Der Amazon - Thread

:usuk Everything about Gaming, Computers and the Interwebs. Sometimes there are even free steamkeys.

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dejost
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Der Amazon - Thread

Post by dejost »

Amazon, meine Damen und Herren, ist mittlerweile einer der größten Konzerne überhaupt, der vor vielen Jahren als Versandbuchhändler begonnen hat, mittlerweile den Online-Handel dominiert und in zahlreiche andere Branchen vorstößt - Zustellung mit Drohnen, Verlagswesen (sowohl Bücher, E-Books als auch eine Zeitung), Filmproduktion uvm.

Ursprünglich ging es in diesem Topic um Erlebnisse als KundInnen des Versandhändlers, und solche können gerne weiterhin gepostet werden.
Inhaltlich beschäftigen wir uns aber aber mittlerweile auch damit, was die gesamtgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen von solcher Marktmacht sein könnten.
Last edited by dejost on 02 Jul 2011, 20:10, edited 2 times in total.

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dejost
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Weitere Vorschlag:
Im Übrigen wäre es zweckmäßig, wenn Nutzer- Kritiken nicht möglich wären bei Produkten, die noch nicht erschienen sind, zumindest nicht von Nutzern, die das Produkt auch noch nie in Händen hatten.

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dejost
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Post by dejost »

Heute schrieb ich mal wieder ein Email an amazon.

Wieso ergibt sich aus dem Email
Guten Tag!

Neulich erhielt ich eine von Ihnen persönlich adressierte Werbung an mein Email- Postfach, in dem Sie Ihr interessantes DVD Angebot direkt an mich bewerben.
Ich fand es interessant und wollte daran teilnehmen. Bekam aber dann die Meldung, es gehe nur bei Adressen in Deutschland. Da ich nie in Deutschland wohnte und vor allem Ihnen nie irgendwelche Daten von mir angegeben habe, die auch nur die Vermutung nahe legen, ich wäre aus Deutschland, verstehe ich nicht ganz, wieso ich diese Werbung an mich adressiert erhalten habe, wenn ausgeschlossen ist, dass ich das Angebot nutzen kann.

Btw, ich würde es als zweckmäßig empfinden, Werbebotschaften nicht a la "Kunden, die XY gekauft oder bewertet haben, haben auch ZZ gekauft. Daher freut es Sie sicher, dass ZZ jetzt erhältlich ist." zu formulieren. Ich finde es etwas ungewohnt, dass andere feststellen, was mich erfreut.
Was würden Sie denn von "Kunden (da könnte man auch noch auf das Geschlecht der jeweiligen KundIn eingehen, wirkt doch gleich viel persönlicher) die XY gekauft oder bewertet haben, haben auch (oft, weil jedeR wird's es ja nicht kaufen, oder?) ZZ gekauft. Daher hoffen wir, es freut Sie (oder interessiert auch Sie), dass ZZ jetzt erhältlich ist" oder "Vielleicht haben auch Sie daher Interesse an ZZ" halten?

Mit besten Grüßen
ich, ein fast vollständig zufriedener Kunde, den es nicht überdurchschnittlich freut, dass Pebble in the Sky jetzt um 20€ erhältlich ist

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dejost
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Post by dejost »

Der Amazon-Kundendienst antwortete mir sehr prompt, so wie bisher immer, wenn ich etwas wollte. (Übrigens waren die letzten Antworten sehr oft am Wochenende, diese aber nicht.
Guten Tag

herzlichen Dank für Ihr Feedback an Amazon.de.

Aufgrund eines technischen Fehlers wurde der DVD-Verleih-Newsletter
auch an nichtdeutsche Kunden verschickt. Bitte entschuldigen Sie
dadurch entstandene Unannehmlichkeiten.

Da wir sehr an Ihrer Meinung interessiert sind, habe ich eine Kopie
Ihrer sehr fundierten [!!!] E-Mail an das zuständige Team im Haus
weitergeleitet.

Bitte lassen Sie mich Ihnen abschließend versichern, dass uns die
Zufriedenheit unserer Kunden sehr am Herzen liegt. Wir wollen stets
den Wünschen unserer Kunden gerecht werden und arbeiten permanent an
der Weiterentwicklung unseres Services. Sollten noch Fragen offen
sein, steht Ihnen unser Kundenservice gerne zur Verfügung:


http://www.amazon.de/kontaktformular


Bitte teilen Sie uns doch mit, ob unsere Antwort hilfreich war.
Sie war es? Dann klicken Sie bitte hier:
[...]
Nein? Dann klicken Sie bitte hier:
[...]


Freundliche Grüße

Sabine Voigtlaender
Kundenservice Amazon.de
Im Anschluss haben sie mir noch Werbung im Rahmen des Antwortsemails geschickt.
Ich fand es ja sehr schmeichelhaft, dass sie mein doch eher freches Mail (aber hey, ich habe denen auch einiges an Umsatz gebracht) als "sehr fundiert" bezeichnen. Das ist wahrscheinlich ihr Weg, mir durch die Blume zu sagen, dass ich besonders dreist bin, aber doch nicht völlig unrecht habe.

harald
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Post by harald »

Hab am 19.05. um 20 Uhr Folgendes an Amazon geschrieben:
Habe heute einen Amazon Newsletter bekommen, in dem mir Herrenrasierer von Braun angeboten werden. Dies deshalb, da ich auf meinem Wunschzettel einen Braun 795 CC stehen habe. Das Problem: Mein gewünschter Braunrasierer wird nicht nach Österreich geliefert.

Daher finde ich die Werbung eine Frechheit, da ich das Produkt nicht über Amazon beziehen kann. Ich betrachte sie nahezu als Spam!

Bitte implementieren sie Filter, damit nur Produkte angeboten werden, die auch in das jeweilige Land tatsächlich geliefert werden!
Die Antwort kam am 20.05. um 07:30 Uhr:
Guten Tag, Herr xxxxxxxxxxx,

vielen Dank für Ihr Schreiben an Amazon.de.

Es tut mir sehr Leid, dass Sie einen Artikel aus unserem Newsletter angeboten bekommen, den Sie nicht nach Österreich bestellen können.

Leider können derzeit einige Produkte aus unserem Shop "Elektronik & Foto" ausschließlich innerhalb Deutschlands geliefert werden.

Ich kann gut nachvollziehen das dies für Sie sehr ärgerlich ist. Ihre Zufriedenheit ist uns wichtig.

Aus diesem Grund habe ich eine Kopie Ihrer E-Mail an die zuständigen Mitarbeiter weitergeleitet.

Kundenfeedback wird bei Amazon.de regelmäßig ausgewertet, damit wir unsere Prozesse gezielt auf Ihre Wünsche abstimmen können. Schließlich möchten wir Ihr Einkaufserlebnis ständig verbessern.

Bitte haben Sie Verständnis, wenn wir auf Ihren Vorschlag nicht im Einzelnen eingehen können.

Gerne hören wir wieder von Ihnen!

Ich kann Ihnen versichern, dass wir Ihr Feedback sehr ernst nehmen und bemühen uns, dieses Angebot aus unserem Shop "Elektronik & Photo" auch wieder für unsere österreichischen Kunden zur Verfügung zu stellen.

Wir hoffen, Sie weiterhin von unseren Produkten und Serviceleistungen überzeugen zu können, und danken für Ihr Verständnis.
Ein bissl eingehen auf meine Beschwerde, viel Standard Blabla und eine rasche Reaktionszeit. Mal schauen, ob sich was bessert?
--Harald
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Post by dejost »

Zunächst erlaube ich mir mal, auf meine (derzeitige) Signatur hinzuweisen:

Projekt Im Laufen, vertreten durch niemand Bekannteren als Gabriel Ritter, beteiligt sich an Amazon- Studios, wo sie mit einer Art Web 2.0 - Methode Drehbücher und Filmer suchen.

Leider hat sich bis jetzt für das eine Skript von GabRi kaum wer interessiert, zumindest ein weiteres sollte in den nächsten 2 Monaten online gehen, hoffentlich mit mehr Resonanz.



Jetzt aber ganz was anderes:
http://derstandard.at/1308680148288/Stu ... ezensionen
Wer sich auf Amazon vor einem Kauf ausschließlich auf Kundenrezensionen verlassen will, sollte wachsam sein. Viele der Top-Rezensenten könnten weniger unabhängig, als man annehmen möchte. Das legt jedenfalls Soziologe Trevor Pinch von der Cornell University in einer neuen Studie nahe
Pinch befragte 166 der Top 1.000 Rezensenten auf der Handelsplattform. 85 Prozent der beobachteten Personen würden "oft oder immer" kostenlose Produkte von Autoren, Verlagen, Agenturen und Herstellern erhalten. 78 Prozent hätten danach eine Bewertung zu den Produkten geschrieben. 40 Prozent sind seien selbst Autoren, 11 Prozent im Ruhestand. Über das Programm Amazon Vine werden auf Einladung kostenlose Produkte für Tests und Rezensionen vergeben.
Daran ist grundsätzlich nichts Verwerfliches, immerhin können professionelle oder auch Laien-Rezensenten Bücher oder andere Produkte nicht alle selbst kaufen. Die Top-Rezensenten würden Tausende Bewertungen schreiben, was für viele fast zu einem zweiten Job geworden sei. Laut dem Soziologen würden viele aus Spaß an der Sache schreiben. Wenn sie allerdings in die Reihung der beliebtesten Rezensenten aufgenommen würden, müssten sie weitere Bewertungen und Kommentare produzieren, um im Ranking nicht wieder abzusteigen.
Das könnte unter Umständen dazu führen, dass sie Produkte nur mehr deswegen bewerten, um in dieser Liste zu bleiben. Das habe sich mittlerweile so weit entwickelt, dass beispielsweise Literaten Bewertungen zur Klobürsten oder andere Haushaltsprodukten schreiben, meint Pinch. Natürlich könnte es für viele auch alleine deswegen schon ein Anreiz sein Bewertungen zu schreiben, damit sie kostenlose Produkte erhalten.
Natürlich kommt es auch immer wieder vor, dass Unternehmen selbst positive Kritik zu ihren Angeboten verfassen. So hatte etwa der ehemalige WeTab-Chef Helmut Hoffer von Ankershoffen zwei positive Bewertungen zu dem in Medien weitgehend heftig kritisiertem Tablet verfasst. Nachdem die Sache aufgedeckt wurde, gab er die Leitung des Unternehmens ab

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Post by dejost »

http://www.amazon.co.uk/gp/forum/cd/dis ... G2VXLPRKZ6

Auf Amazon finden sich interessanterweise immer sehr viele kritische KonsumentInnen, die zu den diversen DRM Sachen diskutieren.
Additionally you can take the following actions if you dislike mandatory Steam activations (or any similar DRM such as EA's Origins).

1) Write a polite email to Amazon requesting that they clearly list system requirements for PC games (Amazon.com does this for some titles) Including whether or not the game require Steam activation etc. Alternatively ask that they show a readable picture of the back of the box because this has all the relevant information.
3) In any correspondence with Amazon you could also express you disapproval of this form of DRM, Amazon are a large company with a strong market position. Developers and publishers would listen if they began requesting the removal of mandatory Steam activations. Also other companies are beginning to make noises about this http://www.rockpapershotgun.com/2010/11 ... ott-steam/. To be frank I can't blame companies wanting a reduction in Steam's influence as they are literally selling products that come bundled with a rivals shop integrated into it.

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Post by dejost »

Wie Amazon mit Kindle die EBook-Welt parzelliert.

http://www.heise.de/tp/artikel/36/36328/1.html

Prädikat: Lesenswert (und unerfreulich)

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Post by dejost »

Harald hat ja mal das mit den bösen Tieren gepostet, die sich im Kapitalismus bekämpfen.

Heutiger Kampf: Amazon gegen Austromechana

http://futurezone.at/netzpolitik/8691-a ... rreich.php
Wie die Presse berichtet, sei es ist "derzeit ein kleines Glücksspiel, beim Onlinehändler Amazon in Deutschland USB-Sticks, Handys, MP3-Spieler oder auch Speicherkarten für Fotoapparate zu bestellen." Viele Geräte könnten derzeit nicht an Kunden in Österreich verschickt werden, heißt es. Laut Amazon gehe es bei dem Lieferstopp gehe es um „Produkte, mit denen urheberrechtlich geschütztes Material vervielfältigt oder wiedergegeben werden kann“. Es stehe eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs an, ob eine Abgabe „an österreichische Verwertungsgesellschaften abzuführen ist“, schreibt die Presse weiter.

Hintergrund ist ein Rechtsstreit zwischen Amazon und der Rechteverwertungsgesellschaft Austromechana, die Abgaben auf CDs, Kopiergeräte, DVDs oder Scanner einhebt und für die Festplattenabgabe eintritt (die futurezone berichtete). „Amazon weigert sich, die anfallenden Abgaben an uns abzuliefern“, erklärte Austromechana-Direktorin Ursula Sedlaczek gegenüber der Zeitung. Andere Online-Händler aus Deutschland liefern bereits die Festplattenabgabe an die Austromechana - deswegen kann man bei diesen via Amazon ohne Probleme bestellen.

Die Austromechana führt derzeit einen Prozess gegen Amazon, der Europäische Gerichtshof prüft sie als letzte Instanz. Bisher hat die Verwertungsgesellschaft immer Recht bekommen. Amazon argumentiert bis dato, ohnehin in Deutschland schon eine Urheberrechtsabgabe abzuliefern.
Ich würde jetzt mal vermuten, es muss da doch eh eine eindeutige Rechtslage geben, wo man bei Verkäufen innerhalb der EU die sogenannte Leerkassettenvergütung entrichten darf. Den Binnenmarkt gibt's ja nicht erst seit gestern.
Überhaupt, Amazon gibt's auch schon lang, und IT-Produkte verkaufen sie auch schon lange. Wenn ich eine Vermutung anstellen sollte, wieso sich da bis jetzt nichts getan hat, wäre es entweder hat sich die Austromechana nicht getraut, oder bis jetzt hat sich Amazon nicht getraut, nicht zu zahlen.

Übrigens, es gibt auch Services, die einem eine deutsche Zustelladresse vermitteln (zB hier), falls man hier mal wieder als Konsument zwischen die Stühle gerät.

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Post by dejost »

http://derstandard.at/1343744670339/Ama ... ckerlboxen

Diesmal keine Verbesserungsvorschläge (siehe oben), sondern Verbesserung von Amazon:
In den vergangenen Wochen hat der Onlinehändler nach einer Pilotphase in vielen Metropolen der USA so genannte "Amazon Locker", wie sich die Paketstationen nennen, in Supermärkten und Drogerien in Betrieb genommen. Seattle, New York, San Francisco und auch London wurde auf diese Weise bereits mit Abholstationen für die Kunden ausgestattet. In Deutschland stehe einem Aufbau der Stationen ebenfalls nicht im Weg, wie Vertraute des Unternehmens der FTD wissen ließen.
Der Druck auf die Händler, nicht nur schneller zu werden, sondern den Kunden auch die Möglichkeit zu geben, einen Lieferzeitpunkt zu bestimmten wachse, heißt es in dem Bericht.
Die Post hat sowas in der Art auch schon probiert, weiß aber nicht was draus geworden ist.

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ThePurplePantywaist
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Post by ThePurplePantywaist »

http://futurezone.at/b2b/11621-amazon-v ... p?rss=fuzo

Amazon wird jetzt auch zur Bank.
Der Online-Versandhändler Amazon hat mit Amazon Lending ein Programm gestartet, das kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) unter die Arme greifen soll. Dazu bietet Amazon seinen Händlern einen gewissen Kreditrahmen, der von den Umsätzen des Unternehmers abhängt. Amazon verschickte bereits am Freitag zahlreiche Mails, in denen die Händler auf dieses Angebot hingewiesen wurden.
Der maximale Kreditrahmen beträgt laut Reuters derzeit knapp 800.000 US-Dollar. Das Geld wird mit einem individuellen Zinssatz verliehen, der zwischen einem und 13 Prozent liegt. Dafür soll das Geld allerdings innerhalb von nur fünf Werktagen auf dem Konto des Händlers landen. Die Raten für die Rückzahlung werden vom Händlerkonto auf Amazon direkt abgezogen. Auch der Verwendungszweck soll auf Amazon-Dienste beschränkt sein.

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Post by dejost »

Den gegenwärtigen Amazon- Skandal habe ich hier völlig ignoriert.
Einerseits weil ich die initiale ARD- Doku überhaupt nicht gesehen habe, andererseits aus Faulheit.

Aber irgendwas muss ja jetzt mal sein.

http://www.heise.de/newsticker/meldung/ ... 03447.html
Amazon beschafft sich 5000 Menschen für drei Monate auf dem von Krisen geschüttelten europäischen Arbeitsmarkt. Eine solche logistische Großaktion erfordert den Einsatz spezieller Mittel, im konkreten Falle Unternehmen, die diese Aufgabe übernehmen; genau diese sind es, die den Versandhändler in ein zweifelhaftes Licht rücken. Eine ARD-Reportage zeigte: Die Arbeiter werden in ihren Heimatländern von einer Leiharbeitsfirma für 9 Euro brutto pro Stunde unter Vertrag genommen. Danach werden sie unter fragwürdigen Bedingungen in einem insolventen Freizeitpark in der Nähe des Amazon-Logistikzentrums in Bad Hersfeld untergebracht.
Dort überwacht sie ein Sicherheitsdienst namens H.E.S.S rund um die Uhr. Die Mitarbeiter dieses Dienstes treten martialisch auf und tragen Kleidung der Marke Thor Steinar, bekannt für Ihre Beliebtheit in der rechten Szene, in vielen Bundesliga-Stadien und selbst im Deutschen Bundestag verboten. Auch Amazon selbst nahm die Marke aus dem Sortiment. Eine spanische Kunstlehrerin, Silvina, schildert eindrücklich, welche Befugnisse die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes haben: Die Security habe jederzeit Zutritt zu den Ferienwohnungen und dürfe jederzeit Taschen durchsuchen. Selbst die ARD-Journalisten, die sich im gleichen Komplex wie die Arbeiter einquartiert hatten, wurden ihrer Unterkunft verwiesen und auf öffentlichen Straßen bedroht. Der Shuttle-Bus-Dienst, der die Menschen von ihrer Unterkunft zum Arbeitsplatz bringt, fährt nur unregelmäßig. Wer keinen passenden erwischt, kommt unpünktlich zu seiner Schicht und erhält weniger Geld.
Amazon hat sich mal in einer ersten Reaktion von HESS getrennt.

http://www.heise.de/newsticker/meldung/ ... 07233.html
Der Online-Händler Amazon musste sich im Bundestag am Mittwoch im Rahmen der von der ARD aufgedeckten Zeitarbeiteraffäre scharfe Kritik gefallen lassen. Der Konzern habe "menschenunwürdige Arbeitsbedingungen" begünstigt und geduldet, dass Leiharbeiter "auf Schritt und Tritt bespitzelt" worden seien, kritisierte Beate Müller-Gemmeke von den Grünen in einer Aktuellen Stunde des Parlaments. Menschen seien "wie Waren behandelt" worden. Es reiche daher nicht, wenn der Versandhändler einzelnen Dienstleistern kündige: "Auch Amazon selbst muss auf den Prüfstand." Nötig seien zudem neue "soziale Leitplanken auf dem Arbeitsmarkt".

Der SPD-Abgeordnete Michael Roth kritisierte die hohe Zahl an befristeten Verträgen und eine "beispiellose Geheimniskrämerei" bei Amazon.
Was in die ganze Sache noch reinspielt sind Besonderheiten des deutschen Leiharbeitsrechts.

Trenkwalder, die Leiharbeitsfirma, ist jetzt auch unter Beschuss geraten und das deutsche Kartellamt prüft Amazon, weil die ihren Dritt-Verkäufern verbieten, woanders billiger zu verkaufen (na, wenn das mal nicht ein Kartell ist, was dann?).

Ich bestelle mal für einige Zeit nix bei Amazon.

Wobei, am Schluss wird halt Amazon nochmal sagen, wie ihnen alles leid tut, irgendwelche halbschwindligen Maßnahmen setzen und ein bissi Symbolismus. Von der kurzfristigen Umsatzeinbuße wird sonst nicht viel über bleiben, alles bleibt wie gehabt. Wie immer halt in solchen Fällen.

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Post by harald »

Die Reportage kannst du dir da anschauen, ich hatte sie auch verpasst:

http://www.ardmediathek.de/das-erste/re ... d=13402260

Eine Darstellung von

Code: Select all

Amazon
findet man hier:

http://www.amazon.de/logistikzentren

Übrigens, wenn mich nicht alles täuscht, ist Trenkwalder ja eine österreichische Leiharbeitnehmerfirma.
--Harald
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harald
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Post by harald »

Und die Pressemeldung von heute ist super:
In Deutschland ist Trenkwalder übrigens im Jahr 2011 beim landesweiten Wettbewerb "Deutschlands Beste Arbeitgeber" von der Regierung geehrt worden, wie die "Stuttgarter Zeitung" am Donnerstag schreibt. Das Unternehmen sei für die besondere Qualität und Attraktivität als Arbeitgeber ausgezeichnet worden.
Quelle: http://diepresse.com/home/wirtschaft/ec ... ern.portal
--Harald
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Post by dejost »

http://derstandard.at/1363710519769/Red ... n-verboten

Mehr Neuigkeiten zu den Arbeitsbedigungen bei Amazon:
Der 26-jährige Journalist ersuchte vergeblich um die Erlaubnis, das Amazon-Lager im südfranzösischen Montélimar - einem von drei Standorten in Frankreich - zu besuchen.

So bewarb sich der Reporter selbst um einen Job
"Picker sind effizienter als Roboter", schreibt Malet in dem Buch En Amazonie ("In Amazonien"), das er aufgrund seiner Erfahrung verfasst hat. "Der Computer berechnet in Echtzeit, welchen Artikel ich gerade suchen muss, je nach meiner Position im Lager, die ihm genau bekannt ist. Eine Software organisiert meine Gänge, damit die Laufzeit zwischen zwei Artikeln nie mehrere Dutzend Sekunden überschreitet."
Soweit ich weiß, sind die dahinter stehenden Algorithmen patentiert.
Der Spaß ist beschränkt: Reden ist verboten: Die Teilhaber haben beim Arbeiten kein Recht darauf. Ein Wortwechsel kostet wertvolle Sekunden.
Die Stechuhr ist allerdings direkt am Arbeitsplatz platziert, obwohl Eingang und Pausenareal auf dem riesigen Firmengelände mehrere Minuten entfernt liegen. Damit schrumpft die effektive Erholungsphase auf fünf Minuten, wie Malet feststellen musste.
Malet verstand plötzlich, warum die Gewerkschaften und die Direktion um Details wie die Platzierung der Stechuhr stritten: "Wenn man die zwölf Minuten, um die man [wegen der Platzierung der Stechuhr]jeden Tag gebracht wird, mit tausend Angestellten multipliziert, macht das pro Lager 200 unbezahlte Arbeitsstunden am Tag." Weltweit verdient Amazon damit jährlich Millionen. Und das nur, weil die Stechuhr an einem bestimmten Ort steht.
Das Unternehmen zahlt in Frankreich keine Mehrwertsteuer, erhält aber - wie auch in Deutschland durch einzelne Bundesländer - regionale Subventionen. Dafür schafft Bezos Arbeitsplätze. Malet rechnet allerdings vor, dass der traditionelle Buchhandel "18-mal mehr Stellen schaffen würde als der Internetversand, dessen Flaggschiff Amazon ist". Indirekt zerstöre das öffentliche Geld also mehr Arbeitsplätze in herkömmlichen Buchhandlungen, als es in den Amazon-Lagern schaffe. Noch etwas wundert Malet: Amazon vertreibt sein kritisches Buch anstandslos. Ein Boykott hätte nur zu reden gegeben.
Achja, bei Amazon müssen sich alle duzen und Amazon Chef Bezos nennt die MitarbeiterInnen "Teilhaber", obwohl sie nicht am Unternehmen oder Gewinn beteiligt sind.

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Post by dejost »

Bezos hat die Washington Post gekauft und die Arbeitnehmer in Deutschland haben wieder mal gestreikt und auf ihre Rechte gepocht.

Amazon wird das jetzt zu blöd und deswegen gehen sie nach Polen.
http://derstandard.at/1379292549396/Ama ... nach-Polen

(Es kann auch sein, dass sie gar nicht nach Polen gehen wollen, weil dann ja der Versand in die deutschen Ballungszentren länger dauern würde, und sie das nur machen, damit sie halt die "Teilhaber" weiter was reindrücken können.)

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Re: Der Amazon - Thread

Post by dejost »

Der Streit um die Arbeitsverhältnisse bei Amazon ist immer noch aktuell, es gab wieder Streiks und Streikdrohungen.

Den genauen Überblick habe ich nicht behalten, und das Lager in Polen ist nach meinem Letztstand (wie gesagt, keine Garantie) als zusätzliches gedacht.

In den USA hat Amazon dafür vor, den Großhandelsmarkt aufzumischen.
http://derstandard.at/1399506922328/Ama ... llar-Markt
In den USA nahmen Großhändler 2012 rund 7.2 Billionen Dollar ein, dabei dominieren vor allem regionale Familienbetriebe. Der größte Großhändler, WW Graininger, kontrolliert gerade einmal sechs Prozent des Marktes. Hier will Amazon direkt angreifen: Mittlerweile bietet Amazon Supply 2.2 Millionen Produkte an, WW Graininger liegt eine Million dahinter.
Zusätzlich kosten Amazon-Supply-Produkte laut Business Insider im Schnitt 25 Prozent weniger als die der Konkurrenz. Zwar halten sich viele reguläre Händler vom Großhandel fern, da hier die Margen bei lediglich 2-4 Prozent liegen, das ist Amazon dank seiner Kampfpreise aber auch aus dem normalen Handel gewöhnt.
http://www.forbes.com/sites/clareoconno ... n-b2b-bet/
Amazon, meanwhile, booked more than $74 billion in revenues last year, selling everything from beds to server time with a viruslike strategy that values opportunity and disruption above short-term profitability. Almost identical to the company’s flagship website, albeit without ads for its ubiquitous Kindle e-readers, AmazonSupply.com launched quietly in April 2012 with 500,000 items for sale.

Two years later, with the site still officially in beta, that list of products has grown to more than 2.2 million–covering 17 product categories from tools and home improvement to janitorial supplies, stocking everything from 12-packs of Hawaiian Punch to schedule-40 stainless steel pipe. If 2.2 million products doesn’t sound like a staggering figure on its own, consider that the average wholesaler sells closer to 50,000 products online.

“The question is not whether AmazonSupply will be a threat,” says Richard Balaban, who has studied the site for management consulting firm Oliver Wyman. “Rather it is which customers, purchase occasions and categories will be attacked first.”

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Re: Der Amazon - Thread

Post by dejost »

Und wieder neue Kontrahenten für Amazon:

http://derstandard.at/2000001393560/Dac ... Erpressung
Der Online-Händler strebe durch "Erpressung der Verlage" weltweit eine marktbeherrschende Stellung an, kritisierte der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis, am Dienstag in Frankfurt.
Das Kartellrecht müsse auch im digitalen Markt durchgesetzt werden, so der Branchenvertreter: "Es ist ein klarer Auftrag an die Politik und längst überfällig."

Nach Medienberichten verzögert Amazon in den USA und Deutschland die Auslieferung von Büchern zweier großer Verlagsgruppen, um diese dadurch zu für Amazon günstigeren Konditionen zu zwingen. "Diese Erpressung findet auf dem Rücken von Kunden und Autoren statt", erklärte Skipis. Von Amazon war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" fordert Amazon in Europa von dem schwedischen Verlagskonzern Bonnier, zu dem bekannte deutsche Verlage wie Ullstein, Piper, Berlin und Carlsen gehören, höhere Rabatte bei der Belieferung mit E-Books. Um Druck auf Bonnier auszuüben, würden seit Anfang Mai zahlreiche Titel von dem Konzern angehörenden Verlagen nur mit langen Lieferfristen verkauft, obwohl die jeweiligen Titel problemlos vorrätig wären.

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Re: Der Amazon - Thread

Post by ThePurplePantywaist »

#Amazon vs #Frankreich:
Frankreich hat ja ein Schutzgesetz für den lokalen Bücherhandel erlassen, demzufolge Bücher nicht mehr versandkostenfrei geschickt werden dürfen.
http://futurezone.at/b2b/anti-amazon-ge ... oerden-aus
Amazon reagierte prompt und setzte die Versandkosten auf den niedrigsten Betrag, den die französische Gesetzgebung erlaubt, nämlich einen Cent. Prime-Kunden werden die Bücher weiterhin versandkostenfrei geliefert.
Wer ist überrascht?

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Re: Der Amazon - Thread

Post by dejost »

#amazon zündelt weiter (amazon vs #disney)

Wie schon berichtet hat sich amazon mit zahlreichen Verlagen angelegt, sodass nunmehr über 900 Autoren einen Protestbrief an Amazon unterfertigt haben.
"Viel Feind viel Ehr" (dummer Spruch, 16. Jahrhundert, wie schon Manfred Schmidt erkannte) dachte sich Amazon, und legt sich gleich mit einem (weiteren) Weltkonzern an:
http://orf.at/stories/2241298/
Amazon setzt seine schroffe Verhandlungstaktik im Kampf um niedrigere Preise immer breiter ein.
Kurz vor den Verkaufsstarts der DVDs hat Amazon die Funktion für Vorbestellungen in seinem Marktplatz deaktiviert. Wie zuerst das Fachblatt „Home Media Magazine“ bemerkte, galt dies für nahezu alle Disney-Titel.

Die Situation erinnert an Konflikte zwischen Amazon und Time Warner sowie dem Verlag Hachette. In beiden Fällen baute das Versandportal auf diese Weise Druck bei den Verhandlungen um neue Vertriebsdeals auf. Warner-Filme waren deshalb von Mitte Mai bis Ende Juni nicht vorbestellbar. Ob sich zwischen Walt Disney und Amazon ähnliches anbahnt, ließ sich zunächst nicht aufklären. Die Unternehmen halten sich bisher bedeckt.
Amazon konterte den Vorstoß der Schriftsteller mit einem eigenen offenen Brief. Darin heißt es unter anderem, Literatur müsse günstiger werden, da sie mit vielen anderen Medien im Wettbewerb stehe. „Bücher konkurrieren mit mobilen Spielen, Fernsehen, Filmen, Facebook, Blogs, kostenlosen Nachrichten-Websites und mehr.“

Das Unternehmen verwies auch erneut auf frühere Berechnungen, wonach mit niedrigeren E-Book-Preisen wie 9,99 Dollar viel mehr Bücher verkauft würden als etwa bei 14,99 Dollar, so dass Schriftsteller und Verlage am Ende sogar mehr verdienen würden.

Amazon verteidigte zudem den viel kritisierten massiven Druck auf Hachette. Der Verlag habe in den Verhandlungen drei Monate lang gemauert und sich erst zähneknirschend mit den Amazon-Argumenten auseinandergesetzt, „als wir Maßnahmen ergriffen, den Verkauf ihrer Titel in unserem Store zu reduzieren“.
Und ich hätte erwartet, Amazon verteidigt sich genauso wie weiland Google: "Das ist Kapitalismus, und wir sind stolz drauf."
Oder, um es mit Obama zu sagen: "Yes, we can".

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Re: Der Amazon - Thread

Post by dejost »

Offensichtlich war die Streiterei mit anderen Großkonzernen für Amazon nicht so profitabel - oder es sind einfach die Zukäufe. Jedenfalls hat Amazon die Investoren mit Verlusten verunsichert.

http://futurezone.at/b2b/amazon-tauscht ... zchef-aus/
Investoren waren zuletzt verärgert, weil das Unternehmen unerwartet hohe Verluste gemacht hat. Zudem gab es hohe Ausgaben für Zukäufe und die Expansion in neue Märkte. Darüber hinaus droht ein verstärkter Wettbewerb mit dem chinesischen Rivalen Alibaba, der an die US-Börse strebt.

Zuletzt hatte Amazon Aktionäre mit hohen Verlusten beunruhigt. Im zweiten Quartal stand unter dem Strich ein Minus von 126 Millionen Dollar (94 Mio. Euro). Für das laufende Quartal rechnet das Management sogar mit einem operativen Verlust von bis zu 810 Millionen Dollar.
Als Konsequenz wird der CFO ausgewechselt.

Alibaba strebt demnächst an die Börse, ebenso Zalando, welches zwar ähnliche Arbeitsverhältnisse in den Lagern haben soll wie Amazon, dafür aber nicht zu knapp vom deutschen Staat subventioniert wird (wobei Zalando meines Wissens auch tatsächlich in Deutschland sitzt, während Amazon da ja mehr auf Steuerschonung bedacht ist), auch Rakuten ist in letzter Zeit umtriebig, ob erfolgreich wird die Zeit zeigen.

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Re: Der Amazon - Thread

Post by dejost »

Unterm Strich zahle Amazon weniger als ein Prozent auf seine europäischen Gewinne, berichtet die Financial Times. Dabei beruft sich das Blatt auf Personen, die an entsprechenden Ermittlungen beteiligt sein sollen.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/s ... -1.2162444

Der Originalartikel ist hinter einer Paywall, daher nur das Zitat aus der Süddeutschen.
Über den Fall entscheidet die neue EU-Kommission. Chef der Behörde wird Jean-Claude Juncker - er war Premier und Finanzminister in Luxemburg, als Amazon den günstigen Steuerdeal bekommen hat.
Die EU ermittelt bereits offiziell gegen Irland wegen Apple, gegen die Niederlande wegen Starbucks und wegen Fiat gegen Luxemburg.
Damit würde Amazon sogar noch Apple unterbieten. Bisher galt der iPhone-Hersteller als der Konzern, der den "Heiligen Gral der Steuervermeidung" gefunden hatte. Apple zahlt laut einer Untersuchung des US-Senats dank Niederlassungen in Irland nur zwei Prozent Steuern.
Die Kommission darf bei Steuerpolitik eigentlich nicht mitreden. Brüssel sieht jedoch die Deals zwischen den Finanzämtern und den Konzernen als so schwerwiegend an, dass sie als unerlaubte Beihilfe eingestuft werden könnten. Europäisches Recht erlaubt staatliche Beihilfen an Konzerne - zum Beispiel finanzielle Unterstützung, wenn eine Firma ein neues Werk in einer armen Region eröffnet. Allerdings darf die Hilfe durch den Staat nicht unfair sein. Genau das könnte jedoch bei Apple, Fiat, Amazon und Starbucks der Fall sein - weil etwa kleinere Konkurrenten nicht so günstige Sonderabsprachen mit dem Fiskus aushandeln können.

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Re: Der Amazon - Thread

Post by ThePurplePantywaist »

Jean-Claude Juncker, mittlerweile Kommissionspräsident, ist ja aus Luxemburg. Dort sitzen sehr viele Unternehmen, so auch Amazon.
Weil die nämlich mit dem Staat Luxemburg äußerst günstige Sonder-Steuerkonditionen ausgehandelt haben.
Amazon ist da aber nicht der alleinige Übeltäter, es gibt zahlreiche Unternehmen, die das auch so machen. Da tut sich eh einiges.

http://futurezone.at/digital-life/amazo ... in-den-usa
Der weltgrößte Online-Händler Amazon versucht sich im Heimatmarkt USA als Plattform für Handwerker-Dienste. In ausgewählten Städten in neun Bundesstaaten werden zunächst Dienstleistungen wie das Anbringen von TV-Geräten an Wänden vermittelt. Amazon behält 20 Prozent vom Preis bei Beträgen unter 1.000 Dollar (806 Euro) ein und 15 Prozent darüber, wie aus Ankündigungen auf der US-Website hervorgeht.
Darum, eine große Online-Plattform für lokale Kleinunternehmer wie Handwerker aufzubauen, wetteifern bereits mehrere Anbieter wie die Schnäppchen-Website Groupon.
In Österreich gibt es myhammer.at dafür. (Sollte jemand damit Erfahrungen haben, es gibt ein Topic dazu, wo um Erfahrungsberichte ersucht wird).

Ich schreibe aber eher aus anderem Grund: Hier sagt Amazon nämlich, wie viel Vermittlungsgebühr sie verlangen/bekommen.
Die ist ja bei verschiedenen Sachen sehr unterschiedlich. Booking.com soll ca 30% verlangen. Bei Steam ist es ein großes Geheimnis, wie viel sie mitschneiden, weswegen ich davon ausgehe, dass sie bei Indies viel mehr mitschneiden als bei großen Publishern. Ebay hat Fixbeträge (bzw keinen Fixbetrag bei Auktionen die bei 1Euro beginnen) und Anteile, Paypal ähnlich.

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Re: Der Amazon - Thread

Post by ThePurplePantywaist »

Amazon als Semi-Monopolist wird wegen der Marktbeherrschung auch häufiger verklagt. Unter anderem wegen markenrechtlichen Anlässen:

http://derstandard.at/2000018839068/Mar ... tocomplete
Geklagt hat die Firma goFit. Das Unternehmen ist im steirischen Mürzhofen ansässig und vertreibt Wellness-Artikel. Zum Sortiment gehört auch eine Matte für Fußreflexzonenmassage, die auch unter dem eigenen Namen in Deutschland vertrieben wird – allerdings nicht über Amazon
Obwohl das Produkt bewusst nicht über Amazon vertrieben wird, tauchen dort bei der Eingabe des Suchbegriffes "gofit" verschiedene Vorschläge auf, darunter etwa "gofit matte original aus der schweiz".

Klickte ein Nutzer auf einen der Vorschläge, erhielt er Ergebnisauflistungen, die ähnliche Produkte anderer Hersteller enthielten, was goFit ein Dorn im Auge war. Das Kölner Gericht sieht durch die Autovervollständigung eine Markenrechtsverletzung als gegeben, da Käufer verleitet würden anzunehmen, dass sie als Ergebnis ihrer Suche goFit-Produkte sehen würden.
Die Richter haben Amazon nun auferlegt, der steirischen Firma im Hinblick auf etwaige Schadensersatzforderungen darzulegen, in welchem Umfang die Rechtsverletzungen stattgefunden haben und die Autocomplete-Funktion abzuändern. Sollte der Handelsriese dem nicht nachkommen, droht ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro oder Ordnungshaft für die Geschäftsführung.

Derzeit werden weiterhin Suchvorschläge für "gofit" auf Amazon.de gezeigt. Das Urteil ist auch noch nicht rechtskräftig. Ob Amazon in Berufung gehen will, ist [dem Standard, weil er nur einen Artikel von einer anderen Zeitung abgeschrieben hat und nichts selber recherchier hat] nicht bekannt.
Da könnte jetzt jeder zahlreiche weitre derartige Beispiele bringen, wo einem Amazon was anderes verkaufen will. Klebebänder und Bohrmaschinen fallen mir zB ein.

Die KonsumentInnenmeinungen sind gespalten:
Die einen sagen, zu Recht, ist ja quasi eine Art Täuschung. Die anderen sagen, das sei kundenfreundlich, wenn ich vergleichbare Produkte anderer Hersteller zur Wahl bekommen.

Gratis-Tipp:
Am besten wäre wohl, Amazon gibt bei derartigen Eingaben die Info aus:
"Produkte dieser Marken führen wir nicht. Hier sehen Sie eine Auswahl der beliebtesten Matten/Klebebänder/Bohrmaschinen/wasauchimmer, die wir haben:"


Betreffend der Steuerprivilegien von Amazon in Luxembourg habe ich keine Neuigkeiten. Vermutlich hat die jetztigen Luxemburger Regierng das ganze wieder unter dem Teppich verschwinden lassen, nachdem sich die Aufregung gelegt hat. Vielleicht gibt's aber eh einen Arbeitskreis. Wer was Neues weiß, bitte posten.

Ähnlich mit dem Arbeitskampf. Vor einiger Zeit gab es wieder Streiks oder zumindest Androhungen, abgeschlossen ist das alles meines Wissens noch nicht.

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Amazon (der Konzern, nicht der Fluss)

Post by ThePurplePantywaist »

Einem schmählich vernachlässigten Thema sollen wieder einige Zeilen gewidmet werden:

#Amazon hat ja schon unter anderem Zeitungen gekauft, Serien produziert und sich mit Trump angelegt.

Es wird immer mehr zu einem Anbieter für eh alles - für physische Güter ist es das schon längst, mit Serien, Filmen, Hörbücheren wird es das immer mehr auch für digitale Unterhaltungsinhalte, jetzt kommt noch Livesport dazu:
Eurosport hat einen weiteren Vertriebsweg für seine Live-Übertragungen der deutschen Bundesliga gefunden. Das vor allem aus den Freitagsspielen bestehende Pay-TV-Paket wird auch für Amazon-Kunden zugänglich sein
- derstandard.at/2000062733556/Amazon-uebertraegt-nun-auch-die-Deutsche-Bundesliga
Die Spiele werden über Amazon Channels gezeigt. Kunden mit kostenpflichtigem Prime-Abo können dort das Europort-Paket um fünf Euro im Monat abonnieren.

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Städte dürfen sich bei Amazon als Standort bewerben

Post by dejost »

Wer sich noch fragt, wer denn heutzutage die Macht hat, findet in diesem Standardartikel klare Antworten:

https://derstandard.at/2000066307903/US ... gazentrale
Amazon sucht nach einer "prime location" für seine neue Nordamerika-Zentrale. Am Donnerstag endet die Bewerbungsfrist. Dutzende Städte in den gesamten USA buhlen um das lukrative Großprojekt
Der zwölftgrößte US-Konzern lässt sich seine Gunst teuer abkaufen. Zwar sei für die Standortwahl das Potenzial, Talente anzuziehen, wichtig, aber sogenannte Anreizpakete (incentive packages) würden eine Schlüsselrolle bei der Auswahl spielen. Gemeint sind mitunter Steuerbegünstigungen und ähnliches Entgegenkommen für den Konzern.Der Steuerwettbewerb unter US-Staaten und Gemeinden hat sich für Amazon in der Vergangenheit bereits deutlich rentiert. Über 1,2 Milliarden Dollar (rund eine Milliarde Euro) an Vergünstigungen hat der Online-Riese von Lokalregierungen in der Vergangenheit lukriert, wie das "Washington Business Journal" berechnete. Beispielsweise hatte der südliche Bundesstaat Texas Amazon eine Steuerrechnung von knapp 270 Millionen Dollar (230 Millionen Euro) erlassen, nachdem das Unternehmen versprochen hatte, 200 Millionen Dollar (170 Millionen Euro) in neue Anlagen mit 2.500 Arbeitsplätzen vor Ort zu investieren.
Spannend wäre zu wissen, ob das dann auch von Amazon erfüllt wurde - oder gar übererfüllt wurde. Und was passiert wäre, wenn sie es nicht gemacht hätten.
Doch für die zweite Zentrale hat der Bieterwettbewerb neue Dimensionen erreicht. New Jersey bietet dem Online-Händler Steuererleichterungen in Höhe von sieben Milliarden Dollar (rund sechs Milliarden Euro), wenn HQ2 an die Ostküste kommt.Das kann sich nicht jeder leisten. Städte wie Chicago und Denver werben dafür mit den gut ausgebildeten Tech-Absolventen aus der Region. Letzteres entwickelt sich zum attraktiven Tech-Hub, ohne die abschreckenden Mieten der kalifornischen Westküste.

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Re: Der Amazon - Thread

Post by HalberHannes »

Ja, die Sache ist nun ein halbes Jahr später immer noch nicht ausdiskutiert und die Bundesstaaten überbieten sich nach wie vor mit Goodies, Erleichterungen, Versprechen nach neuen Gesetzen, Schmeicheleien und generell einer Attitüde, die es einem ermöglicht, sich vorzustellen, wie das damals so unter dem Kaiser war. ;-) Maryland soll gerade vorne sein aber vielleicht treibt ja noch jemand ein Faberge-Ei auf?
"“I accept chaos, I'm not sure whether it accepts me.” ― Bob Dylan

Guest

Re: Der Amazon - Thread

Post by Guest »

Mir missfällt das mit der Monopolstellung schon auch, aber das ist ja ein Trend, der nicht nur bei amazon zu beobachten ist, sondern ganz generell. Verschiedene Großkonzerne, zu denen unterschiedliche Unternehmen gehören, verschmelzen nach und nach zu Riesenkonzernen. War ja mit Monsanto und Bayer Fusion mehr oder weniger das gleiche. Nimmt immer krassere Züge an. Ich versuche so viel wie möglich bei kleinen, regionalen Unternehmen zu kaufen und auch selbst Gemüse und Obst anzubauen, um mich zumindest ein Stück weit unabhängig zu fühlen.

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Re: Der Amazon - Thread

Post by ThePurplePantywaist »

Von Zeit zu Zeit gibt es Artikel darüber, dass Amazon, ein Multikonzern dessen Kerngeschäft der Onlineversandhandelt ist, Kunden oder -innen wegen irgendwelche Lappalien sperrt, zB
https://futurezone.at/digital-life/amaz ... /400039387
Dutzende Kunden von Amazon beschweren sich auf Twitter und Facebook, dass ihre Konten bei Amazon gesperrt wurden, berichtet das „Wall Street Journal“ . Warnungen vor der Sperre oder Erklärungen, warum die Kunden verbannt wurden, gebe es in vielen Fällen nicht, schreibt die Zeitung.

Der Grund liegt offenbar in häufigen Rücksendungen. Was Amazon unter „häufig“ versteht, ist aber nicht immer nachvollziehbar. Eine Kundin, die innerhalb eines Jahres sechs Bestellungen retournierte, erhielt eine E-Mail vom Kundenservice
Die Sperre von Konten dürfte sich in jüngster Zeit häufen. Im April drohten etwa betroffene Prime Kunden, deren Konten ebenfalls ohne Angaben von Gründen gelöscht wurden, mit einer Sammelklage.

Berichte, wonach Amazon die Konten „lästiger“ Kunden, die zu viel zurücksenden, sperrt, gibt es seit längerem.
Was diese Artikel meistens gemein haben, ist dieser Grundtenor, Amazon dürfte Kunden nicht sperren, die Leute hätten ein Recht dort einzukaufen.

Nein, haben sie nicht.

Amazon ist ein auf Gewinn ausgerichtetes Unternehmen. Sie kontrahieren nur mit den Leuten, die ihnen Gewinn bringen. Sie müssen nicht begründen, wieso sie irgendwem was (nicht) verkaufen.

(Problematisch kann es sein, wenn sie dabei Guthaben verfallen lassen oder schon bezahlte Leistungen wie zB Prime Video vertragswidrig nicht mehr erbringen. Noch problematischer wäre es, wenn sie tatsächlich ein Monopol hätten, das ist aber - noch - nicht der Fall.)

HalberHannes wrote:
17 Apr 2018, 14:01
Ja, die Sache ist nun ein halbes Jahr später immer noch nicht ausdiskutiert und die Bundesstaaten überbieten sich nach wie vor mit Goodies, Erleichterungen, Versprechen nach neuen Gesetzen, Schmeicheleien und generell einer Attitüde, die es einem ermöglicht, sich vorzustellen, wie das damals so unter dem Kaiser war. ;-) Maryland soll gerade vorne sein aber vielleicht treibt ja noch jemand ein Faberge-Ei auf?
Die Suche nach einem Standort für die zweite Zentrale ist laut Amazon.com (https://www.amazon.com/b?node=17044620011) noch nicht abgeschlossen.

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Re: Der Amazon - Thread

Post by HalberHannes »

Zwar nicht ganz das gleiche Thema aber neben der Tatsache, wie viele Leute versuchen, Amazons Gunst zu erlangen und sie anzulocken, hat es durchaus auch direkte Konsequenzen, wenn man ihnen - etwa abgabentechnisch - zu nahe kommen sollte:

https://www.nytimes.com/2018/05/14/tech ... s-tax.html
After intense lobbying by local businesses and a bold threat by Amazon to curtail development in its hometown, the Seattle City Council on Monday approved a smaller and more limited tax on big companies than originally envisioned.

The new tax — dubbed the “Amazon Tax” by locals — will fund affordable housing and homeless services in a city whose economic boom, driven in no small part by Amazon, has priced many residents out of the area and forced some onto the streets.

Amazon, which halted two major expansion projects in Seattle in protest over the larger tax increase, said it was disappointed even with the smaller tax package, although the company said it would restart the planning process for one of its new buildings. It was still exploring the possibility of subleasing a second building that a developer is currently building.
Ist zwar natürlich das gute Recht der Firma aber unterstreicht ihren Einfluss schon massiv, wenn ihr Protest alleine ausreicht, die Ausgestaltung der Gesetzgestaltung zu verändern.
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Multikonzern Amazon

Post by dejost »

Amazon ist wahrscheinlich der erste, richtige internationale Multikonzern, aber selbst wenn nicht, ist es jedenfalls der bekannteste solche.
Einmal investiert das Unternehmen in künstliche Intelligenz und „smarte“ Türklingeln, dann werden Pharmaunternehmen und Supermarktketten mit Hunderten Filialen aufgekauft. [...] selbst für die Konkurrenz führt oft kein Weg an dem Konzern vorbei.
https://orf.at/stories/2451642/2451643/
Demnächst soll eine Kinokette gekauft werden, eine Zeitung haben sie auch schon.

Vieles von den "smarten" Sachen ist ja mit dem Blick auf Alexa, der digitalen Sprachassistentin, bei der jeden Datenschützer schlecht wird.
Erst im Juni wurde eine Kooperation mit der Hotelkette Marriott angekündigt, die vorsieht, ein Gerät von Amazon in Hotelzimmern zu installieren. Und auch im Auto könnte Alexa bald mithören, nachdem Amazon Anfang August Programmierwerkzeuge vorgestellt hat, die es Autoherstellern ermöglichen sollen, Alexa in ihren Pkws zu installieren.
Anfang des Jahres kündigte das Unternehmen eine Partnerschaft mit Investmentbanker JPMorgan und der Holdinggesellschaft von Warren Buffett, Berkshire Hathaway, an, um Kosten bei der Mitarbeiterinnen- und Mitarbeitervorsorge künftig senken zu können. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Amazon überlegen soll, eigene Arztpraxen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu betreiben, um Kosten zu senken, so der US-Sender CNBC.
Lagen die Gewinne im zweiten Quartal 2017 noch bei 197 Millionen Dollar, konnte der Konzern Ende Juli 2018 einen Gewinn von 2,5 Milliarden Dollar (knapp 2,2 Mrd. Euro) vorweisen.

Vor allem das Geschäft mit Cloud-Diensten unter dem Namen Amazon Web Services (AWS) trug maßgeblich zu diesem Ergebnis bei. Der Umsatz der Sparte verdoppelte sich auf mehr als sechs Milliarden Dollar, während der operative Gewinn rasant um 80 Prozent auf 1,64 Milliarden Dollar kletterte.
Wie heißt's so schön? Erfolg ist, wenn man nur mehr einen Gegner hat - sich selbst:
Das Cloud-Geschäft ist damit Amazons größtes Zugpferd und kann sich auch gegen Internetriesen wie Google und Microsoft behaupten. Rund ein Drittel des Marktes gehört laut Analysten aktuell dem Onlinehändler. Amazon verkauft Unternehmen unter anderem Rechenkapazitäten und Speicherplatz aus ihren eigenen Rechenzentren.

Das betrifft letztlich auch Konkurrenten in anderen Geschäftsbereichen: Durch Amazons Dominanz auf dem Sektor führt fast kein Weg an den Cloud-Diensten des Unternehmens vorbei. Erst kürzlich kündigte allerdings die US-Supermarktkette Target als einer von wenigen Konzernen an, künftig Cloud-Dienste von Google in Anspruch zu nehmen. Um Amazons Zugpferd Steine in den Weg zu legen, müssten es viele Konzerne Target gleichmachen. Ohne Trendwende in der Cloud wird es für Amazon daher wohl auch künftig möglich bleiben, sich in immer neue Geschäftsbereiche einzukaufen.
PS: Amazon ist ein amorpher Multikonzern und Kortz.at ist auch ein sehr amorphes Webangebot "Forenblogtagebuch (oder so etwas in der Art)" - da höre leider die Parallelen auch schon wieder auf.
PPS: Zum Thema Onlinehandel siehe auch dieses Topic.

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Bezos sieht Amazon nicht als Monopolist und findet Kontrolle durch Aufsichtsbehörden gut

Post by ThePurplePantywaist »

Amazon-Chef Bezos sieht sich nicht als Monopolist, aber ist für Checks & Balances

https://orf.at/stories/3016881/
„85 Prozent aller Verkäufe finden immer noch in der realen Welt statt. Da stehen wir im Wettbewerb.“
Das ist eine lustige Sichtweise, Amazon ist kein Monopolist, weil es den stationären Handel noch nicht dominiert.

Laut diesem Artikel von der Nasdaq-HP hatte Amazon in den USA einen Anteil am Onlinehandel von 44%. Welchen Anteil der nächstgroße Marktteilnehmer hat, steht in dem Artikel leider nicht, aber dass Amazon 4% des Gesamthandelsvolumen in den USA verursacht. Das Handelsblatt schreibt, dass der Anteil in Deutschland bei 46% ist, und dass Amazon wegen seines Kundenservice auch der beliebteste Onlinehändler ist.
Selbst ein Quasi-Monopolist ist Amazon (noch) nicht.

Aber zurück zu den Aussagen von Bezos aus dem oben verlinkten ORF.at-Artikel:
Es sei aber nicht überraschend, ja normal, wenn ein Unternehmen ins Visier genommen werde, das so groß sei wie Amazon, sagte er weiter. „Alle großen Institutionen egal welcher Art werden und sollten beobachtet, überprüft und beaufsichtigt werden“, sagte Bezos. „Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der die Menschen sich angesichts großer Institutionen Sorgen machen. Das ist ok.“

In den USA erwägen die Aufsichtsbehörden derzeit, die Richtlinien zu ändern, um auch Internetgiganten wie Google, Facebook oder Amazon besser kontrollieren zu können.
Wieweit Bezos hier demokratisch oder pragmatisch - aus tiefster Überzeugung oder weil er weiß, es ist halt so - muss dahingestellt bleiben, aber grundsätzlich ist es gut, wenn ein Konzernchef solche Töne anschlägt.

Jetzt noch die Arbeitnehmer in den Lagern besser behandeln. Und weniger :datenkrake sein.

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Re: Der Amazon - Thread

Post by gaudi »

Ich muss offen und ehrlich gestehen, dass ich oft auf Booking zurückgreife, weil es für meine Bedürfnisse bezüglich flexibler Reisen einfach praktischer ist. Das heißt aber nicht, dass ich ihre Vorgehensweise teile. Bei Amazon stört mich außerdem die Tatsache, man bei uns mit den Paketen erst gar nicht klingelt. Daher bestelle ich nur dann wenn es nicht anders geht.

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Re: Der Amazon - Thread

Post by dejost »

Das Bieterwettrennen ist entschieden - und gleich 2 Städte dürfen sich darauf freuen, demnächst Amazon-Zentralen zu beherbergen:

New York und Arlington.

Der Grund soll sein, dass man nicht so leicht so viel qualifiziertes Personal an einem Fleck finden bzw konzentrieren kann.
Während der New Yorker Stadtteil Amazon Zugang zu den vielen Tech-Profis in der Ostküstenmetropole verschafft, gilt Arlington wegen seiner Nähe zum Sitz der US-Regierung in Washington DC als attraktiv für den Konzern.
Aber zum Thema Freude: Die scheint überschaubarer als gedacht:
https://orf.at/stories/3100817/
Hundert Anrainerinnen und Anrainer demonstrierten bereits am Mittwoch gegen den geplanten neuen Amazon-Firmensitz. Amazon zahle keine Steuern, bekomme aber Subventionen in Milliardenhöhe, hieß es auf einem Plakat. Für die Bewohner werde dagegen kein Geld investiert, „die Züge funktionieren immer noch nicht“. Auch viele Lokalpolitiker nahmen an der Demonstration teil.

Vorbehalte gibt es neben den „Steuerzuckerln“ auch hinsichtlich der Stadtveränderungen, die oftmals mit der Ankunft großer Konzerne einhergehen. So kann der Zuzug hochbezahlter Tech-Arbeitskräfte die Mieten und Lebenshaltungskosten für die restliche Bevölkerung kräftig in die Höhe treiben.
Offiziellen Angaben zufolge betragen die Subventionen für Amazon für die Ansiedlung – Zuschüsse, Steuererleichterungen und Investitionen in den Standort – fast drei Mrd. Dollar (2,7 Mrd. Euro), allein die Ansiedlung in New York soll mit mehr als 1,5 Mrd. Dollar an Zuschüssen für den Konzern äußerst lukrativ werden.

Auch in Arlington fürchten viele Bewohner und Bewohnerinnen Verkehrschaos und stark steigende Mieten durch die Ansiedlung von Amazon. Fachleute sind skeptisch und halten die Investitionen und Arbeitsplätze durch Steuergelder für die Kommunen teuer erkauft, zudem erfüllen sich die Versprechen nicht immer.
Die vielen Bewerbungen [238 Städte haben sich beworben] gewährten Amazon zudem Einblicke in die Standortbedingungen zahlreicher Städte Nordamerikas. Dabei handelt es sich mitunter um wertvolle Daten, die Amazon möglicherweise gut für sich zu nutzen weiß. In den USA wurde deshalb bereits spekuliert, dass Bezos mehr versprochen hat, als er zu liefern bereit war, um an diskrete Details zu kommen, die beispielsweise beim weiteren Ausbau von Amazons Lieferinfrastruktur zu gebrauchen sein könnten.

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Re: Der Amazon - Thread

Post by gaudi »

Also ich wusste zugegebenermaßen nicht, dass Amazon nach einem neuem Sitz gesucht hatte. Aber ich finde es halt besonders interessant von der Stadt Arlington, dass man ganz offensichtlich nicht den Wünschen der denk ich einmal meisten Einwohner gefolgt ist...

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Re: Der Amazon - Thread

Post by dejost »

Amazon und andere Versandhäuser stellen die Kooperation mit einem Modelabel ein, weil das so schreckliche Bedinungen in der Fabrik haben soll.
https://orf.at/stories/3172712/

Glaubt ihr nicht?
Kann ich verstehen.
Glaubt ihr es, wenn ich aus dem Artikel zitiere, dass die Fabrik in Leicester (UK) steht? Schon eher, oder?

Aber selbst das ist ein Fortschritt (vgl dazu auch hier zum Anti-Rassismus-Faken), dass Amazon und Co tatsächlich glauben, es schert irgendwen, dass die ArbeiterInnen in britischen Sweatshops nur das doppelte (von mir geschätzt) bekommen, als die ArbeiterInnen in Fernost. Vermutlich ist im UK der Brand- und ArbeitnehmerInnenschutz aber zumindest auch ein bisschen besser oder exisitert zumindestens.

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„Amazon ist wie ein Sklavenhändler“, sagt ein Fahrer

Post by dejost »

Eine Studie der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien hat die Arbeitsbedingungen migrantischer und geflüchteter Zusteller beim US-Onlinekonzern Amazon hierzulande untersucht. Das Fazit: Diese arbeiten unter besonders schlechten Arbeitsbedingungen.
https://wien.orf.at/stories/3127807/
Angestellt sind die Zusteller nicht direkt bei Amazon, sondern bei Subunternehmen. Das System sei darauf ausgelegt, dass die Zusteller regelmäßig mehr arbeiten als vorgesehen, sagt Studienautorin Judith Kohlenberger. „Diese Überstunden werden oft nicht oder nur schleppend ausgezahlt. Es wird nicht dokumentiert von Arbeitgeberseite und ein Krankenstand ist im Grunde nicht möglich.“
Rund 400 Fahrer seien für 130 Subunternehmer im Bereich Amazon tätig, wobei die Zahlen aufgrund der Fluktuation stark schwanken würden.
Im Februar 2020 fand eine Großrazzia bei einem Amazon-Verteilzentrum Großebersdorf bei Wien statt. Im Visier stand nicht Amazon selbst, sondern die Subfirmen, die im Großraum Wien die Pakete ausliefern. Die Finanzpolizei ging dem Verdacht der gewerbsmäßigen Schwarzarbeit nach. Laut Ermittlungsergebnissen der Finanzpolizei gab es 987 Beanstandungen, darunter Schwarzarbeit und Abgabenhinterziehung. „Ich kann mich an keine Kontrolle erinnern, bei der wir auf derartig viele Gesetzesübertretungen gestoßen sind“, sagte der Leiter der Finanzpolizei im BMF, Wilfried Lehner. „Das ist einmalig. Bei einem korrekten Beschäftigungsverhältnis geht sich die Kalkulation fast nicht aus“, fasste Lehner zusammen.
Als Ausweg werden diverse Gesetzesnovellen vorgeschlagen, die vor allem eine Haftung von Amazon für die Malversationen der Subvertragsnehmer vorsehen, so wie es das beim Ausländerbeschäftigungsgesetz auch früher gegeben hat.

Werden diese kommen? Wohl kaum, denn dann gehen doch Arbeitsplätze verloren und vor allem auch DU musst dann plötzlich mehr für Deine Amazonprodukte zahlen!

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Wieso die Amazon-Suche jetzt so Mist ist

Post by dejost »

Cory Doctorow hat sehr gut erklärt, wieso die Amazonsuche jetzt so Mist ist:
When a platform starts, it needs users, so it makes itself valuable to users. Think of Amazon: for many years, it operated at a loss, using its access to the capital markets to subsidize everything you bought. It sold goods below cost and shipped them below cost. It operated a clean and useful search. If you searched for a product, Amazon tried its damndest to put it at the top of the search results.

This was a hell of a good deal for Amazon's customers. Lots of us piled in, and lots of brick-and-mortar retailers withered and died, making it hard to go elsewhere. Amazon sold us ebooks and audiobooks that were permanently locked to its platform with DRM, so that every dollar we spent on media was a dollar we'd have to give up if we deleted Amazon and its apps. And Amazon sold us Prime, getting us to pre-pay for a year's worth of shipping. Prime customers start their shopping on Amazon, and 90% of the time, they don't search anywhere else.

That tempted in lots of business customers – Marketplace sellers who turned Amazon into the "everything store" it had promised from the beginning. As these sellers piled in, Amazon shifted to subsidizing suppliers. Kindle and Audible creators got generous packages. Marketplace sellers reached huge audiences and Amazon took low commissions from them.

This strategy meant that it became progressively harder for shoppers to find things anywhere except Amazon, which meant that they only searched on Amazon, which meant that sellers had to sell on Amazon.

That's when Amazon started to harvest the surplus from its business customers and send it to Amazon's shareholders. Today, Marketplace sellers are handing 45%+ of the sale price to Amazon in junk fees. The company's $31b "advertising" program is really a payola scheme that pits sellers against each other, forcing them to bid on the chance to be at the top of your search.

Searching Amazon doesn't produce a list of the products that most closely match your search, it brings up a list of products whose sellers have paid the most to be at the top of that search. Those fees are built into the cost you pay for the product, and Amazon's "Most Favored Nation" requirement sellers means that they can't sell more cheaply elsewhere, so Amazon has driven prices at every retailer.

Search Amazon for "cat beds" and the entire first screen is ads, including ads for products Amazon cloned from its own sellers, putting them out of business (third parties have to pay 45% in junk fees to Amazon, but Amazon doesn't charge itself these fees). All told, the first five screens of results for "cat bed" are 50% ads.
https://pluralistic.net/2023/01/21/pote ... /#hey-guys

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Re: Der Amazon - Thread

Post by dejost »

Das diverse Onlinehändler ihre Preise sehr flexibel gestalten, um maximale Gewinne zu erzielen, ist nichts Neues.

Amazon könnte jetzt deswegen aber Probleme bekommen.
orf.at wrote:Der Onlinehändler Amazon hat nach Angaben der US-Branchenaufsicht FTC mit einem geheimen Algorithmus zur Preisanpassung mehr als eine Milliarde Dollar (rund 950 Mio. Euro) zusätzlich verdient.
Gerichtsdokumenten zufolge wirft die FTC dem US-Konzern in einer Klage beim Bezirksgericht in Seattle vor, mit dem Programm namens „Project Nessie“ zur Preisanpassung hohe Zusatzerlöse abgeschöpft zu haben.
„Amazon nutzte Project Nessie, um den Amerikanern mehr als eine Milliarde Dollar aus der Tasche zu ziehen“, heißt es in den Dokumenten. Ein Amazon-Sprecher sagte, die FTC stelle Project Nessie falsch dar. Außerdem werde das Programm nicht mehr verwendet.
Ich liebe solche Argumentationen - "Es ist ja alles völlig harmlos, und wir verwenden es auch gar nicht mehr".

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