Was wir lasen und wie wir es fanden

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Moderator: Gabriel Ritter

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dejost
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Was wir lasen und wie wir es fanden

Post by dejost »

In diesem Topic werden (Kurz-)Kritiken zu Belletristik gepostet.
So wie bei allen derartigen Topics auf kortz.at/forum sind alle zum Mitmachen eingeladen.

Die Kritiken sollen nach Möglichkeit keine wesentlichen Teile der (späteren) Handlung der rezensierten Bücher vorwegnehmen, andernfalls ist eine Vorwarnung zu Beginn vorhanden.


Wie so manch anderes Topic war das Thema ursprünglich etwas anderes, nämlich ich suchte nach Empfehlungen zu Büchern und schrieb deswegen ein paar Kurzkritiken zu rezent gelesen:

Ich brauch was neues zum Lesen.

Bitte nützliche Hinweise hier.
Last edited by dejost on 05 Mar 2009, 14:06, edited 2 times in total.

harald
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Post by harald »

Hm, ich komm kaum von juristischen Büchern und Zeitschriften weg, daher kann ich nicht viel weiterhelfen. Werd immer mehr zum Fachidioten.

Zuletzt hab ich Nathan der Weise geschmökert.

Ins Raimund Theater zu Rebecca hats mich auch verschlagen, kann ich euch wärmstens empfehlen, ist äußerst sehenswert, hat aber nix mit Lesen zu tun :oops: (Naja, die Homepage kann man lesen, allerdings sollte man sich die Geschichte nicht durchlesen, wenn man es sich anschauen will, da das ein bisschen an Spannung herausnimmt http://www.rebeccadasmusical.at/) .
--Harald
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Post by dejost »

Nathan der Weise habe ich schon sehr oft gelesen und vor 2 Jahren im Theater gesehen.

Aber Nathan der Weise ist ein sehr guter Tipp!

So, damit es leichter gibt, ein paar Sachen die ich gelesen habe und wie/ob sie mir gefallen haben:


Jasper Fforde - Die Thursday Next Quadrologie
größtenteils großartig, insbesondere am Anfang zu sehr Dirty Harry und zu viel Geschmacklosigkeiten für meinen Geschmack, sonst aber sehr zu empfehlen. Ich borge sie gerne her.
Resümee: Lesenswert. Nur auf englisch lesen.

Jasper Fforde - The big over easy
Ein Spinoff zu Thursday Next. Genauso originell und verdreht. Ende enttäuscht etwas, zu viele Geschmacklosigkeiten.
Resümee: Halt nur eine weitere Fortsetzung.

Dan Brown - Illuminati + Da Vinci Code
Da beide nach dem selben Schema sind...
Sehr spannend, sehr durchdacht. Einzelne Fehler, teilweise die Dramaturgie zu sehr ausgereizt. Nicht alle überraschenden Wendungen sind vorhersehbar.
Resümee: Gute Popcorn- Literatur, die zum Nachlesen in wirklich wissenschaftlichen Werken motiviert.

Douglas Adams - Hitchhiker's Guide to the Galaxy - Alle 5 Teile der Trilogie
Zu den späteren Teilen musste man ihn zwingen. Das merkt man beim Lesen. Jeder Teil ist schlechter als der vorhergehende, tw machen sie auch die Enden der vorherigen Teile wieder kaputt.
Nach Teil 3 auf jeden Fall aufhören zu lesen.
Er soll ja einen 6 Teil geplant haben, der das wieder gerade biegt, was die Teile 4 und 5 versaut haben, aber er starb vorher.
Resümee: Nur auf Englisch. Nur Teil 1 lesen und vielleicht noch Teil 2.

Glauser - Wachtmeister Studer
Glauser mag eine seltsame Biographie haben, Studer ist aber ein Ausbund an Biederkeit. Gibt als Krimi eher weniger her, bestenfalls als Schweizer Sittenbild der 30er.
Resümee: Historisches Schweizer Sittenbild. Ich werde keine der Fortsetzungen lesen.

Dürrenmatt - Der Richter und sein Henker

Die Erwartungen, als Titanenkampf genau gezeichneter antagonistischer Heroen werden aufs bitterste enttäuscht. Als Krimi wenig ergiebig.
Resümee: Ist Schulliteratur. Kann es bleiben. Muss es aber nicht.

Pirincii Akif - Felidae

Katzenkrimi, Verbrechen unter Katzen, die von einer Katze aufgeklärt werden. Originelle Idee, sonst aber abstruse Handlung ab der Mitte, tw sehr geschmacklos geschrieben und exzessiv selbstgerecht.
Resümee: Gute Idee, sehr gewöhnungsbedürftig. Ich werde keine der Fortsetzungen lesen.

Lessing - Nathan der Weise

Resümee: Muss man gelesen (oder gesehen) haben.

Lessing - Die Juden

Resümee: Klassisches Aufklärerstück. Kurz.
Last edited by dejost on 29 Dec 2007, 22:22, edited 1 time in total.

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G.K. Chesterton- The man who was Thursday
Am Anfang wirklich sehr brilliant und witzig und zeitlos geschrieben. Dann zieht es sich etwas und das Ende ist unbefriedigend.
Resümee: Fängt gut an.
Last edited by dejost on 23 Jun 2007, 19:36, edited 1 time in total.

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Asimov - Nightfall
Sci Fi aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Durchdachtes Szenario. Wenig spannend, kaum Überraschungen, unzufriedenstellendes Ende.
Resümee: Sehr flache Spannungskurve, Ende enttäuschend

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Asimov - Prelude to Foundation

Das Buch selbst ist ganz gut, spannend, gute Wendungen, interessante Konzepte, durchschnittlich gut geschrieben. Im Endeffekt schreit es aber am Ende ganz laut Lies die Robot - Novels und die restlichen (5 glaube ich) Teile der Foundation Serie.

Resümee: Gut, ist aber ein Werbeträger für die Foundation und Robot- Reihe

Stanislaw Lem - Pilot Pirx

Episoden aus dem Leben und der Karriere des Weltraumfahrers Pirx. Unzusammenhängende Episoden, sehr kreativ und abwechslungsreich geschrieben. Pirx ist meistens ein Held wider Willen, findet den Abgrund in harmlosen Situationen und kommt dank seiner praktischen Intelligenz oder durch pures Glück wieder raus. Manche Episoden sind gut, manche weniger. Sehr viele sind sehr tragikomisch. Die Einstellung des Pirx' zu Robotern ist unnachvollziehbaren Wandlungen unterworfen. Tw glaubte ich, anti- westliche resp pro sozialistische Untertöne herauslesen zu können, das mag aber einfach an der Zeit und dem Ort liegen, wo es geschrieben wurde.

Resümee: Episoden unterschiedlicher Qualität

PS: Im Moment habe ich genug zu lesen.

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M. Crichton - State of Fear

Crichton Anti- Klimaerwärmung Buch, obwohl er selbst behauptet, keine Agenda zu haben.
Vorhersehbare Handlung, der einzige Plottwist ist auch bar jeder Überraschung. Mehrere völlig unnötig Tote, iSv literarisch unnötig und auch dass sich aus der Handlung des Buches für die Akteure überhaupt kein Grund ergibt, irgendwelche Leute kompliziert abzumurksen. Sehr nach dem Motto "und die Bösen schießen wir einfach über den Haufen". Ebenso schwachsinnig: Da ist irgendein Geheimagenten- Typ, aber immer wenn er einen Einsatz hat, der am leichtesten mit ein paar Soldaten zu erledigen wäre, geht er allein mit einem Kollegen und nimmt halt die erstbesten Leute, die er findet (hier Anwalt & Sekretärin) mit.
Die Anti- Klimaerwärmung Lehrstücke sind auf pseudo- wissenschaftlich aufgebaut. Einige der Argumente sind purer Schwachsinn und unbelegt, andere beziehen sich auf (angeblich) seriöse Studien.

Resümee: Literarisch schlecht, kaum Spannung, unsachlich aber zeigt wenigstens einen Alternativstandpunkt

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Stanislaw Lem - Der Unbesiegbare

Typischer Lem Sci- Fi Roman über ein Raumschiff, dass ein verschollenes Schwesternschiff retten soll. Bis zur Mitte ganz spannend, ab da aber total unspannend. Das Ende ist sehr inhaltsarm und enttäuschend, passt aber trotzdem irgendwie dazu.

Resümee: Typisch Lem, aber sicher nicht sein bestes

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Jasper Fforde - The fourth Bear

Dasselbe Problem, wie der Vorgänger The big over easy:
Zwar ok, mehr aber auch nicht. Die guten Ideen sind offensichtlich bei Thursday Next verblieben und dass er quasi retconnen muss, um noch irgendwas weiter zu bringen, ist auch kein Bonus.

Resümee: Mittel, ob ich mir den nächsten Teil noch zulege, entscheide ich nach First among sequels

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Tod einer roten Heldin - Qiu Xiaolong

Krimi im China der 90er. Sehr interessantes Bild der Situation. Als Krimi eher langweilig, Wendungen basieren mehr auf Seite der Ermittler als auf Seiten des Falles. Driftig stellenweise unnötig ins Obszöne ab und viel zu viele Details zu chinesischen Essen, auf die ich verzichten könnten (Katze mit Schlange und so Sachen).

Resümee: Soziologisch spannend, kriminologisch fad.

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Asimov - Forward the Foundation

Teilweise sehr gute Idee und spannend, tw greift er aber auch zu auf deus ex machina Effekte zurück bzw löst Konflikte zu gewaltbasiert, was dem prinzipiell "intellektuellen" Setting nicht entspricht. Notwendigerweise (da Bindeglied zwischen "Prelude" und Foundation- Trilogie) tragisch.

Resümee: Wenn man Foundation mag, ganz ok.

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Asimov - Foundation

Nicht so bierernst wie ich es befürchtet habe. Sehr manipulative und machiavellistische Charaktere.
Anders als in den früheren spielenden, aber zeitlich später geschriebenen Büchern funktioniert Sci- Fi jetzt anders:
Statt einfach ein Konzept in den Raum zustellen "groundcar, holovision" etc, versucht er in diesem Buch auch die technischen Hintergründe "nuclear" und ähnlich Schlüssiges darzustellen. Gut dass er es in seinem späteren Schaffen gelassen hat.

Resümee: Eh ok.

Christie - The Big Four

Eine Agenten Geschichte in der 4 supermächtige Schurken (wobei völlig unklar bleibt, wieso sie mächtig sind) versuchen, die Weltherrschaft an sich zu reißen und nur ein kleiner Belgier mit Schnurrbart sie aufhält. Wurde vielleicht lange vor James Bond geschrieben, aber überbietet in leicht an Lachhaftigkeit. Tw spannend, ab der Hälfte sind die Plottwists vorhersehbar.

Resümee: Christie hat auch gute Bücher geschrieben
Last edited by dejost on 24 Mar 2008, 20:11, edited 1 time in total.

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Der Alchemist
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Post by Der Alchemist »

The Big Four
Eigentlich liebe ich Agatha Christie, aber den Roman kenn' ich noch gar nicht. Kannst ihn mir mal borgen? Übrigens hab' ich im Gegenzug They came to Baghdad anzubieten. Auch eine Christie-Spionagegeschichte. (Wenn weitergehendes Interesse besteht, kann ich mal eine Liste meiner Christie-Bücher posten.)

http://en.wikipedia.org/wiki/They_Came_to_Baghdad
(Achtung, Spoiler)


Im Übrigen kann ich allen Krimiinteressierten ein besonderes Schmuckstück anbieten: A Fatal Inversion von Barbara Vine (= Ruth Rendell). (Deutscher Titel: Es scheint die Sonne noch so schön)
In the hot summer of 1976, a group of young people are camping in Wyvis Hall. Ten years later, the bodies of a woman and a child are discovered in the Hall's animal cemetery. Which woman? Whose child?
Gnothi seauton. Kai genoio, hoios essi.

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Leslie Swann - Glennkill

Ein Schafskrimi. Der Schäfer wird ermordet, die Schafe versuchen den Mord aufzukkären. Soll Schafsverhalten sehr gut analysieren.
Die Schafe sind jedenfalls Speziesisten, was zäh aber unlustig ist. Das Ganze zieht sich und hat einen eher episodenhaften und unproduktiven Charakter. Das Ende ist zwar überraschend, weil es so extrem schlecht ist.

Resümee: Määääh.... äh... Bäh!

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Der Alchemist
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Post by Der Alchemist »

Dejo wrote:Resümee: Bäh!
Schade, über das Buch hatte ich mal eine Radiosendung gehört, da klang das viel verlockender. Sogesehen war's gut, es mir dann doch nicht gekauft zu haben. Obwohl ich den Ansatz eines Schafromans nachwievor gut finde. Vielleicht borg ich's mir doch mal irgendwo aus ...
Gnothi seauton. Kai genoio, hoios essi.

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Jasper Fforde - First among Sequels

Tja, die Quadrology ist abgeschlossen.
Deswegen läßt Fforde den nächsten Teil ca 15 Jahre später spielen, was diverse Continuity Probleme und die Gefahr des Retconning sehr gekonnt umgeht. Kommt zwar im Großen und Ganzen nicht ganz an die Qualität der früheren Teile heran, ist aber - nicht zuletzt aufgrund der massiven Selbstpersiflage (noch mehr als bisher) - jedenfalls zu empfehlen, wenn man Thursday mag.

Resümee: Viel besser als Fourth Bear, daher empfehlenswert.

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Ruth Rendell - Simisola

Krimi mit dem bieder- englischen "Kommissar" Wexford.
Solider Krimi, ohne besondere Höhen oder Tiefen, bei dem irgendwie unklar bleibt, ob er eine Moral oder gesellschaftliche Aussage haben soll und falls ja, was genau sie sein soll.
Resümee: Eh ok.

Asimov - Foundation and Empire

Es wird noch sozialdarwinistischer, machiavellistischer, es rollen auch schon mal Köpfe, im wahrsten Sinne des Wortes. Seldons Plan wirkt kälter und manipulativer, der Zweck heiligt die Mittel. Sonst kann man wenig drüber sagen, ohne Handlung vorwegzunahmen.
Resümee: Kein Grund, mit der Reihe aufzuhören, aber noch weniger einer, mit ihr anzufangen.

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Asimov - Second Foundation

Es wird sogar noch sozialdarwinistischer, machiavellistischer.
Zwar rollen diesmal keine Köpfe, aber es werden schon ab und an mal einfach so Kriege angefangen.
Dafür gibt es ein schönes Rätsel, das erst am Ende des Buches aufgelöst wird - und an dessen Lösung man lange grübeln kann.

Resümee: Kein Grund, mit der Reihe aufzuhören, aber noch weniger einer, mit ihr anzufangen.[/quote]

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Ruth Rendell - The best man to die

Ein Inspector Wexford aus den späten 60ern, wo die Leute noch keine Bankkonten hatten, ihr Gehalt wöchentlich in Bar bekommen haben und wo ein Kühlschrank eine teure und außergewöhnliche Anschaffung ist.
Hat etwas Standesdünkel und die Geschichte ist nicht sehr spannend und wie sie auf das Ende draufkommen war mir auch nicht ganz klar. Auch eher kurz und keine Nebenhandlungen, wie in späteren Krimis.

Resümee: Es gibt bessere Inspector Wexford Krimis.

Ruth Rendell - A Guilty Thing Surprised

Obwohl nur ein Jahr später erschienen gibt es keine Standesdünkel und die Story ist zeitloser. Das Ende ist ausgefallen. Trotzdem eher nur mittel.

Resümee: Mittel.

Agatha Christie - The Murder of Roger Ackroyd

Aus den 20ern stammt dieser klassische Poirot Krimi, in dem Hastings als Erzähler nicht mitwirkt. Viel mehr kann ich leider dazu nicht sagen, weil jede weitere Andeutung schon ein Spoiler wäre. Hat eine Stelle, die ganz klar antisemitisch ist.

Resümee: Klassisch, bestenfalls mittel, aber in einer Hinsicht ausgefallen.

Denise Mina - Garnethill

Garnethill ist der erste Teil einer Crime- Novel- Trilogie, deren Hauptfigur eine Ex- Psychatrie- Patientin ist, die angibt von ihrem Vater missbraucht worden zu sein. Der Rest der Familie dealt mit Drogen, ist alkoholabhängig oder spießbürgerlich. Die Story spielt in Glasgow im dortigen Psychatrie- Millieu.
Es wird viel geflucht, getrunken, geraucht, es werden revanchistische und selbstgerechte Gedanken gewälzt. Mehr Thriller als Detektivgeschichte.

Resümee: Gewöhnungsbedürftig, auch dann nur mittel.

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Ilona Mayer-Zach - Schweigerecht Quadrille

Zwei Kriminalgeschichten im Juristenmilieu Wiens. Aus meiner Sicht sehr kurzweilig und empfehlenswert. Man kann sich richtig in die Krimigeschichten und an die Schauplätze hineinversetzen. Ist so richtig iteratur für Zwischendurch.

Ein wenig negativ fällt auf, dass gängige Klischees leider bedient werden (Juristen sind fad und trocken, philosphieren die hohe Kunst,...), dennoch tut das dem Buch keinen Abbruch.

Seltsam: Dkfm. Thomas Schäfer-Elmayer, seines Zeichens Prof. h.c. wird in der Danksagung gedankt. Mich würde interessieren warum?
--Harald
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Der PROJEKTIL- Bereich wurde - endlich - umgewidmet und behandelt nun alles, was mit Kunst und Kultur zu tun hat, PROJEKTIL ist daher nur mehr ein Aspekt von vielen.

Ein wesentlicher Teil von Kultur sind - für mich zumindest - Bücher, quasi das ultimative Kulturgut. Daher ist jetzt auch der Bücherthread hierher umgezogen.

Henning Mankell - The man who smiled

Ein klassischer Wallander Krimi.
Eher zufällig las ich ihn auf Englisch. Einerseits ist Englisch besser, da sich in Schweden alle duzen, spart sich der Übersetzer die im Deutschen notwendige Frage, ob Wallander Björk oder Ann-Britt duzen oder siezen würde. Andrerseits zeigt sich an ein paar Stellen, dass Schwedisch dem Deutschen doch näher zu sein scheint, ein paar der sprachlichen Vergleiche wirken unbeholfen, allein die Umschreibung von Bankomat/Geldautomat mutet seltsam an.

Abgesehen davon, dass mich dieser Krimi schon zu Ansichten über die Kriminalitätsentwicklung allgemein inspirierthat, muss ich vorausschicken, dass ich schon mal einen Wallander- Krimi gelesen habe (Mörder ohne Gesicht) der mir allerdings nicht sehr gefallen hat. Jetzt allerdings erst habe ich ihn verstanden. Das richtige Adjektiv wäre wohl "bitter".
Es beschreibt Wallander, die Verbrechen und das Schweden von heute, in welchem Mankell seine Geschichten spielen lässt.
Bitter ist es, wie sich Wallander und sein Team durch die zähen Ermittlungen mühen, immer das Scheitern vor Augen.
Bitter war es für mich, als ich das in meinen Augen eher unpassende, reißerische (und dabei nicht besonders spannend geschriebene) Finale las.

Resümee: Bitter, am Ende etwas enttäuschend

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Asimov - Foundation's Edge

Noch ein Teil der Foundation- Reihe liegt vor mir.
Dieser Teil bietet, anders als alle bisherigen, keine Episoden, sondern nur eine Handlung. So wie bei den vorigen Teilen ist es etwas widersprüchlich, dass das Ziel des Seldon- Plans eigentlich ist, der Menscheit Frieden und Wohlstand zu sichern, er dafür aber Zig- Millionen von Menschen einfach so benutzt. Und auch die Leute, die wissen, dass sie für diesen Plan arbeiten, sind trotzdem voller Ränke und Machtgier. Naja.
Das Buch hält die Spannungskurve recht gut, jedoch die Auflösung ist etwas sehr deus ex machina. Das Ende ist auch nicht sehr berauschend, aber dafür logisch und durchdacht.

Asimovs Bestreben, all seine Universen in eines zu gießen ist zwar (für mich) sehr verständlich, aber es hakt halt an ein paar Ecken.

Resümee: Kaum der beste Teil der Foundation- Reihe

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Irgendwie sind hier mit wenigen Ausnahmen nur 4 AutorInnen (Asimov, Lem, Fforde, Rendell) vertreten. Hm. Ich sollte meinen Lesestoff mehr diversifizieren. Heute wieder ein Lem

Lem - Solaris

"We don't need other worlds. We need mirrors" sagt Snaut in der sowjetischen Verfilmung. Obwohl er das so direkt im Buch nicht sagt, trifft es doch den Kern des ganzen: Es ist primär ein Drama der Menschheit.

Und Obwohl Solaris ~6 Jahre vor dem Unbesiegbaren geschrieben wurde, ist es eigentlich eine vergleichbare Geschichte, nur halt stärker, philosophischer.

Quasi nebenbei bringt er auch noch eine nahezu zeitlose Beschreibung des Wissenschaftsbetrieb ein.

Es bleibt natürlich sehr viel unabgeschlossen, aber ein bisschen enttäuscht, dass auch viele Dinge unabgeschlossen bleiben, die rein "menschlicherseits" waren und die man hätte abschließen können, ohne jetzt den Gesamteindruck zu ändern.

Ein paar der Änderungen in der Einstellung des Ich- Erzählers sind überraschend, aber werden weder erklärt noch plausibel. Bei einer Wende bekommt er erst im Nachhinein einen Grund dafür.

Das U-Boot- Feeling, was Lem- Bücher meist vermitteln, ist auch wieder da, aber etwas schwächer als sonst. Auch der sozialistische Hintergrund findet sich andeutungsweise.

Die Beschreibungen der Erscheinungen sind wirklich gut.

Resümee: Ein wortgewaltiges Drama der Menschheit, klassischer Lem.

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Tschechow - Die Möwe

Das ist jetzt zwar ein Drama, aber ich hab's gelesen, nicht gesehen.

In der russischen Provinz des endenden 19. Jahrhunderts sitzen mehere Menschen zusammen, die entweder ihre Träume nicht umsetzen konnten oder das taten und von ihren Träumen enttäuscht wurden. Tragisch, mit ein paar Einsprenkelungen von Komik.

Resümee: Hat mir besser gefallen als der Kirschgarten.

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Nachdem ich neulich festgestellt habe, ich lese dauernd Sachen von den selben Autoren, habe ich mal was anderes probiert. Mit zweifelhaftem Erfolg.

Linda Howard - Open Season

Das ganze ist so ein romantischer Suspense Thriller oder wie man sowas nennt. Die Leseprobe hat sich ja ganz witzig angehört, aber das Buch hielt eher nichts.

Es geht um eine Bibliothekarin in einer Kleinstadt in einem US-Südstaat. Mit 34 beschließt sie ihr Leben zu ändern und sich einen Mann zu suchen. Dabei beobachtet sie zufällig einen Mord und gerät in das Visier des Auftragsmörders der Menschenhändler.

Ok, das Buch strotzt nur so von US- Kleinstadt- Klischees. Überhaupt, wer nicht von dort ist, gehört nicht dazu, wen man nicht kennt ist im Zweifel ein Raubmörder, mexikanische Migranten sind bettelarm und von einem Stück Seife (!) beeindruckt und am besten ist es immer noch daheim.

Auch die Charatkere sind platte Stereotypen, die Graumaus- Bibliothekarin die sich mausert, der taffe City-Cop, der aber in Wahrheit eh auch aus der Kleinstadt kommt und deswegen gut ist, die protektionistische Mutter, die saufende Ehegattin des Bürgermeisters, die nur an ihre Kinder denkt etc etc etc.

Spannend wird es auch bis zum Schluss nicht, und romantisch schon gar nicht. Und witzig auch nur an 2 oder 3 Stellen - und eine war halt leider die Leseprobe bei Amazon.

Resümee: Von Amazon lass ich mir keine Bücher mehr empfehlen...

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Asimov - Foundation and Earth

Damit habe ich die gesamte Foundation- Reihe gelesen. Es gibt noch 3 Bücher, die von anderen Autoren geschrieben wurden und so Nebengeschichten erzählen, aber mein Interesse an diesen ist enden wollend.

Der Kreis - sowohl zwischen den beiden Prequels (die als letztes geschrieben wurden) als auch zu seinen anderen Bücher der sogenannten "Greater Foundation" Reihe schließt sich (sogesehen ist es eine Kugel, kein Kreis, die sich schließt).

So wie schon am Eck der Foundation sind es keine Episoden mehr, sondern Asimov hat sich offensichtlich an Star Trek odgl orientiert: Es ist eine Art Roadmovie, sie fliegen von Planet zu Planet und hangeln sich mit "Chop-Logic" zur nächsten Schlussfolgerung und mit Glück zum nächsten Planeten weiter. Es gibt wieder so manche hoch intellektuelle Diskussion und Konzepte, auch wenn einzelne Schlussfolgerungen hanebüchen bleiben. Noch ein weiterer Star Trek Einfluss macht sich wirksam: Der Kapitän des Far Star ist wie Kirk ein Womanizer.

Dauernd wird die Frage gestellt, wieviele muss man retten, um dafür einzene umbringen zu können. Im Grunde ist das aber das Grundthema von Foundation als Ganzes, und die Antworten in diesem Buch sind keineswegs neu.

Um ein Ende zustande zu bringen und die oben erwähnte Kugel zu schließen, muss Asimov massiv retconnen - auch wieso dieser Weg und kein direkter gewählt wurde, bleibt unklar. Während das alles trotzdem noch halbwegs klappt, auch wenn es keine Verbesserung ist, sind die letzten 1,5 Seiten des Buches wirklich sehr eigenartig, enttäuschend und eines Humanisten nur eingeschränkt würdig.

Nach diesem Teil wusste auch Asimov nicht mehr weiter und schrieb nur Prequels.

Noch ein paar Abschlussworte zur Foundation Reihe als solches:

Das Asimov ein Rationalist war und kein Freund (aber auch kein Gegner) der Religion, kommt oft heraus. Hinsichtlich seines Humanismus ist es eine Frage der Definition, wie schon gesagt, das Gesamtziel ist immer humanistisch, aber auf dem Weg dahin werden für meinen Geschmack zu viele Opfer in Kauf genommen - rational aber wohl richtig.
Dass Asimov für die Gleichberechtigung war, kommt kaum raus. Erst in den späteren Teilen spiele Frauen überhaupt irgendeine Rolle, und wichtige Frauen gibt es in der ganzen Trilogie ca. 4 Frauen mit wichtigen Rollen (Bayta Darell, ihre Enkelin Arkady, Dors und Bliss) und ca. 3 Frauen in hohen Positionen (Mayor of Terminus zur Zeit von Trevize, Mayor of Comporellon zur Zeit Trevize und Delora Delarmi, Gendibals Gegenspieler im Rat der Second Foundation) - wichtige Männer gibt es zuhauf. Seine liberale Einstellung zu Sexualität kommt ganz ansatzweise vor allem in Foundation & Earth durch. Das er ein Kriegsgegner war, kommt kaum raus, aber dafür gibt die Reihe auch keinen Platz. Das Umweltthema, obwohl ihm das in seinen letzten Lebensjahren sehr wichtig gewesen zu sein scheint, wird kaum gestreift.


Resümee: Wie bei Douglas Adams sind die späteren Teile nicht mehr so gut wie die früheren. Leider auch nicht der Abschluss, auf den ich gehofft habe.

harald
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John le Carré - Der ewige Gärtner

Endlich konnte ich mal ein Buch lesen, das nicht zur juristischen Fachliteratur gehört.

Das war aber eh schon der einzige Punkt meiner Freude. Wäre das Buch ein Krimi mit 150 bis 200 Seiten, es wäre eine glatte Leseempfehlung. So kann man nur sagen ein ziemlich zäher über 550 Seiten füllender Roman.

Inhaltlich gehts um einen britischen Botschaftsangestellten in einem afrikanischen Land, dessen Frau die Machenschaften von Pharmafirmen aufzudecken versucht, welche ein Medikament testen und die Nebenwirkungen einfach unter den Tisch kehren wollen. Als die Frau ermordet wird, wird der Angestellte plötzlich vom Büroangestellten zum mittelschlauen Geheimdienstagenten, der die Schritte seiner Frau nachvollziehen will, um die Informationen zu sammeln, die sie hatte und die vernichtet wurden. Viele Komplotte später stirbt er dann, an der gleichen Stelle wie seine Frau. Die Sache fliegt trotzdem auf (ob er da jetzt geschickter war als sie sei dahingestellt).

Lieber die Nebel von Avalon oder Ähnliches lesen, dann ist die Zeit nicht verschwendet!
--Harald
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Stieg Larsson - The Girl with the Dragon Tattoo (Originaltitel: Män som hatar kvinnor, also Männer die Frauen hassen), Teil 1 der sog Milleniumstrilogie

Zur Story:
Die ist in Wahrheit nicht herausragend besser als andere derartige Thriller (von denen ich bei ein paar hier nicht mal zugegeben habe, dass ich sie gelesen habe). Sie ist (bestenfalls) normal spannend und die Lösungen auch nur "normal" überraschend.
Zu den Charakteren:
Wie schon öfter bemängelt, wenn man einer Figur keinen Charakter "schreiben" kann, dann kriegt sie dafür ein (ausgefallenes) Sexleben. Dafür ist Blomkvist, die männliche Hauptfigur, geradezu das Lehrbuchbeispiel. Salander hingegen ist etwas unschlüssig: Einerseits ist sie eine antisoziale, ideologielose Anarchistin mit Asperger Syndrom, die nach dem Motto "Screw the police, the law, the world and everybody else" zu leben scheint, ab und an wird sie dafür total moralinsauer. Der Autor will dafür schon einen roten Faden zeigen, gelingt aber nicht glaubhaft. Die anderen Figuren sind nur durchschnittlich brilliant: Der alternde Industriemagnat, der böse Spekulant, der korrupte Journalist etc.
Zur Agenda/Moral/Aussage:
Larsson ist ja 2004 unerwartet gestorben, die Bücher fanden erst 2008 Verbreitung. Er soll die Bücher zur eigenen Unterhaltung geschrieben haben, es ist davon auszugehen, dass er sie in dieser Form vielleicht gar nicht veröffentlicht haben wollte.
Ein Thema sind Nazis in Schweden. Das spielt keine große Rolle im Buch, aber es wird recht gut abgehandelt.
Wie der schwedische Titel impliziert, ist ein großes Thema Gewalt gegen Frauen. Da kann ich jetzt nichts weiter dazu sagen ohne den Inhalt vorweg zunehmen.
Am Anfang und Ende geht es sozusagen um das böse Spekulantentum. Da hat er Autor klar eine eindeutige Meinung dazu, aber irgendwie hätte es mir besser gefallen, wenn er sie irgendwie (mehr) begründet hätte, als sie bloß in Raum zu stellen und diejenigen, die das andere vertreten, schlecht darzustellen.
Eine grundsätzliche Aussage ist, ähnlich wie bei Mankell, die Welt ist schlecht und jedeR ist entweder schon verdorben oder korrumpierbar.
Im Übrigen ist das Buch voller Schleichwerbung, vor allem die für Apple ist wirklich überhand nehmend.

Resümee: Falls das Buch wirklich nur ein Hobby war, welches (so) gar nicht veröffentlicht hätte werden sollen, war es wirklich gut. Im sonstigen Vergleich aber nichts Außergewöhliches. Falls ich den zweiten Teil je lese, dann nur weil wir ihn schon haben.

PS: Es gibt ja schon eine skandinavische Verfilmung, aber für eine "internationale" hat unter anderem Tarantino Interesse bekundet. Nicht, dass ich mir eine Verfilmung überhaupt anschauen wollte, aber eine von Tarantino wirklich ganz sicher nicht.

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Irvin D. Yalom - Und Nietzsche weinte

Das Gratisbuch 2009 der Stadt Wien.

Es geht um eine fiktive Begegnung zwischen den historischen Figuren Josef Breuer (einer der Väter der Psychoanalyse) und Friedrich Nietzsche. Während die Begegnung zwischen Nietzsche und Breuer nie stattgefunden hat (obwohl Breuer Nietzsche sogar empfohlen wurde), ist diese sehr gut in die historischen Fakten eingebettet, zB die Behandlung der Anna O, die Freundschaft zu Freud, Nietzsches Philosophie, Lou Salomé uvm.
Soweit ich das beurteilen kann, ist das Buch historisch sehr gut recherchiert, die Charaktere sind sehr gut getroffen und die Geschichte hätte genauso gut wirklich stattgefunden haben können. Auch Nietzsches Philosophie ist meiner Meinung nach sehr gut "umgesetzt".
Stellenweise zieht es sich etwas und es ist aufgrund des Themas nicht immens spannend. Für das Verständnis sind ein paar historische Hintergründe empfehlenswert, aber die sind im Anhang der Wien- Auflage eh im Wesentlichen zusammengefasst. Außerdem sollte man Nietzsche überblicksartig kennen.

Resümee: Gutes Gratisbuch, daher eine Empfehlung. Zugreifen, solange es noch in den Magistratsstellen aufliegt.

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Stieg Larsson - The girl who played with fire (Original: Flickan som lekte med elden, das heißt ungefähr dasselbe)

Teil 2 der Milleniumstrilogie

Nun, über die ersten 200 Seiten kann ungefähr der Kübel der selben Kritik ausgeschüttet werden wie über den ersten Teil: Sex statt Persönlichkeit, Schleichwerbung etc. Außerdem zieht es sich ziemlich. Klar, es werden die Grundlagen für den Großteil des Buches gelegt, aber das wäre auf 100 Seiten auch gegangen.
Thema ist Frauenhandel, aber abgesehen von ein paar ausführlicheren Erklärungen am Anfang wird das Thema sonst kaum behandelt. Auch sonst gibt es anders als im ersten Teil weniger Nebenhandlungen.

Nach 200 Seiten wird es aber ganz spannend, und wenn das ganze nicht in eine vom Umfang her ausartende "Weltverschwörung" ausgeartet wäre, wäre ich voll des Lobes: Charaktere bekommen Charakter, es wird gut erzählt.

Trotzdem sind ein paar Fehler drinnen, genannt sei zB, dass eine Figur, die nicht nur eine Mathematik-Genie und eine begnadete Hackerin ist sondern auch noch ein photographisches Gedächtnis hat, als Code für die Alarmanlage in ihrer geheimen (!) Wohnung die Bezeichung ihrer Scheinfirma hat.
Paolo Roberto übrigens, der im Buch auch vorkommt, ist eine echte Person, was ich ziemlich unpassend finde.

Und was das Buch am Anfang zu lang ist, ist es am Ende zu kurz. Zwar erfährt man die Auflösung, aber wie es ausgeht muss man wohl dem 3. Teil entnehmen.

Übrigens scheint es so, als wollte Larsson es doch zu Lebzeiten noch publizieren, und hat nur dies oder den großen Erfolg nicht mehr erleb.

Resümee: In manchen Hinsichten besser, in manchen schlechter. Da wir den 3. Teil auch daheim haben, werde ich wohl auch den lesen.

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Thomas Mann - Der Zauberberg

"A classic is, what everbody wants to have read, and nobody wants to read" Mark Twain

Mit knapp 1000 Seiten wohl eines der längeren Bücher in dieser Liste.

Das Lieblingsbuch von vielen, für viele überhaupt der beste (deutsche) Roman.

Die Handlung ist vergleichweise episodenhaft, was das ohnehin schwer greifbare Buch nur noch schwerer greifbar macht.
Am besten trifft es wohl noch die Beschreibung "parodistisch-tragische Entwicklungsroman-Satire"

Resümee: Schwer greifbar, aber man sollte es gelesen haben

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Stieg Larsson - The Girl Who Kicked the Hornets' Nest

Nunmehr also der letzte Teil der Milleniumstrilogie. Originaltitel "Luftslottet som sprängdes", also das Luftschloss, welches gesprengt wurde.

Wie schon erwähnt, ist der vorige Teil unabgeschlossen. Mit einer einzigen Ausnahme werden alle offenen Handlungsstränge zufriedenstellen abgeschlossen. Fehler der früheren Bücher werden vermieden, so braucht es ca das halbe Buch, bis Blomkvist mehrere Frauen beglückt hat, es gibt keine Schleichwerbung mehr usw.

In bester Tradition gibt es auch ein paar Seiten Ausführungen dazu, wieso Schweden eine eigene Verfassungsgerichtsbarkeit braucht und wieso der Kapitalismus nur bei kritischen Konsumenten und unabhängigen Medien funktionieren kann. Das große Thema ist hier halt Checks & Balances und Grundrechte.

Auch die Spannungskurve ist sehr gut gehalten, am Anfang hat es einen unerwarteten Höhepunkt, der den erwarteten Verlauf der Geschichte völlig umkrempelt und gegen Ende kommt dann (fast) alles sehr gut zusammen. Dazwischen zieht es sich etwas.

Resümee: Ein würdiger Abschluss und klar der beste Teil.

Resümee zur gesamten Milleniumstrilogie: Ganz gut, aber wird dem Hype nicht gerecht.

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Jasper Fforde - Shades of Grey

Fforde does Brave new world. Das wäre eine treffende Beschreibung, er hat halt so seinen eigenen Stil, und den macht er halt jetzt auf eine Dystopie, wo die Kastenzugehörigkeit durch die Fähigkeit, Farben zu sehen bestimmt wird (also die meisten Leute sind teilweise oder gänzlich farbenblind) und die Gesellschaft auf Stasis und Fortschrittsfeindlichkeit ausgelegt ist.
Die Idee ist zwar ganz gut, aber er holt irgendwie nicht viel raus, und die ersten ~300 Seiten weiß man überhaupt nicht, wo das ganze hingehen soll. Lustig - ab und zu. Satire - stellenweise etwas. Spannend - vereinzelt. Gesellschaftskritisch - schon ein bisschen usw
Die letzten 50 Seiten dreht sich dann alles um, es wird etwas spannend und endet einerseits sehr zwiespältig, vor allem aber als eine reine Kaufaufforderung für die nächsten 2 (!) Teile.

Resümee: Thursday Next ist nicht dabei, und die Bücher mit ihr sind die wirklich guten von ihm.
Last edited by dejost on 22 Jan 2013, 08:43, edited 1 time in total.

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Virginia Woolf - The Waves

Das ist wahrscheinlich das einzige Buch, das zu lesen ich wirklich abgebrochen habe. Sicherlich, ein Buch wurde mir gestohlen, und manchmal fängt man was anderes zu lesen an, und liest dann dort nicht weiter usw.

Aber bei diesem Buch habe ich echt keinen Zugang gefunden. Ich habe die ersten 20, 30 Seiten gelesen, und bin vor einem Mysterium gestanden.

Dann habe ich den Einleitungstext gelesen, dann war mir zwar klarer, was es sein soll, aber ich konnte immer noch nix damit anfagen.
Es sind halt parallele, episodenhafte, nur lose verknüpfte Monologe, Erinnerungsbruchstücke, Gedankensplitter. Aber lt Woolf selbst, in Form einer Symphonie, nicht einer Geschichte.

Es soll aber wirklich toll sein.

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Eoin Colfer - Douglas Adams's The Hitchhiker's Guide to the Galaxy: And another thing (Part 6 of 3)

Douglas Adams ist tot. Darin kann auch Colfer nichts ändern.
Während Adams ja selbst zugegeben hat, dass der 5. Teil von 3 deprimierend ist und er selbst ein gutes Ende schreiben wollte, kam er nicht mehr dazu. Colfer hat es, mit Genehmigung des Nachlass' probiert, aber auch nicht viel gerissen.
Zunächst ist es schon halbwegs ok, aber irgendwie ist es ein weiterer Abstieg in der Qualität (ca so, wie wenn man eine Serie aus einem Film macht). Das ist auch gleich das nächste Stichwort, es ruft irgendwie zu sehr nach einer Fortsetzung, und bildet keinen Abschluss. Er nimmt dem Ende des 5. Teils zwar etwas die Härte, aber weder gänzlich noch so weit, dass irgendwas besseres draus wird.

Resümee: Guter Versuch, mehr nicht.
Resümee über alle Hitchhiker's Guide- Bücher (diesmal 6): Ich kann uneingeschränkt nur die ersten 2 empfehlen, ev noch Teil 3, maximal noch Teil 4.

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Stanislaw Lem - Sterntagebücher

Das Buch habe ich auf Deutsch in einem polnischen Antiquariat gekauft. Da es mehrere Versionen gibt, sei der Hinweis, es ist die Ausgabe inklusive der Erinnerungen Tichys, aber ohne der 26. Reise.

Ähnlich wie weiter oben bei Pilot Pirx eine Vielzahl an Episoden. Diese sind aber alle eher unernst oder gar komisch und die meisten sind auch bitterböse Satiren. Manche behandeln philosophische Fragen von Kybernetik, Religion und Soziologie. Kirchenkritik und Kapitalismuskritik findet sich auch in einigen. Viele Elemente kommen zweimal vor, so versucht Tichy zweimal die Menscheitsgeschichte zu verbessern, begegnet sich zweimal selbst usw.

Resümee: Verschiedene Episoden, manche richtig gut.

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Jane Austen - Persuasion

Klassischer Austen-Roman, das Leiden von höheren Töchtern aus gutem Haus im England das beginnenden 19.Jhdts.
Mit 250 Seite nicht so dick, was mir aber das Lesen sehr erschwert hat, dass sehr viele Leute gleich heißen. So gibt es 2 Ehepaare (Mr und Mrs) Musgroves, 2 Charles Musgroves, Charles überhaupt mindestens 3, Mr Elliot und Sir Elliot, 2 Miss Elliots, 2 Miss Musgroves, dazu noch mindestens 3 Captains usw.

Dies war das letzte Buch von Austen, danach starb sie. Deswegen ist es, laut Wiki, auch kürzer als die anderen und wurde nachher nicht mehr (so oft wie die anderen) von ihr überarbeitet.

Resümee: Klassischer Austen-Roman, aber Pride and Prejudice hat mir persönlich besser gefallen

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Nele Neuhaus - Schneewittchen muss sterben

NN lebt im Taunus, wo auch das Buch spielt. Sie hat es vom Selbstverlag auf die Bestsellerlisten geschafft, ist aber "nur" Nebenerwerbsautorin.

Das Buch ist ein vergleichsweise klassischer Krimi, der 4. mit ihrem Ermittlerduo. Er bedient sich einer vergleichsweise einfachen Sprache, ist mit ~600 Seiten recht lang und hält die Spannung sehr gut, vor allem weil es sehr oft neue und zumeist auch sehr überraschende Entwicklungen gibt, die dann letztlich auch Sinn machen.

Amélie Nothomb - Quecksilber

AN hingegen ist eine haupberufliche Autorin, die an verschiedensten Orten gewohnt hat. Ua lange Zeit in Japan, worüber sie auch einen (teilweise) autobiographischen Roman geschrieben hat.

In Quecksilber geht es um einen älteren Mann, der (zunächst) mit einer Frau in einem speziellen Haus auf einer Insel vor der europäischen Küste in der Zwischenkriegszeit lebt.
Das Buch hat nichteinmal 170 Seiten und ist genremäßig für mich eigentlich bestenfalls generisch als "Drama" zu bezeichnen. Arg ist es auch irgendwie. Da es kurz ist, hält es die Spannung ebenfalls.
Es hat übrigens auch 2 verschiedene Enden, die Autorin erklärt das so, sie hat irgendwie 2 geschrieben und sich dann für keines entscheiden können, also können sich die LeserInnen selber eines aussuchen. Mit interaktiven Medien hat das aber gar nichts zu tun, sagt sie.

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Carl Hiaasen - Nature Girl

Das Buch lebt von seinen total überzogenen, aber trotzdem nicht unrealistischen Figuren. Das ist auch wirklich witzig. Jedoch nach 100 - 200 Seiten sind die Figuren ausreichend charakterisiert und es macht sich die Schwäche des Buchs sichtbar: Die Story ist ziemlich mau.
Ein großes Ziel des Buches ist es übrigens, Telemarketer als besonders dumm darzustellen.

harald
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Tonio Walter: Kleine Stilkunde für Juristen

Sehr zu empfehlen. Entschlackt die juristischen Schachtelsätze und vereinfacht komplizierte Ausdrücke und reduziert den Satzinhalt auf das Notwendige.
--Harald
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Amélie Nothomb - Böses Mädchen

In diesem Werk geht es um eine destruktive um nicht zu sagen parasitäre Freundschaft. Es ist nur 160 Seiten kurz, und trotzdem zieht es sich ein paar Seiten etwas. Es gehta uch wieder sehr um das Lesen als solches.
Das ganze Werk und vor allem das Ende hat sehr kafkaesk auf mich gewirkt, obwohl das wahrscheinlich überhaupt nicht intendiert ist.
Vermutlich sind ein paar der subtileren französischen Wort- und Anspielungen bei der Übersetzung verloren gegangen.

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Hugo Bettauer - Die Stadt ohne Juden

1922 veröffentlicht, ist es ein sehr vorausschauendes Buch.
Es geht um eine Art Holocaust Light, es werden nämlich alle Juden und -stämmlinge des Landes verwiesen. Und mit Light meine ich Ultralight, es gibt keine Gewalt, keine Toten usw.
Das hat zur Folge einen Niedergang der Wirtschaft (wie er 10 Jahre später aus anderen Gründen tatsächlich kam), Verarmung des Kulturlebens und viele gebrochene Herzen.
Nach ein paar für die Komödien dieser Zeit üblichen Streiche, Verkleidungen und Verwicklungen löst sich alles in einem Happy End auf.

Das Buch hat sicherlich sehr viele Anspielungen auf konkrete, historische Figuren, aber die sind fast 100 Jahre später für den Nicht-Historiker wohl verloren.

Bettauer selbst konnte nicht mehr erleben, dass seine Zukunftsversionen (Holocaust, aber auch wirtschaftlicher Niedergang) ungleich schrecklicher verwirklicht wurden, denn er wurde 1925, als die Verfilmung (übrigens ua mit Hans Moser) in die Kinos kam, von einem Nazi(sympathisanten) und Zahntechniker angeschossen und starb wenig später an den Folgen. Sein Mörder saß nicht im Gefängnis, sondern dank Intervention von diversen Nazis nur ca 1,5 Jahre in der Klapse und war dann wieder ein freier Mann.


Ingrid Noll - Röslein Rot

Die ersten 200 Seite behandelt das Buch Szenen einer (bzw Reste einer) Ehe aus der Sicht der Hausfrau. Auf den letzten 50 Seiten versucht es dann zum Krimi zu werden, schafft es aber bestenfalls zum Thriller. Das - imho eigenwillige - Ende kehrt dann wieder zum ursprünglichen Thema zurück.

Ein Thema, das sich durchzieht, ist Malerei. Die Ich-Erzählerin ist Malerin mit sehr selektivem Talent (sie kann im Wesentlichen nur Stillleben malen), und in jedem Kapitel wird auch ein klassisches Bild besprochen, dessen Symbolwirkung oder Aussage odgl einen Bezug zum Kapitel haben. Obwohl bezüglich Malerei der Unkenntnis anheimgefallen (bzw ihr nie entkommen) hat mir das recht gut gefallen.

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Ich sehe gerade, dass ich hier echt nur einen Auszug der von mir gelesenen Bücher reinschreibe. ZB habe ich auch von Mankell Mörder ohne Gesicht gelesen, den ersten Wallander- Krimi. Auf den nehme ich nämlich gleich Bezug.

Henning Mankell - Der Chinese

Wallander tritt nicht auf, eine der Hauptfiguren ist eine ältere, ausgebrannte Richterin, deren einzelne Verwandte einem außerordentlichen Verbrechen zum Opfer fallen und die dann nach eigenen Recherchen in die Dinge hineinstolpert, die dahinter stehen.
Es gibt auch einen Handlungstrang Ende des 19. Jhdt über Chinesen, die gezwungen werden in den USA die Eisenbahn zu bauen und einen im China zum Zeitpunkt des Schreibens (2005).

Es zeigt sich wieder Mankells Tendenz zum Pessimismus: Die Welt ist schlecht, selbst die Richterin vertraut der Justiz nur eingeschränkt, Gewaltverbrechen werden nicht aufgeklärt usw usf.
Außerdem habe ich die Vermutung, Mankell hat ein Bedürfnis nach Exzessen, Superlativen, Übertreibungen gerade im Gewaltbereich: Es werden nicht nur ein paar Leute ermordet, ein ganzes Dorf wird gefoltert und umgebracht. Eine Frau wird nicht nur vergewaltigt und ermordet, sie wird tagelang an einen Mast gebunden, dann von der gesamten Crew vergewaltigt und dann am Hals den Mast hochgezogen, wo sie verreckt usw.
Diese Tendenz zum Reißerischen zeigt sich auch in enem anderen Thema, der Weltpolitik um die es auch geht.

Davon abgesehen hat es auch ein paar autobiographische Anekdoten über die Zeit der Richterin in der "kommunistischen Jugend" in Schweden.

Resümee: Nach der Hälfte des Buches war ich sicher, ich lese nie wieder etwas von Mankell. Nachdem ich es ausgelesen habe, mindere ich es auf "wahrscheinlich" ab.


Amélie Nothomb - Kosmetik des Bösen

Eigentlich geht's bei Nothomb immer um perverse Beziehungen. So auch hier. Das Buch ist wiederum sehr kurz, daher kann ich über den Inhalt ohne zu spoilern fast nichts sagen.
Es ist auch sehr arg, wobei ein paar der anfänglichen "Argheiten" später entschärft werden.

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Teresa Solana - Mord auf katalanisch

Das Buch hat als Untertitel "Ein Barcelona-Krimi".

Den Teil Barcelona erfüllt es über: Wirklich sehr häufig gibt es irgendwelche Daten zu Barcelona, was in welchen Stadtviertel ist, wo reiche Leute wohnen, wo man einkaufen geht usw usf.

Krimi hingegen ist es nur wenig. Ein Krimi meiner Meinung nach ist ein Buch, wo es um ein Verbrechen und dessen Klärung geht.
Zwar gibt es nach einiger Zeit ein Verbrechen und es wird irgendwie auch aufgeklärt. Wirklich darum gehen tut es aber meiner Meinung nach nur etwas.
Hauptfiguren sind zwei sehr ungleiche Brüder die illegal ein Unternehmen betreiben, mit dem sie für die Reichen diverse Aufgaben wahrnehmen, unter anderem auch so etwas in der Art, wie es Detektive tun.

Im Wesentlichen ist das Buch eher auf lustig, wobei es ein paar moralinsaure Einschübe hat.
Für meinen Geschmack arbeitet es zu viel mit Zufällen, und unschlüssig ist es stellenweise auch. So sind die beiden eigentlich ständig in Geldnot, fahren aber fast überall mit dem Taxi hin (in Barcelona gibt es eine Ubahn, die wird aber nie erwähnt) und gehen dauernd auswärts essen (aus eigener Erfahrung ist das in Barcelona viel teurer als hierzulande).

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Dai Sijie - Balzac und die kleine chinesische Schneiderin

Eine Stadt. Ein Buch. 2010

Zwei chinesische Teenager-Knaben werden in den 1970ern auf's Land
geschickt, zwecks Umerziehung, wo sie verbotenerweise Balzac lesen und
die kleine chinesische Schneiderin kennenlernen.
Die Landbevölkerung lebt in bitterster Armut und auch sonst ist das
Leben kein Zuckerschlecken, aber der Autor schildert alles auf eine
geradezu leichtfüßige Weise, dass es einen nicht erschlägt.

Das Buch ist laut dem Autor recht autobiographisch.
Außerdem sagt der Autor sinngemäß, er möchte nur eine Geschichte
erzählen, und keine Metapher.

Das Gratisbuch der Stadt Wien 2010. Anders als (meisten) früheren
Gratisbücher hat es allerdings gar keinen Wienbezug.

Amélie Nothomb - Reality- Show

Ein Konzentrationslager im heutigen Europa. Aber nicht nur das, es ist
auch noch eine Wiederholung des Stanford-Prison-Experiments und eine
Reality- Show. Ca 170 Seiten.

Typisch Nothomb, finde ich.

Ich hätte ein anderes Ende vorgezogen, aber was und wieso kann ich
nicht sagen, ohne zu spoilern.
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Isaac Asimov - The Caves of Steel

Asimovs erster Roboter-Krimi im Umfang eines Buches (er hat allerdings viele Kurzgeschichten geschrieben).

Ein Polizist bekommt nolens volens einen Roboter als Partner und sie müssen einen Mord aufklären, obwohl die Ermittlung doch primär aus Schüssen ins Blaue besteht.

Während das Setting - wie eigentlich immer bei Asimov - doch wirklich sehr gut ist, hebt die Story sozusagen nie wirklich ab.
Zum Ende kann ich nix sagen, ohne zu spoilern.

Obwohl das Buch 30, 40 Jahre geschrieben wurde bevor Asimov entschieden hat, er lässt Foundation und Robot im selben Universum spielen, sind doch schon sehr viele Dinge hier gleich, die dann in Foundation auch kommen: Kolonien und die politischen Ränke, die "Caves of Steel" also die riesigen, überdachten Städte (Asimov war agoraphobisch), Ernährung via Yeast (Hefe, bin aber nicht sicher ob er damit nicht Pilzkulturen meint) usw.

Resümee: So gut wie der erste Teil von Foundation ist es nicht.

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F. Scott Fitzgerald - Tender is the night

Ich geb's zu, ich hab mit dem Buch nichts anfangen können, und habe es nur zum Ende gelesen, weil ich vor kurzem ein anderes Buch geschmissen habe. Es beginnt damit, dass in den 1920ern eine junge us-amerikanische Schauspielerin in Südfrankreich eine Gruppe von wohlhabenden Leuten kennenlernt. Dann wechselt der Fokus auf ein Ehepaar von dieser Gruppe, geht in die Zeit zurück, wie sich die beiden kennen gelernt haben und dann wieder mehrere Jahre nach vorn.

Es gibt allerdings auch eine Ausgabe, in der alles chronologisch ist.

Ich hab's nur stellenweise gecheckt. Manchmal sind einfach Auslassungen drinnen, das ganze ist oft sehr sprunghaft, lückenhaft. Teilweise liegt's auch daran, dass ich nicht weiß, was in den 1930ern für US-Amerikaner in Europa Alltag war.
Lt Wikipedia ist die Aussage, dass einer nur auf Kosten eines anderen stark werden kann; eine Ansicht die ich nicht teile.

Resümee: hat sich mir nicht erschlossen.


Gottfried Keller - Romeo und Julia auf dem Dorfe

Geschrieben um 1850, gibt der Titel eh schon alles über den Inhalt preis.
Es gehört in die Stilrichtung des poetischen Realismus und ist ein Klassiker der Schulliteratur. Das Werk ist in der Public Domain.

Resümee: Ein Klassiker

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Die kleine House Apotheke I und II

Wer gerne die Fernsehserie Dr. House ansieht, dem wird die Zusammenfassung der Gecshichten der jeweiligen Serien auf ungefähr je 2 Seiten gefallen!

Ich verwende es zum Nachschlagen einiger tief schwarzer Sager:
mami: „du kriegst nicht die flasche, nur mamis natürliche gesunde muttermilch.“
house: „yummi.“
mami: „ihr ganzes gesicht ist über nacht angeschwollen.“
house: „kein fieber. drüsen normal. die impftermine wurden versäumt.“
mami: „wir lassen sie nicht impfen.“ zu baby: „na? quaak, quaaak, quaaak.“
house: „denken sie, das bringt nichts?“
mami: „ich denke, ein multinationaler pharmakonzern will mir einreden, das es funktioniert, um seinen gewinn aufzustocken.“
house: „erlauben sie?“ greift sich den spielefrosch.
mami: „klar!“
house: „quak, quak, quak… naturreiner farbstoff. ist ein hervorragendes geschäft – naturreines kinderspielzeug. spielzeugfirmen kennzeichnen ihre frösche nicht willkürlich, und bestimmt lügen sie nicht über die summe, die sie für forschung und entwicklung aufwenden. den schlimmsten vorwurf, den man einer spielzeugfabrik machen könnte, wäre dass ein frosch langweilig aussieht.“
house: „quak, quak – wissen sie, was sich noch gut verkauft? sehr kleine … babysärge, glaub ich, die kriegt man in froschgrün, feuerwehrrot, wirklich! die antikörper in der yummi-mami schützen das kind nur für sechs monate, weswegen die großunternehmen denken, sie könnten sie über den tisch ziehen, die gehen davon aus, dass sie jeden preis bezahlen, um ihr kind am leben zu erhalten. wollen sie was ändern? unternehmen sie was. wenn ein paar hundert eltern ihr kind lieber sterben lassen würden, anstatt ein paar mäuse für eine impfung auszugeben, würden die preise bestimmt fallen, glauben sie mir! quak, … quakquakquak! quak, … quakquakquak!“
mami: „sagen sie mir, was sie hat!“
house: „eine erkältung.“
Und auch sonst mag ich es aufgrund der Parallelen zu Sherlock Holmes.
--Harald
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Douglas Adams - Dirk Gently's Holistic Detective Agency

Mit den letzten Büchern habe ich kein Glück.

Die Handlung gallopiert in alle möglichen Richtungen davon - Zeitreise, Außerirdische, Geister, Chaos Theorie, Kritik (?) an British Telecom usw.
Gegen Ende kommt dann alles zusammen, aber ich hatte schon lange den Faden verloren. Auch nachdem ich das Ende ein zweites Mal gelesen habe, habe ich es nicht verstanden.
Um es zu verstehen musste man sich an irgendwelche Details aus dem Anfang des Buches erinnern (die aber nie wiederholt oder erklärt werden) und außerdem mehrere Gedichte von S.T. Coleridge kennen, was ich nicht tue.
Es sind zwar ein paar witzige Ideen drinnen (zB der Electric Monk, der für einen alles glaubt), aber das rettet es auch nicht.

Es soll aber toll sein.

Resümee: hat sich mir nicht erschlossen und gefallen hat's mir auch nicht.

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Hakan Nesser - Das grobmaschige Netz

Wieder so ein gelobpreister Krimi, hat mich aber auch nicht von den Socken gehaut.

Das ganze hat einen sehr elliptischen (kann man das so sagen? jedenfalls viele Auslassungen) Stil, die Leute gehen alle sehr barsch miteinander um. Am Anfagen wiederholt sich das meiste, dann fischen Leser und Polizei einige Zeit lang im Trüben. Dann plötzlich kommt Van Veeteren - der ermittelnde Polizist, der auch eher unsympathisch ist - drauf. Aber wieso und wann genau ist an mir vorübergegangen. Vor allem ist die Lösung dann auch so arg und weit hergeholt.

Resümee: Naja.

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Isaac Asimov - The Complete Stories Vol. 1

Ich find's ja immer etwas suspekt, wenn etwas "Alles komplett - Teil 1" heißt, aber was soll's.

Es sind 25 Kurzgeschichten drinnen, manche besser, manche schlechter. Bei ein paar der Geschichte ist die Idee richtig gut, aber es wird keine gute Story draus (das war auch mein Hauptproblem mit Caves of Steel.).

Nele Neuhaus - Wer Wind sät

Im Wesentlichen kann ich dazu dasselbe sagen wie weiter oben zu einem anderen Buch von ihr.
Stellenweise ist es ein bisschen zu reißerisch bzw greift in die Klischeekiste, das ganze auf 300 - 400 Seiten zu komprimieren wäre auch ok gewesen.

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Jane Austen - Lady Susan

Ich habe mir vorgenommen, alle Werke von Jane Austen zu lesen (außer den unfertigen, bei den Jugendwerken bin ich mir nicht sicher - die sind sicher herzige Parodien, aber ob man den Schmäh mehr als 200 Jahre später noch checkt?). Ergo nun Lady Susan.

Dabei handelt es sich um einen Briefroman, dessen Hauptfigur, die titelgebende Lady Susan, eine Antiheldin ist, eine Art manipulative Femme Fatale ist, beschrieben mit der für Jane Austen und die Georgian Era üblichen Zurückhaltung.

So gesehen ist das Werk wohl auch eine Art Satire oder Parodie.

Es hat mir recht gut gefallen, obwohl halt - wie so oft - aus heutiger Sicht nicht zur Gänze zugänglich, was aber auch irgendwie wieder den Reiz ausmacht.

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MARIO VARGAS LLOSA - Der Geschichtenerzähler

Es ist das "Eine Stadt Ein Buch" Buch 2011, daher kopiere ich mal von dort.
http://www.einestadteinbuch.at/gratisbuch
In dem Roman Der Geschichtenerzähler (El hablador) berichtet ein Ich-Erzähler, der deutliche Züge des Autors Vargas Llosa trägt, die Geschichte eines Freundes, des jüdischstämmigen Saúl Zuratas, der von den peruanischen Urwaldindianern der Machiguenga fasziniert seine Identität aufgibt und sich in das Nomadenvolk integriert.
In dieser Dialektik von Naturnähe und Zerstörung durch die Industriegesellschaft ist die erzählerische Absicht des Buches zu finden: „Die Vorstellung des Gleichgewichts zwischen Mensch und Natur, das Bewusstsein der Umweltzerstörung durch die Industriegesellschaft und die moderne Technologie, die Aufwertung des Wissens des Primitiven, der gezwungen ist, seinen Lebensraum zu respektieren, wenn er nicht untergehen will, ist eine Anschauung, die in jenen Jahren zwar noch keine intellektuelle Mode darstellte, aber doch schon allenthalben, selbst in Peru, Wurzeln zu schlagen begann.“
Was mir am Anfang das Lesen sehr erschwert hat, war der Umstand, dass dann ohne Überleitung oder Erklärung plötzlich die Schöpfungsmythen der Machiguengas erzählt werden. Die sind auch sehr schwierig zu lesen, weil alle dort Tsarunichi (oder so heißen), was vermutlich mehr sowas wie Familienoberhaupt heißt, aber auch dazu nie eine Erklärung. Erst später kommt die zusätzliche Info, dass das eben ist, was der Geschichtenerzähler erzählt. Er erzählt dann auch Kafkas Verwandlung und die Diaspora im Machiguenga-Stil. Das ist sehr lesenswert.

Auf der erwähnt HP steht auch, dass die Bücher "immer Relevanz für Wien" haben sollen. Das hat sich mir - wie auch letztes Jahr - nicht erschlossen.

Durch die erste Hälfte musste ich mich durchkämpfen, die zweite Hälfte war dann ganz gut.

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Jasper Fforde - One of our Thursdays is missing

Wie der Titel schon offenlegt, ist es der nächste Teil der zweiten Thursday Next Quadrologie. Die Qualität reicht nicht mehr an die besten Teile heran, dass Buch ist aber trotzdem sehr gut.
Außerdem muss er einerseits das Setting ändern, um eine Story zusammenzubringen - von nicht zu wenigen Inkonsistenzen in der BookWorld nicht zu sprechen - und andrerseits verlässt er das eigentliche Thema Bücher schon sehr oft. Schon in früheren Teilen, hat er ja mit Shakespeare die Theaterbühne betreten, aber in diesem Teil kommen dann (Meta-)Schmähs hinzu, die nur mit Sitcoms, Westernfilmen und Pantomimen zu verstehen sind.

Resümee: Immer noch gut, auch wenn Fforde die eigenen Regeln umschreiben muss

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Ken Kesey - One Flew Over the Cuckoo's Nest

Diese Novelle, entstanden um 1960, spielt in einer Nervenheilanstalt; erzählt aus der Perspektive eines leicht paranoiden Insassen.
Die Abteilung der Nervenheilanstalt wird von der "Big Nurse" geleitet, die mit eisener Disziplin, falsch-freundlichem, manipulativem Gehabe und Passiv-Aggressivität alle(s) unter Kontrolle hat: Insassen, Pfleger und Ärzte.
Dann kommt McMurphy (in der Verfilmung gespielt von Jack Nicholson), ein Schläger, Spieler und Schwindler, der wegen Statutory Rape sitzt, sich aber verstellt um nicht auf der Arbeitsfarm arbeiten zu müssen.
Seine bacchanalische Lebensfreude verträgt sich nicht mit der dort herrschenden sterilen Disziplin, und es kommt zum Konflikt, der sich weiter zuspitzt.

Buch und Film, der sich (ich habe ihn nicht gesehen) anscheinend sehr ans Buch hält, sind sehr zelebriert und gut bewertet.

"the narrative serves as a study of the institutional process and the human mind, as well as a critique of Behaviorism and a celebration of humanistic principles" schreibt wiki. Der erste Teil ist sicher richtig, der Autor war auch selbst in einer solchen Anstalt tätig, mit Behaviosismus und inwiefern die im Buch geschilderten Praktiken der damaligen Behandlungsform entsprechen, habe ich keine Ahnung, wird wohl stimmen.
Bei den humanistischen Prinzipien melde ich schon leise Zweifel an, weil McMurphy ist vielleicht "a celebration of life", aber letztlich eines Lebens auf Kosten von anderen: Als Schwindler und Betrüger hat er immer schon die anderen ausgenommen, und macht auch in der Anstalt weiter, er nimmt den anderen Insassen durch Poker, Wetten usw Zigaretten, Geld etc ab, denen ist es auch bewusst. Nicht zuletzt ist seine Lebensweise nicht nur destruktiv für andere, sondern auch für sich selbst, für mich ist das nicht humanistisch.
Das mechanistisch-sterile der Big Nurse ist jetzt auch nicht besser, wobei ich schon anmerken muss, im Vergleich was früher und wahrscheinlich auch noch zu Schreibers Zeiten in Klapsen abgegangen ist, könnte die Big Nurse wesentlich böser sein.

Bei vielen Insassen kommt nicht heraus, wieso sie eigentlich da sind, von ein paar Neurosen abgesehen. Eigenwillig in diesem Zusammenhang ist auch, dass die meisten der im Buch behandelten Insassen der Anstalt freiwillig dort sind - sie könnten auschecken wenn sie wollten. Und im Buch ist von einer einzigen Person abgesehen niemand, den die Big Nurse davon abhält, das zu tun.

Was mich aber am meisten gestört hat, ist mein Verdacht, dass das ganze Buch irgendwie antifeminstisch oder sogar mysogyn unterlegt ist, und dabei berücksichtige ich schon, dass es damals mit der Gleichberechtigung noch nicht so weit her war.
Zunächst geht es einmal übertragen aber auch tatsächlich sehr viel um Kastratationsängste, Angst des Verlusts der (nicht näher definierten) Männlichkeit usw usf.
Die Quelle dieser Ängste sind ausschließlich Frauen, und alle männlichen Charaktere werden von Frauen unterdrückt, die meisten von der Big Nurse, aber 2 der Insassen werden zusätzlich von ihren Frauen unterdrückt und einer von seiner Mutter bzw wird mehr oder weniger implizit der Vorwurf gemacht, diese Frauen sind schuld an ihrer jeweiligen Situation, der (verstorbene) Vater des Ich-Erzählers Bromden wurde von seiner Frau unterdrückt, die wohl auch mitschuld an seinem Tod war, der ganze Indianerstamm wurde von einer Vertreterin des Combine (so bezeichnet der Ich-Erzähler "das System") unterdrückt usw.
Auch die sonstigen weiblichen Charaktere, die etwas Persönlichkeit haben, sind durchwegs negativ besetzt - 2 Prostituierte, die mehr oder minder willenslose Spielbälle sind, die Night Nurse die körperlich entstellt und deswegen verrückter ist als die meisten Insassen und eben die Big Nurse.

Ich kann natürlich auch völlig falsch liegen, vor allem die Big Nurse ist nur eine Repräsentationsfigur des unterdrückenden Systems, und solche Posten waren damals vielleicht überwiegend mit Frauen besetzt, die Insassen in der Anstalt haben natürlich alle dasselbe Geschlecht, daher kommen die Kastrationsängste quasi von alleine.

Resümee: Wohl ein Klassiker, hat mir aber nicht gefallen.

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Seth Grahame-Smith - Pride and Prejudice and Zombies

Es ist das, wonach es klingt: Der Autor hat in den Originaltext etwas überarbeitet, und Zombies eingebaut, so fressen halt mal Zombies zwischendurch das Personal oder Gäste und Darcy fürchtet, dass Jane an der "Plague" leiden könnte; die Bennet- Schwestern sind bekannte Zombieschnetzler (inklusive Specialmove "Pentagram of Death"), ebenso Darcy und seine Tante.

Über die Idee als solche kann man mal geteilter Meinung sein.

Hauptproblem mehr ist, dass das ganze Buch überhaupt nicht mehr funktioniert.
Das Original lebt von der beengten Perspektive, in der die weiblichen Charaktere leben. Wenn sie - gleichberechtigt mit den Männern - Zombies schnetzeln, ist das unschlüssig. Ebenso die Mutter, ein neurotischer Charakter würde eher um das Überleben der zombiemeuchelnden Töchter zittern, statt zu grübeln, wen sie jetzt heiraten könnten.
Weiters hat der Autor auch einige Fälle von Ehebruch und sexuellen Anspielungen reingenommen, was völlig unerklärlich macht, wieso Lydia Wickham heiraten muss, was im Originalsetting völlig klar ist.
Das waren jetzt nur ein paar der ärgsten Unschlüssigkeiten.

Sonst haut der Autor für mich das Buch vor allem zusammen, weil die Hauptfigur Elizabeth von einer intelligenten, sympatischen Person zu einer nervigen, blutdürstenden Psychopathin wird - andauernd will sie irgendjemanden umbringen, von ihren Schwestern angefangen bis eh alle.
Irgendwann bringt sie auch - im Rahmen einer Übungsstunde - ein paar Ninjas um, und das eh gleich auf die grauslichste Art und Weise, wie man das in einem Buch beschreiben kann.

Auch sonst gibt's natürlich viel Gewalt, Blut und Erbrochenes, oft im Zusammenhang mit Zombies.

Aber eben nicht nur, was ich nämlich auch sehr bedenklich finde, ist eine durchaus positive Einstellung zu schwersten körperlichen Strafen und zu Folter. Mehrmals wird nur beiläufig erwähnt (und zumeist ohne der sadistischen Freude genauerer Beschreibung) dass diverse Angestellte, Unbeteiligte etc Informationen erst nach ausführlichen körperlichen Misshandlungen preisgegeben haben.

Dem Autor kann ich nicht vorwerfen, dass er nur wenig geändert hat, aber es ist halt schlecht geworden. Ist auch schon wieder eine Leistung, mit vergleichsweise wenig Änderungen so ein gutes Buch so zu ruinieren.

Wer Austen mag, wird sich mit diesem Werk eher schwer anfreunden können. Wer sinnbefreite, extreme Gewalt mag, wird davon auch zu wenig finden.

Dieses Zitat bringt es auf den Punkt:
wiki wrote:The New Yorker's Macy Halford, however, called the book's estimated blend of eighty-five percent Austen's words and fifteen percent Grahame-Smith's "one hundred per cent terrible"
Resümee: Hat mir gar nicht gefallen.



Janwillem von de Wetering - Leider war es Mord

3 Krimiepisoden in einem dünnen Buch, kleiner als A6.
Die Episoden sind so kurz, dass man sie in einer längeren Straßenbahnfahrt lesen kann. Es spitzt sich auch jeweils gleich auf wenige Verdächtige zu, aber die Polizisten dann eigentlich auf den richtigen kommen, wurde mir nicht so ganz klar. Am Klappentext steht was von metaphysisch, ist mir aber nicht aufgefallen. Irgendwie sind die Dialoge schon - sagen wir mal - entrückt (oder einfach komisch), aber nicht so, dass sie dadurch irgendeinen Mehrwert bekommen.

Resümee: ging so.

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Colin Dexter - Phantasie und Wirklichkeit

3 Krimiepisoden in einem dünnen Buch, kleiner als A6, wie das zuletzt rezensierte Buch, ebenso rororo.
Ein etwas längeres Whodunnit und 2 kürzere Mysteries.

Die Fälle sind durchaus ausführlich und verwinkelt, aber noch nicht sehr abwegig.

Resümee: ok.

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Franz Kafka - Das Urteil und andere Prosa (Reclam)

Ein Jurist sollte Der Process und Das Urteil gelesen haben, wurde mir mal gesagt. Den Process habe ich schon vor längerem gelesen, aber das Urteil bis jetzt nicht.
Also habe ich das nachgeholt.

In dem Buch sind noch weiters In der Strafkolonie, Betrachtungen, Gespräch mit dem Beter, mit dem Betrunkenen und Großer Lärm.

Die Gespräche, tw die Betrachtungen und Großer Lärm und das Urteil sind allesamt kafkaesk (nonaned), tw auch nur das, sonst haben sich diese Werke mir aber nicht erschlossen, anders als eben zB Verwandlung und Process. Oder auch In der Strafkolonie

Die obige Aussage muss ich daher korrigieren:
Resümee: Jeder Jurist, jede Juristin sollte von Kafka Der Process und In der Strafkolonie gelesen haben.
Last edited by dejost on 10 Jul 2012, 07:54, edited 1 time in total.

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Nero Blanc - Wrapped up in crosswords

Es ist eine harmlose Kleinstadtgeschichte, in der die meisten Leute Hunde haben und die Hunde alles verstehen können was die Menschen sagen und auch miteinander sprechen. Es gibt an die 10 Bücher der Reihe.

Ist sicher nett und harmlos, ich hatte mir aber etwas anderes erwartet.

Resümee: Für mich ist das nix.

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Hugh Laurie - The Gunseller

Endlich hab ich es mal wieder geschafft, ein nicht facheinschlägiges Buch zu lesen. Darauf gestoßen bin ich, da ich mir Dr. House Bücher zugelegt habe und der Autor von Gunseller der Hauptdarsteller ist.

Der Titel ist Programm. Es geht darum, eine neue Waffe durch terroristische Komplotts (ich sag nur Atomwaffen im Irak) als Hilfsmittel gegen diese Komplotts im "Feld" einzusetzen und somit via internationaler Newssender Werbung zu machen. Die Waffen sollen ja schließlich gekauft werden.

Anfangs ziemlich seicht, gibt es einige Plottwists. Ein Großteil der Plottwists ist vorhersehbar, was aber nicht abträglich ist. Happy End ist garantiert. Ein bissl Potential wurde verschenkt, da wär noch mehr Spannung und Tiefe drin gewesen.

Resümee: Lesenswert, wenn man auf Agentengeschichten steht.
--Harald
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Der Hugh Laurie macht echt alles: Schauspieler, Musiker, Autor, Order of the Britisch Empire....
edit 2016: Hugh Laurie hat in der BBC-Kurzserie "The Night Manager" einen Waffenhändler gespielt, der im großen Stil international Waffen verkauft.

Frank Tallis - Mortal Mischief
erster Teil von "The Liebermann Papers"

Das Buch ist ein Krimi, welcher in Wien um 1900 herum spielt. Hauptfigur ist Liebermann, ein Freud-Schüler und Psychiater, der der Polizei bei einem Mord im okkulten Milieu (Seance und so) hilft.

Der Krimi ist eher durchschnittlich, er versucht immer mit diversen kurzen Einschüben, die man nicht zuordnen kann, die Spannung zu erhöhen, was nicht wirklich gelingt.
Der Krimi soll psychologisch fundiert sein - der Autor hat das auch studiert - mir als Laien erschienen die psychologischen Einschübe allerdings nicht überdurchschnittlich originell oder tiefgreifend, frei nach dem Motto so weit reicht meine psychologische Fachkenntnis nach einem 3er auf die Einführungsprüfung Psychologie auch fast.

Es enthält extrem viel historisches und geographisches Namedropping, so werden Mahler, Lueger, Koloman Moser uvm erwähnt und es gibt genaue Beschreibungen von Wiener Mehlspeisen (sehr mühsam). Das mit den historischen Figuren funktioniert gut, aber ungefähr jede zweite Seite erwähnt er eine Wiener Straße oder einen Bezirksteil oder sowas, und schreibt diese aber oft falsch. Teilweise sind auch geographische Ungenauigkeiten drinnen, die gar nicht notwendig sind, weil sie auch mit der Handlung nichts zu tun haben. Auch die Namen der Nebenfiguren sollen wohl typisch Wienerisch sein, aber oft sind dann total eigenartige Schreibweisen odgl drinnen, die ihren Effekt verfehlen.

Was dafür sehr gut rauskommt sind die damaligen Geschlechterklischees, die Klassendünkel und der Antisemitismus.

Resümee: Wenn mir der zweite Teil in die Hände fällt, werde ich ihn lesen. Extra kaufen werde ich ihn mir aber nicht.

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Johannes Mario Simmel - Das geheime Brot

Das "Eine Stadt. Ein Buch."- Buch aus 2004 (http://archiv.einestadteinbuch.at/2004/).

3 ganz verschiedene Personen kommen nach dem 2. Weltkrieg mehr oder minder zufällig in Wien zusammen und bauen gemeinsam ein zerbombtes Haus wieder auf.

Eine sehr optimistische Geschichte aus dem Jahre 1950 (Besatzung und Nazis kommen darin nicht vor).

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Ruth Rendell - From Doon with Death

Das erste Buch von R., und auch das erste mit Inspector Wexford.
Inspector Wexford klärt darin den Mord an einer "religious, old-fashioned and respectable woman, as unexciting and dependable as her marriage" auf. Die erste Hälfte des Buches fand ich es auch ziemlich spannend.

Es sind noch gewisse Klassendünkel drinnen - die G'Stopften besucht die Polizei nur so oft, bis sie sich ärgern, bei den weniger Angesehenen durchsuchen sie halt einfach das Haus -, Wexford ist nicht sonderlich sympatisch (zumindest aus heutiger Sicht). Und mehr kann ich nicht sagen, sonst ist es ein Spoiler. Nur folgende verkürzte Stelle aus Wiki darf noch sein:
"Although the identity of [...] would not be much of a surprise to the 21st century reader, at the time of its release it was considered ground-breaking and daring, and this novel immediately garnered Rendell international critical attention."
~50 Jahre im Nachhinein fällt es mir schwer zu beurteilen, wie progressiv das Buch damals war.

(Das Buch ist aus 1964, und 2011 hat R. zuletzt ein Buch mit Inspector Wexford (mittlerweile in Pension) geschrieben.)

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Ruth Rendell - A New Lease of Death

Ich habe im open book case in der arbeit einen "Omnibus" mit 3 Büchern gefunden. Das erste war das darüber, das letzte The Best Man to Die (siehe viel weiter oben).

ANLoD ist zwar ein "Wexford-Krimi", Wexford ist aber nur eine Nebenfigur. Die Hauptfigur ist ein anglikanischer Pfarrer, der die Familiengeschichte der Verlobten seines Sohnes erforscht.
Am Anfang ist das Buch stellenweise noch ganz spannend, die inneren Konflikte in der Figur des Pfarrers sind anfangs auch ganz gut, aber das letzte Viertel ist eher enttäuschend und das Ende daher auch. Auch ist mir zu wenig Auflösung drinnen, und wie so oft bei R. bleibt unklar, worauf sie hinauswollte.

Resümee: Von allen Büchern von Ruth Rendell hat mir dieses bisher am wenigsten gefallen.
Last edited by dejost on 03 Sep 2013, 07:34, edited 1 time in total.

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Fjodor Dostojewski - Schuld und Sühne
(Original: Фёдор Михайлович Достоевский - Преступление и наказание, neuere Übersetzungen tw unter dem Titel Verbrechen und Strafe, wobei das russische Wort mehr etwas wie "Grenzüberschreitung" heißt, also dem ganzen mehr Ebenen verleiht, die in der Übersetzung verloren gehen)

"A classic is, what everbody wants to have read, and nobody wants to read" Mark Twain

Mit 700 Seiten für einen russischen Klassiker eh sehr kompakt.
Die Story setze ich mal im Wesentlichen als bekannt voraus, möchte aber trotzdem nicht zu sehr drauf eingehen.

Eben weil es so ein Klassiker ist, hatte ich mir mehr erwartet: Mehr Seitenweise Diskussionen über den Status der Welt (es gibt nur einzelne), über das Verbrechen an sich usw. Hingegen ist das Buch eher episodenhaft, wobei viele der Episoden schon Richtung absurd oder surreal (oder kafkaesk?) abdriften.

Die Meta-Ebene ist eine Absage an damalige sozialrevolutionäre, "modernistische" Ideologien, von denen sich Dostojewski selbst abgewandt hat.

In der Sekundärliteratur, die ich jetzt auf die Schnelle im WWW gefunden habe, wird darauf hingewiesen, dass das Buch eines der ersten war, das in schäbigen Spelunken, grindigen Gassen und den Wohnungen der Armen spielt. Das ist zwar alles richtig, aber die handelnden Figuren sind - größtenteils - den oberen Klassen zuzurechnen: Raskolnikow ist ein Student (und Gelgenheits-Autor), die anderen Figuren sind größtenteils verarmte Adelige, ehemalige Beamte; Hausknechte und Kleinbürger hingegen bekommen nicht mal einen Namen.

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Dirk Stermann - Sechs Österreicher unter den ersten fünf. Roman einer Entpiefkenisierung

Stermann, bekannter aus dem Radio statt als Buchautor, hat eben diesen Roman geschrieben.
Das ganze ist sehr anekdoten- und episodenhaft, eine wirkliche durchgehende Handlung gibt es kaum.
Das ganze hat einen pseudoautobiographischen Touch, der Ich-Erzähler kam auch in den 1980ern nach Wien, kam auch zum ORF usw. Parallelen zur Biographie des Autors sind zwar offensichtlich, aber der Roman stellt nirgendwo den Anspruch auch nur einen Hauch autobiographisch zu sein (zB Name und Beruf der Gattin sind andere, auch die Tochter heißt anders und ist viel älter usw).

Das Deutschland/Österreich Thema hat mich nie sonderlich interessiert, trotzdem gibt das Buch mir recht wenig Neues. Um Fußball geht's dann auch viel, was mich noch weniger interessiert. Die Zeit der Handlung wechselt dauernd, und da (und auch sonst) gibt es ein paar einzelne Recherchefehler.
Einige der Episoden sind wirklich witzig und genial, und andere wiederum überhaupt nicht.
Ich denke, wenn man das Österreich/Deutschland/Fußball Thema mag, gefällt einem das Buch sicher sehr.

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Toni Morrison - Sehr blaue Augen
„Sehr blaue Augen“ ist Toni Morrisons Debüt aus dem Jahr 1970. Es geht darin um ein schwarzes Mädchen im Amerika der vierziger Jahre, das glaubt, es würde endlich von seinen Eltern und Mitmenschen geliebt, hätte es helle Augen.
Das Stadt-Buch 2006.

Ich zitiere Wendelin Schmidt-Dengler noch etwas zum Inhalt:
Das Buch beginnt wie eine einfache Entwicklungsgeschichte im Milieu der Schwarzen in dem kleinen Ort Lorain in Ohio, knapp vor dem Eintritt der USA in den Krieg, 1941; es ist die Geschichte der kleinen Pecola Breedlove, die zunächst aus der Perspektive einer schwarzen Freundin, Claudia McTeer, erzählt wird; die hat es mit ihrer Familie offenkundig doch ein wenig besser getroffen: In ihrem Haus wird Pecola zeitweilig untergebracht, da die Familie ihres Vaters Charles (Cholly) Breedlove delogiert wird. Pecola wird von ihrem Vater vergewaltigt, das Baby stirbt. Der Vater kommt ins Arbeitshaus, wo er auch später stirbt, die Mutter Pauline arbeitet weiter bei wohlhabenden Weißen, Pecolas Bruder Sammy ist auf und davon, und Pecola, das Opfer, wirkt völlig verstört. Damit ist die – deprimierende – Handlung umrissen, die aber von der Qualität des Ganzen keine Vorstellung vermittelt.
Was sich wie eine sehr individuelle, auf eine Person bezogene Erzählung anlässt, wächst sich zu einer Geschichte jener aus, die ohne Sprache sind und die daher auch keine Geschichte haben: der pauperisierten, der marginalisierten Schwarzen, vor allem der Frauen, die von dieser Situation besonders schwer betroffen sind. Darin liegt auch das ästhetische Problem des Buches: von jenen zu berichten, von denen es dem allgemeinen Urteil nach nichts zu berichten gibt, die passiv sind und keine Taten gesetzt haben.
Toni Morrison verwendet sie auch für die Einleitung der einzelnen Kapitel; das sind Sätze aus einem Lehrbuch für Kinder, wie sie lange hüben und drüben des Ozeans in Gebrauch waren. In den USA waren sie damals für weiße Kinder gedacht. Im Zusammenhang mit Pecolas Geschichte erhalten sie allerdings einen bitteren ironischen Akzent: „Da ist Vater. Er ist groß und stark. Vater, willst du mit Jane spielen? Vater lächelt. Lächle, Vater, lächle.“ Aber bedrohlich für die Kinder ist nicht nur diese in den Sätzen vorgeführte Modellwelt; es ist auch die Welt Hollywoods, der Pecolas Mutter Pauline erlegen ist. Da wir zu Beginn mit dem Denken und Fühlen Claudias vertraut gemacht werden, erfahren wir, wie traumatisierend sich dieses Leitbild aus dem falschen Glanz der Filme auf das Kind auswirkt. Shirley Temple muss als das große Idol herhalten, und Claudia beginnt dieses weiße Wunderkind zu hassen; doch als sie imstande ist, sich mit diesem zu identifizieren, wandelt sich der Hass in Bewunderung. Dem steht die beklemmende Hilflosigkeit im Umgang mit dem eigenen Körper gegenüber: An diesem werden nur Defizite geortet. In einer Welt, in der es keine Ideale mehr geben kann, ist Platz für Surrogate. Die Schönheit einer Ginger Rogers, einer Jean Harlow oder einer Greta Garbo zu erreichen, wird zum Glücksimperativ, aus dem sich Pecolas verhängnisvoller Wunsch nach „Sehr blauen Augen“ („The Bluest Eye“) ableiten lässt. Der Titel verrät das Zentralmotiv des Buches.

Pecola will schöne blaue Augen haben; sie wird von diesem Wunsch besessen.
Also wie erwähnt, eine ziemlich arge Milieustudie, mit einer Erzählweise ohne Distanz, die auch zu den Tätern vergleichsweise verständnisvoll ist.
Mich hat's nicht so angesprochen.

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Ruth Klüger - weiter leben - eine Jugend

Eine Stadt. Ein Buch. 2008.
Erst als sie Ende der 80er Jahre bei einem Verkehrsunfall in Göttingen lebensgefährlich verletzt wurde, begann sie zu schreiben. Ihre damals entstandene Biografie "weiter leben - eine Jugend", die 1992 vom Göttinger Wallstein Verlag veröffentlicht wurde, gilt heute als wesentlicher Beitrag zur Holocaust-Literatur.

Das Buch, in dem Klüger ihre Kindheit in Wien, die Jugend in den Konzentrationslagern und die Nachkriegszeit in Bayern und New York schildert, wurde von der Kritik einhellig gelobt und erreichte eine Weltauflage von 250.000 Exemplaren.
Ich habe es nicht geschafft, das Buch zu lesen. Es ist einfach viel zu arg.
Sie schreibt sehr subjektiv, sehr persönlich - wie sie ihr ganzes Leben darunter gelitten hat, dass die Nazis ihren Vater mitgenommen (und in Folge umgebracht haben), was sie damals nicht wusste, und wie sie sich deswegen nicht von ihm verabschieden konnte, nie damit abschließen. Wie Überlebende die Todeszahlen in ihren Familien vor sich hertragen, wie sie als Kind den Tod als großes Mysterium erlebt hat und neugierig war.
Wie gesagt, es war mir zu arg. Ich habe es dann nach einem Viertel oder so nicht mehr geschafft weiterzulesen.


Imre Kertész – Schritt für Schritt

Eine Stadt. Ein Buch. 2003.
"Schritt für Schritt" ist das DrehBUCH zum "Roman eines Schicksallosen", liest sich aber wie ein Roman. Kertész hat nämlich für "Schritt für Schritt" das Material neu aufbereitet und die Geschichte mit autobiographischen Einzelheiten angereichert.

Wir erleben am Ende das zerstörte Deutschland zur Stunde null und das zerbombte Dresden, bevor der befreite Held der Geschichte endlich nach Budapest zurückkehrt.

Im Anhang des GratisBUCHes befindet sich die Rede von Imre Kertész zum Nobelpreis für Literatur mit dem Titel "Heureka!", in der der Autor über seine persönlichen Schwierigkeiten, über seine Erlebnisse zu schreiben, reflektiert.
Der Autor sagt zu seinem Buch, es ist keines über den Holocaust, es ist eines über eine Reise, die den Protagonisten auch durch Ausschwitz führt.
Dieser Kunstgriff, den Holocaust nur als Nebenschauplatz bzw Rahmenhandlung heranzuziehen, macht es dem Leser leichter. Hier schleicht sich der Schrecken mehr an, oder man merkt erst im Nachhinein, was man gerade gelesen hat. Zb als sie einfach die Budapester Juden, noch vergleichsweise freundlich, abholen und in den Zug verladen. Sie denken alle, sie fahren halt irgendwo hin (zwangs-)arbeiten, und merken erst später, dass es ins KZ geht.
Oder wie jemand dem Jungen sagt, er soll wenn er vom SS- Mann gefragt wird, sagen "16, Fabriksarbeiter" und erst nachher erkennt man, hätte er wahrheitsgemäß gesagt "15, Schüler", hätte man ihn direkt ins Gas geschickt.

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In letzter Zeit habe ich mehr Fachliteratur gelesen und so halbpopuläre Sachbücher. Jetzt aber mal was Belletristisches

Jules Verne - Ein Lotterie-Los (Originaltitel: Un billet de loterie. (Le numéro 9672))

Das Buch spielt in Norwegen, es geht um ein Geschwisterpaar, welches zufällig einem Abgeordneten rettet, der sich dann um sie kümmert, insbesondere als er merkt, dass der Verlobte der Schwester am Meer verschollen ist.

Das Buch ist nicht sehr lang und hat nicht viel Handlung. Es ist stellenweise etwas spannend, größtenteils zieht es sich aber ewig, weil sich J.V. stellenweise in ewig langen Ausführungen zu Norwegen, den Norwegern usw ergeht, es liest sich mehr wie ein Reisebericht (und seine Reise dorthin war wohl auch Inspiration dafür).

Ein paar Dinge muss ich noch anmerken: Der Verlobte ist zugleich der Cousin, sieht aber niemand ein Problem damit. Oslo hieß damals noch Christiania und es gab keine Bahnen, sondern man musste noch per Pferdewagen reisen (und wie lange das gedauert hat, kriegt man echt ein Gefühl dafür, wenn J.V. seitenweise darüber schreibt).
Die öffentliche Meinung - hier insbesondere von Zeitungen geprägt - spielt im letzten Teil des Buches eine wichtige Rolle.

Ganz am Schluss des Buches ist noch die Kurzgeschichte Frritt- Flacc. Die ist von Art und Aufbau ähnlich wie eine klassische Sage, es fehlt ihr aber Aussage oder Moral.

Ich denke, es gibt keine Verfilmung, wobei das ein recht simples Projekt für Filmstudierende oder so wäre, man braucht nur ein paar Naturaufnahmen, keine nennenswerten Spezialeffekte und wenig Schauspieler.

Resümee: Dass dies zu J.V.s wenig bekannten Werken zählt, hat einen Grund.
Last edited by dejost on 21 Oct 2013, 13:45, edited 1 time in total.

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Joe Bageant - Deer Hunting with Jesus
Untertitel: Dispatches from America's class war

J.B. stammt aus Winchester, Virginia. Irgendwann verließ er es und wurde Journalist und Autor.
Nunmehr kehrte er dahin zurück und schreibt über das Leben von America's Working Class.

Er tut das sehr polemisch und sehr bildlich. Einen Anspruch auf Objektivität erhebt er nur stellenweise, sich selbst bezeichnet er als liberal (was in den USA aber eher links als liberal heißt), leftist, socialist und "commie" (letzteres nur ironisch-übersteigert).

Er erzählt und erklärt zB wieso die ungebildeten Armen weiterhin die Leute wählen, die dafür sorgen dass sie weder Pension noch Krankenversicherung bekommen und warum sie so viel für ein Mobile Home zahlen müssen. Er versucht zu erklären, wieso das Leben in diesen Gegenden Amerikas den Gräueltaten in Abu Ghraib den Boden bereitet hat. Besonders lesenswert ist der Teil über die christlichen Fundamentalisten - Fundamentalisten sind sich echt weltweit ähnlich, egal auf welche Religion sie behaupten sich zu berufen.

Zunächst überraschend, aber aus seiner Herkunft erklärbar, ist er auch sehr für den privaten Waffenbesitz. Dazu schreibt er (mit Quellenangabe): "Citizens use guns to defend themselves against criminals [...] about 6850 times a day. [...] Citizens shoot and kill at least twice as many criminals as police do every year (1527 to 606). Only two percent of civilian shootings involved an innocent person mistakenly identified as a criminal. By contrast, the error rate for the police officers is eleven [!] percent."
Nach längerem Grübeln kann ich dem wohl entgegensetzen: Wenn die Polizei jemanden erschießt, schaut man sich das sicher genauer an, als wenn ein Bürger jemanden erschießt und kommt so eher drauf. Außerdem soll es ja diverse Trespassing Laws geben, wo der Bürger berechtigt ist, Trespasser zu erschießen, also sozusagen automatisch im Recht ist und der Erschossene im Unrecht.

Es war sehr interessant und lehrreich zu lesen, kurzweilig und erheiternd hingegen nicht.

Resümee: Good read.


Jane Austen - Mansfield Park

Um das Leiden von höheren Töchtern aus gutem Haus (gentry) im England das beginnenden 19. Jhdts geht es meistens bei Jane Austen, so auch hier.

Es war insofern das spannendste Austen Buch für mich, als wirklich bis knapp vor dem Schluss (für mich) nicht klar war, wie es ausgehen wird. (In der Verfilmung soll es viel vorhersehbarer sein.)
Es ist (bis jetzt) auch das Buch mit der am wenigsten ansprechenden Hauptfigur (und es hat sich erst nach und nach herauskristallisiert, dass sie die Hauptfigur ist).

Es haben natürlich alle Austen Bücher (aus heutiger Sicht) überkommene Moralvorstellungen, aber in diesem wird es nicht nur auf die Spitze getrieben, sondern ist auch noch ein wesentliches Element von sehr vielen handlungsbestimmenden Elementen.

Laut wiki ist es Austens kontroversiellstes Buch, eben wegen der "Moral" (die sich auf die Unterdrückung der sexuellen Selbstbestimmung von erwachsenen Frauen beschränkt), wegen der "faden" (O-Ton Austens Mutter lt wiki) Hauptfigur und weil es eine Stelle zu Sklaverei gibt, wo strittig ist, was Austen damit sagen wollte. (Da die historische Austen gegen Sklaverei war und die Sklaverei schon abgeschafft war, als sie das Buch geschrieben hat, kann ich das nicht ganz nachvollziehen - die Stelle im Buch war aber nur ein angedeuteter Halbsatz und ist mir beim Lesen gar nicht bewusst geworden.)

Interessant ist, dass eine Figur, die vor allem zu Beginn des Buches sehr viele kritische Fragen stellt und Ansichten mitteilt, zB zu der halbherzigen Religionsausübung der Gentry, gegen Ende des Buches mehr oder weniger diskreditiert wird. Was das über die ganzen (aus heutiger Sicht) berechtigten Fragen aussagen soll, weiß ich auch nicht.

Und ein Bonmot: Lovers' Vows, ein Theaterstück von Elizabeth Inchbald, spielt eine größere Rolle in der Mitte des Buches und hat eine größere symbolische Bedeutung für das weitere Verhalte der Figuren (wie ua ein Kartenspiel, das Überqueren eines Ha-Has usw). Wäre das Stück nicht in diesem Buch erwähnt, wäre es heute wohl vergessen.

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Joseph Roth - Radetzkymarsch

Am Buchrücken meines Exemplars steht eine Kritik aus der FAZ, derzufolge das Buch das traurigste und sentimentalste der Welt ist. Ich kann das zwar nicht beurteilen, aber nachvollziehen.

Und ich weise darauf hin, dass ich bei diesem Klassiker nicht mit dem Twain Zitat begonnen habe, weil mir das Buch auch beim Lesen gefallen hat. Es ist in Reich-Ranickis 20 wichtigsten deutschen Büchern enthalten.

In Form einer drei Generationen umspannenden Familiengeschichte beschreibt Roth den Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie.

Das Buch beschreibt Personen sehr übersteigert (zB ist irgendein Offizier so blass, dass er schon durchsichtig ist), verklärt und kritisiert die Monarchie zugleich.

Resümee: sehr lesenswert

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Nele Neuhaus - Eine unbeliebte Frau

Der erste Krimi von NN (und ziemlich sicher der letzte, den ich je von ihr lesen werde). Sprachlich ist er geradezu banal, und die Handlung ist völlig überladen, es gibt mindestens 3 vollendete Morde (und noch mehr Versuche), 3 Entführungen und mehrere Freiheitsberaubungen, Drogenschmuggeln, Menschenhandel, Folter und schwere Körperverletzung, Insiderhandel und viel mehr. Es geht übrigens um ein Gestüt, in ihrem ersten Buch hat sie also von was geschrieben, mit dem sie sich wirklich auskennt (und nicht nur von dem Ort, wo sie lebt).

Resümee: Ich lese keine Krimis mehr von ihr.

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Shamini Flint - Inspector Singh Investigates: A Bali Conspiracy Most Foul

Singh ist ein auf Mord spezialisierter, dicker, bärbeißiger Polizist der Singapurer Polizei, dort aber eher unbeliebt, so dass er in 5 seiner bisher 6 Bücher woanders in Südostasien ermittelt.

In diesem wird der turbantragende Atheist (dieser Widerspruch wird im Buch nicht aufgeklärt) anlässlich eines Terroranschlags auf einen Nachtclub nach Bali entsandt [wohl inspiriert vom Anschlag 2002]. Da er von Terrorermittlungen nichts versteht, ermittelt er stattdessen in einem Mord.

Das Buch ist relativ hart, nicht nur gibt's eben Terror und Singh ist so eine Art Misanthrop, es gibt familäre Gewalt, zerrüttete Ehen, berechnende Femme Fatales und Mitgiftjäger, sehr unsanfte Polizeimethoden usw - überhaupt sind alle eher ungut zueinander. Ich bin nicht ganz sicher, wie sehr die von mir als Klischees empfundenen Klischees solche sind, dazu fehlt mir stellenweise der Kontext bzw müsste ich ev noch ein weiteres Buch der Serie lesen oder mich mit dem tatsächlichen Anschlag 2002 beschäftigen.

Am Ende wird es noch kurz spannend.

Resümee: bin gespalten. Ich werde mir sicher keines der anderen Bücher kaufen, würde aber aus Neugier sicher eines lesen.

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Jane Austen - Emma
kommentiert von David M. Shapard

zu Austens Werk:
Emma wird im Allgemeinen als Austens bestes Werk gesehen. Es ist auch das längste.
Die Titelfigur hat aufgrund ihrer höheren gesellschaftlichen Stellung (im Vergleich zu den anderen Austen-Hauptfiguren) viel mehr Freiheiten, aber es zeigt sich, dass auch das damals nicht so viele sind (zB war sie nie am Meer, obwohl sie reich ist, es nicht weit ist und gerne hin möchte). wiki schreibt "an intelligent young woman with too little to do and no ability to change her location or everyday routine"

Es geht in dem Buch noch viel mehr um Klasse als sonst - zwar verkehren sonst die Austen-Charaktere selbstverständlich auch nur mit ihresgleichen (also innerhalb der landed gentry), aber das ist kaum Thema. Hier aber geht's sehr viel darum, wen darf man (nicht) heiraten, weil die eben über einem bzw unter einem sind.
Dieser Effekt wird durch die Kommentierung verstärkt, weil der Kommentator dann eben auch schreibt "Aus der Anrede erkennt man schon, wer welchen Rang hat".

Die (kontemporären) Kritiken bemängeln, dass in dem Buch vergleichsweise wenig passiert. Im Vergleich zu anderen Austen-Büchern passiert meiner Meinung aber auch nicht (viel) weniger.

Weiters ist das Buch ein Entwicklungsroman, als sich die Hauptfigur in dessen Verlauf moralisch bessert. Daher ist Emma wohl auch die differenzierteste, komplexeste, vielschichtigste (oder sowas) Austen-Heldin.

zur Kommentierung:
Shapard ist Historiker.
Der Text ist auf der linken Seite gedruckt, auf der rechten ist jeweils die Kommentierung. Teilweise gibt es auch kontemporäre Bilder. Es ist etwas "überkommentiert" dahingehend, dass er sehr oft die Bedeutung von Worten erklärt, die aber im Zusammenhang völlig eindeutig sind.
Gelegentlich gibt es Querverweise auf andere Austen-Werke, ihre Biographie oder Briefe.
Stellenweise hätte ich mir mehr literaturwissenschaftliche Kommentierung gewünscht, auch wenn der Kommentar diesbezüglich einiges enthält. Die historische Komentierung hält sich im Rahmen, ist aber an manchen Passagen für das Verständnis aus heutiger Sicht essentiell.

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Faye Kellermann - Still Life (Double Homicide Santa Fe)

Ein Police-Procedural, welches in der Santa Fe Kunstszene spielt.
Recht kurz, hat mir besser gefallen als erwartet, gegen Ende wird es auch noch mal kurz spannend, wobei das Ende etwas zu abrupt und offen für meinen Geschmack ist.

Jonathan Kellerman - Double Homicide Boston

Die Kellermans sind ein Ehepaar, die beide Krimiautoren sind. In dem Buch haben sie beide jeweils eine eigenständige Krimigeschichte geschrieben.
Seine spielt in der Boston Collegebasketballszene. Die Geschichte wechselt irgendwo mitten drin den Fokus. Ihre Geschichte (siehe drüber) hat mir besser gefallen.

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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

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Ruth Rendell - The Vault (2011)

Ein weiterer Krimi von R. mit Inspector Wexford als Ermittler, diesmal ist er aber schon in Pension und wird nur als Consulter beigezogen. Parallel hat eine seiner Töchter gröbere Probleme. Es geht um gleich mehrere Leichen, wo sie im Wesentlichen nur im Trüben fischen und dann dadurch, dass sie sehr viele Leute und Orte abklappern irgendwann halt zufällig drauf kommen. Die Lösung von einzelnen der Fälle ist eher unzufriedenstellend.

R. sitzt im House of Lords für Labour und schreibt immer noch.

Resümee: mittel

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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

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Stanisław Lem - Der futurologische Kongreß
Originaltitel: Kongres futurologiczny (1970 geschrieben)

Ijon Tichy erzählt in der Ich-Perspektive von seinen Erlebnissen im Zusammenhang mit dem Besuch des futurologischen Kongresses.
Es ist eine Satire, in der eine absurde, groteske Idee die andere geradezu jagt. Stellenweise ist es wirklich eine Satire auf die Welt, wie sie auch geworden ist, ein paar der Ideen sind vielleicht aus Sicht der 1970er originell, aber sonst eher mau.
Eine wirklich durchgehende Handlung hat das Buch nicht.

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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

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Stanislaw Lem - Der Planet des Todes
(Originaltitel Astronauci, 1951)
auch mit dem Titel "Die Astronauten" auf deutsch veröffentlicht (da ist der Titel wenigstens kein Spoiler)

Das ist, soweit ich nachvollziehen kann, das allererste, veröffentlichte Werk von Lem.
Ein Raumschiff reist auf die Venus, um sie zu erkunden.

Es kommen ein paar Elemente vor, die sich später - besser und ausführlich - auch im Unbesiegbaren und in Solaris wiederfinden. Außerdem gibt es Bergsteig-Episoden und Darstellungen des wissenschaftlichen Prozesses (aber weniger kritisch als später), dafür fehlt das für Lem typische "U-Boot-Gefühl", also das Eingeschlossen-Sein auf engem Raum, während es draußen leer ist - in vielen seiner "Weltraumbücher" wird dieses Gefühl sehr gut vermittelt, hier überhaupt nicht.

Obwohl es eigentlich eine durchgehende Handlung hat, ist das Buch sehr episodenhaft, das wird dann besonders mühsam, als die Astronauten (natürlich alles Männer) zusammensitzen, und sich gegenseitig Geschichten aus ihrem Leben erzählen.
Mehrere Episoden haben eine geradezu lehrerhaften Anstrich, wo man offensichtlich was über Physik lernen soll, bei ein paar sind dazu sogar Skizzen.
Die Sci-Fi Elemente sind natürlich aus heutiger Sicht sehr antiquiert - Atomsäulen, Elektronenhirne, die sich nur in Kurven ausdrücken, die Übertragung von Information über Distanz ist kaum möglich, sondern man muss zu Mesgeräten physisch hingehen und die Filmrolle wechseln etc. Lem hat die Zeit, in der der Roman spielen soll (2003) noch selbst erlebt.
Am Anfang gibt es eine recht genaue Beschreibung des Tunguska-Ereignisses.

Das Buch ist auch ein Stück länger als zB Solaris und Unbesiegbarer, was die Langeweile weiter verstärkt.

Es ist das einzige Werk von Lem, das ich kenne (ich habe aber nur max ein Drittel seiner Werke gelesen bis jetzt), das eine eindeutige sozialistische Utopie beinhaltet:
So heißt es schon am Anfang, der Großvater der Hauptfigur ist aus den USA in die Sowjetunion ausgewandert, weil er in den USA diskriminiert wurde und dass bis 2003 der letzte kapitalistische Staat untergegangen ist. Am Ende des Buchs heißt es gleich: "Wurden denn nicht auch die Menschen durch eine Maschinerie in das Verderben gestürzt, durch die tollgewordene, rasende, chaotische Maschinerie der kapitalistischen Gesellschaftsordnung?"

Laut Wikipedia war der Roman damals so erfolgreich, dass Lem von da an nur als Autor leben konnte.
Lem selbst hat laut Wikipedia seinen frühen Roman später als "naiv" bezeichnet.

Resümee: Für Lem-Forscher (und Tunguska-Enthusiasten) sicherlich interessant, aber als Sci-Fi-Roman aus heutiger Sicht eher unergiebig.

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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

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Wolfgang Hohlbein - Anubis

Ich habe hier ja schon ein paar Zeilen zu weniger guten Büchern geschrieben, oder auch manchmal zu solchen, die mir nur nicht gefallen haben. Aber soweit ich mich erinnern kann, war das echt das schlechteste. (Hohlbein war zu meiner Teenie-Zeit sehr beliebt, ich habe damals aber nichts aus seiner Feder gelesen.)

Nur ein paar Tiefpunkte: Das Buch ist fast 800 Seiten lang. Zunächst wird - zu langatmig - Spannung aufgebaut (Exposition halt), dann passiert ca 500 Seiten immer wieder das selbe - die selben Figuren machen den selben Blödsinn, haben miteinander die selben Konflikte mit dem selben, in weitere Folge bedeutungslosen Ergebnissen und es gibt dauernd die selben Andeutungen. Dann wechselt das ganze n eine abwegige Abenteuer-Story, die dann ziemlich abrupt endet, und mit ihr das Buch, ohne dass da irgendwas rauskommt. Das Ende war so unbefriedigend und bruchstückhaft, dass ich fast vermutet habe, es gibt eine Fortsetzung, ist aber auch nicht so.
Von Lovecraft wurde schamlos und viel geklaut, mit Ägypten oder deren Mythologie hat das Buch hingegen nichts zu tun.

Resümee: Schlecht. Und zwar sehr.

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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

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John Scalzi - Redshirts: A Novel with Three Codas

Der Begriff Redshirts kommt von Star Trek, wo sehr häufig namenlose Crewmitglieder, die rote Uniformen trugen, zu Tode kamen.
Dementsprechend ist das Buch eine Meta-SciFi-Parodie/Satire, zu deren Inhalt ich nicht viel sagen kann, ohne die Handlung vorwegzunehmen.
Bekam 2013 den Hugo und den Locus Award.

Resümee: Mir hat's gefallen, aber man muss schon ein gewisses SciFi-Grundwissen haben, um etwas damit anzufangen.

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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

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Dorothy Sayers - Der Mann, der Bescheid wußte

Das Buch hat 3 Kurzgeschichten, ein Crime-Mystery und 2 Whodunnit. Die letzteren sind mit Sayers' Hobby-Detektiv Lord Peter Wimsey, der es nie zu so einer Prominenz wie Holmes oder Poirot geschafft hat, obowhl er offensichtlich aus ähnlichem Holz geschnitzt ist. Das Mystery ist ganz ok, die Whodunnits haben die Schwäche, dass sie beide gleich zu Beginn cirka ein Dutzend potentielle Verdächtige präsentieren, jedeN mit einem (Halb-)Satz beschreiben und zwei Seiten später sind dann schon die Hälfte wieder ausgeschlossen. Das zweite Whodunnit hat wenigstens noch eine Karte dabei, um zumindest etwas der Verwirrung zu beseitigen.

LouanneSp
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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

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Kazuo Ishiguro: Der begrabene Riese

"Der begrabene Riese" nimmt den Leser mit in die Jahre 480 bis 500 nach Christus, als in Britannien die Römer abzogen und die Angelsachsen das Land noch nicht erobert hatten. Nach zahlreichen Bürgerkriegen ist die Insel verwüstet, und die Menschen müssen sich neu orientieren. hulle6 Im Mittelpunkt des Romans stehen Axl und Beatrice, sie sind christliche Bretonen, die in ihrer Dorfgemeinschaft nicht mehr erwünscht sind. So lassen sie alles hinter sich und begeben sich auf die Suche nach ihrem Sohn, der viele Jahre zuvor weggezogen ist. Sie fühlen sich wie unter einer Dunstglocke, die ihnen die Erinnerung raubt, auch die an den eigenen Sohn. Über dem ganzen Land scheinen Nebelschwaden zu wabern, die dazu führen, dass die Menschen die schreckliche Vergangenheit vergessen.
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Die lange Reise von Axl und Beatrice durch das kaum erschlossene Land ist gefährlich, in den düsteren Wäldern lauern Drachen und Geister, Ritter und geheimnisvolle Mönche, Menschenfresser und Höllenhunde. Und natürlich der begrabene Riese – wer sich dahinter verbirgt, muss der Leser selbst herausfinden.

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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

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Edwin Abbott Abbott (unter dem Pseudonym A Square) - Flatland: A Romance of Many Dimensions 2nd and rev. ed. 1884.

Flatland ist eine Satire in Form eines utopischen Romans über Sexismus, Klassendenken und Geometrie. Außerdem ist es eine Art theoretischer Aufsatz über die 4. Dimension und ein geometrisches Lehrstück (inkl Zeichnungen). Dabei ist es recht kurz.
Es spielt in einem zweidimensionalen Land, in dem die Erzählerfigur mit einem eindimensionalen, nulldimensionalen und dreidimensionalen Land in Kontakt kommt.

Beim Lesen habe ich mir gedacht, dieses Werk ist unverfilmbar, umso erstaunter war ich, als ich herausgefunden habe, dass es 2 Verfilmungen (beide auch noch aus 2007) gibt und die eine sogar eine Fortsetung gefunden hat.

Exkurs: Utopie, Satire und Robinson Crusoe
Das Werk stellt das Konzept des utopischen Romans auf den Kopf - im "klassischen" utopischen Roman kommt ja ein Reisender nach Utopia und kehrt zurück und berichtet von da. Hier aber berichtet der Einwohner. Nun könnte man diskutieren, ob nicht alle utopischen Romane Satiren sind, und wenn das namensgebende Werk von Morus wohl auch eine Satire ist und viele Utopien auch (und wohl auch sehr viele Dystopien), der - soweit ich weiß - Urvater des utopischen Romans, Platons Politeia, ist keine Satire. Ebensowenig ist Robinson Crusoe eine Satire, der ja auch eine Art umgestülpte Utopie ist (hier findet der Reisende die (rassistische) Utopie in sich selbst bzw erschafft sie)


Resümee: Ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber lesenswert

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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

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E. M. Forster - A Room with a View

ist eine Bildungsroman-Romanze aus dem Jahre 1908. Im Vergleich mit zB Emma merkt man schon, dass die Edwardian Era deutlich mehr Freiheiten gibt als die Georgian Era- das Zimmer mit Aussicht ist in Italien, wo die Protagonistin zu Beginn des Buches hinreist.

Das Buch hat es in mehrere Bestenlisten geschafft, und der Autor war mehrfach für den Nobelpreis nominiert.
Das Copyright ist abgelaufen, man findet es zB auf Projekt Gutenberg.

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Frank Herbert - Dune

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Frank Herbert - Dune

Am Klappentext einer Ausgabe vergleicht A. Clarke Dune mit dem Herrn der Ringe.
Dieser Vergleich passt für mich: Beide Bücher haben eine überwältigend komplexe Welt mit einer ausufernden Historie und vielen erfundenen Worten, die Bücher selbst haben mich persönlich eher unterwältigt.

Dune spielt in einer feudalistisch und brutalen Welt, Attentate, Kriegsverbrechen und Genozide stehen fast an der Tagesordnung, und die Seiten unterscheiden sich weniger in Gut und Böse, sondern dass aus der Perspektive der einen Seite das Ganze erzählt wird und die haben weniger Spaß am Metzeln bzw verwenden es nur als Mittel zum Zweck.
Dramaturgisch sehr interessant finde ich, dass sehr viele der großen Plottwist in Einschüben vorweggenommen werden - was der Plan hinter allem ist, wird gleich in den ersten Seiten erklärt, wer der Verräter ist lernt die Leserin bevor es den Verrat gibt und sogar bevor der Verräter auftritt.
Weil's dann auch noch Zukunftsvisionen gibt, ist später aus anderen Gründen die Spannung raus, und es bleibt nur die Frage ob eine andere Katastrophe in der Zukunft verhindert werden kann - was sich aber erst im nächsten Teil klärt.

Dune - der Film von David Lynch als auch das Spiel aus 1992 - übernehmen zwar die meisten Figuren, Konzept und das grundsätzliche Setting, und sind im Großen und Ganzen wesentlich harmloser. Das Spiel variiert die Handlung auch sehr stark.

Ich darf auch auf diesen xkcd.com/483/ verweisen, wo die Theorie aufgestellt wird, je mehr Worte Autoren erfinden, desto schwächer ist das Buch. Dune hat hinten eine ganze Listen von Begriffen.

Herbert wollte noch 6 weitere Teile schreiben, er schrieb nur 5 und der letzte wurde auf 2 Teile von seinem Sohn mit einem Co-Autor verfasst, die darüber hinaus auch einen Haufen Prequels udgl geschrieben haben.

Ich habe mich auch zum Film von David Lynch ausführlich verbreitert, dort gibt es aber viel mehr Spoiler.

Resümee: Ich werde keine der Fortsetzungen und sicher keines der Prequels lesen.
Mein Dune-Resüme:
Dune (Spiel) > Dune (Film) > Dune (Buch)

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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

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Elizabeth Inchbald - A Simple Story

Das Buch habe ich von Projekt Gutenberg runtergeladen, dort und im Buch wird die Autorin nur Mrs Inchbald genannt.

Inchbald hatte ein - zumindest zeitweise sehr - hartes und turbulentes Leben, schrieb zahlreiche Theaterstücke, das bekannteste ist Lovers' Vow, aber nur weil es in Austens Mansfield Park erwähnt wird (s.o.). Zumindest nach dem Vorwort in der Gutenberg-Ausgabe sind die Theaterstücke nicht sehr besonders, anders ihre wenigen Bücher, da sie in diesen den Beschränkungen (damit meine ich jetzt thematisch und inhaltlich, nicht räumlich oder technisch) der Bühne nicht ausgeliefert war.

Das Buch wurd geschrieben als Jane Austen 16 Jahre alt war, und somit 20 Jahre bevor Austen ihr erstes Buch veröffentlicht hat.

Inhaltlich geht es ähnlich um die amourösen Verwicklungen von Töchtern aus hohem Haus, wobei vor allem die Hauptcharaktere sehr differenziert, also mit guten und schlechten Seiten dargestellt werden. Nach ca 2/3 des Buches springt es 17 Jahre in die Zukunft (von wegen happily ever after), und eine ähnliche Geschichte mit zusätzlichen Charakteren beginnt, wobei sich die Charaktere in der Zwischenzeit tw sehr verändert haben.

Sekundärliteratur habe ich so gut wie keine frei verfügbar im Netz gefunden. Manche sehen das Werk emanzipatorisch, weil es im ersten Teil die Geschlechterrollen in der Romantik teilweise verkehrt und weibliches Verhalten, dass bei Männern aber akzeptiert wäre, übermäßig streng geahndet wird. Das Werk endet auch mit einem Aufruf, dass auch Töchter eine "proper education" brauchen, was zumindest ich aus dem Buch nicht als Moral erkennen hätte können.
Am Anfang hat das Buch Ausführungen, wer katholisch und wer protestantisch ist, in weiterer Folge hat das mit einiger einzigen Ausnahme überhaupt keinen Einfluss auf die Handlung.

Resümee: Mir hat es gefallen.

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Philip K. Dick - The Man in the High Castle

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Philip K. Dick - The Man in the High Castle

In diesem Roman geht es um eine Welt, in der die Nazis den zweiten Weltkrieg gewonnen haben und es an der US-Westküste einen Marionettenstaat gibt, der von Japan kontrolliert wird, wo der Großteil der Handlung stattfindet.

Es gibt ein paar Handlungsstränge, die sich nur an wenigen Stellen kreuzen.
Eine mit einem Antiquitätenhändler, der um Respekt und Selbstachtung im Zusammenhang mit seinen reichen japanischen Kunden ringt, einen jüdisch-stämmigen Handwerker, der sich selbstädig macht, seine (Ex-)Frau und einen hochrangigen japanischen Funktionär.

Das Buch ist nicht wirklich abgeschlossen, und Dick wollte zwar eine Fortsetzung schreiben (und hat es vereinzelt auch versucht), es kam aber nie dazu. Einer der Gründe war laut ihm, dass es ihn mental überfordern würde, sich nochmal so sehr mit den Nazis zu beschäftigen.
Im Buch wird zwar, und eher nebenbei, erwähnt, dass die Nazis in Afrika und Asien weitere Holocausts veranstaltet haben, die Verbrechen der Nazis spielen aber sonst keine größere Rolle. Lediglich einer der Charaktere soll einmal in den Ostküsten-Nazistaat abgeschoben werden, wo man ihn aus rassistsichen Gründen ermorden würde.

Das alltägliche Leben, so wie es im Buch beschrieben wurde, ist zwar von rassistischer Segregation und Rassismus geprägt. Doch das Buch wurde 1962 geschrieben, der Civil Rights Act of 1964 ist, wie der Name sagt, erst 2 Jahre später gekommen. Ich bin jetzt beileibe kein Spezialist für die Sozialgeschichte der USA in den 1950ern und 1960ern, und es wird im Buch schon etwas schlimmer sein.

Mehrere der Buchfiguren sind geradezu abhängig von den Weissagungen nach dem I Ching. Das Buch gibt es wirklich, es ist ein chinesischer Klassiker, wo man würfelt oder Stäbchen wirft und basierend daraus entsprechende Weissagungen kommen. Auch sonst spielt recht viel Aberglaube eine große Rolle, und zwar soweit ich das identifizieren kann, chinesischer Aberglaube. Ob das Absicht ist oder Dick einfach in den 1960ern wenig Recherchemöglichkeiten für derartige Themen zu Verfügung standen, weiß ich nicht.

Es bleibt eigentlich relativ wenig typisch Nazi-Deutsches über. Sicherlich, es werden SS und Gestapo udgl erwähnt und ein paar Verbrechen der Nazis werden erwähnt, aber wenn sich aus anderen Gründen als dem 2 Weltkrieg die asiatische Kultur in der Westküste durchgesetzt hätte und es irgendwo anders in der Welt ein Regime gebe mit internen Streitereien und Weltherrschaftsanspruch (Sowjetrussland drängt sich auf), hätte das Buch auch nicht viel anders verlaufen können.
Man muss anerkennen, dass Dick sicherlich sehr viel in Recherche investiert hat, Übersetzungen des I Ching, "Thronfolge" nach Hitler usw was bevor es Internet und Wikipedia und freien Austausch mit Asien gab, sicherlich nicht sehr leicht war.

Ich habe schon ein paar Sachen von Dick gelesen, aber größteinteils Kurzgeschichten (zB Minority Report). Auch dort gib es es immer wieder eine eher mystische Weltsicht und überwiegend kaputte Charaktere.

Zur gleichnamigen Serie von Amazon, die zumindest ein paar Elemente und Figuren des Buchs übernimmt, siehe hier.

Mich persönlich hat dieses Buch aber eher unterwältigt.

Juli
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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

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Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher und Das Labyrinth der träumenden Bücher

Wer die Moers Bücher rund um die Zamonien-Welt kennt, der wird findet mit "Die Stadt der träumenden Bücher" sein wahrscheinlich bestes Werk. Es ist düsterer als das fröhliche "Die 13 1/2 Leben des Kpt. Blaubär", aber nicht so brutal wie "Rumo". Mir hat es sehr gut gefallen. Die Geschichte fesselt von der ersten Minute an. Die Charaktere sind alle perfekt beschrieben und die Illustrationen mal wieder großartig. Das Buch bietet eine tolle Mischung aus Fantasy, Comedy und Action und ist zu einem meiner absoluten Lieblingswerke geworden.

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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

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Emily Brontë - Wuthering Heights (dt. Sturmhöhe)
"A classic is, what everbody wants to have read, and nobody wants to read" Mark Twain Dieses Zitat hat selten so gut gepasst wie hier. Ich musste mich echt zwingen dieses Buch fertig zu lesen, so wenig hat es mir gefallen.

Zunächst eine Warnung: Bei diesem Review werde ich wesentlich größere Teile der Handlung und des Endes vorwegnehmen als sonst.

Dann ein paar Vorbemerkungen:
Es ist Emily B. einziger Roman. Jane Eyre ist von ihrer Schwester Charlotte B. Es gab noch eine dritte Schwester namens Anne, von der ist zB Agnes Grey.
Das Buch spielt um 1800 herum und wurde Mitte der 1840er geschrieben. Damals konnten Frauen nicht erben, sondern es erbte statt ihr der Ehemann oder der nächste männliche Verwandte.

Zur Handlung:
Ein Mitglied der landed gentry bringt eines Tages ein Findelkind mit (woher bzw wieso bleibt unklar). Er bekommt den Namen Heathcliff und ist zunächst ein kleiner Wildfang. Er verliebt sich dann in die Tochter des Hauses und vice versa aber aus einer Vielzahl an Gründen wird nichts draus und er geht in die Fremde.
Eines Tages kommt er zurück, hat sich sehr zum Schlechteren verändert, und macht sich über den Verlauf von einem guten Dutzend Jahren daran, sich an allen zu rächen, insbesondere in dem er das Familienvermögen an sich bringt, und zwar durch Lüge, Intrige, Gewalt (ua Entführung) und Korruption (insbesondere besticht er einen Anwalt, so dass ein Testament nicht mehr geändert werden kann). Wofür er sich genau rächt ist unklar. Die wenigsten Charaktere in dem Buch werden älter als 40, die meisten sterben relativ jung an nicht näher beschriebenen Krankheiten, was damals aber nicht so ungewöhnlich war. Auch als seine Geliebte relativ rasch wahnsinnig wird und dann stirbt, ändert das wenig an seinem Ziel. Nach ca der Hälfte des Buchs sind mit Ausnahme von ihm und einigen Dienstboten alle tot, die am Anfang irgendeine Rolle gespielt haben, das heißt es ist gar niemand mehr am Leben, an dem er sich - wofür auch immer - rächen könnte. Das hält ihn aber von nichts ab, seine Bosheiten gegen die Nachfahren und sonstigen Hinterbliebenen fortzusetzen. Am Schluss sind dann bis auf die Tochter seiner Geliebten und deren Neffen (also genau die Leute, deren Erbschaft er an sich gerissen hat) alle tot, er hat sein Ziel erreicht (zumindest gehört ihm jetzt alles, und die beiden müssen unterdrückt und entwürdigt in titelgebenden Haus wohnen und sonst lebt ja niemand mehr), da wird er über Nacht plötzlich milde (oder wahnsinnig) und stirbt ein paar Tage später. Die beiden letzten Überlebenden, die zwischenzeitig zueinander gefunden haben (Hochzeiten unter Cousinen waren damals normal), können jetzt in Frieden weiterleben.

Es ist zwar klar, wer der Böse ist, aber er ist nicht der einzige, auch die meisten anderen Figuren haben sehr deutliche Charakterschwächen, die zumindest in der Konsequenz der Ausführung H. nicht einmal nahe kommen. Stellenweise musste ich auch an Biedermann und die Brandstifter denken: Obwohl spätestens nach einem Drittel des Buches jedem klar sein muss, dass H. nichts Gutes im Schilde führte, lässt man ihn immer gewähren, oder noch schlimmer, fällt wieder und wieder auf seine Lügen und Intrigen hinein.
Nur eine Figur kann sich je aus eigenem Antrieb aus seiner Einflusssphäre retten, nämlich seine geprügelte Ehefrau (die er auch nur zwecks Aneignung des Familienvermögens geheiratet hat). Sie stirbt aber einige Jahre später und sein einziger Sohn kommt wieder zu ihm zurück und wird ein wichtiges Instrument seiner finsteren Pläne. Der Sohn wird zwar auch als kränklich und schwächlich (sowie charakterschwach) beschrieben, aber vielleicht hätte auch er länger gelebt wenn er nicht in einer hasserfüllten Atmosphäre hätte leben müssen, wo er permanent verbalen und körperlichen Misshandlungen seines Vaters ausgesetzt gewesen wäre. Der Tod seines einzigen Kindes geht H. gar nicht nahe.

Ich habe jetzt einige Zeit die Sekundärliteratur im Internetz dazu gelesen. Interpretationen gibt es, dass H. die Naturgewalten sein soll (vgl Moby Dick) oder ein Dämon (es gibt auch ein paar kurze Geisterscheinungen im Buch, es ist sozusagen am Rande der Gothic Literature).
Tortzdem ich kann nicht nachvollziehen, wieso man die Figur als Anti-Held oder Byronic Hero bezeichnet - das sind ambivalente Figuren, aber H. ist der Böse: Ab dem Zeitpunkt, wo er zurückkommt und sein "Werk" beginnt, ist er ein empathieloser Psychopath, der seine Schutzbefohlenen (Frauen, Kinder, Kranke, Tiere) sadistisch quält, fast ein halbes Dutzend Leute konsequent in den Tod treibt (bei Hindley könnte man es auch so verstehen, dass er ihn aktiv ermordet hat, wobei man hier dazu sagen muss, das ist die einzige Person im Buch, die ihm böswillig geschadet hat), um sich das Vermögen von 2 Familien brutal anzueignen (dabei ist er eh schon reich und lässt das titelgebende Haus trotzdem verkommen), und dass nur weil seine schon längst verstorbene Jugendliebe sich für einen anderen entschieden hat.
Auch mit der marxistischen Kritik dazu kann ich nichts anfangen: H. ist die unterdrückte Arbeiterklasse, die (brutaler als der Kapitalismus) zurückschlägt. Wer das als Rechtfertigung sieht, für den ist wohl noch der Stalinismus zu human.
edit: Es gibt Verfilmungen, da kommt er wahrscheinlich deutlich besser weg, und die prägen die öffentliche Wahrnehmung.

"The action is laid in hell, – only it seems places and people have English names there."

tldr & Resümee: Mir hat's nicht gefallen. Die literaturhistorische Relevanz kann ich verstehen, allerdings nicht wieso die rein böse Hauptfigur als ambivalent oder gar positiv rezipiert wird.

Nena36
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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

Post by Nena36 »

Habe letzte Woche "Hummeldumm" von Tommy Jaud zu Ende gelesen und fand das super. Empfehle ich jedem, der auf der Suche nach einem unterhaltsamen Buch ist und gut lachen will. Der Autor haucht den Charakteren sehr viel Leben ein!
:n3:

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dejost
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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

Post by dejost »

Philip K. Dick - Flow My Tears, the Policeman Said

Ich geb's ja zu, das Buch habe ich wegen des Titels gelesen. Natürlich auch wegen des Autors, PKD.

In dem Buch wacht ein genmanipulierter Promi eines Tages auf und existiert nicht mehr, in der Form dass ihn niemand kennt und dass es keine Unterlagen über seine Geburt usw gibt.
Blöderweise lebt er in einem Polizeistaat, wo das nachteilig sein kann.

In Folge erlebt er dann einige, stellenweise ans Surreale gemahnende Episoden, parallel folgt das Buch auch vergleichbaren Erlebnissen eines ranghohen Polizisten.
Stellenweise führen die Charaktere auch ganz grundsätzliche Gespräche (zB über die Liebe zu Haustieren), die gelegentlich wenig Bezug zur sonstigen Handlung aufweisen.
Die Dystopie, in der das alles stattfindet, und auch andere Elemente (zB die Genmanipulation) wird (so wie auch bei anderen Werken von PKD) nur sehr am Rande mitbeschrieben bzw nur beiläufig erwähnt.

Auch eher selten ist, dass das Buch einen Epilog hat, wo das gesamte restliche Leben der Charaktere kurz beschrieben wird.

Resümee: Ein relativ typisches PKD-Buch, aber für mich persönlich nicht mein Lieblingswerk von ihm.

harald
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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

Post by harald »

Physik der Superhelden Gebundene Ausgabe – 1. Oktober 2009 - von James Kakalios

Wie erklärt man Physik jemandem, der mit den üblichen Beispielanordnungen im Physikunterricht nicht viel anfangen kann und auch nicht wirklich mit höherer Mathematik zurecht kommt. Genau, mit Superhelden.

Der Autor zeigt, dass einige Superheldeneigenschaften die Regeln der Physik einhalten und einige Fähigkeiten der Superhelden niemals so funktionieren würden. Dabei lernt man nebenbei Physik, ohne die Grundrechenarten allzu oft zu verlassen. Dabei nutzt er bildliche Vergleiche, die zwar sehr stark vereinfachen, aber dem Nicht-Physiker eine gute Vorstellung verschaffen.

Leichte Lektüre zum Hineinschnuppern ins Feld der Physik mit genial einfachen Erklärungen zu Halbleitern, Transistoren, Quantenmechanik, etc.
--Harald
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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

Post by dejost »

Anthony Hope - The Prisoner of Zenda

Der Gefangen von Zenda ist eine Abenteuergeschichte, in der ein englischer Adeliger in eine Thronfolgeintrige im fiktiven, zentraleuropäischen Königreich Ruritania verwickelt wird.
Viel mehr kann ich zum Inhalt nicht sagen, ohne es zu spoilern. Die Story hat ein paar gute Ideen (und ein paar weniger gute), interessante Charaktere und sie ist größtenteils auch recht spannend.

Es gibt ein Prequel (The Heart of Princess Osra) und ein Sequel (Rupert von Hentzau).
Das Werk war so populär, dass es ein eigenes Genre, nämlich "Ruritanian Romance" begründet hat - Abenteuergeschichten in Verknüpfung mit Romanzen in fiktiven europäischen Fürstentümern, was mit dem Ende der Monarchien wieder aufgehört hat. Die im Wiki-Artikel genannten Werke sind mir auch alle kein Begriff, als Fortsetzung des Genres möchte ich aber erwähnen, dass es bei Marvel und DC auch diverse solcher Staaten gibt voller Abenteuer und Thronfolgequerelen gibt (Latveria, Symkaria, Wundagor usw und mit ua Wakanda und Atlantis auch außerhalb Europas).

Anthony Hope hat zwar einige Bücher mehr geschrieben, aber keines konnte was Bekanntheitsgrad, Erfolg oder positive Kritiken anbelangt, mit diesem mithalten. Er ist sozusagen ein One-Hit-Wonder der Abenteuerliteratur.

Stellenweise war ich an Edgar Rice Burroughs erinnert, was die Superkräfte von englischen Adeligen anbelangt, aber in weitaus geringerem Ausmaß.

Das Buch ist schon seit einiger Zeit in der Public Domain, kann also zB bei Projekt Gutenberg kostenfrei runtergeladen werden. (Eine deutsche Übersetzung haben sie derzeit nicht.)

Resümee: Mir hat's gefallen, fällt aber eher in die Sparte Jugendliteratur

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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

Post by dejost »

Anthony Hope - Rupert von Hentzau

Dieses Werk ist die Fortsetzung zum zuletzt rezensierten Gefangenen von Zenda.
Das Buch hat Probleme, die für Fortsetzungen typisch sind - man will halt einfach nochmal die selbe Erfolgsformel zum selben Erfolg führen, aber das gelingt nicht ganz. Hier ist die ganze Rahmenhandlung noch konstruierter, um nicht zu sagen erzwungener als im ersten Teil.
Es treten im Wesentlichen die selben Charaktere auf, es gibt nur eine Handvoll neue mit größerer Rolle. Zahlreiche der Wendungen sind durchaus spannend und unvorhersehbar, viel mehr kann ich an dem Buch nicht beschreiben, ohne wichtige Handlungsteile vorwegzunehmen.

Laut Wikipedia hat er die Fortsetzung ein Jahr nach Teil 1 geschrieben, er hat also wohl nicht bloß wegen des kommerziellen Erfolgs noch einen Teil drangehängt.

Ein Caveat sei erlaubt, wer mit dem Ende von Teil 1 unzufrieden war wird mit dem Ende von Teil 2 ziemlich sicher noch unzufriedener sein.

Resümee: Deutlich schwächer als Teil 1.

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Philip K. Dick - Do Androids dream of electric sheep? - eine Besprechung

Post by dejost »

Philip K. Dick - Do Androids dream of electric sheep?

Einer der bekanntesten PKD-Klassiker, mit einem für PKD typischen Titel und auch sonst sind die Parallelen zu seinen anderen Werken erkennbar:
Eher kaputte Charaktere mit kaputten Ehen, ein wenig Metaphysik, alles spielt nach einem apokalyptischen Weltkrieg und die ganze Geschichte ist eher pessimistisch und wenig erbaulich.

Das Buch ist die Inspiration für Blade Runner (eine Art Besprechung von mir hier) gewesen, PKD-Verfilmungen haben es so an sich, dass sie mit dem Original meistens nur grundlegende Ideen und Konzepte und ein paar Charaktere gemein haben.

Zurück zum Buch:
In einer trostlosen Zukunft auf einer verseuchten Erde lebt der Hauptcharakter, ein Polizist/Kopfgeldjäger, dessen Job es ist, aus den Mars-Kolonien entflohene Androiden zu identifizieren (weil sie beinahe ununterscheidbar von Menschen sind) und zu "pensionieren" (retire im englischen Original, ein Euphemisus, aber man muss ich auch nicht fragen, ob es töten oder zerstören heißen soll).
Deckard, so heißt, wird primär von dem - ins Ungesunde übersteigerten - Bedürfnis angetrieben, sich ein echtes Tier zu kaufen. Er hat nämlich nur ein künstliches (also elektrisches, aber trotzdem täuschend echtes) Schaf, aufgrund der weltkriegerischen Apokalypse sind echte Tiere so gut wie ausgestorben und daher äußerst teuer.

Androiden indentifiziert er, indem er einen lügendetektor-ähnlichen Empathie-Test mit ihnen durchführt. Die Androiden, auch das neueste Modell, können soweit bekannt Empathie nur vortäuschen, empfinden aber keine. Außerdem gibt es noch eine Art technologiegestützte "Hive Mind"-Religion, die auch sehr empathisch ist, an der die Androiden auch nicht teilhaben können.

Achtung, in den nächsten Zeilen werde ich die weitere Handlug und vor allem das Ende des Buchs besprechen, also nicht weiterlesen, wenn man keine Spoiler mag.

Deckard hat eine geringe Arbeitsmotivation, die eigentlich nur sein Begehren ist, sich ein echtes Tier kaufen zu können. Das neue Androidenmodell ist noch "echter", und Deckard zweifelt an der moralischen Richtigkeit seines Tuns, die nicht explizit gestellte, abstrakte Frage lautet eben, wo hört der Mensch auf und wo fängt der Nicht-Mensch an. Er fängt auch eine Art Beziehung mit einer Androidin an und trifft einen anderen Kopfgeldjäger, der seinerseits sehr empathiearm ist. Letztlich aber stellen sich die Androiden - und zwar im Wesentlichen eh alle - als mitleidslose Soziopathen, oder weniger literarisch ausgedrückt ziemliche Arschlöcher heraus. Es wird auch angedeutet, dass sie vielleicht am Mars auch ein Massaker veranstaltet haben. Ein Fernsehpersönlichkeit, die sich auch als Androide entpuppt, versucht auch noch, die erwähnte Empathie-Religion zu untergraben und die Androidin, die sich mit Deckard eingelassen hat, hat dies aus Kalkül auch mit anderen Kopfgeldjägern gemacht. Dazu kann man überlegen, ob PKD noch einen konzertierteren Angriff aller Androiden auf das Menschsein (oder Empathie) als solches einbauen wollte, es dann aber nicht zu Ende geführt hat.
Wie dem auch sei, (nur) durch eine Vision kann er alle entflohenen Androiden pensionieren, aber seine Sinnkrise bleibt ungelöst, was sich ganz am Ende dadurch zeigt, dass er eine lebende Kröte in der Wildnis zu finden glaubt, aber rasch erkennen muss, dass auch sie nur ein Android ist.
Auch etwas offen bleibt, ob das neue Androidenmodell nicht doch irgendwie emotionaler ist, denn die Androidin, mit der er sich eingelassen hat, tötet gegen Ende auch noch die Ziege, die er sich endlich kaufen konnte. (Sie ist nicht entflohen, deswegen muss/darf er sie nicht pensionieren, aber eine andere, die genauso aussieht wie sie.) Zu dem Zeitpunkt, wo sie das tut, kann das einzige Motiv Rache sein - oder eben doch nur um künftige Kopfgeldjägertätigkeiten zu erschweren.

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Eleonore
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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

Post by Eleonore »

Ich habe zuletzt "Wie wir begehren" von Carolin Emcke gelesen. Ich war sehr überrascht von der prosaischen Leichtigkeit ihres Schreibstils. Hatte von einer Philosophin eigentlich eine kompliziertere bzw. sperrigere Schreibe erwartet. Inhaltlich fand ich ihre Ausführungen, die eher einer langsamen und teilweise abschweifenden Annäherung an die Kernfrage gleich kommen, hochinteressant. Texte wie dieser, welcher sich fragend, tastend, vermutend an ein Thema annähern, anstatt dogmatisch direkt irgendeine These zu behaupten, finde ich oftmals spannender und klüger. In ihrer humanitären und einfühlsamen Gesinnung erinnerte mich die Autorin stellenweise an Erich Fromm, welchen ich sehr schätze. Ich werde aber noch weitere Texte von ihr lesen müssen, um mir ein genaueres Bild zu machen. Ich glaube, als nächstes widme ich mich "Gegen den Hass", glaube ich. Ich will auch mal schauen, ob ich ihre Dissertation irgendwo bekommen kann.

LG,
Eleonore

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dejost
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Große Erwartungen an "Great Expectations"

Post by dejost »

Great Expectations - Charles Dickens

"Große Erwartungen" ist eine der Dickens'schen Klassiker.

Es geht um einen Waisenjungen (der Ich-Erzähler), der am Land (mit angeschlossenem Moor) bei seiner kaltherzigen Schwester und deren gutmütigen Mann aufwächst, und am Weg ist, ein Schmied wie eben sein Schwager zu werden. Dann aber tritt ein - zunächst anonymer - Gönner in sein Leben, der ihm mit Volljährigkeit eine große Summe Geld verspricht und bis dahin seine Ausbildung in London finanziert.

Das Buch wurde als Fortsetzungsgeschichte geschrieben, ist in einige Teile klar strukturiert und erstreckt sich über fast 30Jahre, deswegen hat es 59 Kapitel, und teilweise eine sehr episodenhafte Struktur und einige Längen.

Es ist ein Bildungsroman, hat darüber hinaus mehrere komische Elemente und Figuren, ein bisschen Crime und spielt stellenweise in einer "Gothic-" Atmosphäre.
Es geht sehr viel um Klasse und Reichtum, welche Quellen von Reichtums sozial akzeptiert sind und welche nicht.

Man kann sehr lange und sehr viel über dieses Buch schreiben, und das haben andere auch schon getan. Wem es nicht zu lang (immerhin nicht einmal halb so lang wie Krieg & Frieden) ist, der sollte es lesen.

Resüme: Ein lesenswerter, aber langer Klassiker.

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dejost
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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

Post by dejost »

Bartleby, the Scrivener - Herman Melville
"I would prefer not to"

In der kurzen Novelle berichtet der Ich-Erzähler, ein Jurist in der Mitte des 19. Jahrhunderts in New York (also etwa Zeit und Ort der Entstehung der Geschichte), über den titelgebenden Schreibgehilfen in seiner Kanzlei.
Viel mehr kann ich über den Inhalt nicht sagen, um ihn nicht vorwegzunehmen.

Wie auch bei Moby Dick (und vermutlich den anderen Werken Melvilles, die ich aber noch nicht gelesen habe) bieten sich zahlreiche Interpretationen an, Bartleby als die personifizierte Depression bzw künstlerische Schaffenskrise (kann ich nachvollziehen), als Symbol für die Umwälzungen in Ethik und Gesellschaft in der Zeit (fehlt mir das historische Hintergrundwissen) oder als Dämon bzw Reflexion des Erzählers.

Insbesondere anfänglich hat das Werk auch satirisch gewirkt, soweit ich das mit einer kurzen Internetrecherche beurteilen kann, handelt es sich dabei aber nicht um eine gängige Interpretation.
Es werden auch Vorgriffe auf Kafka darin erblickt.

Mich selbst hat das Werk sehr an Biedermann und die Brandstifter von Max Frisch erinnert, weil es bei beiden auch um die selbstgefällige Rechtfertigung für die spießbürgerliche Tolerierung des Untolerierbaren geht, und, wie ich erst jetzt bei der Recherche erfahren habe, hat Frisch selbst die Brandstifter in seinem Stück wie folgt beschrieben: "Ich meine, die beiden gehören in die Familie der Dämonen. Sie sind geboren aus Gottlieb Biedermann selbst: aus seiner Angst, die sich ergibt aus seiner Unwahrhaftigkeit."(Anm: Meine Kurzrecherche hat jetzt nichts ergeben, dass Frisch bzw sein Werk einen Bezug haben).

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jellyfish
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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

Post by jellyfish »

Auf dass uns vergeben werde - von A. M. Homes:
Ich lese sonst recht gerne Krimis, Thriller, Psychothriller etc. und dieses Buch ar mal was ganz anderes aber es hat mich total gefesselt. Es geht um einen von zwei Brüdern, der - nachdem der andere in einem Wutanfall seine Familie fast zerstört- die Scherben wieder aufsammelt und versucht, sich und der Familie ein möglichst normales Leben zu ermöglichen, dabei muss er sehr schräge und skurrile Hindernisse überwinden. Fand es super gut geschrieben, vielleicht gefällt es hier noch jemandem:)
"Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt" Die Verwandlung; Franz Kafka

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Re: Was wir lasen und wie wir es fanden

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Fabian Lenk - Die Zeitdetektive (Band 15): Kleopatra und der Biss der Kobra

Die Zeitdetektive sind eine Buchserie des Autors mit (derzeit) 42 Folgen. Die 3 Jugendlichen und eine Katze reisen in verschiedene historische Epochen und lösen dort (Kriminal-)Fälle um berühmte Figuren, hier eben Kleopatra.

Vermutlich gibt es eine Originstory, aber in diesem Buch reisen sie mehr oder minder einfach so aus Neugier in die Zeit von Kleopatra VII. Philopator.

Die historische Welt ist sehr gut und sehr plausibel, ich vermute auch relativ historisch korrekt.

Der Verlauf der Geschichte, die Irrungen und Wendungen sind - wenngleich oft sehr glücklich - nicht unrealistisch.

Das ganze ist etwas weichgespült, aber nicht sehr - dass Kleopatra zuerst C. Iulius Cäsar und dann M. Antonius verführt hat, beide tot sind und sie von beiden in Summe 4 Kinder hat, wird in einem Satz erwähnt, auch die anderen Intrigen und Kabale sind wo erforderlich kurz erklärt. Und andere Tote und beinahe Tote gibt es auch, also fast schon etwas arg für ein Kinderbuch, aber anders wäre halt historisch ganz daneben.

Das Buch hat auch einen historischen Teil und ein Glossar mit Erklärungen, erfüllt also durchaus auch eine Bildungsauftrag.

Mit 150, groß bedruckten aber kleinen Seiten ist es ein sehr kurzes Buch, aber es gibt ja (derzeit) noch 40 weitere, die man in der städtischen Bücherei borgen kann.


Das einzige was ich kritisieren möchte, ist dass des Kriminalfalls Lösung dann auch als die historische korrekte Auflösung dargestellt wird, es handelt sich aber soweit ich das überblicke um eine Mindermeinung (bzw genauer gesagt um eine Schlussfolgerung, die zwar plausibel ist, aber historisch nach herrschender Meinung unzureichend belegt).

Resümee: Kinderabenteuer mit Todesfällen, welches den selbst erteilten Bildungsauftrag ernst nimmt.

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