Fahrradfahren (in Wien)

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Fahrradfahren (in Wien)

Post by dejost »

Fahrradfahren in Wien ist ja so etwas wie erweiterter Selbstmord.

Während man beim Suizid auf Raten (zB durch schweren Substanzmissbrauch) eine Tätigkeit wiederholt setzt, die sicher den Tod bringt, nur der Zeitpunkt ist unklar (und weit in der Zukunft), ist erweiterter Selbstmord das Setzen einer Tätigkeit, die jedesmal mit einer vergleichsweise hohen Wahrscheinlichkeit den Tod bringen kann aber nicht muss. ZB Russisches Roulette, ohne Sicherung in großen Höhen schwere Arbeiten ausführen oder eben Fahrradfahren in Wien.

Ein besonders illustres und von mir (mehrfach!) erlebtes Beispiel findet sich hierim Wr. Linien Thread.

Ich möchte hier noch mal erwähnen, dass ich mit dem Rad in der Stadt nie besonders schnell fahre und auch immer vorsichtig und im Einklang mit der StVO fahre, so dass ich andere StraßennutzerInnen weder überrasche noch gefährde.

Natürlich gibt's auch Radfahrer, die in Ignoranz von Rücksicht und StVO fahren wie die letzten gesengten Säue, die damit nicht nur sich sondern auch andere gefährden und zu recht oft kritisiert werden, aber eben damit das Gros der normalen RadfahrerInnen (wie mich) in Verruf bringen.

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Manchmal hat man auch den Eindruck, es wollen einen die Leute umbringen, die Fahrradwege planen.

ZB gibt's eine Stelle auf der sogenannten Zweierlinie, wo der Fahrradweg auf der einen Seite direkt auf die Straße mündet und auf der anderen Straßenseite weitergeht.
Allerdings genau in der Mitte zwischen 2 Ampeln und die Zweierlinie ist min 4 spurig und geht in beide Richtungen. Die Chancen an dieser Stelle außerhalb der Nachtstunden die Fahrbahn lebend zu überqueren, ohne sich den Unmut der Autofahrenden zuzuziehen, ist wesentlich schlechter als beim russischen Roulette.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ist der Fahrradweg wahrscheinlich nicht so geplant, es ist eher ein Fehler in der Markierung des Weges oder es wurden Pfeile oder ein Schild vergessen, aber eben deswegen ist es gefährlich.

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Post by dejost »

Auch sonst muss man sich oft fragen, was (oder ob?) sich FahrradwegplanerInnen denken.

ZB will ich gar nicht wissen, wie oft am Ring RadfahrerInnen mit TouristInnen zusammenstoßen, weil der Fahrradweg halt zickzack geht und dauernd die Fußgängerwege kreuzt. An einer Stelle muss man dabei auch noch einem Baum der mitten am Radweg wächst (der Weg teilt sich um den Baum herum) ausweichen - idealer Platz um auf der anderen Seite des Baumes einen Touristen niederzuführen.

Gibt's nicht sowas wie eine Wegehalterhaftung?

Und in der Nähe des Volkstheaters gibt's einen Radweg, da fährt man ca direkt auf den Ziegeln, die den Randstein begrenzen. Aber alle paar Meter verschmälert sich der Weg, weil da muss man ausweichen, um nicht gegen die Laternen zu fahren. Schmale Lenker sind hier empfehlenswert.

Übrigens hat die Stadt eine Radroutenplanung. Das ist zwar ein super Service, als ich sie vor einiger Zeit ausprobiert habe, hat mich das Teil ohne mit der Wimper zu zucken gegen eine Einbahn geschickt, ohne mir das zu sagen und ohne dass es dort einen Radweg gegeben hätte. Ich hoffe, diese Kinderkrankheiten wurden ausgebessert.

Zu Radwegen, wo man gegen die Einbahn hinter den schräg Parkern in ohnehin schon schmalen Gassen fährt, will ich jetzt gar nichts sagen.

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Post by dejost »

So, und jetzt etwas, was auch in den EM 08 Thread passt, aber eben auch fahrradspezifisch ist:

Ich bin heute zweimal die Fanzone entlang gefahren, weil ich von daheim zur Oper musste und retour musste, und der J Wagen ja kurz geführt wird und man ja bekanntlich gerade am Wochenende mit dem Rad wesentlich schneller unterwegs ist.

Also fahre ich, das erste Mal am Vormittag, das andere Mal am Nachmittag, die Fanzone entlang. Da war ja so was von Nichts los. Es spielt uralte Udo Jürgens Hadern und unlustige Palfrader Witze (die man auch weithin hört). Am lautesten war die Lärmbelästigung beim Rathaus. Obwohl ich nicht in der "Hauptblasrichtung" der Lautsprecher und eben überhaupt nicht in der Fanzone war, hätte ich mir am liebsten die Ohren zugehalten - wenn ich nicht den Lenker halten musste.
Kein Wunder, dass die erst einmal voll war und die Wirt'n erstens jammern und zweitens zusperren.

Aber jetzt zum Radspezifischen:
Nämlich haben sie (wer immer auch "sie" in diesem kontext sind) sich anscheinde was zu Auto und Öffis überlegt, die Fahrräder wurden aber mal wieder ausgespart.
Damit meine ich jetzt gar nicht, dass Richtung Oper (ungebrauchte) Teile der Absperrung am Radweg gelagert werden - auf der Fahrbahn ist ja kein Platz, da fahren an dieser Stelle schon die Autos und die Teile sind auch halbwegs sichtbar.

Mehr wundert mich, dass Radwege teilweises einfach frontal in Sackgasse in Form der blickdichten Wände der Fanzone führen, dass es weder Hinweise noch Umleitungen gibt.
Zugegeben, mir als Wiener ist das herzlich egal, aber wenn ich mit dem Fahrrad die Fanzone queren hätte wollen, hätte ich wohl einige Zeit gebraucht, bis ich rausgefunden hätte, wo man denn nun wirklich - mit Rad - durch kann. (Obwohl ich die Fanzone wie gesagt zweimal fast die ganze Länge entlang gefahren bin, wüßte ich auch nicht sicher, ob man überhaupt irgendwo mit dem Fahrrad in den ersten Bezirk kommen kann, ohne ganz außen herum zu fahren).
Achja, Fahrradständer für Fanzonen- BesucherInnen habe ich auch keine gesehen (allerdings auch nicht gesucht).
Das mag jetzt für die Einheimischen alles wenig spannend sein, wer nicht in die Fanzone will wird sich tunlichst davon fernhalten, aber sind nicht die City- Bikes irgendwie schon auch ein bissi für die TouristInnen gedacht?
Übrigens werden von denen zwar 3 Stationen gesperrt, aber eine nahe dem Haupt- Eingang zu machen hat auch keineR bedacht... (falls es einen Haupteingang gibt, was ich nicht sicher weiß).

harald
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Post by harald »

Besoffene auf City Bikes? Ist gut so, dass es keine in der Nähe des Eingangs gibt!
--Harald
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harald wrote:Besoffene auf City Bikes? Ist gut so, dass es keine in der Nähe des Eingangs gibt!
Geh, bei den Preisen, kann sich doch keiner den Rausch leisten ;-)

Aber du hast recht, daran habe ich nicht gedacht.

Wobei man das natürlich auch so umgehen hätte können, dass man die Räder dort nur abgeben kann, und nicht abholen.
Oder dass eben die Security (wenn denen das Zuzutrauen ist) ein Auge drauf haben, dass Besoffene sich keine Räder ausborgen
Oder...

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Der Alchemist
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Am Stadtrand gibt's ja fahrradmäßig kaum Probleme. Aber einmal, irgendwann während meiner Mittelschul-Oberstufenzeit, hat mich ein Bekannter zu einer Radtour quer durch die Stadt überredet. Um's kurz zu machen, dieses eine Mal hat mir gereicht.

Und auch jetzt, 12-15 Jahre später, erscheint mir das Innere Wiens nachwievor für Fahrradverkehr leider ungeeignet.
Gnothi seauton. Kai genoio, hoios essi.

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Im heutigen Kurier schreibt Uwe Mauch etwas zu Fahrradfahren in Wien, was ich der geneigten LeserInnenschaft nicht vorenthalten möchte:
Das Fahrrad galt vor dem ersten großen Bike-Boom als Arme-
Leute-Fahrzeug. Und auf arme Leute konnten/wollten Autofahrer keine Rücksicht nehmen. Radfahrer wurden nicht nur amGürtel (Radwege
gab es damals kaum) als Störfaktor betrachtet.
Übrigens ist Wien das Bundesland, wo die wenigsten Alltags- Wege mit dem Rad zurückgelegt werden.
Ob das jetzt gegen Radfahren in Wien oder für die Wiener Linien spricht, sie dahingestellt.

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Der Standard greift das Thema auf.
Die Frage, wie viele Wiener sich regelmäßig aufs Rad schwingen, ist laut Radwegplaner Thomas Berger schwer zu beantworten. "Wir kommen pro Jahr an den acht Zählstellen auf rund drei Millionen Fahrten. Wie viele Menschen das sind, wissen wir aber nicht genau", sagt der Verkehrsexperte der MA 18 (Stadtplanung). Fix sei aber, dass in der Hauptstadt inzwischen 5,5 Prozent aller Wege auf zwei unmotorisierten Rädern zurückgelegt würden - Tendenz steigend.
Denn das tägliche Wadeltraining an der frischen Luft ist im Stadtgebiet nicht ganz ungefährlich - in den letzten Wochen endete eine ganze Reihe von Unfällen, bei denen sich Lkws und Zweiräder in die Quere kamen, für die beteiligten Radfahrer tödlich
So wünschen sich die Wiener Grünen mehr Engagement vonseiten der Stadt in Sachen sicheres Radwegnetz, während die ÖVP vor allem die Radfahrer selbst in die Pflicht nehmen will -etwa mittels Warnwesten.
Radfahren mit Warnweste? Naja, ich zweifle mal, dass das viel hilft, da es in Wien ja doch überall Straßenbeleuchtung gibt. Sonst ist die Idee jetzt nicht ganz abwegig, aber das mit der Warnweste ist schon sehr unpraktisch - wohin damit? Und wer soll's kontrollieren? Die Polizei? Die wird das sicher so gerne machen wie das Hupverbot oder bei Rot- über- die Ampel- gehen.
"Es ist nach wie vor so, dass ein Großteil der Experten, die in den Verkehrsgremien sitzen, selbst nicht Rad fahren. Das wirkt sich natürlich auch auf die Planung aus."
so Alec Hager von der IG Fahrrad.

Naja, geredet wird, aber irgendwie misse ich noch die Strategie oder den konkreten Ausblick auf Änderung.
Einzig die Wirtschaftskrise trägt zum Radverkehr bei.

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Der Standard bleibt auch weiter dran.
Das ändert aber nichts am Umstand, dass in Wien das Thema Radeln tendenziell noch immer diskutiert wird, als müssten Radfahrer froh sein, dass sie überhaupt am Verkehr teilnehmen dürfen. Obwohl es zuletzt einige Unfälle gab, bei denen Radfahrer von Autos über den Haufen gefahren wurden, ohne dass die Radler eine Verkehrsregel missachtet hätten, sind Politiker und Verkehrsexperten sofort mit guten Tipps für sicheres Radfahren zur Stelle. Warum fordert nach einem solchen Unfall kaum jemand mehr Rücksicht von Kfz-Lenkern?

Natürlich gibt es auch Radfahrer, die sich nicht um die Sicherheit anderer scheren. Doch keinem anderen Verkehrsteilnehmer wird ein Vergehen so übelgenommen.
In regelmäßigen Abständen liefern Stadtpolitiker neue Vorschläge für Verhaltensregeln. Für Lkw-Fahrer oder Taxilenker denkt sich nie jemand einen Benimmkodex aus. Da reicht die herkömmliche Verkehrsordnung offenbar aus -, obwohl diese Straßenbenützer anderen schneller gefährlich werden können als Radfahrer.
Insbesondere den Punkt möchte ich herausstreichen, dass FahrradfahrerInnen die meist geschmähten VerkehrteilnehmerInnen sind.
Ok, TaxlerInnen und LKW- Fahrende sind meist auch nicht so beliebt, aber für die gibt es in der Tat nicht alle naselang einen neuen Sicherheitsvorschlag.

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Die Zahl der getöteten Radfahrer ist 2008 in Österreich um fast 70 Prozent angestiegen: von 37 im Jahr 2007 auf 62 im Vorjahr.
schreibt orf.at und der Teletext auch.
Die meisten tödlichen Unfälle sind auf Bundes- und Landesstraßen passiert. Und zwar vor allem dort, wo Radwege Straßen kreuzen und wo Radfahrer sich Straßen mit schnellfahrenden Autos teilen müssen, sagt der Radverkehrsexperten des Kuratoriums für Verkehrssicherheit, Klaus Robatsch.
Sonst sind die Gründe eher ungeklärt, der Anstieg an Radfahrenden, nicht zuletzt durch Spritpreise und Wirtschaftskrise bedingt, hat aber sicher großen Anteil.
laut VCÖ 1,6 Milliarden Radkilometer im Jahr 2007, im Jahr darauf schon 2 Milliarden Radkilometer. Das hätte aber nicht automatisch mehr Unfälle bedeuten müssen, meint Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ). In anderen Ländern werde viel mehr radgefahren, und die hätten eine geringe Zahl an Unfällen.
Offensichtlich sind die vielen Radfahrtoten auch ein Austriakum.
Die Hälfte der getöteten Radfahrer war über 60 Jahre alt. Und laut Innenministerium sind zwei Drittel der Getöteten durch eigene Fehler ums Leben gekommen.
Bures will jetzt mal erheben und dann sich was überlegen.

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Von Bures Überlegegungen (siehe voriger Post) habe ich noch nichts Neues gehört.

Dafür fand ich im heutigen Online- Standard eine nette Photo- Reportage zu Fahrradständern in Wien: http://derstandard.at/?id=1234508150680

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Immer noch habe ich nichts von Bures' weiter oben erwähnten Vorschlägen odgl gehört, aber ev sind sie auch an mir vorbeigegangen.

Nicht vorbei gingen jene Vorschläge aus Vorarlberg:

http://vorarlberg.orf.at/stories/359618/
Vorarlberg ist laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) das fahrradfreundlichste Bundesland. Das Land will das Radfahren weiter fördern und das Wegenetz mit neuer Strategie ausbauen.
Die Zeiten, in denen jede Gemeinde ihr Radwegenetz für sich plant, sollen bald vorbei sein. Das besagt die Radverkehrsstrategie, die Land und Gemeindeverband am Montag vorgestellt haben.
"Es geht uns um attraktive direkte Verbindungen und es geht um regionale Durchgängigkeit", so Reis. Es sei ganz wichtig, dass das Netz nicht irgendwo abreiße. Deshalb sollen die Routen auch durch die Gemeinden hindurchgehen. Ergänzt werden sie durch örtliche Radrouten.
Außerdem fördert man Fahrräder mit Hilfselektromotor.

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Eine extrem liebenswerte Aktion hat die dänische Polizei gestartet:

http://derstandard.at/?id=1240550640706
Die Beamten stoppen Radfahrer an einigen der meistfrequentiertesten Radrouten, umarmten sie und schenkten ihnen einen Gratishelm. Die Kampagne mit dem Motto "Verwende einen Fahrradhelm, weil wir lieben dich" läuft seit einer Woche und wurde mit einem Video im Internet gestartet.
Ein Teil sei in mehreren Kindergärten der Stadt verteilt worden. Dort habe man die Kinder gebeten, die Helme an Erwachsene weiterzuschenken, die ihnen am Herzen liegen und die bisher ohne Helm geradelt sind.

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Ein Leser schreibt an den Falter:
Autofahrspuren werden plötzlich schmäler in Wien, damit sich der Radstreifen noch irgendwie ausgeht (z.B. Universitätsstraße). Fahrradübergänge mit Blockmarkierung, die bei korrektem Verhalten die Kreuzung für Kfz während der Grünphase praktisch unpassierbar machen (z.B. Operngasse/Friedrichstraße). Oder neue, rote Radfahrstreifen, die aus dem Hinterhalt kommend, plötzlich, die Rechtsabbiegespur queren (z.B. Landesgerichtsstraße/Universitätsstraße).

Hier kann man sich nicht sicher fühlen! Hier kann man nicht guten Gewissens seine Kinder in den umweltfreundlichen Stadtverkehr loslassen! Hier fühlen sich viele überfordert! Und viele, viele Gefahrenbereiche sind neu geschaffen worden!

Meist ist den Bauunterfangen gemeinsam, dass die Detailpläne nicht zur Information der Bürger zeitgerecht vor Baubeginn im Internet veröffentlicht werden (öffentliche Güter mit öffentlichen Geldern finanziert – warum eigentlich nicht?

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http://derstandard.at/1246543654674/Ver ... -Tradition
"Die hiesigen Radwege gehören immer noch zu den abstrusesten und gefährlichsten. Zumindest damit könnte die Stadt einen Wettbewerb gewinnen", stellt Sándor Békési, Verkehrshistoriker im Wien Museum und Stadtforscher, der Bundeshauptstadt im Gespräch mit derStandard.at kein gutes Zeugnis in Sachen Radfahrerfreundlichkeit aus. "Wien liegt im unteren Spielfeld, sowohl international gesehen als auch im Vergleich mit anderen Landeshauptstädten."
Erst nach 1990 erreichte das Wiener Radwegnetz einen Umfang, wie ihn deutsche Großstädte wie Hamburg oder München bereits in den 1970er Jahren aufweisen konnten.
Heute führt die Stadt Wien gern die beeindruckende Zahl von 1.100 Kilometern an, wenn es darum geht, das wachsende Radwegnetz der Bundeshauptstadt anzupreisen. "Das ist eigentlich eine Irreführung der Öffentlichkeit", kritisiert Békési. Tatsächlich zeigt eine genauere Betrachtung der von der Stadt Wien selbst veröffentlichten Zahlen, dass es sich bei rund 61 Prozent lediglich um verkehrsberuhigte Bereiche, Wohnstraßen, Fußgängerzonen und Radrouten, also mit Radgwegweisern beschilderte Straßen handelt. Radwege als baulich abgehobene Anlagen machen demgegenüber nicht einmal 20 Prozent aus, markierte Anlagen wie Radfahrstreifen bringen es auf 18 Prozent.
Bereits um 1900 wurden von Radfahrerklubs in Wien eigene "Fahrrad-Trottoire" oder "Fahrradbanketts" gefordert. Nachgekommen wurde diesem Wunsch nur vereinzelt, etwa in den repräsentativen Abschnitten des neu gebauten Westgürtels. Auch als zwischen 1926 und 1937 jährlich drei bis vier Prozent der Fahrbahnen und Gehsteige in Wien umgepflastert wurden, unterließ die Stadt eine wirksame Förderung des Radverkehrs und baute keine Radwege.
Die nächste Gelegenheit, den Radverkehr zu integrieren, hätte sich nach dem 2. Weltkrieg geboten", so Békési. Stattdessen mussten die wenigen vorhandenen Radwege, insgesamt rund 50 Kilometer, der Verbreiterung der Fahrbahn für die Autos weichen. Bis in die 1970er Jahre wurde die Radweglänge auf einen Tiefststand von elf Kilometern minimiert. So hatte man Radfahrer aus dem Strassenverkehr komplett verdrängt. Während im Stadionbad Mitte der 70er Jahre Autoparkplätze gratis angeboten wurden, mussten Kinder für Fahrräder Abstellgebühren bezahlen.
Eine Entwicklung, die nach Ansicht des Historikers nicht allein durch die allgemeine Entwicklung des motorisierten Individualverkehrs, sondern durch die Blindheit lokaler Stadt- und Verkehrsplanung gegenüber Fahrradmobilität zu erklären ist. Békési sieht hier eine "Diskrepanz zwischen der symbolischen Bedeutung, die das Fahrrad für die einstige Arbeiterkultur hatte und der tatsächlichen Verkehrspolitik. Zwar hat die Sozialdemokratie das Rad zu propagandistischen Zwecken genutzt, [...] Die Motorisierung der Arbeiter und Angestellten wurde sehr bald als Manifestierung des sozialen und wirtschaftlichen Aufstiegs gesehen und entsprechend gefördert."
Insbesondere wird in Folge auch kritisiert, dass die Kombination von Fahrrad und Öffi bewusst unterbunden wird.
Beispiele für "abstruse" und "gefährliche" Radwege in Wien weiß Békési viele. Etwa den kürzlich eröffneten Radweg vor dem Künstlerhaus, der direkt vor dem Eingang vorbeiführt. Oder den lange Zeit verabsäumten und nun fragwürdig angelegten Lückenschluss entlang der 2er Linie im Bereich Rathaus/Universitätsstraße. "Eine problematische Situation", die nach Ansicht von Békési leicht behoben werden könnte, "wenn man dafür die Parkspur für die Autos auflöst." Genau hier würden sich denn die Prioritäten der Verkehrspolitik zeigen: "Sobald es auf Kosten des Autoverkehrs geht, schreckt man zurück. Daran sieht man, dass es die Stadt Wien mit Radfahrerfreundlichkeit nicht wirklich ernst meint."
Zugegeben, der Kollege ist etwas überkritisch und verkennt, dass Wien einfach von den (historisch gewachsenen) Gegebenheiten es wesentlich schwieriger hat, die Radfahrer sinnvoll(er) zu integrieren, als andere Großstädte. Hinsichtlich mancher Punkte kann man ihm aber durchaus zustimmen, insbesondere die ideologische Hinwendung zu den Autos (was ja langfristig global gesehen nicht so super ist, vgl auch weiter oben das Zitat aus dem Kurier).

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http://derstandard.at/1308679446186/Wie ... -Radfahrer
Die Blauen fordern eine Pflichtversicherung für alle Biker. Schließlich verursachten Radfahrer "viele Schäden", seien aber oft nicht versichert, begründete Verkehrssprecher Anton Mahdalik bei einer Pressekonferenz am Mittwoch das freiheitliche Begehr.
Ob jeder Radfahrer tatsächlich eine solche abgeschlossen hat, sollen dann die Straßenaufsichtsorgane kontrollieren, wünscht sich die FPÖ. Die angestrebte Pflichtversicherungsregelung könne auf Landesebene per Verordnung einigermaßen rasch eingeführt werden, zeigte sich Mahdalik überzeugt.

Klubobmann Johann Gudenus sprach sich zudem für eine Sturzhelmpflicht sowie für verpflichtende Nummerntafeln und Warnwesten für alle Radfahrer aus. Es sei nicht einzusehen, dass diese Verkehrsteilnehmer bloß Rechte, aber keine Pflichten hätten.
Bloß Rechte, aber keine Pflichten? Diese Aussage ist so weit an der Wirklichkeit vorbei, dass mir keine andere Reaktion einfällt, bei der ich mich nicht wegen Beleidigung selbst in die Bredouille bringe.

Und die "vielen Schäden" möchte ich mal sehen - vor allem, dass es Beträge sind, die man nur mit Haftpflichtversicherung decken kann.

silverbridge wrote:Ich fordere daher dass sich die FPÖ gegen Unfug und Verdummung versichern muss und den bereits entstandenen Schaden aus eigenem Säckel bezahlen muss. Wie hoch waren nochmal die Staatsschulden?

Für Autolenker bitte dann die überholen-und-dann-links-abbiegen-Maut, die Querverkehr-blockierer-Steuer, die Blinker-Vergessen-Prämien und 250.000 Euro für die Schnellfahr-fehlender-Sicherheitsabstand-Jahresvignette
ja aber wrote:diem polizei schaffts ja nicht einmal telefonieren am steuer bei autos zu ahnden

was soll die dann noch mit den radfahrern wegen der versicherungskontrolle machen?

zuerst spart die fpoe in der regierung an der polizei und jetzt wollen sie ihnen sinnlose taetigkeiten anhaengen.
hulkjr wrote:Radfahren gehört überhaupt strengstens geahndet

die fahrradfahrer verstopfen mit ihren hundertausenden rädern sämtliche flächen wiens. stauen den ganzen tag am gürtel und der wienzeite und insgesamt 300 000 von ihnen pendeln täglich nach wien und verbrauchen unmengen benzin das volkswirtschaftlich gesehen einen gigantischen verlust darstellt. fahrradfahrer sind unglaublich laut, produzieren schädliche abgase, feinstaub, dieselruß und gestank. man muss wegen ihnen die halbe landschaft zubetonieren.

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Gestern erlebte ich einen Zwischenfall mit, der sehr gut illustriert, wieso gerade Fahrradfahrer(innen) so unbeliebt sind.

Ich war irgendwo in der Innenstadt, ich glaube es war die Herrengasse, und traf auf folgende Szene:

In die eine Richtung stauten 2 Fiaker, in die andere ein Mercedes. Der Stau war, weil ein Taxler gerade umständlich in der Straßenmitte umdrehte.

Wieso es dazu kam, habe ich nicht mitbekommen, es war auch nicht klar, ob dieses Rangiermanöver an der Stelle legal oder sonstwas war. Jedenfalls konnten der Mercedes wegen dem Taxler nicht weiter und wegen den Fiakern nicht auf der anderen Straßenseite vorbei.

Da kam ein Fahrradfahrer des Weges und fuhr auf diese Situation zu. Für den Fahrradfahrer war auf der Straße genug Platz und so fuhr er an dem stehenden Mercedes vorbei und ebenso in entsprechenden Abstand an dem rangierenden Taxi und fuhr so - vorschriftsgemäß - weiter und ließ die Situation hinter sich.

Der Mercedesfahrer rief - voller Rage - "Scheißfahrradfahrer" aus dem geöffneten Fenster.

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Fahrradfahren in Kopenhagen. Ist scheinbar auch nicht mehr das, was es einmal war, wenn man orf.at glaubt:

http://orf.at/stories/2078974/2078933/
Aggressives Gedränge auf überfüllten Radwegen bereiten den lokalen Radfahrerorganisationen und Tourismusverbänden zunehmend Kopfzerbrechen. Laut der offiziellen Tourismusorganisation Wonderful Copenhagen sowie der Radfahrerorganisation Dansk Cyklist Forbund (DCF) schafft es die Kommunalpolitik mit ihrer seit Jahren laufenden Kampagne, immer mehr Menschen zum Umstieg aufs Fahrrad zu bewegen.
Kopenhagen fördert Radverkehr seit Jahrzehnten konsequent, stellt das Fahrrad in den Mittelpunkt der Verkehrs- und Stadtplanung und hält bereits bei 36 Prozent Radverkehrsanteil. Für 2015 hat sich die Kopenhagener Stadtpolitik einen Anteil von 50 Prozent vorgenommen. Täglich werden in Kopenhagen 1,3 Millionen Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt.

In nahezu jeder wichtigen Straße gibt es eigene, bis zu vier Meter breite Radwege oder Radfahrstreifen, die von der Fahrbahn getrennt geführt werden und in der Regel beide Fahrbahnen säumen. An vielen Kreuzungen gibt es eigene Unterführungen für Radfahrer. Ampelschaltungen sind in Kopenhagen zumindest teilweise auf die Bedürfnisse der Radfahrer eingestellt: Die „grüne Welle“ hat man bei Tempo 20.
Doch selbst für Kopenhagen-Besucher ist laut „Guardian“ sofort ersichtlich, dass die Gegebenheiten der Stadt dem Gedränge schon jetzt nicht mehr standhalten: Abstellplätze quillen mit parkenden Fahrrädern über und sogar auf den für hiesige Verhältnisse gigantisch anmutenden, extrabreiten Fahrradwegen staut es sich zu den Stoßzeiten gewaltig.
Auch Touristen kämen mit den Fahrradmassen und dem zunehmend aggressiven Fahrstil immer weniger zurecht. So schildert Hajdu Extrembeispiele, wo radelnde Touristen die Nerven schmissen und auf Taxis umstiegen, weil sie den harten Anforderungen im Umgang mit den anderen Radfahrern nicht gewachsen waren.
Mit zunehmendem Gedränge habe die Rücksichts- und Disziplinlosigkeit der Radfahrer in Kopenhagen bedenklich zugenommen, räumt auch Frits Bredal vom Dansk Cyklist Forbund (Dänischer Radfahrerverband) gegenüber dem „Guardian“ ein. Bredal verweist auf die sehr positive Unfallstatistik der vergangen Jahre, wonach Unfälle, in die Radfahrer verwickelt waren, drastisch abgenommen haben. Ein Umstand, den auch Studien belegen: Sind mehr Menschen mit dem Fahrrad unterwegs, achten die anderen Verkehrsteilnehmer stärker auf den Radverkehr. Fahren nur wenige mit dem Rad, werden Radfahrer leichter übersehen.

Zugleich befürchtet Bredal nun aber eine Trendumkehr: „Während der Stoßzeiten kämpft eine enorme Anzahl von Fahrradfahrern in Kopenhagen um Platz.“ Er selbst beobachte immer öfter grobe Verkehrsverstöße. Die Situation sei in der Tat bedenklich. Bredal befürchtet ein Umdenken bei den bisher fahrradfreundlichen Kommunalpolitikern, die argumentieren könnten, dass sich zuerst die Fahrdisziplin verbessern müsse, ehe man daran ginge, das Radwegnetz weiter auszubauen.
Der dank seiner Blogs „Copenhagenize“ und „Cycle Chic“ inoffizielle „Fahrradpapst“ der Stadt, Mikael Colville-Andersen, zeigt sich frustriert und fürchtet um seine Aufbauarbeit. Es sei wahr, dass Radfahren - zu den Hauptverkehrszeiten - nichts für Zartbesaitete sei, räumt er ein: Radfahren in Kopenhagen „erfordert Konzentration und es ist tatsächlich so, dass wir breitere Fahrradwege brauchen“. Aber es sei nicht so gefährlich, wie der DCF nun propagiere. Colville-Andersen verweist auf Statistiken, die bewiesen, dass die Situation zumindest besser als in Amsterdam sei.

Der DCF verfolge die falsche Strategie. Es müssten konsequent die positiven Aspekte des Radfahrens aufgezeigt werden, statt sich mit Angstmacherei für den Ausbau der Radwege einzusetzen, ärgert sich Colville-Andersen.
Der ORF schreibt hier offensichtlich vom Guardian ab.
http://m.guardian.co.uk/ms/p/gnm/op/s8L ... nvironment

Der endet wenigstens auf einer versöhnlicheren Note (ist aber sonst noch reißerischer, Touristen die wegen dem Fahrradstreß zu weinen (!) beginnen):
There are a number of examples of cities, where a substantial increase in bicycle use has been associated with a decrease in the number of cycling accidents. In the positive health impact from the physical exercise is taken into account, cycling will in any case be beneficial for the user.
In dem Artikel fehlen mir ein paar Dinge.
Als erstes, wie ist das im Winter? Fahren die Kopenhagener im Winter auch mit dem Fahrrad?

Aber vor allem:
36% Fahrradverkehr in Kopenhagen.
Laut Wiener Linien ist der Modal Split in Wien so, dass 31% Autofahren. Dh der Anteil an Radler ist in Kopenhagen höher als der der Autofahrer in Wien.
Dass es auf den Hauptverkehrsrouten zur Rush Hour staut - und die Fahrradwege mögen dort ausgebauter sein, so weit ausgebaut wie normalerweise der Autoverkehr sind sie sicher nicht - und dass es mit Parkplätzen knapp wird (was man bei Fahrrädern mit gutem Willen in 2, 3 Jahren ohne Probleme beheben kann) ist kein Wunder. Und dass die Leute dann aggressiver werden, scheint in der Natur des Menschen zu liegen.

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Martin Blum ist zum Wiener Fahrradbeauftragten bestellt worden. Es wird jetzt auch eine Beauftragte für FüßgängerInnen gesucht.

http://wien.orf.at/news/stories/2507147/
Zahlreiche Geschäftslokale stehen leer, zahlreiche Fahrradbesitzer haben keinen Platz, um ihre Gefährte abzustellen. Besonders in dicht verbauten Bezirken gibt es zu wenig Abstellflächen. So mancher trägt sein Fahrrad über Stiegen bis in die eigene Wohnung. Ein Team aus Raumplanern, Architekten und der TU Wien will Abhilfe schaffen. Aus leerstehenden Geschäftslokalen sollen Fahrradgaragen werden.
Als ersten Standort haben die Projektbetreiber die Gumpendorfer Straße im Blick. In einer Garage sollen rund 50 Fahrräder Platz finden.
Der monatliche Preis dafür wird wohl eher moderat gestaltet werden müssen. Organisator Herbert Bork: „Unsere Befragung hat ergeben, dass die Bereitschaft, dafür zu bezahlen, irgendwo zwischen zehn und 15 Euro liegen wird.“ Zugang sollen die Garagenmieter über einen Code oder eine Karte bekommen. Mit der Stadt Wien wird eine Zusammenarbeit angepeilt, vor allem was die Kosten für den Umbau der Geschäftslokale angeht. Funktioniert das Pilotprojekt in Mariahilf, sollen weitere Radgaragen in dicht verbauten Bezirken folgen.
Originelle Idee.

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http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,15 ... 90,00.html
Sicherheit im Verkehr: Warum eine Helmpflicht Radlern wenig hilft
Doch die Situation beim Fahrradhelm ist komplizierter. Eine Helmpflicht wird sicher die Folgen manchen schweren Sturzes abmildern - daran gibt es keinen Zweifel. Sie wird auch Menschenleben retten. Aber die Gesamtbilanz eines Kopfschutzzwanges könnte trotzdem negativ ausfallen.

Denn in der Folge könnte die Radnutzung zurückgehen. Wenn derzeit nur einer von zehn deutschen Radfahrern einen Helm aufsetzt, was machen dann die neun ohne Schutz, wenn die Pflicht kommt? Einige werden widerwillig zum Helm greifen, einige werden weiter ohne fahren - und ein großer Teil wird womöglich wieder aufs Auto umsteigen.
Viele der Konflikte gehen auf schlechte ausgebaute Radwege zurück
Gnothi seauton. Kai genoio, hoios essi.

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dejost
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Post by dejost »

Ich fahr ja kaum noch Fahrrad. Eigentlich schade, aber in Wien hat mir das auch nie getaugt und war meistens immer eine Notlösung.

Aktuell gibt es (mal wieder) eine Diskussion zu Nummerntafeln auf Fahrrädern, was unter anderem von U. Stenzel, Bezirksvorstehern des 1. Bezirks, gefordert wird. Vom Rottenberg gibt's einen guten Artikel dazu:
http://derstandard.at/1343743981411/Num ... --Weisheit
Man braucht keine Zahlenlese-Koryphäe zu sein, um Binsenweisheiten zu kapieren. Etwa die, dass der Anteil an Idioten in allen Bevölkerungsgruppen etwa gleich hoch ist, die Zahl der Pfosten aber steigt, wenn die Gruppe wächst. Etwa die der Radler.

Ebenso eine Binsenweisheit: Der Mensch gewöhnt sich an Idiotie, wenn er ihr lang genug ausgesetzt ist: Wer in Wien an Tempo 30 in Tempo-30-Zonen oder Schutz auf dem Schutzweg glaubt, lebt gefährlich. Oder kurz.
Fahrräder brauchen Nummerntafeln - und alles ist gut.

Das Volk mag das. Seit jeher. Das Etikett macht Böses erkenn-, greif- und abstrafbar. Ganz schnell. Ganz einfach.

Dass Wanderstockplaketten unterm Sattel nix bringen, will keiner hören: Autofahrer begehen Fahrerflucht? Trotz Nummerntafel? Unglaublich!

Denn derlei macht Debatten kompliziert. Und gefährlich: Man könnte auf Pudels Kern stoßen - die notorische Aggressivität im Austro-Straßenverkehr. Die Idiotie der Autofahrer ist man gewöhnt. Die der Radfahrer (noch) nicht. Das anzugehen, traut sich die Politik nicht zu: Hierzulande löst man keine Probleme - man simuliert es bloß. Etwa indem man Symptome kaschiert.

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Post by dejost »

Vor kurzem war ich am Land fahrradfahren und hab mir schon gedacht, das ist die beste Form der Fortbewegung - leise, gesund, macht Spaß, ist halbwegs schnell etc.

Aber in Wien ist und bleibt es mir zu müsahm - das hat sogar der Häupl irgendwo gesagt, aber ich finde den Link nicht mehr.

In letzter Zeit ist dafür Radfahrerbashing sondergleichen angesagt. Da tut sich nur nur die Stenzel (BV 1. Bezirk) wieder besonders hervor, dafür hat sie den Vogel abgeschossen, als sie im Rahmen der Forderung für Nummerntafel für Radfahrer mit einem Rad posiert hat, dass der FahrradVO nicht entspricht - hat gleich selbst bewiesen, dass die Nummerntafel gegen Verstöße auch nix hilft.

http://derstandard.at/1347492427605/Wie ... zugt-sehen
Die Wiener ÖVP ist gegen eine Bevorzugung von Radfahrern - die es ihrer Ansicht nach in Wien derzeit gibt. Sie fordert ein "Miteinander aller Verkehrsteilnehmer" und einen Stopp der "einseitigen Verkehrspolitik". Fahrradfahren sei grundsätzlich positiv, aber es sollten auch die Verkehrsregeln eingehalten werden, sagte ÖVP-Verkehrssprecher Roman Stiftner
Sogar eine Umfrage gibt, wo 3/4 sagen, Radler halten sich oft nicht an Regeln (bei Autofahrer und Fußgängern sind's dann wohl weniger oder was?)

Dann redet er irgendwas von fahrradfreundlicher Politik - wäre mir noch nicht aufgefallen.

Er ist für die Beibehaltung der Radwegepflicht (kann man sicher diskutieren) und für mehr Fahrsicherheitstraining (gute Idee).
Insgesamt sei das Radfahren in Wien daher sicherer geworden: "Das Risiko, beim Radfahren zu verunglücken, ist in den letzten Jahren gesunken", so [Fahrradbeauftragter] Blum. Lediglich die Zahl der verletzten Radfahrer sei zwischen 2002 und 2011 leicht von 602 auf 638 gestiegen. Gleichzeitig habe sich aber der Anteil des Radfahrens an den täglichen Wegen der Wiener verdreifacht.
staatssekretär wrote:Das ist ja das Lustige, da erzählt man von den vielen Radfahrunfällen mit den vielen Verletzten - und das Fazit lautet, da sind die Radfahrer schuld.

Wenn vor der Schule 10 Kinder zusammengeführt werden, wird man ja als Lösung auch nicht vorschlagen - die ohnehin privilegierten Fußgänger müssen einfach mehr auf die Verkehrsregeln achten.

Die am meisten priveligierte Gruppe sind wohl die Fußgänger - wie viele Strafen wegen Verstößen werden denn gegen Fußgänger ausgesprochen?
Eben.


Mein Vorschlag wäre, die Polizei sollte sich mal mit ein paar Dutzend Mann ein ordentlich großes Planquadrat machen und dort alle abstrafen die irgendwas anstellen, vom zu Schnell fahren, abbiegen ohne Blinken, Fahren am Gehsteig, gehen bei Rot etc etc.

Das machen sie ein paar Mal an ein paar Stellen und zählen gleichzeitig, wie viele Autos, Räder usw.
Am Schluss hätte man vielleicht mal richtige Daten!
(Und finanziert wird es durch die Strafen, also sogar ein Gewinn für den Steuerzahler).

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http://derstandard.at/1356427277400/Wie ... zer-werden

Netter Artikel über einen Laden, die aus alten Räder (fast) neue machen.

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