstrafe Verurteilten wurden angeblich überhaupt nicht mehr verurteilt, während 35 Prozent der zu unbedingten Haftstrafen neuerlich eine "Unbedingte" ausfassten.
Ein Jahr hatten die Soziologen mit einer Arbeitsgruppe an dem Projekt gearbeitet, das fundierte Grundlagen für zukünftige kriminalpolitische Überlegungen liefern soll.

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Post by dejost »

Momentan lese ich einen Wallander Krimi von Henning Mankell.

Darin sagt Wallander (der so Ende 40, Anfang 50 ist, schätze ich), das Verbrechen in Schweden sei in seiner Karriere, böser, brutaler, häufiger, offensichtlicher, gefinkelter geworden.
Gleichzeitig werde mit Statistiken getrickst und die Aufklärungsquoten lägen darnieder.

Wallander sagt das wie gesagt über Schweden, aber ich denke die Paralellen zwischen Aut und Sweden sind mehr als der gleichzeitige EG Beitritt.

Oder wie mir ein Richter mal sagte "In meiner Jugend hat man nicht auf Liegende hingetreten."

Ich kann jetzt locker ein paar Beispiele aus dem Ärmel ziehen, wie ungeklärte Einbruchsserien, Handyraube mit Messer unter Jugendlichen, die diversen Gaskassier- etc Tricksereien die auch ziemlich häufig werden etc etc.

Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass einerseits der Ruf nach dem Staats(oder Bezirks-)anwalt lauter wurde. Wenn Kinder in der Schule raufen ended das schon mal im Bezirksgericht, auch die sonntägliche Wirtshausprügelei wird eher verfolgt.

Auch ganz andere Dinge kommen eher vor den Kadi, Mann schlägt Frau zB (Dunkelziffer für Gewalt in den Familien trotzdem noch sehr hoch, aber immerhin werden schon viele Fälle verfolgt), ebenso ist jetzt puncto Kindesmissbrauch und Kinderpornographie wohl einiges weitergegangen.

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Exakt 3.838.358 Fahrzeuglenker haben im Jahr 2008 einen Strafzettel wegen Schnellfahrens bekommen. Die Zahl der erwischten Temposünder bleibt damit im Vergleich zum Jahr davor nahezu konstant (plus 0,6 Prozent gegenüber 2007).
Eine Zunahme um 10,9 Prozent gab es bei nichtangeschnallten Lenkern. 2008 wurden 156.698 Übertretungen gegen die Gurtpflicht festgestellt.
Obwohl die Strafen für Telefonieren am Steuer im vergangenen Jahr von 25 auf 50 Euro erhöht wurden, wurden 18,1 Prozent mehr Lenker (rund 112.000) wegen Telefonierens am Steuer ohne Freisprecheinrichtung angezeigt oder mittels Organstrafverfügung an Ort und Stelle bestraft.
Nicht angepasste Geschwindigkeit ist ungebrochen die Hauptursache für tödliche Verkehrsunfälle
Bei Alkoholkontrollen wurden 42.281 beeinträchtigte Lenker angezeigt (Rückgang um 5,2 Prozent zu 2007). Insgesamt mussten 23.404 Personen sofort den Führerschein abgeben, zudem wurden 949 Drogenlenker aus dem Verkehr gezogen.
schreibt orf.at.

Zugegeben, hier handelt es sich um Verwaltungsübertretungen, nicht um Kriminalität im eigentlichen Sinn. Es heißt aber wohl etwas, wenn statistisch gesehen jeder Führerscheinbesitzer jährlich das Gesetz bricht und erwischt wird, und gerade auch die Zahlen für die besoffenen Fahrer sind nicht ohne. Laut Statistik Austria gab es 2007 691 Verkehrstote und 53 211 Verletzte.

harald
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Da fühl ich mich ja richtig elitär. Ich hoff ich verschrei es nicht, aber ich hab seit August 2007 keinen Strafzettel mehr bekommen, nicht mal wegen Falschparkens. Ich hoff das bleibt so. Und dabei bin ich sicher im Schnitt jeden zweiten Tag mit dem Auto gefahren.
--Harald
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@Harald: Vorbildlich.

Der Orf.at berichtet zu einem Diskurs zur Kriminalitätsentwicklung im Parlament:
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache warf Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) Manipulation der Kriminalitätsstatistik vor. Der FPÖ-Klubobmann sprach von "untragbaren Methoden", mit denen die Bevölkerung für "dumm verkauft" werde. Die dramatisch gestiegene Kriminalität werde von Fekter nur "schöngeredet und verwaltet".
Fekter parierte Straches Attacken mit einem Gegenangriff. Die FPÖ würde die Bevölkerung verunsichern und die Polizei schlechtmachen. Österreich gehöre zu den sichersten Ländern, und sie werde auch weiter daran arbeiten, dass das so bleibe. Den Vorwurf der Statistikverfälschung wies sie zurück und korrigierte auch Straches "Unwahrheit" betreffend ausländische Tatverdächtige: Von den 27 Prozent seien die Deutschen die größte Gruppe.
Westenthaler, mittlerweile Sicherheitssprecher (ein Schelm, wer...), forderte das Schließen der Schengengrenzen.

Summa summarum: Nix.

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orf.at
Der rund 700 Seiten starke Sicherheitsbericht für das Jahr 2007 liegt nun dem Parlament vor. 594.240 strafbare Handlungen bedeuteten um 0,8 Prozent mehr als im Jahr 2006. Dieses Plus blieb auch erhalten, wenn man die Kriminalität im Straßenverkehr wegrechnet.

Die Polizei ermittelte 240.849 Tatverdächtige, von ihnen waren 33.068 zwischen 14 und 18 Jahre alt, 30.092 zwischen 18 und 21. Die Aufklärungsquote betrug 39,4 Prozent, um 0,5 Prozentpunkte mehr als 2006. Die weitaus meisten Delikte waren mit 418.400 jene gegen fremdes Vermögen.
Gegen Leib und Leben richteten sich 87.743 Straftaten. 4.037 Fälle an strafbaren Handlungen gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung (1.878 Verbrechen, 2.159 Vergehen) wurden bekannt. Insgesamt 24.166 Anzeigen wurden nach dem Suchtmittelgesetz erstattet.

Zurückgegangen ist die Zahl der Verurteilungen. 43.158 Personen wurden 2007 rechtskräftig verurteilt, 2006 waren es um 0,6 Prozent mehr. 30.322 Verurteilte waren österreichische Staatsbürger, 12.836 Ausländer. 3.084 Verurteilte waren Jugendliche. Über 9.818 Personen wurde 2007 die Untersuchungshaft verhängt.

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http://wien.orf.at/stories/349390/

Auch Ministerien werden von Kriminalität nicht verschont.
Binnen vier Jahren, von 2005 bis 2008, sollen laut Medienberichten 230 Laptops, 35 PCs und 284 Handys aus den Büros [der ö Ministerien]gestohlen worden sein.
Die meisten Geräte gingen demnach im Innenministerium "verloren". Es werden 30 Laptops und 109 Handys vermisst. Auf Platz zwei landete das Finanzministerium mit 84 vermissten Notebooks, 24 Handys und einem PC. "Heiße Beute" waren auch USB-Sticks und Taschencomputer, 34 bzw. sieben Stück verschwanden.
Im Wirtschaftsministerium wanderten angeblich sechs Computermonitore und ein Drucker außer Haus.
Den Gesamtschaden bezifferten die Ministerien mit 165.400 Euro.
Allerdings wird kritisiert, dass die Zahlen sehr optimistisch bemessen seien.

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orf.at:
2008 ist die Zahl der Kfz-Diebstähle massiv gestiegen: 6.827 Fälle hat es nach Angaben des Bundeskriminalamts (BK) im vergangenen Jahr gegeben, was einem Plus von 32,6 Prozent im Vergleich zu 2007 (5.147) entspricht.
Gute Nachricht gibt es aber auch, ~40% der Autos werden wiedergefunden, die Zahl ist - für mich - überraschend hoch.

Ca. die Hälfte all dieser Straftaten wird in Wien verübt, die beliebtesten Marken sind weiterhin VW (davon sind auch am meisten zugelassen) und Audi.

Trotzdem, so schlimm wie es scheint ist es nicht, der orf.at liefert Zahlen aus andern Ländern:
Belgien (ca. 2 Millionen Einwohner mehr): 3x soviel.
UK (7,5x so viele Einwohner): ~29x soviel
Frankreich (8x so viele Einwohner): ~33x soviel.
Italien (ca 7,5x so viele Einwohner): 40x soviel.

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Oft und häufig haben viele Leute - so auch ich - mehr Polizisten gefordert.

Nur woher nehmen?

Das stellt sich nämlich nicht so leicht dar, wie sich das der kleine Maxi und der kleine Blogger hier vorstellen:

http://wien.orf.at/stories/358268/
Viele würden sich bewerben, obwohl sie die Grundvoraussetzungen wie Alter, Führerschein, Staatsbürgerschaft, geleisteten Grundwehrdienst etc. gar nicht erfüllen, hieß es von der Polizei.
Wenn die nicht Polizisten werden, ist es sicher besser so.
Am ersten Aufnahmeverfahren - hier werden Persönlichkeit, Intelligenz und Deutschkenntnisse geprüft - scheitern laut Polizeiangaben ebenfalls einige.

Im zweiten Test müssen die angehenden Jungpolizisten ein psychologisches Hearing absolvieren, gefolgt von einer chefärztlichen Untersuchung und dem sportmotorischen Leistungstest. Dass die Tests zu schwer sind, glaubt man bei der Polizei nicht.
Es gibt auch eine Altersobergrenze für Polizisten, die ist im Moment 30. Einzelne zumindest fordern, dass die wegfallen soll.

Ich habe jetzt ein wenig auf den diversen Polizei-Seiten gesurft, habe aber die Aufnahmebedingungen nicht gefunden... Das ist wohl schon der erste Test...

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Heute geht es im Zentrum zur Sache.

Die beiden eingeladenen Cops versuchen sich um die unangenehmen Frage herumzulavieren. Das gelingt zwar nicht, aber Antworten geben sie trotzdem wenig.

Spannend ist, dass Grafl sagt, da man nur ca 10% der Einbrüche aufgeklärt hat, weiß man überhaupt nicht, ob es nun Einbrecherbanden, Drogengiftler oder wer auch immer sind, die die meisten Einbrüche begehen. Alles Spekulation. Seine späteren Statements sind hingegen weniger relevant.

Dass es sowas wie den Verein Pro Nachbar überhaupt geben muss und dass der erfolgreich ist, ist eine Schande für die Cops.

Arg ist, was Klenk erzählt, dass so mancher Polizei-Bonze die jetztige Situation vorausgesagt hat. Kassandra lässt grüßen.

Der ehemalige (und geläuterte?) Einbrecherkönig bringt wenig Licht in das Ganze. Dass man jedes Schloss aufbringt, wenn man genug Zeit hat, wusste ich vorher auch - wirklich sagen tut er das eh nicht. Die Werbung für sein Buch in dem Ausmaß hätte nicht sein müssen.

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Die Kriminalitätsdiskussion (insbesondere mit dem Fokus auf Einbrüche) ist wieder sehr stark aufgeflammt.
Mittlerweile ist auch bekannt, dass in Wien nur 3% - in Worten Drei Prozent - der Einbrüche geklärt werden, in verschiedenen Medien gibt es Berichte, dass die Polizei teilweise gar nicht oder sehr verspätet überhaupt anrückt, wenn ein Einbruch passiert ist.

Wie die Kriminalitätsstatistik geschönt wird - vielleicht der selbe Täter, ein Delikt; Serieneinbrecher verhaftet, dutzende Delikte geklärt (das könnte theoretisch dazu führen, dass mehr geklärt wird, als passiert) - ist eh schon länger bekannt.

Die Telekom verkauft mittlerweile eine Alarmanlagenlösung, wobei ich nicht ganz verstehe, wie das funktionieren soll.

Jedenfalls ist der öffentliche Druck jetzt sehr groß, auch wenn im internationalen Vergleich (siehe zB ein paar Posts weiter oben zu Autodiebstählen) Ö immer noch eine ziemliche Insel der Seligen ist.

Dass der Druck jetzt endlich groß ist, ist eine gute Sache. Nach Jahren von Postenschacher und "gesundschrumpfen" kommt jetzt mal eine Polizeireform, die diesen Namen auch verdient. Die Idee mit den Ex-Postlern, die Polizeischreibarbeit machen sollen, ist ja nicht unbedingt schlecht.

Nur der öffentliche Druck lässt gelernte Österreicher fürchten, dass jetzt eine Ho-Ruck-Aktion gemacht wird, um den Anschein einer (kurzfristigen) Lösung vorzutäuschen, langfristig aber alles schlimmer wird. ZB die Idee mit der SoKo Ost ist genau so was: Man zieht von irgendwo anders Polizisten ab, damit die dort hingehen, wo zuwenige sind. Abgesehen davon, dass sich die entsprechend bedanken werden, wenn sie jetzt weit über 200km zur Arbeit pendeln müssen, gibt es meines Wissens trotzdem nirgendwo einen Überstand an Polizisten, so dass die Probleme nur verschoben werden.

Warten wir einmal ab.

harald
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Post by harald »

http://www.telekom.at/portal/site/telek ... taxlang=de

Da gibts Infos, wie das mit dem Alarmpaket funktioniert. Ist eine Zwischenstufe zur direkten Alarmierung der Polizei, die würd nämlich bei einer Direktschaltung bei jedem Auslösen sofort kommen, was aber bei Fehlalarmen zu unnötigen Kosten führen würde.

Ich frag mich nur, was passiert, wenn die Telefonleitung gekappt wird? Außerdem braucht man natürlich nen TA Telefonanschluss.
--Harald
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http://wien.orf.at/stories/372191/
Ab sofort lassen Polizisten auf ihren Streifen "Verständigungszettel" zurück. Die Zettel tragen die Aufschrift "Für ihre Sicherheit unterwegs!" Es gibt Informationen über die Erreichbarkeit der Polizei, aber auch Tipps.

Auf der Rückseite findet sich ein Hinweis auf die neu eingerichtete Bürgerinformation der Wiener Polizei unter der Telefonnummer 01-31310-78900.
Die Bürger sollen durch die Zettel darauf aufmerksam gemacht werden, dass ihre Polizei anwesend war, auch wenn sie die Beamten selbst nicht wahrnehmen konnten.

Die Verständigungen werden an Orten deponiert, wo sie leicht und schnell zu finden sind, zum Beispiel an Fahrzeugen, Wohnungstüren, schwarzen Brettern.
Süß. Das Sicherheitsgefühl wird so vielleicht besser, wirklich viel bringen tut das nicht.
Auch bei Mahrers täglicher Kolumne in "Heute" habe ich das Gefühl, die Polizei will sich selbst möglichst super darstellen, statt das einmal ein hoher Polizeifunktionär so ehrlich ist, und sagt, woran es wirklich mangelt und wo man wirklich verbessern würde. Solche PR Aktionen sind zwar auch ok, aber wie schon gesagt, das ist nur Augenauswischerei.

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Neue Statistken stehen im Kurier.
Die Zahl der Delikte ist in Österreich verglichen mit 2008 um 5,3 Prozent auf 347.140 Fälle gestiegen.
Positiv: Die Klärungsquote stieg von 38,4 auf 39,3 Prozent.
Der Anstieg der Aufklärungsquote (immer noch niedriger als 2007, s.o.) ist auch nur darauf zurückzuführen, dass sie einen Internetzbetrüger verhaftet haben. Schwuppdiwupp, schon über 6000 Delikte geklärt. (Zum Thema beschönigende Statistiken siehe auch weiter oben).

Hingegen haben diverse Maßnahmen gegen Einbrüche (zB Soko Ost, siehe wiederum weiter oben) nix gebracht:
Von Jänner bis Juli zählte man 13,3 Prozent mehr Coups in Wohnungen(5916 Fälle), in Häusern stieg die Zahl um 46,7 Prozent auf 1384 Taten.
Trotzdem gibt es gute Nachrichten:
Die Zahl der Überfälle auf Passanten sank um 5,1 Prozent (939 Fälle), beim Geschäftsraub gab es ein Minus von 25,6 Prozent.
Die Presse hat auch einen Artikel zu Thema, und befragt ua den Leiter der Kripo Wien, wieso die Einbrüche weiter und weiter und weiter steigen: Er weiß es auch nicht, glaubt aber (weiterhin) dass sie (jetzt endlich) bald zurückgehen werden.

Dramatisch gestiegen ist auch die Anzahl an Auto-Diebstählen (zum int'l Vergleich des Vorjahres weiter oben) - Autoeinbrüche sind dafür zurückgegangen - , auch Taschendiebstähle haben zugenommen. Gerade Taschendiebstähle verstehe ich nicht, wie das so leicht steigen kann, gerade da kann jedeR noch selber was dagegen machen bzw sollte auch das wesentlich öfter anderen Personen auffallen. Jugendkriminalität hat wiederum abgenommen.

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Die Polizei patroulliert jetzt verstärkt in den U-Bahnen.

Die Meinungen sind gespalten, seitens der "Fußsoldaten" in der Polizei wird die Sinnhaftigkeit in Frage gestellt, weil dadurch Papierarbeit anfallen soll und die Besatzung in den Polizeistationen - durch diverse Sokos schon ausgedünnt - zu stark abnimmt.
Die Polizeiführung sieht das als kollossalen Erfolg gegen die Dealerkriminalität in den U-Bahnen, die im Sommer besonders stark zugenommen haben soll.

Seitens der Öffentlichkeit kommt natürlich der Vorwurf, dass das einzige Ziel dieser Aktion (vgl auch Zettel-Kleben weiter oben) ist, dass möglichst viele Leute einen Polizisten sehen sollen, damit sie sich (subjektiv) sicherer fühlen.
Solche Maßnahmen nennt man im Fachjargon "security theater": kosten wenig, bringen wenig, aber die Leute sollen sich sicher(er) fühlen.

Ein Standardposter, weiß aber nicht mehr welchen Namens, bringt das Argument, dass nun die Soko U-Bahn die Dealer aus den U-Bahnen vertreibe, dann die Soko Park die Dealer aus den Parks, dann die Soko U U-Bahn etc. Reaktion statt Prävention also.

Standardposter Mr. Roboto bringt die originellste Lösung für das (gefühlte) Sicherheitsproblem:
verpflichtendes tragen einer polizeiuniform für alle österreicher über 18.
ich tät mir sofort eine anziehen.

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http://derstandard.at/1252771657531/U-B ... wei-Wochen

Die U-Bahnstreife scheint doch recht erfolgreich gewesen zu sein. Wie aus dem vorigen Post ersichtlich, war ich ja auch recht skeptisch, doch auch ich wurde eines besseren belehrt.
Das brachte auch einige Resultate mit sich: Vom 2. bis 17. September nahmen die U-Bahnstreifen 144 Personen fest, davon 110 mutmaßliche Straftäter. Bei etwa einem Drittel davon bestehe der Verdacht auf Suchtmittelhandel, wie Oberstleutnant Werner Granig, Einsatzleiter der Aktion berichtete. Weiters wurden sieben per Haftbefehl Gesuchte erwischt, einer davon war seit 2001 zur Fahndung ausgeschrieben. Außerdem gingen den Beamten 23 Personen ins Netz, die sich illegal in Österreich aufhielten.

Verbotene Waffen

Neben zwölf Vorführungen zum Strafantritt habe es auch 116 Sicherstellungen gegeben, die nicht nur alle Arten von Suchtgift betrafen, sondern auch verbotene Waffen wie Teleskop-Schlagstöcke, Totschläger und Schlagringe. Wie viele Drogen sichergestellt wurden, sagte die Polizei nicht. Am spektakulärsten war die Festnahme zweier Juwelierräuber, die kurz nach der Tat am Alsergrund geschnappt worden waren. Einen Angestellten hatten sie zuvor im Geschäft niedergeschlagen.
"Die Bezirke werden nicht leergeräumt, ganz im Gegenteil." Dass die Personalsituation auf den Polizeiinspektionen nicht prekärer geworden sei, habe man "durch flankierende Maßnahmen erreicht". Außerdem seien seit Anfang Juli 100 Beamte netto mehr im Dienst, darüber hinaus seien die Inspektionen von 10.000 Akten befreit worden.
Bissl Schönfärberei wird schon dabei sein, aber scheint doch im Großen und Ganzen eine gute Sache zu sein.

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Passt zwar nur am Rande hierher, ist aber meiner Meinung nach kein unwesentliches Problem:

http://salzburg.orf.at/stories/393500/
Polizisten werden immer respektloser behandelt und auch öfter tätlich angegriffen. Das beklagt die Salzburger Polizeigewerkschaft. Regelmäßig würden die Beamten bei Einsätzen beschimpft, angepöbelt oder geschlagen.
Vor allem unter Jugendlichen sei der Respekt gegenüber Polizisten gesunken, sagte Polizeigewerkschafter Franz Ellmauthaler: "Das ist eine Entwicklung der letzten Jahre. Wir haben ganz deutlich gesehen, dass die Aggressivität unseres Gegenübers einfach immer mehr steigt, dass die Hemmung, einen Polizisten anzugreifen, einfach gesunken ist."

Der sinkende Respekt und die steigende Aggressivität zeigten sich auch in Zahlen, so der Personalvertreter: "Wir haben uns nur die letzten paar Monate in der Stadt Salzburg angeschaut. Da sind 27 tätliche Angriffe auf Polizisten passiert, 16 wurden dabei verletzt."
Erst vor wenigen Tagen hatte eine Studie ergeben, dass jeder vierte Polizist in Salzburg stark Burn-out-gefährdet ist. Das liegt deutlich über dem Durchschnitt anderer Berufsgruppen.
Auch wen der Artikel wahrscheinlich etwas alarmistisch ist (Gewerkschaften untertreiben die Probleme ihrer Mitglieder eher weniger), spielen hier doch ein paar Sachen zusammen, die in Summe noch größere Probleme ergeben können:
Polizisten verdienen schlecht
Es gibt zu wenig Polizisten
Die meisten Leute, die Polizisten werden wollen, sind unterqualifiziert
Und jetzt kommt noch dazu, dass Polizisten immer mehr angestänkert werden

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orf.at wrote:Die Jugendkriminalität werde insgesamt zwar nicht mehr, die begangenen Straftaten würden aber immer brutaler: Das war der Tenor von Experten bei einer Tagung zum Thema "Jugendkriminalität" in Salzburg.

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Von Aktionstagen, -wochen etc halte ich allgemein nicht. Wichtige Themen sind immer wichtig, egal ob gerade ein Schwerpunkt ist oder nicht, und nicht wichtige Themen brauchen auch keine eigenen Tage.

Jedenfalls war oder ist gerade so ein Tag, Woche gegen Gewalt an Frauen. Zu diesem Anlass ein paar Daten dazu:
diestandard.at wrote:Jede fünfte Frau in Österreich macht Statistiken zufolge einmal im Leben eine entsprechende Erfahrung, in 70 Prozent der Fälle werden auch die Kinder misshandelt, hieß es am Mittwoch, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, bei einer Pressekonferenz des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) und der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien.
Im Jahr 2008 haben 3.220 Frauen und Kinder in den 26 autonomen Frauenhäusern und -notwohnungen Österreichs Zuflucht gesucht, im selben Zeitraum wurden 6.566 Wegweisungen gegen Gewalttäter durch die Exekutive ausgesprochen. "Die Dunkelziffer ist groß, es ist nach wie vor ein Tabuthema", erklärte Katharina Beclin vom Institut für Strafrecht und Kriminologie.

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Wenn die AÖF Statistik aus der Telefonberatungszentrale sind, dann ist die Qualität net so berauschend. Mehr sag ich mal lieber nicht, um nicht Amtsgeheimnisse zu brechen oder gar rufschädigend zu werden.
--Harald
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Von orf.at
Trotz des stärksten Einbruchs der Wirtschaft seit den 30er Jahren ist die Kriminalität in den USA 2009 deutlich zurückgegangen. Die Zahl der Morde sei in einigen großen Städten so niedrig gewesen wie vor etlichen Jahrzehnten, teilte die Bundespolizei FBI am Donnerstag mit.

Verglichen mit der ersten Jahreshälfte 2008 sank die Zahl der Gewaltdelikte im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres um 4,4 Prozent. Bei den Morden gab es ein Minus von zehn Prozent.

Noch deutlicher fiel die Verbrechensrate in den großen Metropolen New York, Chicago, Dallas und Los Angeles aus.
Erkärungen sind:
-bessere Prävention
-Arbeitslose, die daheim oder sonstwo rumhängen bemerken Verbrechen schneller (das erklärt wohlgemerkt keinen Rückgang, sondern nur mehr Verhaftungen/gescheiterte Versuche)
-weniger Geld, weniger Leute in Nachtclubs etc, welche "Hotspots" sind
David Kennedy, Experte für Strafjustiz von der Universität in New York, sieht große nationale Trends und Drogenwellen als viel stärkere Faktoren für die Verbrechensentwicklung als die Ökonomie.

Er verweist etwa auch die Crack-Welle der späten 80er und frühen 90er Jahre und auf die Prohibition der 20er Jahre, als die Kriminalität stark wuchs. Dass sie danach wieder sank, hätte weniger mit der Großen Depression als vielmehr mit dem Ende des Schwarzmarkts für Alkohol zu tun gehabt.
Rosenberg [an anderer Stelle wird er als Rosenfeld bezeichnet - gehört fast schon wieder in den ORF-Thread. Jedenfalls ist er Prof für Kriminologie und Vorsitzender der Kriminilogenvereinigung] will den Einfluss der Wirtschaftsentwicklung aber nicht ganz leugnen. In den 30er Jahren hätte etwa die New-Deal-Politik von Präsident Franklin Roosevelt positive Einflüsse auf die Verbrechensrate gehabt. Hilfsleistungen für Arbeitslose aus dem Wirtschaftspaketen von US-Präsident Barack Obama würden helfen, die Kriminalität zu bekämpfen.

Sollte die ökonomische Krise aber zu lange anhalten, könnten die Fortschritte der Polizei aber bald wieder vernichtet werden - nämlich dann, wenn bei der öffentlichen Sicherheit auf lokaler Ebene zu sparen begonnen wird.

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In der Asyldebatte geht es ja hauptsächlich darum, dass - es wird suggeriert die meisten - Asylwerber kriminell sind.
Gesicherte Daten gibt es kaum, der Standard hat es sich angeschaut:
Es gibt eine einzige Quelle, um sich den Fakten anzunähern - die polizeiliche Kriminalstatistik, die "tatverdächtige Fremde nach Aufenthaltsstatus" führt, also etwa als Touristen, unrechtmäßig Aufhältige oder eben Asylwerber.
Im Jahr 2009 registrierten die Behörden unter den "ermittelten Tatverdächtigen" 10.582 Asylwerber - wobei die Statistik keine Personen, sondern polizeiliche Anzeigen (die auch mehrfach dieselbe Person betreffen können) zählt. Zum Vergleich: Laut Innenministerium gab es in Österreich Ende 2009 knapp 29.000 offene Asylverfahren.

Wegen der Fluktuation hatten im Vorjahr allerdings deutlich mehr Menschen den Status eines Asylwerbers, dazu kommen jene mit bei Höchstgerichten anhängigen Verfahren. Doch selbst wenn man die Asylwerberzahl deshalb um die Hälfte aufstockt, läge der Anteil der Tatverdächtigen weit über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Insgesamt zählte die Polizei 2009 in Österreich "nur" 246.378 Tatverdächtige, macht drei Prozent von 8,3 Millionen.

"Ja, es gibt ein besonderes Kriminalitätsproblem bei Asylwerbern", sagt Ernst Geiger, Leiter der Abteilung Ermittlungen und organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt. Allerdings schränkt er diese Diagnose auf Eigentumsdelikte ein. Körperliche Gewalt etwa sei nicht überrepräsentiert.

Geiger charakterisiert verschiedene Gruppen, die den Ordnungshütern Sorgen machen. Auf der einen Seite gäbe es "echte" Asylwerber, die mitunter bis zu zwei Jahren auf Behördenentscheidungen warten, nichts verdienen und sich in der glitzernden Konsumwelt zu Ladendiebstahl oder anderen Kleindelikten hinreißen lassen.

Auf der anderen Seite ortet der Chefermittler professionell organisierte, etwa auf Einbruch spezialisierte Banden, die ihre Protagonisten gezielt aus postsowjetischen Staaten wie Georgien nach Österreich schleppten. Sobald die Polizei einen Delinquenten festnehme, rufe dieser "Asyl" - und werde so zum Asylwerber.

Allerdings, betont Geiger, spreche er aus der Erfahrung des Bundeskriminalamtes, quantifizieren könne er die beschriebenen Phänomene mangels Daten nicht.

Selbst den wenigen Zahlen, die verfügbar sind, misstrauen Experten.
So sei auffällig, dass das Verhältnis zwischen Asylwerbern und unrechtmäßigen Aufhältigen unter fremden Verdächtigen in Deutschland, wo beide Gruppen ebenfalls "an den angezeigten Straftaten wesentlich beteiligt sind ", ein anderes sei als in Österreich. Pilgrams Erklärung: Hierzulande ordne die Polizei Verdächtige eher der Kategorie Asyl zu, in Deutschland dank exakterer Definitionen etwa bei negativem Asylbescheid den illegalen Strafverdächtigen. Insofern neige die österreichische Statistik, so Pilgram, "zur Übertreibung der Zahlen" - zulasten der Asylwerber.
Das mit der Ausländerquote ist ja eh altbekannt, da gibt es kaum Neues.
Das die Kriminalität unter den Asylwerbern doch wahrscheinlich vergleichsweise hoch ist - wobei die Genauigkeit der Daten fraglich ist - hat mich aber schon etwas überrascht.

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Mal ganz was Neues: Die offizielle Kriminalstatistik soll geschönt worden sein.

http://salzburg.orf.at/stories/457189/
Vor gut einer Woche hat die Salzburger Polizeiführung die aktuelle Kriminalstatistik für das erste Halbjahr präsentiert. Der Tenor dabei: Es gehe aufwärts, die Zahlen werden besser.

Doch jetzt stellt sich die Frage, wie viel Aussagekraft all das hat. Denn interne Dokumente der Polizei wecken den Verdacht, dass die Zahlen geschönt werden.
Auszüge aus Sicherheitsmonitor als Beweis
Der Informant ist ein erfahrener und langgedienter Polizist, und ihm ist der Kragen geplatzt. Die Kriminalstatistik werde immer wieder geschönt - das stoße auch vielen anderen Kollgen sauer auf, sagt er.

Und er legt Beweise vor. Es sind E-Mails und Auszüge aus dem Sicherheitsmonitor, das ist das interne Analysewerkzeug der Polizei. Die Zahlen erwecken tatsächlich den Eindruck, dass immer wieder im Nachhinein heruntergerechnet wird.
Das Prozedere ist schon altbekannt, ein paar Beispiele:
Im April etwa hat jemand in der Stadt Salzburg 11 Zeitungskassen aufgebrochen - im Endeffekt wurde daraus eine Tat gemacht.

Ein anderes Beispiel aus dem Mai: Da wurden 23 Fälle schwerer Sachbeschädigung angezeigt, im Nachhinein waren es dann in der Statistik aber nur mehr zwölf.
Auch der Grund ist nicht neu:
Die Beamten in den Wachzimmern führen damit aber offenbar nur einen Befehl aus dem Innenministerium aus. Das schreibt nämlich vor, dass alle Taten, die EIN Opfer betreffen, zusammengefasst werden müssen.

Wenn also jemand fünf Häuser besitzt und alle mit Graffitis vollgeschmiert werden, gilt das trotzdem nur als ein Delikt. Oder die Zeitungskassen: Egal, wie viele aufgebrochen werden - sie gehören einem Verlag und deshalb wird auch hier nur eine Tat gezählt.
Die ORF-Poster, abgesehen von den üblichen Verschwörungen und "Nur Ausländer sind Verbrecher" bis zu "Man sollte eine Bürgerwehr aus ehrlichen Bürgern bilden und bei jedem erwischten Einbrecher in einer dunklen Ecke ordentlich Notwehr üben", erwähnen auch viele Fälle, wo Leute bei einer geplanten Anzeige von Bagatelldelikten demotiviert wurden, so dass sie dann vom Anzeigen abgesehen haben.

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http://oesterreich.orf.at/stories/500595/
im vergangenen Jahr [wurden] 239.954 Tatverdächtige ermittelt, davon waren 69.188 Fremde [28,88%].
Die größte Gruppe darunter stellen mit 8.624 Personen Deutsche.
Dahinter folgen in der Statistik 7.552 Serben, 6.594 Rumänen, 6.484 Türken und 3.987 Personen aus Bosnien-Herzegowina.
Im Jahr 2009 waren um 603 ausländische Tatverdächtige mehr registriert worden.

7.204 der ausländischen Tatverdächtigen oder 10,4 Prozent waren Jugendliche, davon 187 Kinder unter zehn Jahren und weitere 1.204 zwischen zehn und 14 Jahren.

Den Ausländern wurden insgesamt 36.337 strafbare Handlungen gegen fremdes Vermögen und weitere 19.026 gegen Leib und Leben zur Last gelegt.
Von den etwas mehr als 69.000 ausländischen Tatverdächtigen waren 8.524 oder 12,3 Prozent Asylwerber. Den Asylwerbern wurden 4.214 strafbare Handlungen gegen fremdes Vermögen und 1.390 gegen Leib und Leben vorgeworfen.

Von den 8.524 tatverdächtigen Asylwerbern waren 1.565 Jugendliche, davon 15 Kinder unter zehn Jahren und weitere 87 zwischen zehn und 14 Jahren.

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http://oe1.orf.at/artikel/278528
Österreichs Strafjustiz sowie die Ermittlungen durch die Polizei sind stark verbesserungswürdig. Zu diesem Schluss kommt der Linzer Strafrechtsprofessor Alois Birklbauer. Er hat im Auftrag des Justizministeriums untersucht, was aus der mit viel Vorschusslorbeeren bedachten Strafprozessreform 2008 geworden ist.
Seit Anfang 2008 gilt: Der Staatsanwalt, die Staatsanwältin ist Herr/in des Verfahrens zwischen erstem Verdacht und Eröffnung der Gerichtsverfahrens, er/sie leitet die Kriminalpolizistinnen und Kriminalpolizisten an, was und wie sie recherchieren und sorgt für damit für mehr Qualität in der Strafjustiz. So will es das Gesetz - die Wirklichkeit ist aber anders, berichtete Strafrechtsprofessor Alois Birklbauer bei der Frühjahrstagung der österreichischen Juristenkommission in Attersee. Nach Auswertung von 5.000 Ermittlungsakten zeige sich, dass es "in der Mehrzahl der Fälle keine Information der Staatsanwaltschaft seitens der Polizei gibt, bevor der Abschlussbericht erstellt wird."
Das heißt im Grunde nur, alles bleibt wie gehabt.
Kriminalistik ist das eine, Juristerei ist das andere, sagt Birklbauer. Zum Teil seien überhaupt keine Juristen daran beteiligt, und das werde auch kritisiert: "Die Ermittlungsergebnisse, die Vernehmungen der Polizei, bringen es oft nicht auf den Punkt, was wir in der Hauptverhandlung als Richter dafür brauchen."
Die Ursache für Zurückhaltung der Staatsanwälte ist laut Birklbauer nicht Bequemlichkeit, sondern sie seien es einfach nicht gewohnt, dass sie vernehmen dürfen. Außerdem stünden wenige hundert Staatsanwälte tausenden Polizisten gegenüber und daher die Ressourcen für Vernehmungen nicht vorhanden seien. Und der Strafrechtsprofessor sagt, verglichen mit Deutschland, müsste Österreich um 30 bis 50 Prozent mehr Staatsanwälte haben.
Kommt jetzt meine Chance, doch noch Staatsanwalt zu werden?
Noch eine zweite wesentliche Erkenntnis hat die Studie der Unis Linz und Graz, sowie des Instituts für Rechts- und Kriminalsoziologie Wien gebracht: Wer arm ist, hat es schwerer, sich gegen strafrechtliche Vorwürfe des Staates zu verteidigen. In der Studie habe sich herausgestellt, dass in den Ermittlungsverfahren extrem selten Verteidiger beigezogen würden, sagt Alois Birklbauer. Grund dafür seien meist die schlechten sozialen Verhältnisse der Beschuldigten.
Alles in allem ist der Artikel schlecht. In einem Absatz, den ich nicht zitiert habe, steht, es gebe nun leichter Freisprüche, aber auch dass eher Unschuldige dran kommen, aber schlüssig begründet wird nix. Und dass es zuwenig Staatsanwälte gibt, das war eh vorher auch klar.

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http://orf.at/stories/2064808/2064809/
In den USA ist die Kriminalitätsrate deutlich rückläufig. Im letzten Jahr sank die Zahl der schweren Delikte wie Mord, Vergewaltigung, Körperverletzung und Raub stark, wie aktuelle Statistiken der US-Bundespolizei FBI zeigen. Die Gründe dafür sind allerdings nicht eindeutig geklärt.

Man könnte vermuten, dass sich Wirtschaftskrise und hohe Arbeitslosigkeit eher negativ auf die Kriminalitätsstatistiken auswirken. Doch das Gegenteil ist der Fall: 2010 ging die Zahl der schweren Delikte um 5,5 Prozent zurück, bei Raub waren es im Vergleich zu 2009 minus 9,5 und bei Mord minus 4,2 Prozent. 2009 war die Zahl der Verbrechen ebenfalls um über fünf Prozent gesunken.

Schon weiter zurückreichende FBI-Statistiken zeigen nicht nur einen ähnlich positiven Trend, sondern legen auch einige interessante Zusammenhänge nahe. Die Zahl der Morde und schweren Raubdelikte etwa begann zu sinken, als 1991 die Nachfrage nach der Droge Crack ebenfalls nachzulassen begann. Zuvor war eine Kriminalitätswelle 1980 abgeebbt, nachdem die Babyboomer-Generation dem „kriminellen Alter“ entwachsen war, wie es in einem am Dienstag veröffentlichten Artikel der britischen BBC heißt.
Doch für sich alleine dürften solche Korrelationen als Erklärung nicht ausreichen. Den Grund für den Rückgang der Verbrechensrate, so die BBC, könne niemand wirklich nennen. Doch es gibt eine Reihe von Thesen zur Erklärung. Wenn, lässt sich die Entwicklung wahrscheinlich nur aus dem komplexen Zusammenspiel mehrerer Faktoren erklären.

Eine der vielen Ursachen könnte laut dem Kriminologen und Systemanalytiker Alfred Blumstein von der privaten Carnegie Mellon University (CMU) in Pennsylvania der „Obama-Effekt“ sein. Der Ansatz, sagt Blumstein selbst, sei spekulativ. Aber die Wahl von Barack Obama zum ersten schwarzen US-Präsidenten 2009 könnte ein Teil einer Erklärung sein, weshalb die Zahl der gerade von jungen Schwarzen verübten Delikte stark zurückgeht. Obama fungiere als positives Leistungsidol.
Ein relativ einleuchtendes Argument Blumsteins für den starken Anstieg der Zahl der Gewaltverbrechen in den 80er Jahren und eine anschließende Trendumkehr stellt einen Zusammenhang mit dem Konsum von Crack her. Die abnehmende Nachfrage nach der Droge (laut FBI-Statistik ab 1991) führte zu einem Rückgang von Beschaffungskriminalität.
Einige US-Bundesstaaten wie Texas setzen stark auf Prävention. In der Stadt Laredo an der Grenze zu Mexiko gelang es der Polizei laut BBC, die Zahl der Autodiebstähle um 40 Prozent zu senken. Auch andere Delikte sind rückläufig. Das sei nicht nur durch Aufklärung über Kriminalitätsprävention gelungen, so Joe Baeza, Sprecher der Polizei von Laredo, sondern auch durch den Einsatz von Hightech, etwa Nummerntafelerkennung und das System CompStat (für Comparative Statistics, Anm.), mit dessen Hilfe eine Art Landkarte der Kriminalität erstellt wird.

An dieser richtet die Polizei ihre Präsenz in bestimmten Gegenden und „Hot Spots“ aus. Blumstein weist auch der steigenden Verbreitung von Kamerahandys eine Bedeutung zu, mit der das Risiko steigt, während einer Tat fotografiert bzw. gefilmt zu werden.
Neben solchen praktischen Erklärungen haben US-Wissenschaftler weitere Thesen parat. Der Ökonom Steven Levitt von der Universität Chicago etwa sorgte bereits im Jahr 2000 mit einem Artikel („The Impact of Legalized Abortion on Crime“) für Kontroversen, in dem er behauptete, die Legalisierung der Abtreibung (weniger „ungewollte Kinder“, die später in die Kriminalität abrutschten) habe zu einem Rückgang der Verbrechensrate geführt.

Andere wie der Soziologe John Conklin von der Tufts University in Massachusetts erklären das Phänomen damit, dass durch die „Null Toleranz“-Politik in weiten Teilen der USA schlicht mehr Kriminelle im Gefängnis sitzen und so aus dem Verkehr gezogen sind. Eine weitere Hypothese ist die, dass die Babyboomer-Generation mittlerweile dem „kriminellen Alter“, in dem junge Männer statistisch gesehen am häufigsten straffällig werden, entwachsen ist.
Andere Erklärungsversuche führen das Abnehmen der Kriminalitätsrate auf Videospiele und auf Blei im Benzin zurück. Stehen Videospiele gewöhnlich in Verruf, die Jugend gewalttätig zu machen, behauptet eine erst kürzlich in Texas veröffentlichte Studie das Gegenteil: PC-Spiele hielten Jugendliche von der Straße und damit von Kriminalität fern.

Eine weitere These bezieht sich auf die Korrelation „Blei im Benzin - Gewalt“: Die Ökonomin Jessica Wolpaw Reyes vom Amherst College in Massachusetts stellt einen statistischen Zusammenhang zwischen der Reduktion bzw. dem Verbot von Blei in Treibstoff und dem Sinken der Kriminalitätsrate her. Da Blei als Schadstoff bei Kindern zu Hyperaktivität und auffälligem Verhalten führe, habe die schrittweise Reduktion des Gehalts dieses Schwermetalls im Sprit zwischen 1975 und 1985 dazu geführt, „dass 20 Jahre später die Zahl der schweren Verbrechen zurückging“.

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http://derstandard.at/1319183308026/Sch ... -nehmen-zu
Nach zwei rückläufigen Jahren ist der Schwund im Einzelhandel von Juni 2010 bis Juli 2011 um 7,2 Prozent auf 487 Mio. Euro gestiegen. Europaweit lag der Wert bei 36,3 Mrd. Euro, zitierte die Wirtschaftskammer Oberösterreich am Sonntag aus dem globalen Diebstahlbarometer. Rasierklingen und -artikel sowie MP3-Player und Smartphones gehören zu den am häufigsten entwendeten Waren.

Der Schwund in Österreich ist laut den Erhebungen zu 56,5 Prozent auf Ladendiebe, zu 23 Prozent auf Mitarbeiter, zu 5,9 Prozent auf Lieferanten bzw. Hersteller und zu 14,6 Prozent auf interne Fehler zurückzuführen. Die durchschnittlichen Aufwendungen für Sicherheit im europäischen Einzelhandel werden mit 0,3 Prozent des erzielten Gesamtumsatzes beziffert.
Rasierklingen? Wieso werden gerade so viele Rasierklingen geklaut?

Jedenfalls merken diverse PosterInnen im Standard an, dass diese Statistik immer dann kommt, wenn Lohnverhandlungen im Handel anstehen.

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http://futurezone.at/digitallife/6746-s ... delikt.php
Zwischen Jänner und September 2011 sind laut polizeilicher Kriminalstatistik in Wien 379 Smartphones geraubt worden - das ist mehr als das Jahr Kalendertage hat und 17,3 Prozent mehr als Vorjahr. In ganz Österreich wurden im selben Zeitraum 444 Geräte geraubt, in Burgenland, Kärnten, Tirol und Vorarlberg beliefen sich die Zahlen dabei auf stolze zwei bis vier Raubüberfälle.
Also ein Großstadtdelikt, wegen dem leichteren Abtauchen in die Anonymität.
Denn, wie Studien zeigen, zählen Smartphones zu den wichtigsten Statussymbolen bei Jugendlichen. Deswegen glaubt Greiner, dass die Smartphone-Delikte 2012 "sicherlich nicht weniger" werden. "Der Konsumdruck wird immer höher und der Druck in der Gruppe, das neueste Gerät zu besitzen, ist nirgendwo so stark ausgeprägt", erklärt Greiner [Pressesprecher des Bundeskriminalamts].
Wer gleich zur Polizei geht, hat (im Vergleich zu einem Einbruch) gute Chancen, das Gerät wieder zu kriegen -> Handyortung.
Das Delikt Raubüberfall, das mit bis zu zehn Jahren Haft geahndet wird, sei für eine Ortung nach den gesetzlichen Bestimmungen ausreichend, so der Oberst. "Die Mobilfunkbetreiber kooperieren hier mit der Polizei sehr gut." Die Aufklärungsquote betrug in Wien zwischen Jänner und September immerhin 21,9 Prozent. Aus diesem Grund ist es beispielsweise auch nicht notwendig, wenn erfahrene Smartphone-Nutzer das Gerät selbst mit vorinstallierten Ortungsdiensten verfolgen.
Wobei ich muss schons age, wo man einfach so auf offener Straße ein Handy klauen kann - was ist das für eine Stadt?

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http://derstandard.at/1329870505287/Kei ... erpflueckt
Ein 20-Jähriger, der in alkoholisiertem Zustand die Bundeshymne herabwürdigt, muss zwingend vor einem Geschworenengericht angeklagt werden (Strafandrohung: sechs Monate Haft). Bei schwersten Vermögens- und Korruptionsdelikten mit einem Strafausmaß von bis zu zehn Jahren soll es hingegen künftig die Möglichkeit der Diversion geben, bei der das Verfahren gegen eine Geldbuße von 360 Tagsätzen und Schadenswiedergutmachung endgültig eingestellt wird.
Stein des Anstoßes: Die Diversion, von Kritikern auch "Freikauf" von einer Haftstrafe genannt, soll künftig auch auf Delikte wie Amtsmissbrauch und Untreue mit einer Strafandrohung von bis zu zehn Jahren Haft angewendet werden.

Was Eckart Ratz, Präsident des Obersten Gerichtshof, besonders aufstößt: Karl will künftig die Diversion zusätzlich erleichtern, indem die hinreichende Klärung des Sachverhalts nicht mehr als Voraussetzung gilt. " Es steht zu befürchten, dass Prozessabsprachen im Ermittlungsverfahren ohne Verdachtsklärung in Großverfahren zur Regel würden", schreibt Ratz in seiner Stellungnahme zum Entwurf. Und: "Fehlen hinreichende Sachverhaltsklärung und Gerichtskontrolle, sind verfahrensbeendende Absprachen rechtsstaatlich besonders bedenklich". Nach Karls Vorstellungen könnte schon ein Anfangsverdacht "mit einer Geldzahlung ad acta befördert werden".
Ebenso wie Karl verteidigen die Staatsanwälte die geplante Regelung grundsätzlich, weil damit Bagatellfälle rascher erledigt werden könnten. Ihr Vertreter Gerhard Jarosch ist überzeugt, dass durch zwei Einschränkungen keine schweren Korruptionsfälle zum Fall einer Diversion werden könnten: erstens, weil die Absprache bei schwerer Schuld nicht anwendbar sei; zweitens, weil die Generalprävention - die Abschreckwirkung - bedacht werden müsse. Jarosch räumt ein, dass die die Aufklärung der Fälle weiterhin gewährleistet sein sollte.
Was im Artikel nicht erwähnt wird: Günstigkeitsgebot. Dh sobald das in Kraft tritt, können sich ungefähr alle von Ali über KHG und Hochegger bis Wittauer die da jetzt in den diversen Sümpfen von Telekom bis was weiß ich herumstapfen, in Diversionsverhandlungen stürzen, keiner muss mehr aufklären, so viel können 360 Tagessätze auch nicht sein, man gilt weiterhin und immerdar als unschuldig, ganz ohne Vermutung.
Ich mein', es sei denn schwere Schuld, aber alle haben ja nur ihre hochheilige Bürgerpflicht im besten Sinne für das Land gemacht. Echte Patrioten, wollten nur das beste von... für Österreich und österreichische Unternehmen.

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Das Dunkelfeld kann nur geschätzt werden (sonst wäre es ja Teil des Hellfelds, also der bekannt gewordenen Straftaten). Bei zB Gewalt in der Familie ist das Dunkelfeld der überwiegende Teil der Taten.

Besonders schwierig ist es, das bei Mord zu schätzen - die Zahlen gehen von 5% bis 50%.

http://noe.orf.at/news/stories/2536709/

In diesem Artikel sieht man einen Fall, der fast dem Dunkelfeld anheimgefallen wäre (Altenpflegerin vergiftet mutmaßlich 2 (oder mehr oder weniger) zu Betreuende, Fall wird nur durch Engagement Fernsehsendung überhaupt ins Rollen gebracht). Und der Fall zeigt auch, wieso das Dunkelfeld überhaupt so groß sein könnte.

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http://www.bmi.gv.at/cms/BK/presse/file ... HJ2012.pdf

Neuer Halbjahresbericht des BMI.

Es wird sehr stark auf die positiven Seiten fokussiert, und sehr kompakt. Hier was ich als besonders relevant sehe:
Die Aufklärungsquote liegt damit im 1. Halbjahr 2012 bei 41,9 Prozent und somit 1,1 Prozentpunkte unter dem Rekordwert im Halbjahr 2011 (43,1 Prozent), jedoch 2,3 Prozentpunkte über dem Vergleichshalbjahr 2010 (39,6 Prozent). Eine besondere Herausforderung im Bereich der Aufklärungsarbeit stellen die vielen Betrugsversuche via Internet dar.
Mit 2.020 Anzeigen im Bereich des Diebstahls von Kraftfahrzeugen bleibt dieses Delikt seit drei Jahren konstant tief. Waren es im ersten Quartal 2003 noch 2.770 und im Vergleichszeitraum 2009 noch 4.471 angezeigte Delikte, so wurden in den ersten sechs Monaten 2012 in gesamt Österreich um 361 Kraftfahrzeuge weniger gestohlen als 2011 (2.381 Anzeigen). Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Einbrüchen in Wohnungen und Einfamilienhäusern. Seit dem Jahr 2009 sind die Zahlen auf konstant niedrigem Terrain: waren es im ersten Halbjahr 2010 8.051 und 2011 8.309 Anzeigen, so sind im ersten Halbjahr 2012 insgesamt 8.260 Anzeigen bei der Polizei eingegangen, was einem Rückgang um 0,6 Prozentpunkte bedeutet.
Im ersten Halbjahr 2012 wurden in Österreich im Bereich der gesamten IT-Kriminalität 4.293 Delikte zur Anzeige gebracht, was einer Verdoppelung der Zahlen bedeutet. (1. Halbjahr 2011: 2.143 Anzeigen). Einen Anstieg gibt es erneut in beinahe allen Delikten: so ist Phishing um 328 Prozent von 45 auf 193 und Hacking um über 143 Prozent von 101 auf
246 Anzeigen im ersten Halbjahr 2012 angestiegen. Weiterhin zunehmend sind auch die Betrugsdelikte im Internet und mittels neuer Technologien: so ist der Betrug durch Missbrauch des Internets von 797 auf 1.606 Anzeigen, der Betrug bei Internetauktionen von 688 auf 907 Anzeigen, der Betrug durch/mit Kreditkarten von 380 auf 467 Anzeigen und der Betrug durch Mobiltelefone von 379 auf 702 Anzeigen gestiegen.
Die Anzahl der Gewaltdelikte – sowohl bei vorsätzlicher Tötung und Körperverletzung als auch bei Sittlichkeitsdelikten – steigt weiter leicht an (1. Halbjahr 2011: 20.346, 1. Halbjahr 2012: 21.821 Anzeigen). Die hohe Aufklärungsquote liegt über 81 Prozent. Bei rund 58 Prozent gab es eine Beziehung zwischen Täter und Opfer.

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Aus kriminalpolitischen Überlegungen kann ich den heutigen Falter sehr ans Herz legen.

Zum einen bricht dort Florian Klenk einen Lanze für den sogenannten Mafiaparagraph. Richtig gelesen!

Er argumentiert schlüssig, die Tierschützer waren ganz klar keine auf längere Zeit angelegte unternehmensähnliche Verbindung einer größeren Zahl von Personen zur wiederkehrende und geplante Begehung schwerwiegender strafbarer Handlungen, zwecks erheblichen Einfluß auf Politik oder Wirtschaft und um andere zu korrumpieren.
Das hat ja auch das Gericht entschieden.

Das Problem waren die Strafverfolgungsbehörden, die diesen Paragraf vorgeschützt haben.
Man sollte besser die reformieren, statt es Gesetzestextes.

Einen anderen Artikel eines Richters gibt es noch, der seinerseits für konsequente und weitreichendere Beschlagnahmemöglichkeiten in Korruptionsverfahren plädiert. Das habe sich im Kampf gegen die Mafia in Italien bewährt - mafiöse Strukturen (s.o.) bzw Korruption sind schwierig nachzuweisen, die (il)legale Herkunft von Vermögenswerten hingegen leichter.
Dies würde vor allem generalpräventiv gut wirken und darüber hinaus dem Staat Einnahmen bringen, in Italien Milliarden.

(Ich denke hier zB an den Fall eines Gutachtens, dass etwas mehr gekostet hat, als es wert war, damit das Geld von der einen Kasse in die andere wandert. Das überschüssige Geld könnte ja jetzt in die Staatskasse weiter wandern.)
Dazu auch, was ich immer sage: Finanzbeamte und Strafverfolgungsbehörden sind normalerweise in der Lage, mehr Einnahmen als Ausgaben zu erzeugen.

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http://orf.at/stories/2159123/2159121/
Nirgends auf der Welt werden so viele Verbrechen gestanden wie in Japan. Bei einer der niedrigsten Kriminalitätsraten hat das Land eine der weltweit höchsten Aufklärungsraten. Doch nicht selten basieren die Verurteilungen auf falschen Geständnissen, berichtet die BBC: Immer wieder wird Kritik am Polizeiapparat und am Justizsystem laut, weil zahlreiche Unschuldige verurteilt werden.

Gefährliche Drohungen im Internet waren der jüngste Auslöser der Debatte. Auf mehreren Websites wurden Anfang des Jahres Amokläufe in Schulen angekündigt und Morddrohungen gegen Prominente wie die Enkelkinder des Kaisers ausgesprochen. Die polizeilichen Ermittlungen führten zur Verhaftung von vier Verdächtigen. Zwei, darunter ein 19-jähriger Student, gestanden, für die Einträge verantwortlich zu sein.

Im Oktober enthüllte der wahre Verfasser der Drohungen gegenüber seinem Anwalt, Yoji Ochichai, und lokalen Medien seine Identität. Er erklärte im Detail, wie er sich Kontrolle über die Computer der Verurteilten verschafft habe und damit Unzulänglichkeiten des japanischen Rechtssytems aufzeigen haben wolle.

Das sei ihm auch gelungen, erklärte Ochiai gegenüber der BBC. Man müsse sich die Frage stellen, warum sich Unschuldige zu Verbrechen bekennen, die sie nicht verübt haben und unter welchem Druck sie ihre Aussagen gemacht hätten.
Ein Grund für die hohe Zahl falscher Geständnisse ist der hohe Druck, unter dem die japanische Polizei ihre Verdächtigen verhört. Noch bevor ein Festgenommener zum ersten Mal mit einem Anwalt Kontakt aufnehmen kann, ist er in einem „Ersatzgefängnis“ auf der Polizeiwache, in denen Verdächtige tagelang sitzen, bevor sie zum ersten Mal mit einem Anwalt Kontakt aufnehmen können.
Dort sind sie Polizeibeamten ausgeliefert, die nach Angaben der Anwaltsvereinigung in Tokio „eine außergewöhnliche Fülle von Techniken entwickelt haben, Schmerz und Terrorisierung des Opfers zu maximieren und gleichzeitig sichtbare Verletzungen zu minimalisieren“. Viele dieser Techniken wurden in Berichten detailliert beschrieben. Die Wirkung ist jedenfalls so, dass schließlich in aller Regel die erwarteten Geständnisse vorliegen - oft gleich mehrfach, um dem Richter das Schuldurteil „zu erleichtern“.

Ein weiterer Punkt, warum in Japan schneller Geständnisse abgelegt werden als anderswo, ist für Anwalt Ochiai in der Mentalität des Landes begründet. „Menschen glauben traditionell, dass sie sich nicht gegen Autoritäten auflehnen dürfen, dazu zählt auch die Polizei.“
Auch Todesurteile stützen sich nicht selten auf Geständnisse, die später - meist erfolglos - widerrufen werden.
In Japan warten Todeskandidaten oft mehrere Jahre in Einzelhaft auf ihre Hinrichtung, deren Zeitpunkt ihnen nur wenige Stunden vorher angekündigt wird.

Experten sprechen daher von einem besonders grausamen Vorgehen des japanischen Strafvollzugs. In Japan wurden 2012 bisher sieben verurteilte Straftäter hingerichtet. Mit den USA ist Japan die einzige demokratische Industrienation, die noch die Todesstrafe vollstreckt.
2010 wurden erstmals der genaue Hergang einer Hinrichtung in Japan bekannt. Mehrere Fernsehstationen erhielten Zugang zu den Hinrichtungskammern. Auf den übertragenen Bildern war ein Raum mit einem aufgemalten Viereck am Boden zusehen. In der Mitte ist eine Markierung angebracht - auf diesen Punkt müssen sich die Verurteilten stellen, bevor ihnen die Schlinge um den Hals gelegt wird. Anschließend öffnet sich unter ihnen eine Falltür. Dieser Mechanismus wird über einen von drei Knöpfen in einem anderen Raum ausgelöst, wobei drei Beamte gleichzeitig einen Knopf betätigen und somit unklar ist, welcher zum Tod des Verurteilten führte.

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Die Polizei wollte ja einzelne, schwach frequentierte Polizeistellen über Nacht schließen. Das hätte neue Fragen gebracht (Waffensafes?), deswegen lässt man es jetzt. In einem Wahljahr wird das niemanden überraschen.

Außerdem will man im Burgenland "lokale Sicherheitsmanager" (vulgo Dorfpolizisten) wiedereinführen. Denn, und das finde ich spannend:

http://derstandard.at/1358305230539/Kei ... en-in-Wien
Denn obwohl nur 1,9 Prozent der Straftaten in Österreich im Burgenland passieren, fühlen sich die Bewohner des östlichsten Bundeslandes laut einer Studie nach den Wienern am unsichersten
Im Burgenland leben ca 3,4% der ÖsterreicherInnen, also eigentlich sollten sich die besonders sicher fühlen.

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Florian Klenk im Falter schreibt:
Wien ist die sicherste Stadt Europas.
Nirgendwo sonst sind die Furcht vor Kriminalität und Verbrechensrate
niedriger. Jeder Ort dieser Stadt kann zu jeder Zeit gefahrlos betreten
werden.
Beinahe könnte man diese Errungenschaft vergessen und zwar ausgerechnet dort, wo Wien besonders prunkvoll und sicher ist: am Graben und am Kohlmarkt. Schuld daran sind die dort ansässigen Juweliere und Schmuckhändler.
Schleichend haben sie immer mehr private Söldner im öffentlichen Raum
postiert, damit diese von außen die Geschäfte der Betuchten bewachen.
Kostümiert in schwarzen Uniformen, ausgestattet mit Faustfeuerwaffen und Funkgeräten.
Im Gegenteil, mit ihrer Inszenierung verbreiten sie ein ständiges Gefühl der Unsicherheit und den Eindruck, dass Ordnung in dieser Stadt nur noch mit privaten Armeen garantiert werden kann. Ein Tourist könnte meinen, jeden Tag werde am Graben ein Geschäft überfallen.
In Folge spricht er sich völlig gegen private Securities und für das staatliche Gewaltmonopol aus. Ich kann ihm da nicht zustimmen, natürlich hat ein jeder ein Recht, seine Grundrechte auch selbst zu verteidigen. Der Staat soll dafür sorgen, dass er/sie das nicht nötig hat, aber verbieten würde ich es nicht.

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http://www.washingtonpost.com/blogs/won ... g-the-nra/

Ein Artikel in der Washington Post zur Reduzierung von Kriminalität. Ca 2/3 der Ansätze sind auch schon durch entsprechende Studien belegt, bei ein paar gibt's nur Indizien.

http://images.zeit.de/wissen/2012-11/s4 ... waffen.pdf

Und die Zeit hat eine Inforgraphik zu den Ländern mit den meisten Privatwaffen und die Anzahl der getöten Personen dazu.

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http://derstandard.at/1363706950300/70- ... ie-veruebt
In Österreichs Familien werden monatlich mindestens zwei Morde verübt. Damit betreffen 70 Prozent der Mordfälle den Familienkreis. Im Jahr 2010 etwa gab es in Österreich 157 Tötungsdelikte, 111 davon wurden im familiären Umfeld begangen. Laut Bundeskriminalamtsleiter Franz Lang ereignen sich in Summe drei Viertel der Tötungsdelikte im sozialen Nahumfeld. Das schließt neben der Familie auch den näheren Bekannten- und Freundeskreis mit ein.
Durchschnittlich werden in Österreich jedes Jahr 300.000 Frauen Opfer gewalttätiger Partner, berichtete die Wiener Gerichtsmedizinerin Andrea Berzlanovich im Rahmen der derzeit stattfindenden Österreichischen Ärztetage.
"Fast zehnmal am Tag rückt in Wien die Polizei aus, um Frauen und Kinder vor ihren Ex-Partnern, Partnern oder Vätern zu schützen", so Berzlanovich. Österreichweit seien es 21 Fälle pro Tag.
Dabei sei häusliche Gewalt fast nie ein einmaliges Erlebnis, "sondern ein System an Misshandlungen, das auf Macht und Kontrolle abzielt". Den sprichwörtlich-verharmlosenden "Ausrutscher" der Täter gebe es nur sehr selten.

Das System der häuslichen Gewalt baut sich nicht von heute auf morgen auf. Vor allem Tötungsdelikte und schwere Delikte durch den Intimpartner geschehen nicht aus heiterem Himmel

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http://derstandard.at/1369362961278/Ueb ... minalitaet

Ein sehr ausführlicher Artikel mit sehr vielen Zahlen zum Thema.
Im Hinblick auf den zu erwartenen Wahlkampf der #FPÖ sollte man das auf jeden Falls gelesen haben.

Und hier noch etwas zur Deliktsverteilung:
http://www.google.at/url?sa=t&rct=j&q=& ... 3778,d.Yms

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http://www.kobuk.at/2013/06/raubueberfa ... der-krone/

Kobuk deckt einen Artikel der Krone auf, in welchem diese mit absichtlich falsch ausgewählten Zahlen ganz üble Panikmache betreibt.

Kobuk hat selbst entsprechend recherchiert und ein paar interessante Daten zu Raubüberfallen in Österreich der letzten 10 Jahre.

Die "gute" Nachricht: Die Anzahl der Raubüberfälle ist seit Jahren leicht rückläufig. (Gut unter Anführungszeichen, weil die Abnahme erstens nicht so dramatisch ist und zweitens es für ein Opfer völlig egal ist, ob die Anzahl steigt oder fällt).

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http://derstandard.at/1371171382188/Jug ... Rekordtief

Jugendkriminalität sinkt - so wie drüber schon über Raubüberfälle geschrieben - seit Jahren leicht (Mit der Einführung der Diversion gab es natürlich den größten Knick). Details, Grafiken im Link.

Die Zahlen werden an Straftaten pro 100 000 Jugendliche - also relativ - gemessen, die Bevölkerungsentwicklung ist also nicht die Ursache.

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http://derstandard.at/1389858845383/Bri ... ragskiller
Für welche Summen Auftragskiller in Großbritannien töten, haben Forscher der Uni Birmingham untersucht. Dafür sahen sie sich Fälle aus den Jahren 1974 bis 2013 an, wie sie in der Februarausgabe des "Howard Journal of Criminal Justice" darlegen. Die "Preisspanne" reichte von 200 Pfund (242 Euro) bis zu 100.000 Pfund (121.200 Euro) - was einen Durchschnittspreis von 15.180 Pfund (18.460 Euro) ergab.

Grundlage der Untersuchungen waren Zeitungsartikel, Gerichtsaufzeichnungen und Interviews mit ehemaligen Straftätern. Insgesamt zählten die Wissenschafter um Studienleiter David Wilson 27 Auftragsmorde im Königreich, die meisten davon wurden mit Schusswaffen durchgeführt. 36 Auftragskiller waren involviert, nur einer davon war eine Frau.

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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Dis

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http://derstandard.at/1397521470038/NEE ... rkastl-rau

Es ist zwar "nur" ein Einserkastl im Standard, ich glaube aber, dass seine Theorie durchaus was für sich hat (er hat es ja auch nicht selbst erfunden, sondern von Leuten, die mit Daten arbeiten):
Nimmt schwer aggressives Gewaltverhalten in der Öffentlichkeit zu? Die Bediensteten der Wiener Linien sagen Ja, verweisen auf schwere tätliche Angriffe in der letzten Zeit, darunter auch viele, die gar nicht die Aufmerksamkeitsschwelle der Öffentlichkeit erreicht haben. Ähnliches hört man von der ÖBB und den Taxifahrern.

Einen möglichen Hinweis bietet die Demografie und die Sozialstatistik. Nach einer Studie des Soziologieinstituts der Uni Linz und der Arbeiterkammer Oberösterreich gibt es in Österreich rund 75.000 sogenannte NEETs. Das sind junge Leute zwischen 15 und 24, die Not in Education (Unterricht), Employment (Beschäftigung) oder Training (Ausbildung) sind. Insgesamt machen sie 8,2 Prozent der Altersgruppe aus (11,1 Prozent in Wien). Mädchen und junge Frauen haben einen Anteil von über 50 Prozent bei jenen mit NEET-Status; aber wenn es um Gewalt geht, sind junge Männer statistisch die relevante Gruppe.

Ein paar Zehntausend junge Burschen und Männer ohne strukturierte Beschäftigung, ohne Berufsperspektive und daher auch mit geringer Aussicht auf erfolgreiche Kontakte mit dem anderen Geschlecht: Ist das eine Erklärung für die spontanen Gewalttaten gegen vollkommen Fremde? Für Taten, die oft mit überschießender, "abnormaler" Brutalität vor sich gehen? Die Mitarbeiter der Öffis sollten besser geschützt werden. Aber das ist nur ein Teil einer Lösung.

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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Dis

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Auch die Presse hat sich dem Thema "Wie unsicher ist Wien?" angenommen.

http://diepresse.com/home/panorama/wien ... r-ist-Wien
Ein 21-Jähriger, der zumindest acht Frauen brutal niederschlägt und ausraubt. Der die Opfer, darunter ein 13-jähriges Mädchen, unter anderem mit einer Eisenstange attackiert und schwer verletzt. Ein 88-Jähriger, der drei Frauen ohne ersichtlichen Grund angreift und anhand einer Tatwaffe, eines Schnitzelklopfers, überführt wird. Eine Schießerei zwischen Jugendlichen bei der Lugner-City. Ein 22-Jähriger, der ebenfalls im 15. Bezirk von einem Unbekannten angeschossen wurde. Eine Vergewaltigung beim Praterfest am 1. Mai und zuletzt ein Vergewaltigungsversuch am Alsergrund, der mit schweren Stichverletzungen der Männer, die die Frau attackiert haben sollen, endet.

Die Serie spektakulärer Gewaltverbrechen der vergangenen Wochen in Wien scheint nicht abzureißen. Selbst langjährige Ermittler sprachen zuletzt - im Zusammenhang mit dem Eisenstangenräuber - von einer bisher ungekannten Brutalität.
Langfristig zeigen die Statistiken: Die Kriminalität sinkt in Wien. So, wie sie in sämtlichen westlichen Großstädten eher rückläufig ist (siehe Artikel rechts). Wien habe kein Kriminalitätsproblem, die Stadt werde nicht unsicherer, sagt Reinhard Kreissl, wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Kriminalsoziologie. In Berlin oder Frankfurt etwa seien die Verbrechensraten deutlich höher. Aber angesichts der kleineren Fallzahlen in Wien würden Ausschläge nach oben freilich höher rezipiert. Serien wie zuletzt seien selten, passierten aber immer wieder. Und: Sie haben einen großen Einfluss auf das subjektive Sicherheitsgefühl der Wiener.

„Das ist aber eher eine kurzfristige Aufregung. Die eigentlichen Sorgen der Menschen sind andere", sagt Kreissl und verweist auf Umfragen, denen zufolge das persönliche Sicherheitsgefühl eher von wirtschaftlichen Fragen, der Stabilität der Finanzmärkte und der sozialen Situation abhänge. „Kriminalität ist keine so präsente Sorge."

Freilich sorgen gewisse Verbrechen besonders stark für ein Gefühl von Unsicherheit: Am stärksten sei der Effekt bei Einbrüchen, bei denen die Intimsphäre verletzt wird. „Dazu kommt die Angst vor Stereotypen wie dem schwarzen Mann, dem Überfall in U-Bahn-Nähe", sagt Kreissl. Spektakuläre Überfälle wie zuletzt bedienen die Angst vor Übergriffen durch Unbekannte. Auch wenn die reale Gefahr, Opfer eines solchen Verbrechens zu werden, gering ist. „Statistisch ist die Wahrscheinlichkeit, von jemandem schwer verletzt zu werden, hinter der eigenen Wohnungstür viel höher. Und wenn Sie fragen, wer in den vergangenen zwölf Monaten Opfer eines Verbrechens wurde oder eines miterlebt hat, sind das tatsächlich sehr wenige Menschen." Auch wenn das subjektive Gefühl der Wiener derzeit ein anderes ist. Aber diese Angst, ausgelöst durch Serien an Verbrechen, geht schnell vorbei. „So ein Hype dauert gewöhnlich ein bis zwei Monate", sagt Kreissl.
„Auch wenn Statistiken nach unten gehen, ein kleines Segment geht immer nach oben, das wird aufgegriffen." Aber die Konjunkturen laufen schnell, die Aufregung ist rasch vergessen.

Verbrechen aber sind im Alltag permanent präsent. „Crime sells", bei Boulevardblättern wie im TV. „Die Alltagskultur ist von Verbrechen stark durchtränkt. Das Grauen vom Lehnsessel aus zu betrachten ist verführerisch, es bedient die Angstlust, das ,Aufgeilen‘ an spektakulären realen wie fiktiven Fällen. Auch wenn das mit dem Alltag der Menschen wenig zu tun hat."

Und freilich wird Verbrechen politisch instrumentalisiert, auch die Polizei vermittle den Eindruck, die Welt werde gefährlicher. „Durch die Brille der Beamten ist das auch so, auch weil sich ihre Position ändert. Polizisten werden weniger als Autorität anerkannt", sagt Kreissl. Belastbare Indikatoren, dass das Leben in Wien gefährlicher werde, Verbrechen brutaler würden, gebe es aber nicht.
Die Gefahr, dass ganze Viertel zu Gefahrenzonen werden, sei auch gering. Aus dem Polizeimonitor, der tagesaktuellen Anzeigenstatistik, lasse sich das nicht ableiten. Wenngleich es in einigen Straßen - in denen Wettlokale, Handy-Shops und Stehkneipen eine spannungsgeladene Mischung ergeben - zu mehr Delikten kommt als anderswo.

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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Dis

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http://futurezone.at/digital-life/inter ... -gestiegen

Die FuZo schaut über die Landes-, nicht aber über die Sprachgrenzen.
Insgesamt registrierte die [deutsche] Polizei im vergangenen Jahr einen leichten Anstieg (0,7 Prozent) auf nunmehr 64 426 Fälle von Kriminalität mit „Informations- und Kommunikationstechnik“, schreibt die „Welt“ unter Berufung auf die Kriminalstatistik für das Jahr 2013. Das sei ein Rekordwert. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) stellt die Statistik offiziell an diesem Mittwoch vor.

Nach Angaben der Zeitung werden nur 25 Prozent der Fälle im Bereich Internetkriminalität aufgeklärt. Besonders enorm sei der Anstieg der Straftaten bei der Computersabotage um 17,6 Prozent auf 12 766 Fälle. Beim Ausspähen und Abfangen von Daten ging die Zahl hingegen um 5,3 Prozent auf 15 909 Fälle zurück. Experten gehen dem Bericht zufolge davon aus, dass nur etwa zehn Prozent der Internetstraftaten bekannt werden.
90% der Onlinekriminalität spielt sich im Dunkelfeld ab. (Schätzungsweise, wenn man das Dunkelfeld genau kennen würde, wäre es ja kein Dunkelfeld mehr).

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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Dis

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Subjektives Sicherheitsempfinden und #securitytheatre
Die Welser Polizei versucht's mit crowdsourcing, wie die heutigen Salzburger Nachrichten schreiben:
Demnächst fällt der Startschuss für die Smartphone-App der Polizei „Topos – Sicher in Wels“.
Pressesprecher Bernd Innendorfer: „Die Menschen können mit Reglern eine Bewertung ihres aktuellen Standorts vornehmen und der Polizeimitteilen, wie sicher sie sich dort fühlen.“ Abgefragt werden etwa die Sauberkeit des Platzes, das Image oder das Verhalten der Mitmenschen. Diese Daten wertet die Polizei aus und hat so erstmals die Möglichkeit, das subjektive Sicherheitsempfinden der Welser zu erfassen. Dargestellt werden die Ergebnisse auf einer Landkarte.
Mit diesem Wissen will die Polizei bei besonders „unsicher“ eingestuften Orten gegensteuern. Innendorfer: „Indem man zum Beispiel öfter Kollegen Streife fahren lässt
oder für eine bessere Beleuchtung sorgt. Je nachdem, was die Bürger als unsicher einschätzen.“
Zwar gehen die Anzeigen bei gewissen Delikten in der Kriminalstatistik zurück und die Aufklärungsquote steigt, doch sicherer fühlen sich die Bürger deswegen nicht. Laut Studien bezeichnet nur rund ein Drittel der Österreicher ihren Zustand als „sehr sicher“. Hinzu kommt ein West-Ost-Gefälle. Schätzen die Menschen in Vorarlberg ihre Situation als besonders sicher ein, nimmt dieses Gefühl ständig ab, je weiterman sich nach Wien bewegt.
Grundsätzlich ja eine nette Idee - wenn sich die WelserInnen nachher besser fühlen, weil halt irgendwo eine zusätzliche Straßenlaterne hingestellt wird oder die Polizei jetzt einmal in der Woche vorbeifährt, ist ja dagegen nichts zu sagen. Auch dass man das subjektive Sicherheitsempfinden nunmehr versucht datenmäßig zu erfassen, ist zu begrüßen.
Fraglich ist halt, ob genug und unterschiedliche Leute da mitmachen, dass das Ergebnis irgendeine Aussagekraft hat.
Zum Schluss noch die nonaned-Bemerkung, dass man zuerst an der tatsächlichen Aufklärungsquote arbeiten sollte, bevor man sich dem subjektiven Sicherheitsgefühl zuwendet, aber das ist ja fast schon ein Totschlagsargument.

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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Dis

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FBI-Studie zu Amokläufen
http://orf.at/stories/2247113/
Die Zahl der Amokläufe in den USA ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine gestern (Ortszeit) veröffentlichte FBI-Studie, die alle derartigen Vorfälle seit der Jahrtausendwende untersucht.

Demnach gab es in den ersten sieben Untersuchungsjahren im Durchschnitt 6,4 Amokläufe pro Jahr, in den folgenden sieben Jahren waren es 16,4.
Viel willkürlicher hätten sie das nicht mehr arrangieren können. Aber eine Steigerung scheint wohl klar vorzuliegen.
Der Studie zufolge ereigneten sich 70 Prozent der Amokläufe in Schulen beziehungsweise Einkaufszentren. Beim tödlichsten derartigen Angriff in den USA wurden 2007 in der Universität Virginia Tech 32 Menschen getötet. Im Dezember 2012 wurden in einer Schule in Newtown in Connecticut 20 Erstklässler und sechs Erwachsene getötet. Insgesamt wurden dem Bericht zufolge seit 2000 bei Amokläufen im ganzen Land 1.043 Menschen getötet oder verletzt.

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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Dis

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http://science.orf.at/stories/1751242

Orf.at berichtet über eine Studie, derzufolge der "Besser-als-der-Durchschnitt-Effekt" auch bei einsitzenden (Schwer-)Kriminellen zutrifft - das könnte eine Erklärung sein, wieso Resozialisierung meistens weniger erfolgreich ist, als prognostiziert.
"Better than average effect" heißt das Phänomen in der englischen Fachliteratur, und es wurde bereits in vielen Studien beobachtet und beispielsweise auch anhand von Studierenden beschrieben: Besonders jene angehenden Akademikerinnen und Akademiker, die bei bisherigen Tests weit unterdurchschnittlich abgeschnitten haben, überschätzen ihr Leistungsvermögen.

Zwei Mechanismen könnten dahinter stecken: Entweder fehlt ihnen die Fähigkeit, sich selbst zu analysieren, oder sie stecken all ihre Energie in die Aufrechterhaltung eines positiven Selbstbildes.
Constantine Sedikides und sein Team wollten überprüfen, ob dieser Effekt selbst dann noch wirksam ist, wenn die objektiven Umstände eine andere Sprache sprechen. Die Psychologen gingen in ein Gefängnis und baten 85 Insassen, die zum großen Teil Gewaltdelikte, Raub, Drogendelikte oder Diebstahl auf dem Kerbholz hatten, um ihre Selbsteinschätzung.

Hinsichtlich der Eigenschaften "moralisch", "nett zu anderen", "vertrauenswürdig", "ehrlich", "zuverlässig", "mitfühlend", "großzügig", "gesetzestreu" und "hohe Selbstkontrolle" sollten sie sich sowohl mit dem durchschnittlichen Mitgefangenen, als auch mit dem Durchschnittbürger vergleichen.
Die Ergebnisse waren bei beiden Fragen sehr eindeutig: Im Vergleich zu ihren Haftkolleginnen und -kollegen (zur Geschlechterverteilung machen die Forscher keine Angaben) sahen sich die Befragten in jeder Hinsicht überlegen - besonders hoben sie die Ehrlichkeit und die Gesetzestreue hervor, von der die anderen Straftäter noch viel weniger besitzen würden als sie selbst.

Auch im Vergleich zum nicht-kriminellen Durchschnittsbürger ordneten sich die inhaftierten Straftäter als moralischer, netter, vertrauenswürdiger etc. ein - allerdings mit einer Ausnahme: An Gesetzestreue mangle es ihnen, räumten die Befragten ein.
Die Forscher sehen in ihrer Studie den Beleg, dass der "Besser-als-der-Durchschnitt"-Effekt auch unter das Gegenteil belegenden, äußeren Umständen durchschlägt. Sie fragen sich allerdings auch, was dieses Ergebnis für die Resozialisierung bedeutet. Denn wenn Menschen jegliche Einsicht in die eigenen Schwächen und Fehler fehlt, sei fraglich, ob nach der Haftende ein anderer Weg beschritten wird.

Die Rückfallsraten, die immer höher sind als die Angaben, die Straftäter vor ihrer Enthaftung zur Wahrscheinlichkeit eines neuerlichen kriminellen Aktes machen, scheinen diese verschobene Selbsteinschätzung zu bestätigen.
Die Studie gibt es im Volltext auch zum Runterladen, 85 Inhaftierte (vermutlich alle männlich) wurden befragt:
http://eprints.soton.ac.uk/365954/

Von dort möchte ich noch ein Zitat bringen (Heraushebung von mir), welches im ORF-Artikel übersehen wird:
With one exception, prisoners evaluated themselves more favourably than the average, non-incarcerated individual on every trait. The one exception—law abidingness—on which prisoners saw themselves as equal to the average citizen, probably makes the point more strongly than any other trait dimension. These findings clearly demonstrate that the BTAE does not depend on distributions in which the participants sampled have unusually high status on the trait dimensions.

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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Dis

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Minority Report rückt wieder einmal näher - Predictive Policing soll Einbrüche vorhersagen.

http://orf.at/stories/2261957/2261958/
Die neue Software soll vorhersagen, in welchem Gebiet und zu welcher Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit Einbrüche zu erwarten sind. Dafür wird das System vorab mit den entsprechenden statistischen Daten der letzten Jahre gefüttert. Berücksichtigt werden dabei Ort und Zeitpunkt der Taten sowie mögliche erfasste Zusatzinfos zur Vorgehensweise oder spezifischen Einbruchswerkzeugen der Täter. Personenbezogene Daten werden nicht verarbeitet.
Fortan gibt das System auf Knopfdruck aus, wo in nächster Zeit (ein paar Tage bis eine Woche) das Risiko für einen neuerlichen Einbruch am größten ist. Das Ergebnis wird den ermittelnden Beamten dabei grafisch auf einer Karte dargestellt. Die Polizei kann sodann die Einbrecher durch gezieltes Auflauern fassen oder ihre Streifenpräsenz in dem betroffenen Gebiet erhöhen, um die Einbrüche zu verhindern.
Ich bin ja eher skeptisch, ob das Ding nicht eher nonaned Vorhersagen macht "In der Energiewoche wird es zu erhöhten Einbrüchen in Einfamilienhaussiedlungen in den Abendstunden kommen", aber laut dem Artikel werden vergleichbare System schon erfolgreich in anderen Ländern eingesetzt.
In Deutschland und der Schweiz wird mit Pre Crime Observation Systems (PRECOBS) bereits ein vergleichbares System eingesetzt. Durch die verstärkte Polizeipräsenz konnten etwa die Dämmerungseinbrüche im Stadtgebiet von Zürich erheblich (innerhalb eines halben Jahres um 40 Prozent) gesenkt werden. 86 Prozent der ausgegebenen Prognosen waren laut der Zürcher Polizei zutreffend.
Der Umstand, dass Einbrüche auch von organisierten Banden begangen werden, die dann zeitlich und örtlich knapp beieinander zahlreiche Taten begehen, scheint der Prognostizierbarkeit sehr entgegen zu kommen.
Außerdem: Precobs. Was ein Akronym. Und nicht vergessen, bei Minority Report heißen sie Precogs.
„Es muss eine große Anzahl an Delikten geben, damit das System aussagekräftige Prognosen mit zeitlicher und örtlicher Eingrenzung erstellen kann“, so Kleb [eine der involvierten Forscherinnen]. Raubdelikte seien hierzulande etwa zu selten, um daraus Muster abzuleiten. Taschendiebstahl sei zwar sehr häufig, aber die vorhandene Datenqualität nicht gut genug.
Laut Kriminalstatistik gab es im Jahr 2013 hierzulande 7,2 Prozent mehr Einbrüche als noch im Jahr davor. Insgesamt wurden 16.548 Anzeigen (15.454 Anzeigen im Jahr 2012) wegen Einbrüchen in Wohnungen und Wohnhäuser verzeichnet, das entspricht über 45 Einbrüchen pro Tag. Die Auswertung für 2014 wurde noch nicht veröffentlicht.

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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Dis

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Es wurden neue Kriminalitätsstatistiken veröffentlicht, deswegen schreiben die Medien (inklusive kortz.at) derzeit vermehrt darüber.

http://orf.at/stories/2273751/
8.954 Ladendiebstähle zählte die Polizei im Vorjahr in Wien, das ist im Vergleich zu 2013 ein leichter Rückgang von 1,7 Prozent. Die Aufklärungsquote lag bei 87,8 Prozent. Jedes Jahr verschwinden in Wien Waren im Wert von 150 bis 180 Millionen Euro, heißt es von der Wirtschaftskammer, 48 Prozent davon sind dem herkömmlichen Ladendiebstahl zuzuordnen.
Überraschende hohe Aufklärungquote bei Ladendiebstählen. Man könnte natürlich mutmaßen, dass die Polizei meist von ladendiebstählen nur erfährt, wenn's gleich Verdächtige dazu gibt, wenn der Billa am Ende des Monats draufkommt, das vom teuren Whiskey 2 Flaschen fehlen, zeigen die es vermutlich nicht an (oder doch, wegen der Versicherung? Weiß ich leider nicht genug darüber).
30 Prozent der Waren allerdings werden laut Wiener Wirtschaftskammer von den eigenen Mitarbeitern geklaut. Am meisten gestohlen werden Textilien, Kosmetikartikel und Kleinelektronik.
Auf der anderen Seite haben die Geschäfte in letzter Zeit vermehrt mit organisierten Banden zu kämpfen. Die Diebe kommen mit präparierten Einkaufstaschen und setzen Diebstahlssicherungen außer Kraft. „Diese Banden kommen oft mit Kleinbussen und verlassen gut gefüllt die Stadt“, sagt Pellet.
Die Banden hätten es meist auf hochpreisige Markenartikel abgesehen, die sich leicht verkaufen lassen, egal ob Kleidung, Schuhe, Parfüms oder ähnliches, sagt Hroch. In solchen Fällen sei die Schadenssumme dann auch viel höher, erklärt Hroch. Die großen Einkaufszentren würden immer mehr gegen den Ladendiebstahl tun, die Kleinen würden das unterschätzen, so Hroch. Die Nachfrage nach Kaufhausdetektiven steige aber an.
Gehen wir aber gleich ans Eingemachte: es scheint erst eine Presseaussendung des BMI (bzw BKA) mit den aktuellen Zahlen zu geben, die gesamte Statistik bzw Sicherheitsbericht habe ich im Web noch nicht gefunden.
http://www.bmi.gv.at/cms/BK/publikation ... t_2014.pdf
Die Zahl der Anzeigen in Österreich war 2014 erneut rückgängig und erreichte somit den Rekordtiefstand der letzten zehn Jahre. Wurden im Jahr 2005 noch über 604.000 Fälle und 2013 noch über 546.000 Fälle angezeigt, so waren es 2014 exakt 527.692 Anzeigen. Im Vergleich zum Jahr 2013 bedeutet das einen Rückgang um 3,4 Prozent. Die Aufklärungsquote ist konstant hoch bei 43,1 Prozent.
Unter den Sammelbegriff Big Five fasst das .BK die fünf Kriminalitätsfelder mit dem größten Einfluss auf das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung zusammen:
Die Zahl der Einbrüche in Wohnungen und Wohnhäuser ist 2014 um 3,4 Prozent auf 17.109 Anzeigen gestiegen (2013: 16.548 Fälle). Das ist ein Anstieg um 561 Anzeigen. In den Jahren 2005 und 2009 lag die Zahl der Anzeigen noch über 21.000.
Tja, die Aufklärungsquote trauen sie sich gar nicht dazuschreiben. Irgendwo - habe die Quelle aber nicht mehr gefunden - habe ich gelesen, dass sie in Wien unter 8% liegt.
107 Fälle von vorsätzlicher Tötung (davon 38 vollendete Taten und 69 Versuche) wurden 2014 angezeigt. Das ist ein Rückgang von 31,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auf die vorsätzliche Körperverletzung entfielen 37.659 Anzeigen, was einem Rückgang von 4,72 Prozent gegenüber 2013 entspricht (39.525 Anzeigen). Die Zahl der Anzeigen wegen Delikte gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung sind ebenso von 2.662 Anzeigen im Jahr 2013 auf 2.418 Anzeigen im Jahr 2014 gesunken. Die Aufklärungsquote bei Gewaltdelikten ist in Österreich konstant hoch. Im Jahr 2014 erreichte sie mit 82,8 Prozent den Höchstwert des letzten Jahrzehnts. Bei über 61 Prozent der begangenen Taten gab es eine Beziehung zwischen Täter und Opfer.
Cybercrime-Anzeigen 2014 8 966, aber auch hier verschweigen sie die Aufklärungsquote, vermutlich ebenso mit gutem Grund.

Peinlich finde ich auch, dass bei den Wirtschaftsdelikten noch fahrlässige Krida erwähnt wird, der Strafbestand ist 2000 (!) aufgehoben worden. Es gibt zwar einen Nachfolgetatbestand Grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen (§ 159 "neu"), der vergleichbar, aber doch wesentlich enger ist.

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Täterarbeit ist auch Opferschutz

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Täterarbeit ist auch Opferschutz

Der Anlass, dass darüber wieder diskutiert wird, ist denkbar traurig: In Graz ist ein weggewiesener Gewaltäter - ich sage das jetzt mal unwissenschaftlich - durchgedreht und hat mit dem SUV in der Grazer Innenstadt wahllos Menschen niedergefahren. Mehrere sind gestorben, auch Kinder, bei einige ist noch unklar, ob sie durchkommen werden, und viele wurden verletzt.

Jetzt will die Innenminsterin Ressourcen locker machen, dass mehr mit den weggewiesenen Personen gemacht wird, immer wieder gibt es ja Fälle, wo Weggewiesene sich dann gewaltsam Zutritt zur Wohung verschaffen oder denjenigen, zu deren Schutz sie weggewiesen wurden, irgendwo auflauern. (Es gibt auch Fälle, wo die zu Schützenden die Weggewiesenen auch einfach wieder reinlassen, aber das gehört nicht hierher).
Ein Konzept unter dem Titel „Krisenhilfe für weggewiesene Männer“ hatte der Verein [Neustart, unter anderem für Bewährungshilfe zuständig] bereits 2013 vorgelegt. Die Umsetzung war aber letztlich an den Ressourcen gescheitert.
http://orf.at/stories/2285445/
Auch wenn es immer tragisch ist, dass es solche Anlässfälle braucht, ist es immer besser, wenn soetwas später kommt als gar nicht. Hoffentlich endet es aber nicht so, dass man jetzt schnell ein paar Gesetze ändert, und nachher ist kein Geld bzw Personal da, dass auch nur in Grundzügen zu vollziehen.

Denn Gesetzesänderungen braucht es. Sonst steht als allererstes der Datenschutz entgegen, und das Problem wird natürlich dadurch verschärft, dass die Arbeit auch hier der Verein Neustart, also eine (zumindest am Papier) staatsferne Privatorganisations macht.

In Vorarlberg gibt es ein Pilotprojekt, wo die Polizei sich um das Einverständnis der Weggewiesenen bemüht, dass man die Daten so einer Organisation weitergibt. Im Standard-Interview gibt der Leiter dieser Gewaltberatung (Anm: eine missinterpretierbare Bezeichnung) an, dass die Beratung bei zumindest der Hälfte der Personen hilft. http://derstandard.at/2000017845364/Psy ... pferschutz Auch sonst ist das Interview lesenswert.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis von irgendwem kommt "Für die Täter hat man Geld, für die Opfer nicht". Vorneweg, Opferbetreuung ist selbstverständlich auch wichtig.
Aber Täterarbeit ist Prävention - es verhindert zukünftige Verbrechen. Es ist nur halt nicht medienwirksam, wenn eine Psychologin 2h mit einem Weggewiesenen spricht und das nächste Mal prügelt der seine Frau/Kinder nicht - Verbrechen die nicht passieren, scheinen halt nirgendwo auf. Das es medial nicht verwertet werden kann, ändert aber nichts daran, dass das sehr wichtig ist.

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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Diskurs

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Fahrraddiebstahlzahlen im Österreich vergleich: In Graz werden doppelt so viele Räder gestohlen wie in Wien, schreibt orf.at mit Berufung auf den VCÖ.

http://steiermark.orf.at/news/stories/2722908/
Im vergangenen Jahr wurden in Österreich 28.274 Fahrrad-Diebstähle angezeigt. Graz verzeichnet davon statistisch gesehen die meisten Diebstahle pro 1.000 Einwohner - und zwar 10,5 Räder.
Überraschend gering ist die Quote in Wien, wo 5,3 gestohlene Räder auf 1.000 Einwohner entfallen. Das Schlusslicht bildet Eisenstadt - hier kommen zwei Fahrraddiebstähle auf 1.000 Einwohner.
Image
Demnach sagten 76 Prozent jener, die in Orten mit maximal 5.000 Einwohnern leben, dass ihnen ihr Rad noch nie gestohlen wurde, aber nur 52 Prozent der Bewohner von Landeshauptstädten und Wiener. Der Verkehrsclub kommt so zum Schluss: „Je kleiner der Ort, umso sicherer das Fahrrad.“
Die Stadt Graz habe bereits auf die hohe Fahrraddiebstahl-Rate reagiert, so [der Grazer Verkehrsstadtrat Mario Eustacchio (FPÖ)]: „Wir haben gemeinsam mit der Polizei eine Aktion gestartet, wo Fahrräder registriert werden können, die werden dann auch mit einem Pickerl versehen - das heißt, das sollte dann schon einmal für Diebe abstoßend wirken, und auf der anderen Seite kann schnell festgestellt werden, wem dieses Rad gehört.“

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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Diskurs

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Doppelt so viele Tötungsdelikte 2015, Aufklärungsrate bei Mord 100%

http://wien.orf.at/news/stories/2749577/
Bisher wurden 2015 in Wien 20 Menschen umgebracht, voriges Jahr waren es nach den Zahlen des Wiener Landeskriminalamtes (LKA) neun Opfer. Das war allerdings die niedrigste Zahl an Tötungsdelikten in der Bundeshauptstadt seit 1955.
„2014 war eher ein Ausreißer.“ Entspannt können die Kriminalisten unter anderem deshalb sein, weil sich ein weiteres Jahr dem Ende zu neigt, in dem alle Tötungsdelikte aufgeklärt wurden. Seit April 2009 gibt es keine ungeklärten Morde.
Nach wie vor spielt sich ein großer Teil der Gewaltdelikte im familiären oder Beziehungsumfeld ab. Allerdings glauben die Kriminalisten, dass sich hier allmählich ein Wandel vollzieht. So war der Versuch, einen 36-jährigen Mann Anfang Juli in der Brigittenau zu erschießen, eine Auftragstat.
Im Magen liegen den LKA-Spitzen aber nach wie vor die ungeklärten Fälle, auch wenn diese zumindest sechseinhalb Jahre her sind. Am 4. April 2009 starb in Hernals ein Mann, der bei einem Streit vermutlich auf die Straße gestoßen worden und von einem Taxi überrollt worden war. Knapp drei Monate zuvor starb in der Ottakringer Hubergasse ein Lokalbesitzer. Er ist erschossen worden.

Im September 2007 wurde der Diamantenhändler Werner Haas in seiner Wohnung in der Josefstadt erschossen. Bisher wurde kein Täter gefunden, auch das Motiv liegt großteils im Dunkeln. Die Alibis im persönlichen Umfeld brachten keine neuen Erkenntnisse. Es gab mittlerweile mehrere „Cold Case“-Durchläufe, alle ohne Ergebnis. In diesem Fall scheinen die Ermittler auf einen Zufallstreffer hoffen zu müssen.

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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Diskurs

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Der ORF hinterfragt die Rolle der Polizeimedienstelle(n) kritisch im Hinblick auf deren Auswahl, zu welchen Straftaten es wie oft (keine) Presseaussendungen gibt:
http://orf.at/stories/2295063/2295062/

Einzelne Aspekte herauszugreifen finde ich in diesem Fall nicht sinnvoll, daher einfach dem Link folgen.

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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Diskurs

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Armin Wolf postet auf Facebook ein paar aktuelle Zahlen zu Sexualdelikten und #Ausländerstraftaten:
2014 gab es in Österreich 126 Verurteilungen wegen Vergewaltigung. [...] In Österreich wurden 2014 genau 2.418 Sexualdelikte („Delikte gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung“) angezeigt, es gab 908 rechtskräftige Verurteilungen. 76% der Verurteilten waren Österreicher. 24% waren Ausländer, davon die Hälfte aus EU-Staaten, ein Viertel aus der Türkei und Ex-Jugoslawien und ein weiteres Viertel – 6,4% aller Verurteilungen – aus anderen Ländern (wie Nordafrika oder Afghanistan).
Ich habe ja den Verdacht, dass viele Menschen – erst recht nach Köln – davon überzeugt sind, dass ausländische Täter bei Sexualdelikten weit überrepräsentiert sind. Das ist aber nicht so: Der Ausländer-Anteil unter den Verurteilten ist bei Vermögensdelikten (42%) und Drogendelikten (41%) deutlich höher. Und sogar in der Statistik aller 32.980 rechtskräftigen Verurteilungen von 2014 liegt der Ausländeranteil mit 37,3% deutlich über ihrem Anteil bei Sexualdelikten.
PS: Die zitierten Zahlen zu Anzeigen bzw. Verurteilungen stammen aus der Kriminalstatistik 2014 des Innenministeriums bzw. dem Sicherheitsbericht 2014 des Justizministeriums. Beide gibt es online, die Berichte für 2015 wurden noch nicht veröffentlicht.
https://www.facebook.com/arminwolf.jour ... 2677170933

Und, wenn ich schon am plagiieren... ich meine zitieren bin, noch ein paar Auszüge aus Fischer im Recht, einer sehr lesenwerten (und oft sehr polemischen) Kolumne, die ein deutscher Richter in der deutschen Zeit schreibt:
"Ausländerkriminalität" ist ein vielschichtiges, kompliziertes und interessantes "Phänomen" und Forschungsgebiet.

Zunächst einmal muss man ja erst darauf kommen, sie von "Inländerkriminalität" zu unterscheiden. Warum? Was sind "Ausländer und "Inländer"? Ist Internetkriminalität "ausländisch?" Wer sind "Ausländer"? Japanische Touristen, amerikanische Soldaten, diplomatisches Personal, illegale marokkanische Einwanderer: Darf man die alle gleich behandeln?

Oder: Welche "Ausländer" gibt es bei uns überhaupt? Viele sagen "Ausländer" zu Menschen, die seit Jahrzehnten Deutsche sind, zu Kindern und Kindeskindern von Menschen, die in den 1960er, 1970er Jahren nach Deutschland eingewandert sind. In Versammlungen rechtsradikaler Einfaltspinsel reklamieren "Deutsche", deren Wurzeln irgendwo im Balkan liegen, eine Vorherrschaft gegenüber den Enkeln mutiger Arbeiter, die 1970 aus Anatolien ans Ende ihrer Welt gereist sind, um die amerikanische Automarke Ford in Köln groß zu machen. Da ging es nie um Biologie, sondern immer nur um Macht und Ohnmacht. Wer ist "deutscher": Der studierte Enkel eines 1961 eingewanderten Pizzabäckers, oder der Mecklenburgische "Kamerad" ohne Schulabschluss, aber mit rumänischem Großvater und amerikanischer "Bomberjacke"?
Welche Taten müssen von vornherein ausscheiden? Ausländertaten, wie illegaler Aufenthalt. Solche Taten können "Inländer" gar nicht begehen. Urkundendelikte: 95 Prozent der Urkundenfälschungen von Ausländern sind Taten, die mit der (mitunter verzweifelten) Erlangung eines Aufenthaltsstatus zu tun haben. Delikte, die von Ausländern im Ausland begangen werden und im Inland bloß wirken: Internetstraftaten insbesondere. Man muss auch die zahlreichen Taten abziehen, die von ausländischen Touristen in Deutschland begangen werden. Dann muss man solche Delikte besonders betrachten, die von international tätigen Verbrecherkartellen in oder mit Auswirkung auf Deutschland begangen werden. Also: Geldwäsche; Zolldelikte; Außenhandelsdelikte; Drogendelikte und dergleichen.

Erst nach all diesen Schritten der Differenzierung also landen wir bei Problemen der Migranten- oder Ausländerkriminalität im engeren Sinn.
Aus 50 Jahren Forschung in Deutschland meinen wir, ein paar Erkenntnisse zu haben, die tragfähig sind. Dazu gehört, dass die Desintegration und Kriminalitätsbelastung der zweiten oder dritten Einwanderergeneration deutlich höher ist als die der ersten, die in besonderem Maße auf Anpassung und Integration ausgerichtet ist und dafür sogar dramatische soziale Deklassierungen in Kauf nimmt: Ein kurdischer Ingenieur geht zu Ford ans Band; eine tunesische Lehrerin wird Änderungsschneiderin, ein afghanischer Medizinstudent räumt bei Lidl Regale ein. Diese Menschen tun und ertragen das, weil es ihren Kindern "einmal besser gehen soll".
Die Zahlen zeigen zum Beispiel, dass die Kriminalitätsbelastung junger "deutscher" Männer zwischen 18 und 25 nicht nennenswert niedriger ist als die von Ausländern – Einwanderern – derselben Altersgruppe. Dass die allermeisten Opfer von Gewalttaten aus genau derselben sozialen Gruppe kommen wie die Täter. Dass die Erfolge von Resozialisierung verurteilter Straftäter bei Ausländern nicht wesentlich geringer sind als bei Inländern.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... ettansicht
Eine aufgeklärte Gesellschaft kann nicht hinnehmen, dass Jahr um Jahr wider jede Evidenz behauptet wird, man wisse leider immer noch nicht, ob der internationale Leistungssport aus kriminell organisierten Kartellen bestehe, man habe leider noch nicht herausfinden können, welche ausländischen Mitarbeiter der Deutschen Bank dem deutschen Rentner in spe ein Drittel seiner Altersvorsorge unter dem Sofakissen weggezogen haben, und es sei völlig ungeklärt, ob der ausländische Pharmakonzern Pfizer das ihm hierzulande gewährte Gastrecht dazu missbraucht habe, 100.000 deutsche Ärzte zu bestechen, 250 Krankenkassen zu betrügen und fünf Millionen deutsche Frauen an ihrer Gesundheit zu beschädigen.
Schluss mit der politisch motivierten Schonung von Ausländern! Knallharte Verfolgung nordamerikanischer Verbrecher, die das Gastrecht in Ramstein missbrauchen! Konsequente Ermittlung gegen ausländische Täter, die gegen Recht und Gesetz die Telekommunikation deutscher Frauen abhören! Sofortige Entlassung der Innen- und Justizminister, die es aus politischer Opportunität unterlassen haben, mit der ganzen Härte des Rechtsstaats gegen die Taten von Ausländern einzuschreiten, die von deutschem Boden aus menschenrechtswidrige Entführungen oder Folterungen organisierten, anordneten oder durchführten!
Es soll nicht verharmlost werden, was geschehen ist oder sein soll. Gewalterfahrung, Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein ist eine menschenunwürdige, verstörende Erfahrung, gegen die nicht nur unser zivilisatorischer Anspruch, sondern auch unser Strafgesetzbuch gewisse Vorkehrungen getroffen haben. Das gilt auch für sexuelle Gewalt.
Überlegen wir vielmehr, was wir aus den Erfahrungen mit Sexmobs und Horden schwer alkohol- und testosteronberauschter Jungmänner lernen können. Nehmen wir ein besonders abstoßendes Beispiel: "Allein der kurze Weg zur Toilette ist der reinste Spießrutenlauf. Drei Umarmungen von wildfremden, besoffenen Männern, zwei Klapse auf den Hintern, ein hochgehobener Dirndlrock und ein absichtlich ins Dekolleté geschütteter Bierschwall sind die Bilanz von dreißig Metern. Es ist Samstag, 11 Uhr morgens im Hofbräuzelt. Der Wiesntag hat gerade angefangen." Das schrieb die Süddeutsche am 29. September 2011, und dann weiter: "Gefährlich ist auch der Rasen unter der Bavaria. Gerade Frauen (…) sind wehrlose Opfer." Ja, so war das! Wir wissen es noch wie heute. Die vielen Sondersendungen! Der Rücktritt des Polizeipräsidenten! Die aktuelle Stunde im Bundestag! Angela Merkels Videobotschaft an die deutschen Frauen.

Und das knallharte Durchgreifen des Rechtsstaats. Beispielhaft "Zwölf Wiesn-Tipps für Frauen", 2014: "Wenn Ihnen etwas Unangenehmes passiert, sollten Sie den Security Point aufsuchen … Niemand sollte das Oktoberfest allein oder mit einem Unbekannten verlassen ... Verlassen Sie das Zelt nur mit einer vertrauten Person …" Da hat sich die deutsche Leitkultur allerhand einfallen lassen, um dem Sexmob das Handwerk zu legen! Deshalb stieg in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der sexuellen Nötigungen auch kaum einmal über 150 pro Wiesn-Wochenende.

Erinnern Sie sich, liebe Leserinnen, wie die Frau Kanzlerin Ihnen montags immer zurief: "Es ist gut, dass es auch heute wieder sehr, sehr viele Anzeigen gibt"? Und immer wieder hob an zu sprechen der Herr Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz: "Die abscheulichen Angriffe auf Frauen werden wir nicht hinnehmen. Alle Täter müssen konsequent zur Rechenschaft gezogen werden."

Sorry, Irrtum: Das sagte er am 5. Januar 2016. Aber es kann nicht schaden, so etwas auch einmal vor einem Ereignis zu sagen, das seit vielen Jahrzehnten wiederkehrend eine abstoßende Welle von sexualisierter Gewalt, Belästigung, Körperverletzung und Eigentumskriminalität über unser Land schwappen lässt, losgetreten von Kartellen zur Herstellung von Rauschmitteln (sogenannten Brauereien) und unter Leitung ehrenwerter Gesellschaften (sogenannter "Narren"), in denen Horden männlicher Alkoholiker jenseits der 60 das Sagen haben, die zur Anheizung ihrer sexuellen Fantasien 16-jährige halbnackte Mädchen stundenlang Tänze aufführen lassen, welche ihren Höhepunkt in dumpf-rhythmischem Hochreißen eines Beins unter Entblößung von Schamregion und Gesäß finden. Die organisierten Frauenerniedriger nennen diese abstoßenden Rituale "Prunksitzung". Sie tragen superlustige rote Hüte und besprechen, bevor das Marcumar sie übermannt, bei dieser Gelegenheit gleich noch die Auftragsvergabe für die U-Bahn. Unten sitzen die Oberbürgermeisterinnen und Familienministerinnen und schreien: alaaf!
Zum Beweis hier ein Bericht der örtlichen Presse über einen sicheren und friedlichen Freudentag im Zülpicher Viertel, Köln 2014: "Die Beamten haben insgesamt 43 (88) Platzverweise erteilt und 47 (39) Personen in Gewahrsam genommen (Vorjahreszahl in Klammern). Die Polizisten leiteten 55 (46) Strafverfahren, unter anderem wegen Körperverletzungsdelikten, Sachbeschädigung, Taschendiebstahl, Raub und Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz ein. 18 (9) Straftäter wurden festgenommen." Nun gut, später entwickelte sich die Sache: "Zu vorgerückter Stunde und mit steigendem Alkoholpegel stieg die Zahl der Straftaten wie Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und Beleidigungen an." Aber insgesamt eine rundum schöne Bilanz: "'Die Polizei sorgte durch konsequentes Einschreiten und sichtbare Präsenz für Sicherheit', bilanzierte Einsatzleiter Polizeirat H."
Ausschreitungen und Straftaten von Ausländern sind irgendwie schlimmer als die von Inländern, stimmt's?
Straftaten geschehen. Drei Millionen jährlich in Deutschland. 150 am Kölner Hauptbahnhof am 31. Dezember 2015. Sie werden von Inländern, Ausländern, Arabern und Nordafrikanern begangen. Manche vorwiegend von Inländern (Steuerhinterziehung). Manche vorwiegend von Ausländern (Illegale Einreise). Manche geschlechtsspezifisch (Körperverletzung), manche gelegenheitsspezifisch (Betrug). Sie alle sind zu verfolgen und gegebenenfalls zu bestrafen. Nicht "mit der ganzen Härte", und nicht "energisch" und nicht "unnachgiebig". Sondern so, wie wir zivilisierten Rheinländer es gelernt haben: jeder Einzelfall nach seiner Verantwortung. Die Behauptung, Asylbewerber (oder Flüchtlinge) oder Ausländer müssten besonders gnadenlos bestraft werden, ist dumm und ohne jede Rechtsgrundlage.
20.000 Millionen Euro schreibt unsere Regierung ab für die Resozialisierung der verrückt gewordenen Investmentbanker, damit dem deutschen Mittelstand kein weiteres Leid geschehe. Wenn in Köln 13 neue Stellen für Pädagogen oder Sozialarbeiter gefordert werden, um ein paar Hundert armseligen Verlierern eine klitzekleine Pforte zum Paradies zu zeigen, wandeln 1.000 Pegidisten um den Dom und murmeln: "Erlöse uns vom Araber".
Wir hörten, es seien in Köln Menschen festgehalten, abgetastet, durchsucht, geschlagen, begrapscht, beraubt, erpresst, bedroht worden. Keine einzige dieser Handlungen ist straflos. Es handelt sich um Raub, räuberische Erpressung, sexuelle Nötigung, Nötigung im besonders schweren Fall, Körperverletzung, Bedrohung, Beleidigung, Diebstahl. All das ist heute bereits strafbar und mit hohen Höchststrafen bedroht. Die forcierte Schließung der angeblichen "Strafbarkeitslücke" hat nicht das Geringste damit zu tun.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... ettansicht

harald
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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Diskurs

Post by harald »

Ein spannender Artikel über Strafrecht und die Unzulänglichkeiten der Strafverfolgung‏:

http://diepresse.com/home/spectrum/zeic ... ern.portal
--Harald
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dejost
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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Diskurs

Post by dejost »

Immer wieder muss ich den Unfug lesen, dass eine Vergewaltigung nur eine solche ist, wenn sich das Opfer wehrt.

Das ist sowohl in Österreich als auch in Deutschland (und vermutlich überall anders auch) falsch.

Hier jetzt also zitierfähig für die deutsche Rechtslage:
[Falsch ist:]"Wer keinen Geschlechtsverkehr möchte, muss sich aktiv dagegen zur Wehr setzen. Das ist geltende Rechtslage. (…). Erforderlich ist nach der Rechtsprechung, dass das Opfer gerade im Hinblick auf seine Schutzlosigkeit auf Widerstand verzichtet. Aufgrund von körperlicher Unterlegenheit (…) auf Abwehr zu verzichten, reicht nicht aus."

Diese Behauptung ist, wir müssen es leider so deutlich sagen, das glatte Gegenteil der Wahrheit. In der Grundsatzentscheidung des 2. Strafsenats aus dem Jahr 2006 (BGHSt 50, S. 359, 362), dem sich alle anderen Senate angeschlossen haben, heißt es:

"Der Tatbestand (des § 177 Abs. 1 Nr. 3 in Verbindung mit Abs. 2 Nr. 1 StGB) setzt (nur) voraus, dass das Opfer "aus Furcht vor möglichen Einwirkungen des Täters auf (…) Widerstand verzichtet"; "Schutzlosigkeit" setzt voraus, "dass das Opfer möglichen Gewalteinwirkungen des Täters weder erfolgreich körperlichen Widerstand entgegensetzen noch Hilfe Dritter erlangen könnte".

Mit anderen Worten: "Aufgrund von körperlicher Unterlegenheit auf Abwehr zu verzichten", reicht nicht nur aus, sondern ist sogar exakt das, was die Rechtsprechung als den Regelfall einer Vergewaltigung ansieht (und mit Freiheitsstrafe von zwei bis zu 15 Jahren bestraft).
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... r-im-recht
Der Autor ist deutscher Bundesrichter, und ist in einem Strafrechtssenat.

Woher diese hartnäckig verbreitete Mär kommt, kann ich nicht beurtelen. Blödheit oder böse Absicht werden es hoffentlich nicht sein. Ich vermute daher, es wird daran liegen, dass es bei Vergewaltigung um eine Straftat handelt, bei der häufig nur Opfer und Täter anwesend sind, und über den Tathergang unterschiedliche Angaben machen werden. Das führt naheliegenderweise zu Beweisproblemen, eben insbesondere wenn sonstige Beweise wie Abwehrverletzungen fehlen.
Diese Beweisproblematik, die diesem Delikt (und ähnlichen) inhärent ist, wird dann anscheinden von Laien oft als Tatbestandsproblem missverstanden.


edit:
Der selbe dazu:
Heute (nach geltender Rechtslage) ist es so: Wenn das Tatopfer sich nicht wehrt, weil es weiß, dass die Tür abgeschlossen ist und es keine Chance hat, zu entkommen: strafbar. Wenn es sich nicht wehrt, weil es konkludent bedroht wurde, und sei es nur durch Gesten oder im Vorfeld: strafbar. Wenn es sich nicht wehrt, weil es sich vor Gewalteinwirkungen fürchtet: strafbar. Wenn es sich nicht wehrt, weil es dazu aus psychischen Gründen oder aus physischen Gründen (Drogen, Alkohol, Geisteskrankheit, psychische Störung) unfähig ist: strafbar.

Die neue Lösung soll nun darin bestehen, dass das Aussprechen des Wortes "Nein" oder der Formulierung "Ich will nicht" irgendwie isoliert, begründungslos, zusammenhanglos neben dem sonstigen Verhalten des Opfers steht. Das ist Unfug. Handelt es sich um eine "offene", ersichtlich nicht von Nötigungshandlungen getragene Situation, wird man selbstverständlich (!) auch weiterhin das "Tatopfer" fragen müssen (!), warum es einerseits "nein" gesagt, andererseits aber widerstandslos getan hat, was der oder die Täter(in) verlangte. Alles andere wäre ein grober Verstoß gegen die gesetzliche Aufklärungspflicht.
Fischer im Recht 22.06.2016
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... r-im-recht

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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Diskurs

Post by dejost »

Innenministerium gibt auf FPÖ-Anfrage Rohdaten zu Verdächtigen bei Vergewaltigung heraus:
2015 sind bei 826 Vergewaltigungen 688 Verdächtige ausgeforscht worden. 438 der mutmaßlichen Täter waren Österreicher, 39 Asylwerber.

Von Jänner bis September dieses Jahres [=2016] wurden bei 677 Vergewaltigungen 594 Verdächtige ausgeforscht, davon 91 Asylwerber und 337 Österreicher. Das geht aus der Beantwortung einer von der FPÖ eingebrachten parlamentarischen Anfrage durch Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) hervor.

Es handle sich um Rohdaten, betonte Sobotka. Dem Innenminister zufolge können daraus keine Trends und Aussagen über die Sicherheitslage abgeleitet werden.

250 der im vergangenen Jahr 688 ausgeforschten mutmaßlichen Vergewaltiger waren ausländischer Nationalität, von Jänner bis September 2016 waren es 257. Die meisten der ausgeforschten tatverdächtigen Asylwerber kamen in beiden Jahren aus Afghanistan.
http://orf.at/stories/2369953/

Die Zahlen sind für mich überraschend hoch, im Moment habe ich leider keine Zeit, um mir genauere Daten aus früheren Jahren anzusehen oder eine Analyse anzustellen, ich hoffe, das in den nächsten Tagen nachholen zu können.

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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Diskurs

Post by dejost »

Bundespräsidiale Weihnachtsamnestie durch NR-PräsidentInnen-Kollegium

http://oesterreich.orf.at/stories/2815301/

Ich poste das aber gar nicht so sehr wegen der #UHBP-Geschichte, sondern weil es einen guten Überblick über die Weihnachtsamnestie gibt:
Im Rahmen der heurigen Weihnachtsgnadenaktion hat das Kollegium des Nationalratspräsidiums zwölf Strafgefangene begnadigt: Elf Männer und eine Frau werden am Montag vorzeitig aus der Haft entlassen.

Die alljährliche Weihnachtsamnestie obliegt eigentlich dem Bundespräsidenten - da es derzeit formell aber keinen gibt, weil Alexander Van der Bellen erst im Jänner angelobt wird, hat diese Aufgabe Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) gemeinsam mit ihren beiden Kollegen Karlheinz Kopf (ÖVP) und Norbert Hofer (FPÖ) übernommen.
Für eine Begnadigung kommen Häftlinge infrage, deren Freiheitsstrafe weniger als fünf Jahre beträgt. Davon muss mindestens ein Drittel der Strafe bereits abgesessen sein und der Strafrest darf nicht mehr als 18 Monate betragen. Straftäter, die wegen Sexualdelikten, schweren Gewaltdelikten oder Suchtmitteldelikten verurteilt wurden, sind von der Weihnachtsgnadenaktion ausgeschlossen.

Sammelbegnadigungen vor Weihnachten finden seit 1946 jedes Jahr ohne Unterbrechung statt. 2013 wurden 18 Personen vorzeitig entlassen, 2014 waren es 30 und vergangenes Jahr 20.

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Waffenverbote und Waffenfunde laut Auskunft BMI

Post by dejost »

Eine Anfragebeantwortung von BMI Sobotka gibt einige Daten zu Waffendelikten

https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XX ... 584585.pdf

Seit 2011 wurden jedes Jahr etwas über 1500 illegale Waffen gemäß § 50 WaffenG gefunden.
Seit 2013 gibt es auch zentrale Daten zu Waffenverboten, es wurden jedes etwas über 4000 eingeleitet und etwas unter 4000 Waffenverbote ausgesprochen. Zum Stichtag 30.09.2016 gab es Waffenverbote gegen 65 953 Personen, das finde ich sehr viel, muss aber gestehen, dass ich nicht weiß, ob die nicht automatisch mit zB einer Verurteilung odgl verbunden sind.
Zu den anderen Fragen antwortet er aber nur sehr allgemein bzw teilweise gibt es halt keine Daten.

§50 WaffG umfasst alles: Waffen, die man nur mit Waffenschein haben darf, ganz verbotene Waffen, Kriesgmaterial, oder Waffen, die trotz Waffenverbot gefunden werden.
Da überrascht es eigentlich, dass diese Zahl so konstant ist, denn vereinzelt liest man schon von großen Waffensammlungen, die ausgehoben werden, und wo dann tw hunderte Waffen auf einmal gefunden werden.

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Fahrraddiebstahlsdaten

Post by dejost »

Hohe Anzahl an Fahrraddiebstählen nunmehr etwas rückläufig

Leider habe ich noch nicht Zeit und Gelegenheit gefunden, mich im Detail mit den aktuellen Daten auseinanderzusetzen.
Für's erste muss sich die geneigte LeserInnenschaft mit ein paar Details zum Fahrraddiebstahl begnügen:

http://oesterreich.orf.at/stories/2831124/
m Vorjahr sind laut einer Zählung des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) in Österreich insgesamt 27.465 Fahrräder gestohlen worden. Damit gab es zum zweiten Mal einen leichten Rückgang. Mehr Fahrraddiebstähle gab es aber im Burgenland, in Niederösterreich und in Salzburg.
Bei rund 6,4 Millionen Fahrrädern wurde etwa jedes 230. Fahrrad gestohlen
m Jahr 2014 wurden noch 28.274 Fahrräder als gestohlen gemeldet und im Jahr 2015 waren es 28.018. Zum Vergleich: In Berlin nahm die Zahl der Fahrraddiebstähle von 30.758 im Jahr 2014 auf rund 34.400 im Vorjahr zu.

Während in Wien und fünf weiteren Bundesländern weniger Fahrräder gestohlen wurden, gab es im Burgenland (plus 23,5 Prozent), in Niederösterreich (plus 18,7 Prozent) und in Salzburg (plus 13,2 Prozent) einen deutlichen Anstieg bei den Fahrraddiebstählen
Knapp 2000 Fahrraddiebstähle werden pro Jahr geklärt, also eine Aufklärungsquote unter 10%.

Hier geht es nur um's Hellfeld, gerade bei Fahrraddiebstählen wird es aber auch kein ganz geringes Dunkelfeld geben, denn da die Aufklärungsquote eben gering ist, werden sicherlich einige sich gar nicht die Mühe machen, das zu melden, weil es eh nichts bringt (es sei denn, man ist versichert).

Wie es sich in Graz entwicklet hat (vgl das Posting weiter oben zur ähnlichen Presseaussendung des VCÖ vor einigen Jahren) weiß ich nicht.

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subjektives Sicherheitsgefühl vs Sicherheitslage

Post by dejost »

Es gibt ja leider zu wenige Artikel, die das sinkende subjektive Sicherheitsgefühl mit halbwegs repräsentativen tatsächlichen Zahlen in einen sinnvollen Konnex bringen.

Umso mehr freue ich mich, einen solchen gefunden zu haben:

https://derstandard.at/2000074504634/Da ... ngsgefuehl
Nun ist es tatsächlich so, dass trotz mittelfristig stagnierender oder leicht sinkender Kriminalität sich weniger Menschen in Österreich heute sicher fühlen. Der Anteil der Befragten, die angaben, jemand in ihrem Haushalt sei in den letzten fünf Jahren Opfer von Einbruch oder Überfall geworden, lag im European Social Survey 2003 bei zehn Prozent, im Jahr 2016 bei acht Prozent. Gleichzeitig haben aber 2003 nur neun Prozent an, sich unsicher zu fühlen, wenn sie nachts alleine in ihrer Wohngegend zu Fuß unterwegs sind – 2016 lag dieser Wert bei immerhin 22 Prozent.
In Erklärungen und genaueren Datensätzen wird begründet, wo die - statistischen - Zusammenhänge liegen:
Wenig überraschend fühlen sich die Leute unsicherer, deren Angehörige oder die selbst Opfer von Straftaten wurden.
Diese werden aber wie erwähnt weniger, trotzdem sinkt das subjektive Sicherheitsgefühl.

Und wer ist schuld?
Genau, die Ausländer.
Für Leute mit positiver Einstellung zur Zuwanderung [...]gibt es keinen (!) statistisch signifikanten Unterschied im Sicherheitsgefühl zwischen Kriminalitätsopfern nicht Nicht-Opfern. Während der Anteil derer, die sich unsicher fühlen, [...] zwischen Opfern und Nicht-Opfern um mehr als 20 Prozentpunkte unterscheidet, liegt diese Differenz für Personen mit positiver Einstellung zur Zuwanderung [...] nur bei wenigen Prozentpunkten und kann statistisch nicht von Null unterschieden werden.

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Mord- und Totschlagrate in EU seit 2002 stark gesunken

Post by dejost »

Die Mord- und Totschlagrate in der EU ist seit 2002 rückläufig. Im Jahr 2015 starben in der EU 5,2 Millionen Menschen, davon erlitten 3.600 Menschen einen gewaltsamen Tod, gab Eurostat heute bekannt. Die Rate der gewaltsamen Todesopfer pro 100.000 Einwohner sank von 1,3 im Jahr 2002 auf 0,7 im Jahr 2015. Österreich lag 2015 mit 0,57 (2014: 0,43) erneut unter dem EU-Schnitt.

64 Prozent der Opfer waren laut Eurostat im Jahr 2015 Männer. In absoluten Zahlen starben in der EU mit 441 die meisten Menschen in Deutschland eines gewaltsamen Todes, gefolgt von Italien (395), Frankreich (340), Rumänien (301) und Polen (293). Allerdings seien diese absoluten Zahlen im Verhältnis zu Größe und Struktur der Bevölkerung zu betrachten, hieß es seitens Eurostat.

Mit 5,1 durch Gewalt verursachten Todesopfern wurde in Lettland 2015 die höchste Rate aller EU-Staaten registriert. An zweiter Stelle folgten die beiden anderen baltischen Staaten Litauen (4,1) und Estland (3,6). Die niedrigsten Raten wiesen Großbritannien (0,1) sowie Irland, Frankreich und Deutschland (alle 0,5) auf.
https://orf.at/stories/2449899/

Interessant ist, dass Großbritannien hier den niedrigsten Wert hat, wo man doch sonst gelegentlich Schlagzeilen über Gewalt- und Waffenprobleme dort liegt. Kann sich aber vielleicht örtlich so konzentrieren, dass es in der Gesamtbevölkerungszahl statistisch untergeht.
Interessant wäre noch, in diesen Zahlen die Terroropfer auszuweisen.

Im Übrigen gibt es viel zu selten Schlagzeilen über sinkende Kriminalitätsraten - das passt gut zu dem Posting darüber vom subjektiven Sicherheitsgefühl.

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Kriminalstatistik 1. Halbjahr 2018 Wien

Post by dejost »

Die vorläufig erhobenen Anzeigen im 1. Halbjahr 2018 sind im Vergleich zu den Monaten Jänner bis Juni 2017 in Wien deutlich zurückgegangen. Der Wohnraumeinbruch, der Kfz-Diebstahl als auch die Gewaltdelikte sind gesunken.
Von Jänner bis Juni 2018 bearbeitete die Wiener Polizei insgesamt 82.573 Anzeigen. Das bedeutet einen Rückgang zu den Vorjahresmonaten 2017 von 14,7 Prozent bzw. ein Minus von 14.252 absoluten Anzeigenzahlen. (1. Halbjahr 2017: 96.825 Anzeigen). Die Aufklärungsquote ist nach derzeitigem Stand leicht rückläufig und betrug 40 Prozent (1. Hj 2017: 42,1Prozent).
Die Einbrüche in Wohnungen und Wohnhäuser sind in der Bundeshauptstadt von 3.141 auf 2.196 Anzeigen gesunken, was einem Rückgang um 945 Anzeigen entspricht. Der Diebstahl von Kraftfahrzeugen (Personenkraftwägen, Lastkraftwägen und Krafträder) ist in den ersten sechs Monaten 2018 um 21,6 Prozent von 617 auf 484 Anzeigen, die Zahl der Gewaltdelikte ist von 7.958 auf 7.062 Anzeigen gesunken. Die Wirtschaftskriminalität blieb konstant bei knapp über 9.900 Anzeigen (1. HJ 2017: 9.943, 1. HJ 2018: 9.986 Anzeigen) Gestiegen ist hingegen erneut die Zahl der Anzeigen wegen Internetkriminalität. (1. Halbjahr 2017: 2.717, 1. Halbjahr 2018: 3.009 Anzeigen).
Bis Ende Juni 2018 konnte die Wiener Polizei insgesamt 38.726 Tatverdächtige ausforschen und anzeigen, darunter 19.895 fremde Tatverdächtige. Der Anteil der fremden Tatverdächtigen lag somit bei 51,4 Prozent. 2017 lag er bei 52,4 Prozent. Zu den häufigsten Herkunftsländern der fremden Tatverdächtigen zählten bis Ende Juni 2018 Serbien (3.007 Tatverdächtige), Rumänien (1.511 Tatverdächtige), Afghanistan (1.325 Tatverdächtige), Türkei (1.280 Tatverdächtige) und Slowakei (937 Tatverdächtige).
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS ... 15-prozent

Einen Halbjahresbericht für andere Bundesländer oder ganz Österreich habe ich nicht gefunden.

Im Vergleich zu den Österreich-Daten für 2017 kann man sagen, die Aufklärungsquote ist in Wien merklich niedriger (50,1% bundesweit 2017), die sonstigen Tendenzen (sinkende Anzeigen, weniger Gewaltdelikte und Einbrüche, mehr Cybercrime (oder mehr Anzeigen von Cybercrime) sind ähnlich.

Übrigens etwa 62% der Gewaltdelikte 2017 wurden als "Beziehungstat" eingestuft - was für eine Beziehung gemein ist, wird nicht erklärt (nehme aber einfach an, dass sie sich schon kannten).

In absouluten Zahlen hat sich die Kriminalität von Ausländern seit 2008 etwa verdoppelt (2008: ~ 54 000, 2017: ~ 105 000, zum Vgl: 2008: ~ 145 000 ö Tatverdächtige, 2017: ~164000).
Wie passt das zusammen, dass die Gesamtkriminalität aber im selben Zeitraum gesunken ist? Ich nehme an, an der Aufklärungsquote, die von 38% auf wie erwähnt 50% gestiegen ist - deswegen gibt es deutlich mehr Tatverdächtige als früher, aber weniger Kriminalität. Das heißt natürlich auch, dass diese mit Vorsicht zu genießen sind, weil ja noch immer etwa die Hälfte der Delikate ungeklärt ist, und deswegen ein Rückschluss auf alle Täter (hier geht's ja außerdem nur um Verdächtige) nicht unbedingt verlässlich ist.

Apropos, bei etwa 43% der Wohnungseinbrüche bleibt es beim Versuch.

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Eine Lanze für die Strafrechtsreform

Post by dejost »

DIe Regierung hat einen Entwurf für eine Änderung des Strafrechts vorgelegt, welchen ich hier zur Abwechslung verteidigen möchte.
Bisher betrug die Mindeststrafe für Vergewaltigung ein Jahr, diese soll künftig auf zwei Jahre erhöht werden. Zudem wird bei diesem Delikt, geht es nach den Plänen der Regierung, keine gänzlich bedingte Strafnachsicht mehr möglich sein.
- derstandard.at/2000097790296/Kurskorrektur-Regierung-beschliesst-Verschaerfung-des-Strafrechts-mit-Schwerpunkt-auf-Gewaltverbrechen
Eine Verschärfung plant die Regierung auch beim Stalking-Paragrafen ("Beharrliche Verfolgung"). Hier ist eine Erweiterung der Tatbestände um die "Veröffentlichung von Tatsachen oder Bildaufnahmen des höchstpersönlichen Lebensbereiches einer Person ohne deren Zustimmung" geplant.Eine Verschärfung ist auch bei fortgesetzter Gewaltausübung geplant. Wenn der Täter Gewalt gegen Unmündige oder Wehrlose länger als ein Jahr ausübt, drohen ihn ein bis zehn Jahre Haft, bisher waren es sechs Monate bis fünf Jahre.
Ich finde die Vorschläge gut genug, um sie zu verteidigen.

@Stalking: Finde ich gut und richtig.

@Erhöhung von Strafen für Wiederholungstäter: Details fehlen im Artikel, aber wenn wer mehr als 2x wegen einer Vorsatztat gegen Leib, Leben, sexuelle Selbstbestimmung verurteilt wurde, dann sind Familie, Freunde, Bewährungshilfe, Strafvollzug, Gesellschaft gescheitert. Ich bin nicht für 3strikes & you're out für Jaywalking (das ist bei uns ja völlig zurecht nur eine Verwaltungsübertretung), aber wenn wer wegen schwerer Körperverletzung oder Vergewaltigung zum 3. Mal vorm Strafgericht steht, sehe ich auch in einem demokratischen Rechtsstaat mit EMRK keinen Grund, den oder die nicht für 12+ Jahre wegzusperren.

@Mindeststrafe für Vergewaltigung: Vergewaltigung ist eine Vorsatztat. Wieso man da bedingt geben kann, leuchtet mir nicht zwingend ein. Aus meiner Zeit am Straflandesgericht bei Vermögensdelikten war mein Eindruck, manchmal vergibt das Gericht bedingte Strafen, wenn es nicht ganz sicher ist, dass die Tat passiert ist, aber doch nicht freisprechen will. Das wird vermutlich zu mehr Freisprüchen bei Vergewaltigung führen und dass dann wider zu anderen Forderungen - die aber dann erst kommentieren werde.

Es muss aber jedem klar sein dass "härtere Strafen für Gewalt- und Sexualstraftäter „aus empirischer und kriminologischer Sicht unsinnig“" sind.
https://orf.at/stories/3111100/
Es ist empirisch belegt, dass die Verbrechensrate auch ohne Erhöhung von Strafen seit Jahrzehnten sinkt.
.

Da muss man die intellektuelle Redlichkeit haben, und das laut sagen:
Ja, höhere Strafen bringen nichts, nicht generalpräventiv und auch nicht spezialpräventiv. (Anm: Bei der höheren Strafe für Wiederholungstäter würde ich da aber noch Daten sehen wollen, da kann ich mich weder an welche erinnern noch überzeugt es mich.) Die Verbrechen werden dadurch nicht weniger, den Opfern geht es dadurch nicht besser.

Es geht nur um die gesellschaftliche Ächtung dieser Taten - die wird nunmal auch in Gefängnisstrafen ausgedrückt.
Körperliche oder sexuelle Gewalt sind - oder sollten - schlimmer geahndet werden als reine Vermögensdelikte. Die Strafe gehört dazu.

Ist das populistisch?
Jedenfalls dann, wenn man so tut, als ob es einen objektivierbaren Grund gibt, diese Strafen zu erhöhen.

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Terrordelikte in der Kriminalstatistik 2018

Post by dejost »

https://orf.at/stories/3114826/
Insgesamt wurden im Vorjahr 310 Terrorverfahren eingeleitet, um 70 weniger als 2017. Es gab 46 Anklagen (minus 16) und 39 Verurteilungen (plus eins). In 221 Fällen ging es um eine terroristische Vereinigung (Paragraf 278b), in 59 um Terrorfinanzierung (Paragraf 279d).

Kaum ins Gewicht fielen die Tatbestände Ausbildung für terroristische Zwecke (Paragraf 278e) mit sieben Fällen und Anleitung zur Begehung einer terroristischen Straftat (Paragraf 278f) mit einem Fall. 15 Fälle bezogen sich auf Paragraf 279c, der terroristische Straftaten mit bis zu 20 Jahren Haft bedroht.

Wegen Terrordelikten befinden sich aktuell (Stichtag 1. März) 59 Personen in Haft, davon 20 in Untersuchungshaft. Darunter seien zwei Frauen und elf junge Erwachsene. Es gebe 95 Haftbefehle, 93 Ermittlungsverfahren seien abgebrochen worden, weil die betroffenen Personen unbekannten Aufenthalts sind.
Leider enthält der Artikel keine Information, wieviele davon Staatsverweigerer sind, wie viele ISler bzw ob es noch eine dritte Gruppe an Terroristen gibt (mir sind jetzt aus den Medien keine erinnerlich).

Die Ein- und Ausreise zu terroristischen Zwecken, gilt seit November des Vorjahres, ist bis jetzt totes Recht. Wird wohl auch mit den massiven Gebietsverlusten des IS zu tun haben.

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Autodiebstähle in EU rückläufig

Post by dejost »

Eurostat lässt verlautbaren, dass die Anzahl der in der EU gestohlenen Autos rückläufig ist.

https://ec.europa.eu/eurostat/web/produ ... _count%3D1
Police in the EU recorded on average 697 000 car thefts yearly over the period 2015 to 2017, a 29% reduction compared to the period 2008 to 2010 (yearly average 983 000). Between 2008 and 2017, there were downward trends in most EU Member States.

On average over 2015 to 2017*, the figures were highest in Luxembourg (328 police-recorded car thefts per 100 000 inhabitants), followed by Greece (269), Italy (257), Sweden (256), France (247) and Czechia (238). The lowest figures in the EU were observed in Slovakia and Estonia (both 31), Croatia (20), Romania (15) and Denmark (4).
Österreich ist mit ~100 gestohlenen Autos pro 100 000 EinwohnerInnen im Mittelfeld, Island hat mit 138 einen recht hohen Wert.
Wieso der Wert in Dänemark so extrem niedrig ist, weiß ich auch nicht.

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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Diskurs

Post by dejost »

Geschätzt wird aber, dass in der EU jedes Jahr rund 3.500 Frauen in ihrem Zuhause getötet werden. Auch in Österreich ist die eigene Wohnung statistisch gesehen immer noch jener Ort, wo Frauen am meisten gefährdet sind. Wie das Bundeskriminalamt erhob, wurden 2018 in Österreich insgesamt 41 Frauen umgebracht. Zumeist bestand dabei eine familiäre Beziehung zwischen Opfer und Täter.
https://orf.at/stories/3144891/

In dem Artikel geht es auch viel darum, dass die Datenerhebung in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich ist, was Vergleiche schwierig macht, weswegen es vor allem Schätzungen gibt.
Besonders hoch ist die Anzahl vorsätzlich getöteter Frauen, in Relation zur Bevölkerungszahl, in Lettland, Litauen und Tschechien. Darüber hinaus zeigen die in Europa verfügbaren Tötungsstatistiken eine Geschlechterspezifik. Während die Zahl der männlichen Opfer in den vergangenen Jahren abgenommen hat, bleibt jene der Tötungen von Frauen relativ konstant.
Auch die Anzeigen von Vergewaltigung und sexueller Belästigung werden nicht von allen EU-Staaten an Eurostat weitergegeben – oder erst gar nicht als spezifische Straftaten in die nationalen Register aufgenommen. So wurden 2017 rund 90.600 Vergewaltigungen und 127.400 Fälle der sexuellen Belästigung an Eurostat weitergegeben, doch gibt es von zehn EU-Ländern keine Daten. Auch Österreich scheint in der Eurostat-Liste von der letzten Erhebung 2017 nicht auf, das Bundeskriminalamt nannte ORF.at aber die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen, die von 2017 (817) bis 2018 (936) um 14,6 Prozent gestiegen ist.

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So wenig Gefängnisinsassen in der EU wie schon lange nicht mehr

Post by dejost »

2017 saßen 116 pro 100 000 Einwohnerinnen in der EU im Gefängnis, das waren etwa 590 000 Personen Eu-weit.

Der Frauenanteilt ist nur 5%.

Höchste Anteilen haben die Baltikstaate, Polen, Tschechien und Ungarn (jeweils über 200 pro 100 000), niedrigste einige nordische Staaten und Slowenien (jeweils knapp über 50). Österreich ist ziemlich im EU-Schnitt.

Zum Vergleich, The Land of the Free hat eine der höchsten Inhaftierungsraten der Welt, mit 700-800 pro 100 000 (inklusive einen unverhältnis mäßig hohen Anteil an Nicht-Weißen im Gefängnis).
Japan und Indien haben sehr geringe Anteile 35-40 pro 100 000.

Die EU-Daten von Eurostat weisen keine Nation oder Ethnie aus, nur den Standortd des Gefängnisses.
https://ec.europa.eu/eurostat/statistic ... _prisoners

Wikipedia hat eine Liste, wo auch der Anteil an Ausländern angeführt ist (wobei es eine weltweite Liste ist, also ob es EU-Bürger sind oder nicht steht nicht drinnen), da hat Österreich mit knapp über 50% Ausländeranteil den zweithöchsten in der EU. (Höher ist nur Luxembourg mit etwa 75%, Griechenland nur marginal weniger). Sonst scheint in den EU-Ländern 20-30% durchschnittlich zu sein.

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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Diskurs

Post by dejost »

Das ist zwar keine Neuigkeit, aber doch so wichtig, dass man es von Zeit zu Zeit wiederholen sollte:

Dunkelziffer für Mord steigt in Österreich weiter
Tötungsdelikte bleiben in Österreich oft unentdeckt. Davor warnt der Präsident der Österreichische Gesellschaft für Gerichtliche Medizin (ÖGGM), Walter Rabl von der Medizinischen Universität Innsbruck, in einem Interview mit dem „Oberösterreichisches Volksblatt“ (Montag-Ausgabe). Die Zahl der Obduktionen ist seit Jahren enorm rückläufig.
https://oesterreich.orf.at/stories/3048031/
Wurden 1984 in Österreich noch 30.737 Menschen nach ihrem Ableben obduziert, waren es 2018 nur noch 8.593.

„Zwangsläufig werden bei zunehmend sinkender Obduktionsfrequenz auch Traumen als scheinbar natürliche Todesfälle qualifiziert“, sagte Rabl dem Volksblatt. Wie viele Morde unentdeckt bleiben, könne nur geschätzt werden. Bei Tötungsdelikten wie Mord, fahrlässige Tötung, Totschlag „dürfte für Österreich ein Verhältnis von erkannt zu unerkannt von eins zu zwei durchaus realistisch sein“, sagte Rabl. Demnach könnte jede dritte Bluttat als natürlicher Tod durchgehen.
Bereits 2014 hatte der Österreichische Wissenschaftsrat in einem Gutachten mangelnde Ausbildung von Gerichtsmedizinern und -medizinerinnen, fehlende Berufsperspektiven, Finanzmängel und fehlende Unterstützung durch Universitäten, Bundesländer, Innen- und Justizbehörden angeprangert.

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Corona: ~46% weniger Kriminalität, aber +27% Internetkriminalität

Post by dejost »

https://www.derstandard.at/story/200011 ... -errichten
Insgesamt hat sich die Gesamtkriminalität seit dem Lockdown um 46,4 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahrs verringert, wie Bundeskriminalamtschef Gerhard Lang bekanntgab. Rückgänge gab es vor allem bei Vermögens- und Diebstahlsdelikten, zum Teil fast um die Hälfte. Gleichzeitig mahnte Lang aber zur Vorsicht bei direkten Vergleichen der Anzeigenstatistiken: Man müsse immer die Covid-Beschränkungen mitdenken. Ein Anstieg um 27,4 Prozent wurde hingegen im Bereich der Internetkriminalität verzeichnet.

Bei der häuslichen Gewalt gab es einen leichten Anstieg: Durchschnittlich habe man von Jahresbeginn bis zum Lockdown täglich 30 Betretungs- und Annäherungsverbote ausgesprochen. Diese Zahl hat sich seit 14. März auf 34 erhöht, sei seit der Lockerung aber wieder im Sinken.
Zumindest der Hellfeld-Anteil der häuslichen Gewalt ist nur gering gestiegen, das ist positiv überraschend.

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Asylwerber und Kriminalität

Post by dejost »

Der Standard - und der ist nicht in Verdacht, ein rechtes Hetzblatt zu ein - ist den Daten zum Thema Asylwerber und Kriminalität, insb. "sexuelle Delikte", nachgegangen, und die Daten sind erschreckend:

https://www.derstandard.at/story/200012 ... eckend-aus
Von 688 auf 782 ist die Zahl der Anzeigen wegen Vergewaltigung im Jahr eins nach dem Flüchtlingssommer angeschwollen, vier Fünftel des Zuwachses sind auf Asylwerber zurückzuführen. Der Anteil der Gruppe an allen Tatverdächtigen dieses Delikts stieg 2016 von 5,7 auf 14,6 Prozent. Einen exakten Referenzwert gibt es nicht. Diverse Daten legen aber nahe, dass Asylwerber auch zum Höhepunkt nie viel mehr als ein Prozent der Gesamtbevölkerung ausgemacht haben.
Der genauere Blick bleibt an einer speziellen Volksgruppe heften. 2016 kamen auf 45.259 Afghanen 64 Anzeigen wegen Vergewaltigung, 54 davon betrafen Asylwerber. Auf die annähernd so zahlreich vertretenen Syrer, die zweite große Flüchtlingsgruppe seit 2015, entfielen lediglich 17 Tatverdächtige, auf die viermal so zahlreichen Deutschen im Land nur elf. Das genaue Verhältnis schwankt über die Jahre, doch der Überhang ist geblieben. Im Vorjahr kamen die Afghanen auf 59 Anzeigen, die Syrer auf 18, die Deutschen auf 25.
Die Gründe sind, wie eh schon überall gestanden ist: Überkommene Sexualmoral gepaart mit Machismus und sexistischen Mindset/Mysogonie, Verrohrung durch Krieg oder die bisherige Situation, Inkompetenz, mit der neuen Situation im Zielland umzugehen.
"Letztlich wird auch unter den Afghanen nur eine Minderheit auffällig. Und die Mehrheit leidet darunter, mitunter wie Bestien dargestellt zu werden."


Es hat sich auch eine gewisse Besserung eingestellt:
Registrierten die Wiener Bäder im Rekordjahr 2017 noch 16 Übergriffe mit sexuellem Hintergrund bei insgesamt 58 strafrechtlich relevanten Vergehen, lautete das Verhältnis 2019 nur mehr sieben zu 32. Über die Täter sagen die Daten gar nichts aus.

Zweifellos gibt es da eine Dunkelziffer. Doch dass Frauen in Bädern "Freiwild" für Migranten seien, wie die feministische deutsche Zeitschrift Emma noch im Vorjahr unter anderem mit Verweis auf Wien konstatierte, lässt sich weder auf Nachfrage bei Jelinek noch bei Bädersprecher Martin Kotinsky erhärten.
Er habe damit gerechnet, dass der im Herbst 2015 losgetretene Schwall an Gewalt ihn und seine Mitstreiter über Jahre auf Trab halten werde, "doch letztlich war das eher ein Aufflackern".

Viele der damals eingereisten jungen Männer, mit denen Brem nun etwa in Arbeitslosenprogrammen Kontakt hat, seien diesbezüglich kein bisschen mehr auffällig

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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Diskurs

Post by dejost »

A new paper in the Quarterly Journal of Economics, published by Oxford University Press, indicates that removing cash welfare from children when they reach age 18 greatly increases the chances that they will face criminal justice charges in subsequent years.
https://www.eurekalert.org/news-releases/954451
They found that terminating the cash welfare benefits of these young adults increased the number of criminal charges by 20% over the next two decades. The increase was concentrated in what the authors call “income-generating crimes,” like theft, burglary, fraud/forgery, and prostitution. As a result of the increase in criminal charges, the annual likelihood of incarceration increased by 60%. The effect of this income removal on criminal justice involvement persisted more than two decades later.

The researchers found that the impact of the change was heterogeneous. While some people removed from the income support program at age 18 responded by working more in the formal labor market, a much larger fraction responded by engaging in crime to replace the lost income. In response to losing benefits, youth were twice as likely to be charged with an illicit income-generating offense than they were to maintain steady employment.

While each person removed from the program in 1996 saved the government some spending on SSI and Medicaid over the next two decades, each removal also created additional police, court, and incarceration costs. Based on the authors’ calculations, the administrative costs of crime alone almost eliminated the cost savings of removing young adults from the program.

“Traditionally, economists talk about the income effects of welfare programs in the context of the formal labor market—that welfare discourages work,” said the paper’s authors, Manasi Deshpande and Michael Mueller-Smith. “What we find is that the income effect of welfare benefits can also manifest as reductions in criminal activity. In fact, in the SSI context, cash welfare has a much larger discouragement effect on criminal activity than it does on formal work.”
Immer gut, wenn diese Dinge empirisch wieder bestätigt werden.

Es ist nur anekdotisch, aber durch die Daten ja beweisen: Ich erzähle auch gerne Geschichten aus meiner lange zurückliegenden Zeit in der Strafjustiz, wo ich einige arme Schlucker erlebt habe, die kleinkriminell wurden, nur um ein paar Dutzend Euros zu machen.

harald
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Re: Kriminalität + Strafurteile - Zahlen, Daten, Fakten, Diskurs

Post by harald »

3820 Anzeigen wegen Sozialleistungsbetrugs im Vorjahr
https://www.diepresse.com/5969677/3820- ... im-vorjahr

Der Artikel bezieht sich auf das Jahr 2020 (stammt aus 2021).
--Harald
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