Integration, Migration, Zu- und Abwanderung sowie Asyl

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dejost
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Integration, Migration, Zu- und Abwanderung sowie Asyl

Post by dejost »

Integration - ist was genau?

Prokop (BMI) ist ja kürzlich mit dem Sager aufgefallen, 45% der Moslems seien nicht "intgrationswillig". Erste Reaktion war "pfui, xenophob".
Doch Prokop sagt, sie zitiere eine unveröffentliche Studie, wo das rauskommt.
Nun gut, eine unveröffentliche (unfertige?) Studie zu zitieren, ohne über Methoden und Definitionen zu diskutieren ist jetzt nicht unbedingt xenophob, taktisch unklug (dumm?) und ein bissi populistisch/öffentlichkeitsheischend vielleicht, sie deswegen xenophob zu schelten ist aber wohl vorschnell.

Viele, wohl Prokop, insbesondere aber HC Strache und Personen mit Migrationshintergrund weniger freundlich gesonnene Leute fordern also lautstark Integration.

Was das ist, sagt aber niemand so wirklich.
Anpassung an die (dt?) Leitkultur, heißt's gelegentlich.
Und was ist unsere Leitkultur? "Oida" sagen, Bier saufen + Musikantenstadl schauen? Presse/Standard- LeserInnen werden größtenteils widersprechen.
Philosophicum und Pressestunde ansehen? Kaum mehrheitsfähig.
Wein trinken + beim Heurigen sitzen?
Strauß & Mozart hören, Walzer tanzen, Lippizanern zuwinken, Fiaker fahren, Sissitaler naschen?
Jodeln, Maibaumkraxeln + auf's Feuerwehrfest gehen?
Sonntag nicht in die Kirche gehen?
Granteln, nörgeln, motschgern, auf's Wetter und alle schimpfen, sagen "Wie kumm i dazu" und "da kunnt ja jeda kumman"?
Gegen 2sprachige Ortstafeln, Schnitzelverbote und Moslembadetage sein?
Krone lesen, Villacher Fasching + Seitenblicke schauen?
Paradeiser, Erdäpfel, Sackerl, Bankomat + Schlagobers sagen?
Burgenländerwitze erzählen, Xibergern und Tirolern die Kenntnis der deutschen Sprache absprechen, Oberösterreicher als Bauern und Wien als den Wasserkopf bezeichnen?

Mir fehlt da der rote Faden, was die Leitkultur sein soll, was das Österreichersein (abgesehen von Geburtsort und Staatsbürgerschaft, meinetwegen noch die (Mutter?)Sprache) ausmacht.

Wiki sagt zu Integration im Zusammenhang
Wiki wrote:insbesondere die Einbindung von Immigranten in die Gesellschaft des Gastlandes, siehe Ausländerpolitik und Integrationstest
Einbindung ist jetzt ebenso wieder etwas schwammig. Wann bin ich eingebunden? Wann bin ich das nicht?

Wie ich oben schon ausgeführt habe, gibt es die Gesellschaft, denProtoösterreicher nicht.
Was kann man imho von Personen mit Migrationshintergrund, die hier schon länger wohnen und bleiben wollen, fairerweise erwarten?

1. Beachtung der geltenden Rechtslage
2. Befähigung, sofern notwendig mit Hilfe von Verwandten/Bekannten, sich anderen, insbesondere in Geschäften, Ämtern, Beruf, auch auf deutsch verständlich zu machen
3. Minimalrespekt im Umgang mit Mitmenschen
4. Zulassen, dass andere, über die man Einfluss hat (vorrangig wohl eigene Kinder) sich mit der Mainstream Kultur auseindersetzen dürfen und, sofern sie das wollen, zuzulassen, dass diese sich ihr "anschließen"

Zu 3. (und 4.) kann man vielleicht sagen, dass das so mancher hier geborener nicht befolgt (insbesondere in bestimmten Amststuben), aber wir wollen nicht übertreiben. Selbiges könnte man entgegenhalten, wenn man verlangt, keine abschätzigen Gesamturteile gegen andere Gruppen (ethnisch, sozial, religiös, whatever) zu äußern.
1. sollte selbstverständlich sein; umfasst klar aber auch, dass niemand Verwandter genötigt wird, Dinge gegen seinen Willen zu tun oder zu unterlassen (§105).

Mehr kann man meines Erachtens begründet nicht verlangen.

Problematisch ist es mit den Sprachkenntnisse der hier geborenen Kinder resp die halt klein herkommen.
Man kann wohl von niemanden verlangen, daheim deutsch zu sprechen.
Wenn ihr in die USA auswandert, würdet ihr euch wohl auch beschweren, wenn ihr daheim kein deutsch reden dürft, oder? Abgesehen vom Grundrecht auf Privatsphäre.
Dass den Kindern irgendwie deutsch beigebracht werden muss, ist auch klar. Am besten wohl im Kindergarten, ev verpflichtendes Kindergartenjahr, welches dafür gratis ist und "Sprachnachhilfe" beinhaltet??? Das müssen sich klügere überlegen. edit/Nachtrag: Das verpflichtende Kindergartenjahr wurde mittlerweile eingeführt.

Kampfposter + innen (insbesondere von orf.at) jeder Weltanschaulichkeit willkommen.
Last edited by dejost on 28 Jan 2009, 08:30, edited 2 times in total.

harald
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Post by harald »

@zweisprachlich aufwachsen: Ich kenn genügend Familien, bei denen das funktioniert. Seltsamerweise, sind das Familien, die aus den Weststaaten zu uns gekommen sind, wo das Kind zweisprachig aufwächst. Die Kinder switchen zwischen den Sprachen, dass einem nur die Kinnlade so runterfallt und mit einer Flüssigkeit, die beeindruckend ist. Üerhaupt kein Akzent herauszuhören. Warum funktioniert das da und bei den Familien aus den Oststaaten nicht? ich glaub das hängt auch mit der Kultur zusammen. Wir haben gelernt uns der Fremden Kultur anzupassen, uns unterzuordnen. Wenn wir keine Kirche finden am Sonntag, geht für uns die Welt auch nicht unter. Hingegen wird von anderen auch integrierten "Fremden" in Österreich um Punkt 8 Uhr niedergekniet und Richtung Mekka gebetet. Egal wo. Dass soll hier keinesfalls böse verstanden werden, aber die Mentalität ist einfach eine andere.

Es ist auch interessant, dass das Verhalten der Immigranten bei uns anders ist. Wenn du einem Türken ind er Türkei erzählst, wie es bei uns in der Millenium City zugeht verdreht er die Augen und will das gar nicht glauben.

Aber wie schwer es fällt sich unterzuordnen sieht man auch im Fall Zypern. Nachgeben ist so schwierig in diesem Kulturbereich. Ich möchte also den Punkt "Rücksicht auf andere nehmen" noch ind er Aufzählung haben.

PS weil ich so oft "unterordnen" verwendet hab: Das ist keinesfalls als "unterwerfen" zu verstehen, sondern vielmehr als Respekt gegenüber anderen (Leuten, Kultur, Religion). Wenn ich nach Frankreich fahre und ich gehe mit deutschen Freunden weg, sprech ich schon aus Rücksicht auf andere Französisch. Was anderes ist es, wenn ich daheim bin. Und genau dieser feine Unterschied macht es aus.
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Post by dejost »

"Rücksicht auf andere nehmen" heißt für mich im Endeffekt dasselbe wie "Minimalrespekt im Umgang mit anderen", eine andere Formulierung vielleicht, aber muss meines Erachtens nicht integriert werden.
Last edited by dejost on 14 May 2006, 15:41, edited 1 time in total.

harald
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Post by harald »

Hoppla, überlesen/beim post verfassen vergessen, mein Fehler
--Harald
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Post by dejost »

@zu Haralds vorigem Post, von wegen anderer Mentalität:

Gerade in ruralen Gebieten ist es auch bei uns in manchen Gegenden so, dass vor dem Essen gebetet wird, mindestens einmal pro Woche der Gottesdient besucht wird und die (alten, verheirateten) Frauen ein Kopfttuch in der Öffentlichkeit tragen.

Nun ist's vermutlich schon so, dass in manchen Gegenden der Türkei formalisierte Riten wie diese wesentlich verbreiteter sind, aber einen massiven Unterschied in der "Mentalität" kann ich da nicht feststellen, nur in der Form der Religionsausübung.


Die Studie, die die Fr BMI da zitiert hat, ist übrigens heraußen.
Auffällig ist, dass die Fr BMI die Studie schon nach ihrem eigenen Gutdünken interpretiert hatte (vor Veröffentlichung), und dies so stark dass der Autor sich genötigt sah, sich dagegen zu äußern.
Studienautor Mathias Rohe von der Universität Erlangen spricht vielmehr von einem "großen Maß an Distanz" zur Mehrheitsbevölkerung bei 45 Prozent der Moslems.
Und was heißt das? Wenig. Nicht eingebunden ja. Nicht integriert ja. Integrationsunwillig? Kann sein, kann auch nicht sein.
Spannend wird es erst, wenn man es im Kontext liest, was die Fr Min offensichtlich nicht notwendig befunden hat.
Eine ähnliche Distanz gegenüber den moslemischen Mitbürgern besteht seinen Angaben zufolge bei 40 Prozent der Österreicher.
Herb übertrieben wäre es wohl, zu behaupten, dass die Integration durch die Hiesigen verhindert wird, aber verstärken kann sowas die Abschottung vielleicht schon. Und derartige Äußerungen von Verantwortungsträgern der Republik helfen dabei auch nicht.

Die SPÖ hat vor kurzem einen Integrationsstaatsekretär gefordert.
Das ist jetzt mal vermutlich eine rein populistische Forderung, mit dem Ziel sich im kommenden Wahlkampf bei einem der großen Themen Profil zu geben, aber wenn die Ministerin sagt "Brauch ma nicht, bei mir ist das alles richtig aufgehoben" und dann solche Äußerungen schiebt, entbehrt das nicht einer gewissen Angreifbarkeit.

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Post by dejost »

Zugegeben, das Thema Migration, Integration etc wurde in diesem Blog bis dato nur sehr zögerlich angegangen. Nicht zuletzt, weil ich auch nicht weiß, was ich dazu sagen soll. Aus diesem Grund seien heute an dieser Stelle nur 2 Studien bzw Erhebungen angeführt:

1.(ich hab's zwar ursprünglich auf oe1.orf.at gelesen und in der ZIB gesehen, die folgenden Zitate sind aber aus dem Standard)
21,9 Prozent gaben demnach in einer Umfrage unter 210 Lehrern [von ca. 390 Islamischen Religionslehrern in Österreich] an, die Demokratie abzulehnen, weil sie sich nicht mit dem Islam vereinbaren lasse. Insgesamt 77,2 Prozent der Befragten sehen sich "als Teil der österreichischen Gesellschaft", 4,5 Prozent, antworteten, dies treffe gar nicht zu.
Mouhanad Khorchide, Autor der Dissertation "Der Islamische Religionsunterricht zwischen Integration und Parallelgesellschaft" [...] und laut "Falter" selbst Imam und Religionslehrer[...] führte seine Umfrage im Jahr 2007 durch. Und kam zu dem Schluss, dass 22,6 Prozent der Lehrer "fanatische Haltungen" einnähmen, wobei die Ablehnung rechtsstaatlicher Prinzipien mit höherem Alter der Befragten steige.
8,5 Prozent bezeichnen es als "verständlich, wenn Gewalt zur Verbreitung des Islam angewendet wird". 28,4 Prozent sehen einen Widerspruch darin, Muslim und Europäer zu sein; 44 Prozent finden, sie müssten ihre "Schüler befähigen, zu erkennen, dass sie, weil sie Muslime sind, besser als ihre Mitschüler sind".
29 Prozent glauben, eine Integration der Muslime in Österreich sei "nicht möglich, ohne die islamische Identität zu verlieren". Umgekehrt sind indes 85,7 Prozent gar nicht oder eher nicht der Ansicht, Muslime sollten unter sich bleiben, um diesen Identitätsverlust zu vermeiden. Und: 55 Prozent der Befragten empfinden die Österreicher als ausländerfeindlich.
Von Anas Schakfeh, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, gibt es 2 verschiedene Reaktionen. Während er gestern in der ZIB sinngemäß sagte, dass ist nicht ok und es werde entsprechende Änderungen in der Ausbildung geben, sagte er, laut Standard, dieser zitierend den Falter, es sei nicht in Ordnung, solange es aber Privatmeinungen seien, gehe es ihn nichts an. Bei Äußerungen im Unterricht wären Entlassungen möglich. Und:
"Das setzt voraus, dass diese Personen große Denker sind, damit sie die Kinder subtil manipulieren können. Ich glaube nicht, dass wir solche Lehrer haben."
Laut "Falter" melden sich mehr als die Hälfte der Schüler vom islamischen Religionsunterricht ab, rund 50.000 werden derzeit unterrichtet.
BMin Schmied will sich umfassend informieren und Konsequenzen ziehen.

Prinzipiell, das ist ja beim Katholizismus nicht anders, sind missionarische Offenbarungsreligionen mit Demokratie nicht leicht zu vereinbaren, so gesehen überrascht das nicht. Dass aber fast 10% meinen, Gewalt zur Missionierung sei ok und fast die Hälfte, dass ihre Schüller(Innen?) etwas besseres sind als die Angehörigen anderer Glaubensgruppen sehe ich besonders problematisch. Dass sich über die Hälfte mit Rassismus konfrontiert sieht, ist auch arg, allerdings leider nicht überraschend.

2. Erhebungen aus dem Standard:
Die Zahl der Ausländer geht in den vergangenen Jahren beständig zurück. Es sinkt - entgegen dem europäischen Trend - die Zahl der Zuwanderungen, die Zahl der Einbürgerungen, die Zahl der Asylwerber, die Zahl jener, die tatsächlich Asyl gewährt bekommen.
Heuer können exakt 8145 Personen nach Österreich zuwandern - das entspricht einem leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, in dem 8050 Bewilligungen erteilt wurden
Das regelt alle, die dauerhaft hierbleiben, Schlüsselarbeitskräfte, getrennt in selbständige und unselbständige, Familiennachzug etc. Details siehe § 3 Niederlassungsverordnung 2009,BGBl. II Nr. 460/2008. Darüber hinaus gibt es 8000 Plätzer für Saisoniers und 7500 für ErntehelferInnen, deren Aufenthalt ist aber nur befristet.
Weiters wurden 3512 positive Bescheide in Asylverfahren ausgestellt. Anerkannte Flüchtline dürfen bleiben und arbeiten, solange sie auf den Bescheid warten, dürfen sie das nicht. Während vor ein paar Jahren die Anerkennungsrate noch fast 50% erreichte, war sie Ende 2008 ca 30%.

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dejost
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Nun aber berufe ich mich zum selben auf den Falter (http://www.falter.at/web/print/detail.php?id=842). Da sind nämlich noch ein paar Details drinnen, wie zB dass der Studienautor seine Diss zunächst nicht vor den Wahlen veröffentlichen wollte, damit die FPÖ nicht noch mehr Zulauf erhält, aber aus der Publikation bis jetzt nichts geworden ist.
Lehnen Sie Demokratie ab, weil sie sich mit dem Islam nicht vereinbaren lässt?“ 21,9 Prozent („trifft sehr zu“ und „trifft eher zu“ wird jeweils addiert) sagen Ja. „Lehnen Sie die Menschenrechtserklärung ab, weil sie sich mit dem Islam nicht vereinbaren lässt?“ 27,1 Prozent bejahen. „Hätten Sie Verständnis dafür, wenn Muslime, die vom Islam abgefallen sind, mit dem Tod bestraft würden?“ 18,2 Prozent Zustimmung. „Sehen Sie einen Widerspruch zwischen Muslim sein und Europäer sein?“ 28,4 Prozent sagen Ja. Zwei Drittel der Lehrer gaben an, bei Problemen zwischen Schule, Schülern und Eltern als Mediator zu fungieren.
Die Grundrechte abzulehnen ist für mich nämlich noch ärger, als die Demokratie, denn die Demokratie garantiert primär Mitbestimmung, aber die Grundrechte schützen den Einzelnen vor dem Staat und bis zu gewissem Grad auch vor anderen.
Je älter die Lehrer, desto höher die Ablehnung rechtsstaatlicher Prinzipien. Je höher die Identifikation mit Österreich, desto höher auch die Anerkennung. 32,7 Prozent lehnen die rechtsstaatlichen Prinzipien ab (35,5 Prozent von im Ausland und 21,3 Prozent von im Inland Geborenen).
Rechtsstaat abzulehnen ist ebenso extrem arg. Während der Rechtsstaat, so wie jedes System, seine Lücken und Tücken hat, ohne Rechtsstaat herrscht halt nur die Willkür.
Dann bringt der Falter noch ein paar reißerische, aber eher wenig aussagende Einzelfälle, von Religionslehrern, die so radikal waren/sind, dass sie in D nicht unterrichten durften, in A aber sogar die Religionslehrer ausbilden dürfen etc.
Bis 2003 gab es nur einen Fachinspektor für rund 300 Lehrer, nämlich IGGIÖ-Präsident Anas Schakfeh. Erst nachdem er zugegeben hatte, dass er keine Zeit für Schulbesuche fand, wurden weitere Inspektoren angestellt. Bis dahin waren die Lehrer 20 Jahre lang unbeaufsichtigt.
Noch immer besitzt jeder dritte Islamlehrer keinen österreichischen Pass, unter ihnen sind vor allem Türken, aber auch Syrer, Libanesen und Ägypter zu finden; Immigranten der ersten Generation, die Demokratie und Freiheit in ihren Heimatländern nicht kennengelernt haben. Wie sollen sie nun ihren Schülern einen offenen Umgang mit Andersdenkenden vermitteln?
Auf der anderen Seite bedeutet das auch, dass sich das Problem binnen einer Generation zwar nicht von alleine lösen, aber doch wesentlich mildern wird.

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Der Alchemist
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http://religion.orf.at/
Massive Kritik an der Islam-Lehrer-Studie, deren Veröffentlichung die breite Debatte um die muslimischen Pädagogen in Österreich auslöste, übte nun der Bildungsforscher Stefan Hopmann von der Universität Wien.

In der Studie des Soziologen Mouhanad Khorchide würden "in einer Art und Weise Aussagen über Einstellungen und Haltungen konstruiert, die wissenschaftlich unhaltbar sind", erklärte Stefan Hopmann, Professor für Schul- und Bildungsforschung am Institut für Bildungswissenschaft, Freitag Nachmittag gegenüber der APA.

Für Hopmann ist festzuhalten, "dass fast keine einzige in großen Lettern herausposaunte allgemeine Behauptung über Einstellungen und Haltungen islamischer Religionspädagogen auf Grundlage dieser Studie seriös nachgewiesen werden kann", heißt es in einer der APA übermittelten Stellungnahme. Wer auf dieser Grundlage handeln wolle, "macht aus schlechter Wissenschaft schlechte Politik". Die Feststellung des Studienautors, dass angeblich viele Islam-Lehrer demokratiefeindliche und fanatische Positionen einnehmen, sei auf Grundlage dieser Studie "wissenschaftlich gesehen schlichter Unfug". Ein "genauer Blick" in die Originalstudie zeige, "dass hier fast durchweg auf Grundlage unzulässiger und wissenschaftlich unhaltbarer Verallgemeinerungen diskutiert wird, die meist durch eine irreführende und fehlerhafte Konstruktion von Skalen erzeugt wurden."

Ein methodisches Grundproblem, das "technisch unzulässig" ist, sieht der Bildungsforscher darin, dass in der Arbeit immer wieder "beschreibende und wertende Aussagen unter einer wertenden Überschrift fehlerhaft zusammengefasst werden". Als Beispiel verweist Hopmann auf die Erhebung von Fanatismus: Dafür seien den Befragten nur zwei Fragen bzw. Aussagen zur Selbsteinschätzung vorgelegt worden, von denen eine lautete: "Meiner Ansicht nach ist jemand, der die fünf Pflichtgebete nicht einhält, kein Muslim". So müsse analog dazu "beispielsweise jede christliche Lehrkraft, die in Übereinstimmung mit der Kirche das Glaubensbekenntnis oder das Vater Unser für unverzichtbare Bestandteile des katholischen Glaubens hält, als 'fanatisch' eingestuft werden", kritisiert der Wissenschafter. Beim Thema Gewalt seien drei Aussagen zusammengefügt worden, "unter anderem die Aussage: 'Für mich ist es verständlich, wenn Gewalt zur Verbreitung des Islam angewendet wird.' Dieser Aussage stimmen ohnehin nur drei oder vier Befragte zu." Genau lasse sich das nicht aus der Studie ermitteln. Zudem heiße "die Tatsache, dass jemandem etwas 'verständlich' ist, noch lange nicht, dass man es auch befürwortet". Zum andern ließen sich auf Grundlage solcher und ähnlicher Fragen keinerlei verallgemeinernde Aussagen über Haltungen zu Gewalt folgern.

Dem Bildungswissenschafter fehlt auch der Vergleich mit anderen Lehrkräften, und "durchweg werden kleine Gruppen von Befragten in sachlich unsinniger Weise zu großen Gruppen zusammengefügt, denen dann bestimmte Haltungen zugeschrieben werden". In den allermeisten Fällen sei zu vermuten, dass entsprechende Aussagen nicht-muslimischer Lehrkräfte bezogen auf ihren jeweiligen Glauben nicht viel anders ausfallen würden. Hopmann selbst arbeitet derzeit an einer Studie an der Universität Wien und mit internationalen Partnern, bei der "die Haltung heimischer und nichtheimischer Lehrer verglichen wird". Erste Ergebnisse sind für den Sommer zu erwarten.

Warum die Dissertation trotz der methodischen Mängel positiv beurteilt wurde, kann Hopmann selbst nicht beurteilen. Auch wenn in der Arbeit durchaus auch einige "gute Teile" zu finden wären, wäre sie von ihm als Doktorvater und damit in der empirischen Bildungsforschung "in der vorliegenden Form" nicht angenommen worden. Wie ein Blick der APA in das Verzeichnis der Wiener Universitätsbibliothek Freitag Nachmittag zeigte, wurde der öffentliche Zugang zur Dissertation "Der Islamische Religionsunterricht zwischen Integration und Parallelgesellschaft" in der Universitätsbibliothek mittlerweile vom Autor gesperrt.
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dejost
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Post by dejost »

http://www.muslimwestfacts.com

Leider finde ich auf der HP irgendwie nicht sehr viel nützliche Infos, drum kopiere ich, was der Standard dazu schreibt.
Zuerst scheint alles nach Erwartung abzulaufen: „Religion" bekommt höhere Werte als „Land" und höhere Werte als bei Nichtmuslimen. Dann präsentiert Hogger im Standard-Gespräch Überraschungen, Beispiel London: Im Vergleich zur nichtmuslimischen Bevölkerungen spielt für die britischen Muslime ihre Verbundenheit zum Staat eine größere, keine kleinere Rolle. Hogger: „Religiöse und nationale Identität ergänzen einander, sie stehen nicht im Widerspruch zueinander."
Hogger macht darauf aufmerksam, dass auch in den USA fünfzig Prozent von befragten Nichtmuslimen die Religion in ihrer persönlichen Bedeutung vor dem Staat reihen. Keiner würde sie deshalb als schlechte Staatsbürger bezeichnen.
Bei Muslimen im Westen ist weiters auch das Vertrauen in die (demokratischen) Institutionen stärker ausgeprägt als bei Nichtmuslimen (64 : 36 in London) oder die Präferenz einer „gemischten Gesellschaft".
Völlig perplex hinterlässt einem im ersten Moment die Antwort nicht so sehr der Muslime, sondern der Nichtmuslime auf die Frage, ob Gewalt als Mittel zur Durchsetzung von „noblen Zielen" moralisch zulässig sei: 81 Prozent der Muslime lehnten in London ab - aber nur 72 Prozent der Nichtmuslime. Hogger erklärt das durch den Prozentsatz jener Briten, die dem (unter britischer Beteiligung geführten) Krieg im Irak zustimmen.
Aber in Berlin ist die Diskrepanz noch größer: 94 Prozent der Muslime sagen Nein, aber nur 75 Prozent der Nichtmuslime. In Paris stimmt das Klischee, aber nur knapp: Dort liegen die Nichtmuslime mit 79 Prozent Gewaltablehnung vor 77 Prozent der Muslime, unter der Schwankungsbreite.
So könnte man die Studienergebnisse ganz banal zusammenfassen. Muslime träumen nicht vom Jihad, sondern vom besseren Job.
Alles leider nur sehr kurze Ausschnitte, aber der Succus scheint klar zu sein:
Vorurteile sind 1. böse und zweitens unbegründet.

Die Religionslehrer, über die jetzt so viel diskutiert wurde, bekommen jetzt neue Verträge mit Präambel, worin sie sich zu Grundrechten und Demokratie bekennen müssen. Außerdem werden Religionsbücher, in denen Selbstmordattentäter (oder so ähnlich) gelobt werden, ausgewechselt. Die Ausbildung soll sich auch ändern und alle müssen (auch) deutsch können.
Prinzipiell finde ich es ok, dass Religionslehrer, die in staatlichen Schulen vom Staat bezahlt eine anerkannte Religion an SchülerInnen weitergeben, sich mit ein paar der elementaren Grundwerte identifizieren müssen.
In diesem Fall ist es ok, aber viele andere der in diesem Zusammenhang gestellten Forderungen, die hier nicht im Detail besprochen wurden, verletzen die Religionsfreiheit.

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Der Alchemist
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Interview mit dem unlängst gegangenen Islamlehrer:
Standard: Zuerst Disziplinarverfahren, dann Unterrichtsverbot, nun einvernehmliches Lösen des Dienstverhältnisses mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft: Haben Sie die Verfehlungen, die Ihnen als Religions-Lehrer vorgeworfen werden, mittlerweile eingesehen?

Engin A.: Nein. Für mich ist es sehr deprimierend, was da derzeit über mich berichtet wird. Es ist so viel Gelogenes dabei. Bitte, es stimmt einfach nicht, dass ich in meiner Schule diese Flugblätter mit den Firmenlogos jüdischer Firmen ausgeteilt habe. An diesem Tag habe ich den Unterricht in den EDV-Raum verlegt - und die Schüler haben an den Computern diverse Seiten aufgemacht und dann diese ausgedruckten Listen untereinander verteilt. Dazu sind auch SMS gekommen von irgendwelchen Personen, dass diese Unternehmen boykottiert werden sollen ...

Standard: Wie haben Sie darauf reagiert?

Engin A.: Ich habe das nicht so ernst genommen, das war mein Fehler. Ich habe die Schüler einfach aufgefordert, das in ihre Taschen zu geben. Mir war nicht klar, dass das unter politische Agitation fällt.

Standard: Und die Schule hat Ihr Verhalten nicht toleriert?

Engin A.: Schauen Sie, ich bin bereits der dritte islamische Lehrer, der von dieser Schule fliegt. Der Direktor versteht sich einfach nicht mit den Islam-Lehrern, vielleicht, weil er diesen Unterricht nicht an seiner Schule haben möchte.

Standard: Mit welcher Begründung wurden die anderen abgezogen?

Engin A.: Das fragen Sie bitte den Herrn Direktor. Mein Vorgänger hatte ähnliche Probleme mit ihm, weil er Kleinigkeiten aufgebauscht hat. Der Direktor versucht nun, mich mit seinen Kontakten zum Wiener Stadtschulrat fertigzumachen. Etwa mit dem Vorwurf, ich sei ein Antisemit. Wie kann das sein, wenn jemand an Moses, an Jesus und an Isaak glaubt?

Standard: Was halten Sie persönlich von Boykottaufrufen gegen jüdische Unternehmen?

Engin A.: Ich finde das überhaupt nicht richtig. An diesem Tag waren die Schüler aufgrund der Eskalation in Gaza sehr aufgeregt. Aber auch wenn der Konflikt nicht gelöst ist, ist es sicher nicht der richtige Weg, Firmen zu boykottieren.

Standard: Wie würden Sie als Islam-Lehrer Ihre Einstellung zum Judentum beschreiben?

Engin A.: Mein Verhältnis zum Judentum ist im Islam genau definiert: Die Juden sind die Leute der heiligen Schriften, sie sind respektvoll zu behandeln. Ihre Religion und die unsrige haben viele Gemeinsamkeiten: Es gibt den einen Gott, Jahwe und Allah. Es gibt die männliche Beschneidung. Es gibt bei beiden ein Verbot von Schweinefleisch. Den gewalttätigen Konflikt im Nahen Osten haben nur Extremisten auf beiden Seiten ausgelöst, diese Leute sind nicht einsichtig und wollen keinen Frieden.

Standard: Welche Ausbildung zum Islam-Pädagogen haben Sie eigentlich absolviert?

Engin A.: Ich habe nicht die richtige Ausbildung dafür, das gebe ich zu. Nachdem ich die HTL fertiggemacht habe, begann ich an der Pädagogischen Akademie Geschichte und Mathematik zu studieren. Ich musste das aber abbrechen, um zu arbeiten. Dann habe ich das Angebot von der Islamischen Glaubensgemeinschaft bekommen, weil ich mich für eine Lehrerstelle beworben hatte. Dort hat man auch Leute gesucht, die nur etwas Praxis und Erfahrung mit Unterricht gehabt haben, weil es damals in Österreich noch nicht so viele Islam-Absolventen gegeben hat.

Standard: Wie viele Jahre Akademie haben Sie also hinter sich gehabt, bevor Sie als Lehrer anfingen?

Engin A.: Ein Jahr habe ich gehabt.

Standard: Was haben Sie nun vor?

Engin A.: Ich weiß es nicht. Ich bin fix und fertig und immer noch geschockt. Meine Frau und meine drei Kinder haben geweint. Aber der Druck, nicht von der Schule zu gehen, war seitens des Ministeriums einfach zu groß. Seitens der Glaubensgemeinschaft hat man mir den Abgang empfohlen. Die sind ja selber in der Klemme, wegen dieser Studie (wonach 20 Prozent der Islam-Lehrer demokratie-skeptische Einstellungen vertreten, Anm.). Aus Solidarität mit meinen Kollegen habe ich dann eben meinen Dienstvertrag gelöst. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, Printausgabe, 14./15.2.2009)

ZUR PERSON: Engin A. (33) ist gebürtiger Türke, lebt seit seinem fünften Lebensjahr in Wien und hat seit 1994 die österreichische Staatsbürgerschaft.
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dejost
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A long way to go...

Der ORF stellt hier das Projekt "projektXchange" vor, übrigens in der Society- Kategorie "Leute".
Verständnis für das Fremde und die Zivilcourage zu fördern, werden von den Initiatoren als zentrale Anliegen genannt.
Prominente unterstützen das Projekt und kommen auch in Schulen. So schreibt der ORF:
Prominente Zuwanderer wie etwa Ivo Vastic, Arabella Kiesbauer oder Paul Lendvai sollen über ihre Erfahrungen in den Schulen erzählen. Sie sind auch die Paten der Aktion.
Bei Vastic erinnern wir uns noch, wie die Kronenzeitung titelte, nachdem er schon lange die ö Staatsbürgerschaft hatte, hier lebte und arbeitete, die Sprache sprach etc:
"Ivo, jetzt bist du ein echter Österreicher"
Was es dazu in Krone- Augen bedurft hatte? Eines wichtigen Tors in einem Länderspiel.
Ivo kann da sicherlich sehr viel über seine eigenen Erfahrungen erzählen.

Auffällig ist aber auch die Nennung von Fr. Kiesbauer. Sie ist nämlich in Wien geboren und aufgewachsen, hat hier die Matura gemacht und studiert, Deutsch als Erstsprache etc. Dem ORF- Redakteur reicht das noch nicht, für ihn ist sie trotzdem eine Zugewanderte. Ich kann das Rattern in dessen Gehirn geradezu hören "Was? In Wien geboren und aufgewachsen? Deutschsprachig? Nein, das kann nicht sein, die ist doch, sie wissen schon, so dings halt, na, wie soll ich sagen, naja, so ... so nicht weiß halt, die muss zugewandert sein. Anders geht es nicht. Denkunmöglich (für mich)."
Kleiner Tipp, das nächste mal "Migrationshintergrund" schreiben. Das ist einfach diffus und trifft in Wien wohl auf min 2/3 der Bevölkerung zu, auch auf mich.

Übrigens wurde 1995 eine Assistentin bei einem Briefbombenattentat auf Fr. Kiesbauer verletzt. Auch sie kann sicherlich so einiges erzählen.

harald
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Passt zwar nicht hundertprozentig hierher, da es um einen Österreicher geht, aber irgendwie passt es jedenfalls:
news.at wrote:Acht Tage lang zu Unrecht in Schubhaft:
Österreicher wurde beinahe abgeschoben
21-Jähriger nach Ausweiskontrolle festgenommen
Auch Vermisstenanzeige der Eltern blieb erfolglos

Ein österreichischer Staatsbürger ist laut "Wiener Zeitung" acht Tage in Schubhaft festgehalten worden. Der aus dem Sudan stammende 21-jährige Österreicher kam trotz Nennung seines Namens und seiner Wohnadresse nicht frei, auch eine Vermisstenanzeige seiner Eltern hatte keine Wirkung. Erst eine Intervention der MA 17 (Integrations- und Diversitätsangelegenheiten) kam seiner Abschiebung zuvor.

Der geistig behinderte Mann war demnach vergangene Woche nach einer Ausweiskontrolle festgenommen worden, da er keine Papiere bei sich trug. Die Polizisten hätten den Mann - ohne im Meldeauskunftsregister seinen Namen zu suchen oder dessen Eltern zu verständigen - in Schubhaft gebracht. Ein Bescheid vom 25. März bescheinigte laut "Wiener Zeitung" dem Österreicher: "Sie sind Fremder, da Sie die österreichische Staatsbürgerschaft nicht besitzen."

Nach Intervention des MA 17 freigekommen
Auch eine Vermisstenanzeige durch den Vater des Betroffenen beim Polizeikommissariat Favoriten brachte keine Änderung der Lage. Erst die Intervention einer mit der Familie bekannten Beamtin der MA 17 führte demnach zur Freilassung des Mannes. Nachdem die Frau am Dienstag von dem Vorfall erfahren hatte, habe sie eine Juristin informiert, die bei der Polizeistelle angerufen habe, in der sich der junge Mann befand, schreibt die "Wiener Zeitung".

Disziplinaranzeige gegen Polizisten
Mittlerweile liegt beim Innenministerium eine Disziplinaranzeige gegen die Polizisten wegen Amtsmissbrauchs vor. Bei der Staatsanwaltschaft Wien wurde eine Strafanzeige gegen "unbekannte Justizbeamte und Polizisten" wegen Amtsmissbrauch, Freiheitsberaubung, willkürlicher Einschränkung der Rechte und Rassismus eingebracht. Vonseiten der Wiener Polizei hieß es gegenüber der APA, man habe als erste Maßnahme den Fall dem Büro für besondere Ermittlungen übergeben. Allfällige Pflichtverletzungen und strafrechtliche Übertretungen werden nun überprüft, hieß es. (apa/red)
Man stelle sich vor, die Eltern hätten keine Kontakte zu Mitarbeitern in einer Behörde gehabt! :shock:
--Harald
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Der Alchemist
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Folgenden Standard-Gastkommentar hab' ich erst heute entdeckt:
Wer wird der nächste Schwarze sein? Nach der Prügelattacke auf Mike Brennan macht die Frage der Runde: Wen wird es als nächstes erwischen? Von Simon Inou

Mike Brennan wird am 11. Februar 2009 von Wiener Polizisten niedergeprügelt. Im STANDARD-Gespräch meinte er "Ich dachte, sie würden mich umbringen, ich habe um mein Leben gekämpft." Warum? Weil er Schwarz ist. Das ist Rassismus. Schwarze haben in Österreich Angst, weil sie schwarz sind. Die Polizei kann mit ihnen machen, was sie will: schimpfen, foltern und töten. Ohne, dass sie zu Konsequenzen gezogen werden. Und die Justiz spielt mit.

Nach dem Tod von Seibane Wague am 15. Juli 2003, in den Händen der Sanitäter und Polizisten, wurde ich von einem Freund gefragt: "A qui le tour?" Wer wird der Nächste sein? Vielleicht du? Vielleicht ich? Und wann? antworte ich.

Es dauerte bis zum 19. August 2004, als Edwin Ndupu (38) nigerianischer Staatsbürger in der Justizanstalt Stein, von etwa 15 Angehörigen einer speziell trainierten Einheit von Justizwachebeamten so lange verprügelt worden ist, bis er nicht mehr in der Lage war aufzustehen. Edwin Ndupu starb. Der Freund rief mich wieder an. Wer wird der nächste sein? Meine Antwort: Vielleicht ich? Vielleicht du? sagte er.

14. April 2005: Dr. Di-tutu Bukasa, Österreicher aus der Demokratischen Republik Kongo, Völkerrechtler, engagierter Menschenrechtsaktivist wird von jungen Neonazis am Wiener Naschmarkt so brutal verprügelt, dass er zwei Tage im Wiener AKH zwei Tage verbringen muss. Dr. Bukasa ist kein Asylwerber. Er ist wie du und ich. Ein ganz normaler dunkelhäutiger Österreicher. Der Freund rief mich wieder an: Vielleicht du?

Nein. Es war ein anderer. Er war 18 Jahre jung, war im Frühling seines Lebens. Hatte es geschafft aus den Krallen einer Diktatur in Gambia herausgekommen zu sein. Die Behörden glaubten nicht, dass er in seinem Land verfolgt war. Asylbescheid negativ. Er musste in Schubhaft, um zurück nach Gambia gebracht zu werden. Um welchen Preis? Am 4. Oktober 2005 starb Yankuba Ceesay im Polizeihaltezentrum in Linz. Eine Woche zuvor hatte er einen Hungerstreik begonnen und landete in einer Isolierzelle. Zwei bis drei Stunden vor seinem Tod wurde er im Linzer AKH untersucht. Warum? Bis heute gibt es keine logische Antwort auf diese Frage. Nicht nur das, die Geräte lieferten falsche Untersuchungsergebnisse, weil sie defekt waren. Außerdem, so wurde behauptet, sei er äußerst aggressiv gewesen. Wie schon zuvor bei Omofuma, Seibane, Edwin Ndupu, Richard Ibekwe behauptet worden war.

7 April 2006: Der Schubhäftling Bakary Jassey wird von vier Wiener WEGA-Beamten in einer Lagerhalle schwer misshandelt. Strafrechtlich wurden die Polizisten wegen Quälens eines Gefangenen zu bedingten Haftstrafen zwischen sechs und acht Monaten verurteilt. Sie hatten dem 33-jährigen Gambier nach einer missglückten Abschiebung umfangreiche Frakturen von Jochbein, Kiefer und Augenhöhle zugefügt. In dienstrechtlicher Hinsicht sprach sich der Disziplinaranwalt deshalb für ihre Entlassung aus dem Polizeidienst aus, fand mit dieser Forderung bei den Disziplinarbehörden aber kein Gehör.

Marcus Omofuma (25) aus Nigeria, Richard Ibekwe (26) aus Nigeria, Seibane Wague (34) aus Mauretanien, Edwin Ndupu (38) aus Nigeria, Yankuba Ceesay (18) aus Gambia. In sechs Jahren starben fünf Afrikaner in den Händen der Exekutive. Alle waren Asylsuchende. Das Durchschnittsalter beträgt 28 Jahre. Alle kamen aus Westafrika. Eine Region, die sich seit den 90er Jahren demokratisch-politisch sehr rasch verändert hat. Ghana, Mali, Benin, Senegal - Berichte von Internatonalen Organisationen sind sehr optimistisch über diese Region. Zahlreiche Investoren sind vor Ort tätig.

Der Tod dieser Männer ist ein Verlust für Österreich und für ihre Familie. Ist es gerecht, die Polizei als Freund und Helfer zu bezeichnen? Nein! Die African Community will genauere Antworten auf ihre Fragen erhalten. Warum sterben nur Afrikaner? Warum werden Afrikaner in Österreich so missverstanden, trotz ihrer Bemühungen, sich in Österreich niederzulassen? Warum werden sie nur mit Kriminalität assoziiert, obwohl sie seit 1999 eine rasche und erfolgreiche Entwicklung in jeder Hinsicht erleben?

Denn der Tod von Marcus Omofuma und die Polizeiaktion Operation Spring haben die außergewöhnlichen gestalterischen Kräfte Menschen afrikanischer Herkunft in Österreich vervielfacht, nicht zerstört. Als Insider sehe ich einen Boom an privaten, wirtschaftlichen, politischen sowie medialen Initativen aus den African Communities. In einem Land, wo der Einstieg ins Berufsleben oft auch von der Hautfarbe bestimmt wird, sind Geschäfte, Restaurants, Callcenters, Medienzentren, Internet Cafes, Cocktailbars usw. entstanden. Sie werden von Afrikanern selbst verwaltet. Einige ernähren sogar einheimische österreichische Familien.

Da die Medien eine große Rolle bei der Vermittlung von Bildern über Schwarze Menschen spielen, sind interessante Initiativen entstanden, die ein umfassendes Bild der Schwarzen in Österreich wiedergeben. Nicht nur in kleinen Nischen, sondern in den großen Medien, die die Mehrheit der Gesellschaft erreichen. Im Internet, gibt es sogar eine Plattform - die erste im deutschsprachigen Raum -, die zumindest einmal wöchentlich aktualisiert wird.

Dieses vielfältige Engagement bereichert nicht nur die Afrikaner, sondern auch Österreich. Ja, wir leisten eine Art Entwicklungshilfe hier. Warum wird der "Sub-Sahara-Afrikaner" in Österreich dennoch immer als gefährlich eingestuft? Warum reagieren Exekutive und manche Politiker so brutal und ablehnend? Warum werden manche Journalisten mancher Medien in Österreich starr, wenn sie mit Afrikanern an einer Podiumsdiskussion teilnehmen sollen?

Es liegt daran, dass in Österreich die Afrikaner nur unter zwei historischen Gesichtspunkten vorkommen. Entweder als Sklaven, oder als "Wilde". Afrikaner müssten zivilisiert werden, heißt es. Seit der Sklaverei kämpfen fast alle Afrikaner gegen das Vorurteil gegenüber der schwarzen Hautfarbe. Diese ist unser Davidstern geworden. Sie ist so sichtbar, dass viele davon Angst haben. Gleichzeitig ist sie schön, wenn man auf Urlaub fährt und braun oder dunkelbraun werden will.

Es soll nicht vergessen werden: Wir sind hier, und wir bleiben hier in Österreich. Der Freund der mich immer anrief, ein Asylsuchender, wird wieder anrufen. Wer wird der Nächste sein? Vielleicht du? Vielleicht ich? Ich weiß es nicht. Wir fürchten ein nächstes Mal. Und lassen uns trotzdem die Hoffnung nicht nehmen, dass es vielleicht doch kein nächstes Mal geben wird. (derStandard.at, 18.02.2009)

Zur Person: Simon Inou ist Chefredakteur von Afrikanet.info
Gnothi seauton. Kai genoio, hoios essi.

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Von den ca. 34 000 ZuwandererInnen 2008 sind ca. ein Drittel Deutsche.
Mit 4000 sind Rumänen die nächstgrößte Gruppe, mit ca 2000 folgt auf Platz 3 erst die Türkei.

Hier eine Graphik von orf.at:

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Deutschland hat ja bekanntlich die größte, türkischstämmige Community.

Zu in Österreich lebenden MigrantInnen mit türkischen Hintergrund, gibt es aber trotzdem große Unterschiede, wie der Standard (ab)schreibt:
64 Prozent aller befragten [in Österreich lebenden] Frauen mit türkischem Migrationshintergrund gaben an, "traditionelle oder religiöse Kleidung inklusive Kopftuch" zu tragen. Dimitrakopoulos: "In Deutschland, wo ebenfalls die türkische Community befragt wurde, waren es 27 Prozent".

Auch die Lebensumstände der österreichischen Musliminnen sind laut Studie überwiegend traditionell: 51 Prozent gaben an, Hausfrau zu sein; in Deutschland sagten das 29 Prozent von sich.

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http://derstandard.at/1246543733955/Kom ... esterreich

Kerstin Kellermann schreibt im Standard:
Dann wurde aus heiterem Himmel die Gesetzgebung geändert, alle Theologen wurden in die gleiche Aufenthaltsstufe wie Künstler gestellt. Das unbegrenzte Visum wurde abgeschafft. Mit weit reichenden Folgen für die Familie mit zwei Kindern, deren Status sich von heute auf morgen veränderte. "Wieso sind Theologen plötzlich Künstler?", fragte sich die Ehegattin. "Ich habe keinen Künstler geheiratet!"
Wo ist mein Integrationsvertrag? Ich will meinen Integrationsvertrag!", rief eine Bekannte neulich. "Ich habe alle meine Pflichten eifrig erfüllt, schnell Deutsch gelernt, meine Nostrifizierung als Akademikerin gemacht und meine Kinder großgezogen. Wo ist mein Vertragspartner abgeblieben?"
Szenenwechsel: Die technische Chemikerin, in jugoslawisch-sozialistischer Tradition mit 80-prozentiger Frauenerwerbsquote erzogen, beschließt, selbst arbeiten zu gehen, nachdem die Kinder eine gewisse Größe erreicht haben. "Österreich sucht muttersprachliche Zweitlehrer", steht in der Integrationszeitschrift Biber, und Unterrichtsministerin Schmied spricht die Migranten und Migrantinnen im Gespräch mit den Redakteurinnen direkt an: "Ihr werdet gebraucht!" Nach Auskunft des Arbeitsmarktservices dürfen auch studierte Chemikerinnen als Chemielehrerinnen arbeiten, da es hierzulande zu wenige gibt. Die junge Frau wandert in Folge mutig in das Gebäude des Wiener Landesschulrates, um sich direkt zu informieren und für den Herbst ihr Interesse anzumelden. Sie möchte die notwendigen Formulare ausfüllen.

Doch die Werktätigen im Wiener Landesschulrat scheinen Parteienverkehr nicht gewöhnt zu sein und ebensolchem ablehnend gegenüberzustehen. Die Akademikerin wird von Tür zu Tür geschickt, von Zimmer zu Zimmer. Niemand gibt ihr Auskunft. Auf beharrliches Nachfragen - die Frau war als Mädchen während des Bosnienkrieges alleine in einem Flüchtlingslager interniert und verfügt über beträchtliche Hartnäckigkeit und Nervenstärke - platzt einer Angestellten schließlich der Kragen: "Wir sind hier in Österreich, bei uns gibt es Regeln! Bei uns kann nicht jeder herkommen und Lehrer werden!" Tief gedemütigt verlässt meine Bekannte das Amt und gibt ihren Traum erst einmal auf. - Hat vielleicht nur die Chemie nicht gestimmt ...?

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Gestern war (auch) Thema im Report Integration.

Da gab es die üblichen Aussagen von Wiener/innen mit goldenen Venae cavae, man habe ja sogar schon einmal einen "guten Ausländer" getroffen, bzw Integration sei, wenn man die Ausländer nicht mehr als solche erkenne etc.

Mirna Jukic war zu Gast im Studio und erzählte auch mal wieder die altbekannten Geschichten über ihre persönliche Integration, auch wenn die Moderatorin zumindest formhalber versuchte, sie aus der Reserve zu locken. Letzlich hörten die Zuseher_innen nur mal wieder, wie sie sich vor x Jahren mit dem grammatikalischen Geschlecht des Delphinus capensis schwergetan hat.
Ihr ist jedenfalls Respekt zu zollen, dass sie, obwohl erst mit 13 hergekommen, nunmehr die Sprache so gut spricht, als wäre sie hier aufgewachsen.
Aber im Hinblick auf das Thema der Sendung ist festzuhalten, dass kroatischstämmige, erfolgreiche Profisportlerinnen, wenn sie nicht unsympathisch odgl sind, und die Sprache beherrschen, eher nicht die Gruppe mit großen Integrationsproblemen darstellen.

Später in der Sendung kommt aber der Satz, wegen dem ich das hier eigentlich poste und der die Antwort auf die Frage des Threads ist:

Ein Unternehmer, der sub auspiciis promoviert hatten, dessen genauen Namen ich mir aber nicht gemerkt habe, sagt (sinngemäß):
Integriert ist man dann, wenn man sich nicht mehr fragen muss, ob man integriert ist.
Und dessen Bruder sagt sinngemäß, die Mehrheitsbevölkerung will als Ausländer die eierlegende Wollmilchsau (muss Arbeitsplätze schaffen, aber zugleich keine Einheimischen verdrängen etc), aber wenn man die eierlegende Wollmilchsau ist, wieso sollte man dann genau nach Österreich kommen wollen?

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http://derstandard.at/1254311405378/Gle ... -fuer-alle
Während die Diskussion um eine funktionierende Integration Österreich in den kommenden Jahre mehr denn je fordern wird, stehen die Söhne türkischer, ägyptischer oder afghanischer Einwanderer seit geraumer Zeit ganz selbstverständlich in Reih und Glied mit gebürtigen Österreichern.
"Man wird hier nicht wegen seiner Religion oder Herkunft ausgegrenzt. Alle haben sich an dieselben Regeln zu halten"
"Wenn man hier die Grenze überschreitet, hat das für jeden Konsequenzen, egal ob es mich betrifft, einen Grundwehrdiener oder den Oberst"
In der Kantine wird Kost ohne Schweinefleisch angeboten und für den einen Soldaten, der dem jüdischen Glauben angehört, koscheres Essen. Wer von der islamischen Glaubensgemeinschaft als praktizierender Muslim ausgewiesen ist, darf seine volle Gescihtsbehaarung behalten; mit einer Bestätigung wird man an islamischen Feiertagen frei gestellt.

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http://www.kurier.at/nachrichten/1949324.php
Die Mehrheit der Migranten in Österreich fühlt sich gut integriert und ist bereit, sich an die Regeln zu halten. Unter den Türken gibt es aber nicht unbeträchtliche Vorbehalte", erklärt Studienautor Peter Ulram. Das sei vor allem bei jenen 58 Prozent der Türken der Fall, die politisch-religiös motiviert sind. Gerade bei den Jungen gebe es "Ansätze zu einer Subkultur-Bildung", analysiert Ulram.

Mehr als die Hälfte der türkischen Migranten wünscht sich, dass das islamische Recht in das österreichische Justizsystem einfließt. Für fast drei Viertel ist die Befolgung der Gebote der Religion wichtiger als die Demokratie. Fast die Hälfte stimmt damit überein, dass man "an den vielen Kriminellen in Österreich sieht, wohin die Demokratie führt". Junge Türken fühlen sich dem Islam stärker verpflichtet als ältere - obwohl sie in den meisten Fällen in Österreich aufgewachsen sind. Die türkischen Muslime in Österreich sind viel religiöser als etwa jene, die aus Bosnien gekommen sind.
Mehr als die Hälfte der Türken hat das Gefühl, dass Muslime vom österreichischen Staat benachteiligt werden. "Das ist ein Alarmsignal, weil so etwas schafft Distanz", sagt Ulram. Eine Erklärung für diesen Eindruck auf Seiten der Zuwanderer ist für ihn, dass es "zu wenige von ihnen im Verwaltungsapparat gibt. Es fehlen Ansprechpartner".

Ulram sieht nur zum Teil ein Religionsproblem. Dem Islam stark verbunden fühlen sich vor allem jene, die wenig Bildung haben - und Hausfrauen. Ulram: "Man muss bei der Bildung ansetzen und versuchen, diese Menschen mit der Mehrheitsbevölkerung zusammenzubringen." Die sei auch gefordert. "Bei den Österreichern mangelt es an der Bereitschaft, sich diesen Menschen zu nähern."
"Das ist eine Frage der Bildung", sagt Teo [türkischsstämmiger Migrant beim Biber]. "Jene Türken, die sich in Österreich mehr Einfluss des islamischen Rechts wünschen würden, wissen meistens ja nicht einmal, was das in der Praxis überhaupt bedeutet. Sie glauben, damit sei gemeint, dass man fünf Mal am Tag beten darf."
Die ersten 2 und der letzte Satz fassen es kurz zusammen, für die die nicht alles lesen wollen:
Sieht man von diesen Ergebnissen ab, zeichnet die Studie ein durchaus positives Bild der Integration in Österreich. Die große Mehrheit der Zuwanderer (83 Prozent) fühlt sich in Österreich integriert. Mehr als drei Viertel halten es für "sehr wichtig", dass Zuwanderer verpflichtet sind, Deutsch zu lernen. Für 85 Prozent ist das wichtigste Ziel im Leben, dass die eigenen Kinder eine gute Ausbildung erhalten.

Menschen mit Migrationshintergrund fühlen sich in Österreich sehr sicher - noch sicherer als die Mehrheitsbevölkerung. Das ist bemerkenswert, weil Zuwanderer tendenziell eher von Kriminalität betroffen sind. Ulram erklärt sich das so: "Die Österreicher nehmen Probleme bei der Sicherheit stärker wahr. Die Toleranzschwelle ist niedriger." Was eine weitere Zuwanderung nach Österreich angeht, sind die Migranten ähnlich restriktiv wie die Mehrheitsbevölkerung. Fast zwei Drittel finden, dass nicht weitere Ausländer ins Land kommen sollten. Ein Grund dafür ist laut Ulram, dass viele Migranten fürchten, wegen der Neuen ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Fast drei Viertel aller Zuwanderer stimmen mit den Werten und Zielen der österreichischen Gesellschaft überein - unter der Mehrheitsbevölkerung sind das laut Ulram auch nicht mehr.

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http://derstandard.at/plink/1318461236816/23285254
kolpix wrote:Ich wohnte in Wien in einem Haus, in dem ich der einzige Österreicher war (und mich übrigens mit allen anderen gut verstand). Eine Serbin im Haus meinte "Türken nix haben Kultura" und ein Türke erzählte mir, dass jemand den Radio aus seinem Auto gestohlen habe. "Kein Wunder, meinte er, "überall Polen und Ungarn".

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Re: Integration, Migration, Zu- und Abwanderung sowie Asyl

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Nachdem die aktuellen Asylprobleme (angeblich) die Steiermark-Wahl 2015 mitentschieden haben, versuchen jetzt so manche außerhalb der FPÖ, diese rechts zu überholen.

Der ORF nimmt das zum Anlass, 3 sehr häufig über Facebook und Co behauptete Aussagen über AsylwerberInnen kritsch zu hinterfragen:

http://orf.at/stories/2283553/2283554/ (Heraushebungen von mir)
"meme Nr. 1":
Ein seit langem kursierendes, oft geteiltes, immer wieder aktualisiertes Meme ist mit „Asylanten belohnt!“ betitelt. Es wird darin behauptet, dass ein „Asylant“ mit sechs Kindern im Monat „für’s Nichtstun“ 3.355,96 Euro bekommt.[...] Demgegenüber, heißt es weiter, müsse ein heimischer Facharbeiter mit drei Kindern von 1.671,04 Euro leben.
Zunächst zur Quelle des Memes. Es handelt sich dabei um die AFP, die „Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik“. Im Verfassungsschutzbericht des Innenministeriums wurde die AFP zuletzt 2006 erwähnt, als „aktivstes Sammelbecken der organisierten rechtsextremen Szene in Österreich“ - mit „guten Kontakten“ zu Neonazi-Kreisen und „einer Öffnung gegenüber dem Skinheadmilieu“. Wer ein solches Posting teilt, sollte sich bewusst sein, zu welchem Umfeld er sich damit bekennt.
Die Zahl selbst ist vollkommen aus der Luft gegriffen. Menschen in der Grundversorgung bekommen 40 Euro Taschengeld im Monat. Dazu kommen Aufwendungen für Versorgung und Unterbringung. Derzeit befinden sich laut Karl-Heinz Grundböck vom Innenministerium rund 39.000 Menschen in der Grundversorgung der öffentlichen Hand, 28.000 davon sind Asylwerber, der Rest sind (für kurze Zeit) ehemalige Asylwerber, deren Verfahren also bereits abgeschlossen ist, und „subsidiär Schutzbedürftige“ (ein asylähnlicher Schutz). Im Jahr werden - alles inklusive - 200 Millionen Euro für die Grundversorgung ausgegeben.
Es gibt zwei Modelle der Versorgung von Asylwerbern. Die einen werden in organisierten Quartieren untergebracht und bekommen 40 Euro Taschengeld im Monat. Vergleichen muss man den heimischen Familienvater aber mit den anderen: mit jenen, die sich selbst ein Quartier suchen und sich selbst versorgen (wie auch ein Österreicher) und die dafür Geld zur Verfügung gestellt bekommen.

Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck rechnet vor: Eine siebenköpfige Familie erhält (insgesamt) für die Miete 240 Euro plus 200 Euro für den Erwachsenen und 90 Euro pro Monat für alle Minderjährigen. Das sind in Summe 980 Euro. Dazu kommen pro Familienmitglied 150 Euro für Gewand im Jahr, 200 Euro für Schulbedarf sowie Geld für die Fahrt zur Schule (von ORF.at großzügig mit 100 Euro angenommen) für jedes Schulkind. Dividiert man die gesamten jährlichen Aufwendungen durch zwölf, sind das 237,5 Euro pro Monat. Das heißt: Im Monat bekommt die Familie mit einem Erwachsenen und sechs Schulkindern 980 plus 237,5 Euro - das sind 1.217,5 Euro.
Und wieso vergönnt die AFP dem österreichischen Facharbeiter nur drei Kinder und nicht ebenfalls sechs, damit der Vergleich funktioniert? Das durchschnittliche Gehalt beträgt in Österreich (Statistik Austria, 2013) 1.732,50 Euro netto pro Monat. Dazu kommt bei sechs Kindern noch Familienbeihilfe in der Höhe von 1.300 Euro. Das sind zusammen: 3.032,50 Euro netto. Nimmt man nicht den österreichischen Durchschnittsverdiener - obwohl der für einen Vergleich passender wäre -, sondern einen fiktiven Facharbeiter, der 1.200 Euro netto im Monat verdient, sind das plus Kinderbeihilfe 2.500 Euro. Beim vergleichbaren Asylwerber sind es 1.217 Euro.

Insgesamt werden für Menschen in der Grundversorgung pro Jahr laut Innenministerium 200 Millionen Euro ausgegeben. Ein großer Teil davon geht nicht direkt an die Asylwerber, sondern an die Quartiergeber in organisierten Unterkünften (19 Euro pro Tag und Bewohner). Dividiert man trotzdem die 200 Millionen an Gesamtaufwendungen durch die Zahl der Menschen in Grundversorgung (39.000) und dann durch zwölf, kommt der Schnitt von 427,4 Euro pro Monat für einen Asylwerber heraus - für Wohnen, Essen, Gewand und alles, was es sonst noch zum Leben braucht. Kein Betrag, der Neidgefühle rechtfertigt.
Der ORF erwähnt auch noch, dass AsylwerberInnen (von ganz wenigen Ausnahmen ausgenommen) auch gar nicht arbeiten dürfen und daher ex lege zum Nichtstun verdammt sind und auch nicht arbeiten könnten, wenn sie wollten. Noch absurder ist der Vorwurf, da es ja aus der selben Ecke immer heißt, die Asylanten seien alles Wirtschaftsflüchtlinge, also Leute die gerade herkommen um zu arbeiten.

"meme 2":
Die Unterkunft ist Schlecht ? Das Essen Schmeckt nicht ? Na wo ist daß Problem ?? Ab Nachhause !! Asyl - Betrug Stoppen !! Wer Fordert Fliegt! ! Abschieben wird zur Pflicht !! ( das Paradies wartet !!! )
Von dem habe ich noch nie was gehört, aber ich habe ja auch keinen Fakebookaccount. Anlass scheint irgendwann mal Randale in einer oberösterreichischen Unterkunft gewesen zu sein, wie der ORF schreibt, wo dann halt die Schlagzeilen auf Essen und Unterkunft als Grund dafür spekuliert haben.
Dass Asylwerber oder andere Schutzbedürftige kostenlos zur Verfügung gestelltes Essen achtlos und undankbar wegwerfen, ist ein Vorwurf, der seit Jahrzehnten wiederholt wird. Essen wegzuwerfen galt der Kriegs- und Nachkriegsgeneration, die Hunger noch aus eigener Erfahrung kannte, als größte Sünde. Die dahingehende Empfindlichkeit wurde an die Nachkommen weitervererbt. Die „Kronen Zeitung“ greift also ein altes Reizthema wieder auf, das besonders dazu geeignet ist, Asylwerber in ihrer Gesamtheit unbeliebt zu machen.

Aber was ist in Linz wirklich passiert? Ein verwirrter Asylwerber drohte damit, sich mit dem Buttermesser selbst zu töten. Im Gespräch mit der Polizei beschwerte er sich - unter anderem - auch über die zu geringe Menge an Essen. Zwei Semmeln mit Einlage und ein Stück Obst werden an manchen Tagen am Abend pro Person in der Polizeikantine angeboten.
Ein Aufstand von 50 Asylwerbern, die Polizisten mit ihren Lunchpaketen bewarfen? Petra Datscher von der Landespolizeidirektion Linz winkt ab. Drei bis vier von 50 Schaulustigen hätten dem Mann in seiner Kritik Recht gegeben und ihre Lunchpakete in Rage zu Boden geworfen - und nicht auf Polizisten. Als Aufstand von Randalierenden könne man das mit Sicherheit nicht bezeichnen, so Datscher. Der Rest der 50 Menschen habe versucht zu beruhigen oder zugesehen. Der Mann, dessentwegen der Polizeieinsatz begann, wurde wegen Selbstgefährdung in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

Um die aufgeheizte, teils aggressive Stimmung zu erklären, muss nicht nur auf die traumatischen Ereignisse, die Asylwerber nach Österreich führen, verwiesen werden. Auch die Unterbringung in Zelten, bei großer Hitze und bei Starkregen muss erwähnt werden - abgesehen von der bereits erwähnten Beschäftigungslosigkeit.
"meme Nr. 3":
Auf Facebook wird immer wieder behauptet, dass 90 Prozent der nach Österreich fliehenden Personen Männer sind. Tatsächlich sind es laut Zahlen des Innenministeriums momentan 76 Prozent. In einem Meme heißt es: „Ach, Sorgen macht Ihr Euch um Eure Kinder? Dann hab’ ich nur mal eine Frage... Warum seid ihr feigen Dreckschweine dann ohne sie abgehauen?“
Dafür gibt es laut Ruth Schöffl, Pressesprecherin des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, eine einleuchtende und einfache Erklärung: Die Flucht ist zu gefährlich. Männer würden die Strapazen - teils Tage ohne Essen und Trinken - eher überstehen als Frauen und Kinder. Letztere seien zusätzlich von sexueller Gewalt bedroht. Und gerade von den Zehntausenden Menschen, die während der letzten Monate im Mittelmeer bei Fluchtversuchen ertrunken seien, fänden sich viele Menschen aus Syrien. Syrer machen momentan den größten Teil der in Österreich ankommenden Asylwerber aus.
Bleibt die Frage, wieso Familienväter ihre Familien verlassen, alleine nach Österreich kommen und - der Kern des Anstoßes - ihre Liebsten im Kriegsgebiet unter der Terrorherrschaft des Islamischen Staates (IS) zurücklassen und nicht bei ihnen bleiben.

Schöffl vom UNHCR sagt, dass die Überlegung dahinter folgende sei: Der Mann macht sich auf den gefährlichen Weg. Bekommt er einen positiven Asylbescheid, durfte er bis zum „Asylstopp“-Erlass der Innenministerin die Familie nachholen. Nicht die Großmutter, die ihre Goldzähne sanieren will, wie oft boshaft behauptet wird. Nachkommen dürfen nur minderjährige Kinder und Ehepartner. Und „nachkommen“ heißt in diesem Fall: selbst finanziert, aber legal und ohne eine lebensgefährdende, von Schleppern organisierte Flucht übers Mittelmeer. Sprich: Auf diese Weise bringen die Männer ihre Familie vergleichsweise sicher nach Österreich. Das ist ihnen ab sofort nicht mehr möglich. Nun müssen auch Frauen und Kinder wieder unter großen Gefahren flüchten.
Und was anerkannte Flüchtlinge betrifft: Die führen nicht, wie oft behauptet, ein Lotterleben dank Mindestsicherung (nicht zu verwechseln mit der Grundversorgung von Asylwerbern). Sie fallen vier Monate nach dem positiven Bescheid aus der Grundversorgung heraus. Für sie, bestätigt Ministeriumssprecher Grundböck, gelten dann in Sachen Mindestsicherung dieselben strengen Regeln wie für Österreicher. Wer arbeiten kann, muss arbeiten - und Steuern zahlen. Eine Mindestsicherung auf Lebenszeit gibt es nicht.

Abschließend, weil sinngemäß oft gefragt wird: Und was bleibt für uns Österreicher? Für die Grundversorgung der 28.000 Asylwerber (die noch keinen Bescheid haben) werden in etwa 150 Millionen Euro pro Jahr aufgewendet (das sind 0,15 Milliarden und ca. drei Viertel der gesamten Grundversorgung). 2014 waren im Budget Österreichs für Soziales und Gesundheit 3,9 Milliarden Euro veranschlagt; für Jugend und Familie 6,8 Milliarden; für den Bereich Arbeit sieben Milliarden; für Pensionen 19,2 Milliarden; für Bankenhilfe 1,8 Milliarden. Das Milliardengrab Hypo muss an dieser Stelle nicht extra erwähnt werden. Und um einen perfekt passenden Summenvergleich anzuführen: 150 Millionen Euro [Jahreskosten für die Grundversorgung aller AsylwerberInnen]- so viel wird pro Jahr in etwa für Regierungsinserate ausgegeben.

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Re: Integration, Migration, Zu- und Abwanderung sowie Asyl

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Vielleicht kann man sich als Definition für Integration genauso einigen wie bei der nach Intelligenz - das ist ja bekanntlich auch das, was ein Intelligenztest misst.

Integration: Wien schneidet in Studie gut ab
https://wien.orf.at/news/stories/2929943/
In Wien findet demnach wenig räumliche Segregation, also Konzentration auf einzelne Stadtviertel, statt. Zudem habe die Stadt mit „Start Wien“ ein weitreichendes Programm für neu zugezogene Personen, auf das selbst andere Städte wie Göteborg - das in Sachen Segregation laut dem Bericht als Negativbeispiel dient - verweisen würden.

Auch Wiener Maßnahmen wie die „Wohnpartner“ werden gelobt. Nach Ansicht der OECD verfügt Wien über einen „gesamtheitlichen Plan“ zum Thema Migration. Hilfreich ist laut der Studie die Tatsache, dass die Stadt durch ihre Position als Stadt und Bundesland mehr finanziellen Handlungsspielraum hat.
Kritik übt die OECD daran, dass Flüchtlinge und Migranten hierzulande einen erschwerten Zugang zum Arbeitsmarkt haben. 56 Prozent der Beschäftigten aus Drittstaaten würden unter ihrer Qualifikation arbeiten. Die Arbeitslosigkeit von Zuwanderern sei doppelt so hoch wie jene von Einwohnern ohne Migrationshintergrund.

Einen solchen haben laut der Untersuchung 50 Prozent der Wiener. Das ist vergleichbar mit Amsterdam. Die Quote gehört zu den höchsten Werten der untersuchten Städte.
Bei einer Migrationshintergrundrate von 50% ist eh klar, dass Integration größtenteils gut funktioniert -sonst würde ja dier Stadt auch nicht funktionieren und immer noch eine der lebenswertesten sein, was jedes Jahr neue Umfragen mal wieder belgen (weswegen ja auch viele Leute her kommen, die dann wieder usw).

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