Original vs Remake

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Moderator: Gabriel Ritter

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dejost
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Original vs Remake

Post by dejost »

Wir sind ja schon lange an einem Punkt angekommen, wo fast alles schon mal da war, und sich Kultur- und Kreativschaffende oft nichts Neues überlegen, sondern einfach das alte nochmal machen.

In diesem Topic können alle Originale mit Remakes vergleichen, aus allen Bereichen von Musik bis Malerei.

Von meiner Seite werden hauptsächlich Filmremakes beigesteuert werden.

Im Comicfilmtopic gibt es schon Spiderman 2002 und Spiderman 2012

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dejost
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Re: Original vs Remake

Post by dejost »

Total Recall 1990 vs 2007

Vorbemerkung: Der erste Film basiert auf einer Kurzgeschichte von P K Dick, "We Can Remember It for You Wholesale", der zweite wohl auf dem ersten und der Kurzgeschichte.

1990:
Ein Film mit Arnold Schwarzenegger. Schwarzenegger ist eine Klasse für sich, vielleicht nicht Oberklasse, aber doch eine eigene Klasse. Er gibt dem Actionthema eine gewisse leichte Note, witzige Einschübe sind immer wieder drinnen.
Der Spannungsbogen hält, der große Plottwist ist sehr gut gemacht, auch wenn Schwarzeneggers schauspielerische Leistung hier sicher nicht überragend ist.
Als Kommentar oder Satire taugt der Film nur eingeschränkt.

2007:
Hier geht es Süden gegen Norden und nicht mehr Erde gegen Mars, was aber beides eine gleichartige Imperialismuskritik hat.
Der 2007er reduziert die Rollen - Quaids Fakefrau ist jetzt zugleich die Polizeichefin, größere Frauenrollen in Actionfilmen sind iZw zu begrüßen. Die Widerstandbewegung wird dafür kleiner.
Der ganze Film ist im Vergleich sehr bierernst, dafür hat er ein paar gute Hommagen an das Original, wie zB die Szene mit der Verkleidung, oder Träne statt Schweißtropfen bei der Szene, wo sie ihm einreden wollen, es ist alles nur ein Traum.
Beim 1990er bleibt immer ein bisschen offen, ob nicht alles wirklich nur ein "recalled" Traum ist, beim 2007er ist klar, dass es das nicht ist, wobei es einen Director's Cut geben soll, wo es wieder so ist wie im Original.

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Re: Original vs Remake

Post by dejost »

Robocop (1987) und Robocop 2 (1990) vs Robocop (2014)

1987:
Robocop ist natürlich vordergründig ein Actionfilm, wo viel geballert wird, ab und an mal was explodiert und sehr viel Blut bei jeder der zahlreichen Schusswunden fließt.

Davon abgesehen ist es eine Satire und ein Kommentar zu den 1980er:
Yuppies, Privatisierung, Gentrifizierung, menschenverachtende Gier/Kapitalismuskritik, die Menschmaschine sind Themen die zumindest angeschnitten werden.
Das ist stellenweise recht plump, zB gibt es am Anfang eine Szene wo sie ein Konkurrenzprodukt zu Robocop zeigen, dieses funktioniert aber nicht richtig und erschießt irgendeinen Mitarbeiter (ganz viele Kugeln und ganz viel Blut, und er stirbt direkt auf dem Gentrifizierungsprojektsmodell), stellenweise subtiler (allein der Name "Omnicorp", oder dass die Polizei privat ist, aber sich immer noch so verhält wie eine staatliche Polizei).
Nett sind auch die eingeblendeten Werbungen für menschenverachtende Produkte und die Fernsehnachrichten, wo irgendwelche (Umwelt-)Katastrophen erwähnt werden.

Das ganze noch gekrönt mit Frank Wellers Robocop-Bewegungen, in Summe durchaus ein blutiger Klassiker.

Robocop 2
Das Sequel macht recht wenig, was der erste Teil nicht auch schon gemacht hat: Er ist wieder ähnlich satirisch, ohne dass er jetzt groß neue Themen anschneidet.
Die Möglichkeit, Robocop mit seiner Familie zu konfrontieren, handeln sie recht effektiv ab: Omnicorp redet ihm ein, er kann seiner Frau nichts mehr bieten, und er sagt ihr gleich zu Beginn des Films, er sei nur eine Maschine, der man zu Ehren des verstorbenen Murphys sein Gesicht angeklebt hat - selbst nennt er sich aber weiterhin Murphy und das ganze wird nicht weiter besprochen. Effektiv ja, gut nein - und ist dabei vermutlich nicht als Metakommentar gedacht.
Als gute Einfälle ist zu bewerten, dass Omnicorp die Stadt durch einen provozierten Streik in Zahlungsverzug geraten lassen will, damit sie nachher gleich die ganze Stadt übernehmen können (und ihr Gentrifizierungsprojekt aus Teil 1 fortsetzen), der Bürgermeister ist in diesem Zusammenhang als gelungener Charakter zu nennen. Die Psychologin als neue Yuppie-Böse ist auch sehr gut (die Schauspielerin arbeitet derzeit als Psychologin), die zur Abwechslung auch gar nicht umgebracht wird, sondern am Schluss als Sündengeiss für das ganze Desaster herhalten muss.
Die seinerzeitige Kritik fand den minderjähren, drogendealenden Schwerverbrecher jenseitig, ich fand ihn aber ganz ok.
Es fehlt ihm etwas der rote Faden oder die große Idee.

Unterm Strich nicht so gut wie Teil 1, aber solide.

Robocop 2014
Das Remake entfernt sich schon sehr weit von der Vorlage.
Omnicorp ist hier noch nicht so übermächtig, sondern "nur" Teil des militärisch-industriellen Komplexes, die mit einem neuen Produkt in den Zivilmarkt wollen, und dabei aber vom Gesetzgeber in den USA ausgegrenzet werden, der Roboter/Drohnen in den USA - nicht im Ausland - verbietet.
Was das Original verabsäumt hat, nämlich seiner Familie eine größere Rolle zu geben, wird hier gut nachgeholt. Auch sein innerer Konflikt wird hier mehr in den Mittelpunkt gerückt.
Interessant ist, dass sie hier die Maschine zunächst als überlegen darstellen, sie manipulieren sein Gehirn sogar so weit, dass er glaubt, die CPU-Entscheidungen wären seine eigenen (und er wird dadurch wirklich zum Roboter) und dadurch ein besserer Kämpfer. Letztlich überwindet er aber - wohl nur aus Willenskraft - die Vorgaben und wird wieder zum Menschen (zumindest psychisch, physisch natürlich nicht).
Korruption ist hier wieder wie gehabt, Omni gehört nicht einfach (legal!) die Polizei, sondern einzelne Polizisten lassen sich vom organisierten Verbrechen kaufen.
Bierernst ist auch dieser Film - offensichtlich konnten man in den 1980ern besser unernsten Ton treffen, ohne ins Alberne abzugleiten.
Einen leicht imperialistischen Unterton kann man den Szenen am Anfang im Besatzungsland leider nicht absprechen.
Gut fand ich dafür, dass immer Public Relations, Werbung etc eine größere Rolle in den Überlegungen von Omni spielen.

Als Hommagen finden sich insbesondere ein paar Einzeiler, wie "Dead or alive, you are coming with me", oder "I'd buy that for a dollar". Die Schlagzeilen gibt es nur mehr als Inserts, die Werbeeinschaltungen gar nicht. Robocop sieht ganz anders aus und geht auch ganz anders als zuvor.

Gerettet wird das ganze im Wesentlichen durch Pat Novak, einen Fernsehmoderator, der seine eigene Show hat und eine eigene, robofreundliche Agenda verfolgt. Es ist das letzte, verbleibene satirischer Element (relevanter Größe).

Als Actionfilm fand ich ihn eher unaufregend.

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Gabriel Ritter
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Beauty and the Beast (1991) vs Beauty and the Beast (2017)

Post by Gabriel Ritter »

Beauty and the Beast (1991, Animation) vs Beauty and the Beast (2017, Liveaction) (Die Schöne und das Biest)

Zum "Original":
Mit Märchen ist das ja so eine Sache. Die gehen zumeist auf noch ältere Sagen, Fabeln usw zurück (hier Eros & Psyche, ev Prinz Marcassin), die Frage nach dem Original ist für den Zweck eines Hobby-Blogs dann wohl etwas zu weit gefasst.
Das gängige "Original" stammt aus Frankreich aus dem 18. Jahrhundert, hat für Märchen die Besonderheit, dass es sich bei Belle um eine (verarmte) Kaufmannstochter (also weder Bauern noch Adelige) handelt. Der pädagogische Zweck des Märchen soll es sein, eine positive Stimmung für arrangierten Ehen zu schaffen.
Und zum Thema Originale sei noch erwähnt, dass es aus 1946 einen klassischen französischen Film gibt mit dem selben Titel, in dem ebenso ein weiterer Verehrer auftaucht (dargestellt vom selben Schauspieler, der auch das Biest und den Prinzen spielt) und es einen verzauberten Kerzenständer gibt.

Beauty and the Beast (1991, Animation)

Der Film findet sich in mehreren Listen a la "Beste Animationsfilme aller Zeiten" und das zu recht.
Das Musicalformat geht mit der Animation und der Grundstory - eine Liebesgeschichte - ausgezeichnet Hand in Hand, auch wenn die Story dadurch stellenweise sehr komprimiert bzw in einen zeitlich zu engen Rahmen geengt wird.
Belle ist, was schon bei Arielle kurz zuvor begonnen hat, eine Disney-Prinzessin, die selbst versucht ihr Schicksal zu lenken und nicht nur willfähriger Spielball von Flüchen, Zaubern oder Geburtsstand ist. Sie ist auch - Einzelkind mit Erfinder als Vater - als Intellektuelle inszeniert, wobei sich das darin erschöpft, dass sie Bücher mag und gerne um sich hat, beim Lesen lässt sie sich hingegen kaum erwischen. In ihrer Abneigung gegen das Provinzielle (primär nur das erste Lied) schimmert dafür aber auch ein etwas eigenartiger Elitismus durch. (Komisch ist auch, dass sie ihre Bücher im Geschäft borgt, was im Remake geändert wurde).
Die animierten Gegenstände sind gelungene Karikaturen ihrer selbst, was sich nach der Rückverwandlung noch besser zeigt.
Der meiner Meinung nach beste Charakter ist aber Gaston - er ist das wahre Biest, nämlich einfach ein schlechter Mensch: Machismo, Hybris, Chauvinismus, Narzissmus und noch eine Portion Naturverachtung in Form eines schon beinahe lächerlich attraktiven, athletischen Adonis. (Soweit ich weiß auch der erste Disney-Schurke, der nicht so aussieht). Dabei will er nicht die Krone, die Weltherrschaft oder Geld - er hält sich einfach für den Besten, dem alles zusteht, wobei er nicht über den Tellerrand hinauskommt.

Beauty and the Beast (2017, Liveaction)

Der Film wurde gut angenommen und kommerziell äußerst erfolgreich.
Er bleibt dem Original ergeben, über weite Strecken geradezu sklavisch, bessert aber doch einige kleine Macken aus: Belle wird gescholten, weil sie einem Mädchen das Lesen beibringt, wie erwähnt borgt sie sich Bücher nicht mehr Geschäft usw.

Ein paar Dinge gibt er dazu - etwas mehr Hintergrundgeschichte für Belle und Beast (macht nichts besser, aber liegt wohl auch daran, dass man sonst nicht Kevin Kline für den Vater von Belle gebraucht hätte), eine Beziehung vom Schloss zum Dorf (schadet jedenfalls nicht) und ein paar einzelne Lieder.

Ein Charakter ist in der 2017er Version deutlich besser als ein Vierteljahrhundert davor: Le Fou.
1991 ist er nur ein hässlicher, leidensfähiger Sidekick, der Archetyp von diesen Handlangern, die in schlechten und mittelmäßigen Zeichentrickfilmen und -serien im Dutzend um die dortigen Bösen herumschleichen.
2017 ist er - gezwungenermaßen - ein normaler Mensch, der auch einen Grund hat, sich all das von Gaston gefallen zu lassen, weil er einfach auf ihn steht. Gegen Ende erkennt er dann auch, dass es einseitig ist und bleibt und löst sich aus dieser ungesunden Beziehung. (Angemerkt sei, dass er vermutlich der erste halbwegs offen schwule originale Disneycharakter ist). Wenn wir schon bei Diversity sind: Es sind nicht mehr alle Charaktere weiß, wobei es sich dabei nur um kleine Rollen handelt.

Das Biest hat die Transformation gut überstanden, Belle auch, andere hingegen weniger:

Gaston ist einfach nur mehr ein eitler Geck, das Überzeichnete musste verloren gehen und damit bleibt er nur mehr der andere Verehrer, ein Nebencharakter zum Vergessen.

Bezüglich der Haushaltsgegenstände/Dienstboten ist der Vergleich schwieriger - zum einen sind abgesehen von den 4 Hauptfiguren jetzt einige andere mit von der Partie, und dann ist es auch hier zwingend, dass Lumiere in Kerzenform einfach nicht so aussehen kann wie Obi Wan Kenobi in Phantom Menace McGregor. Daher sind die Gegenstände viel weniger menschlich, dafür übertrieben detailliert, und erinnern optisch viel mehr an die Transformer als an ihre gezeichneten Vorgänger.
Auch sonst verliert sich das Set in zahlreichen Details und wirkt stellenweise zu überladen. Dem Film schadet das aber nicht.


Alles in allem ein gut gelungener Film, wenngleich nicht besser als das Original, aber auch nicht so uneigenständig wie Cinderella.
Bin schon gespannt, welchen Film sie als nächstes umsetzen - Aladdin oder Arielle?
edit/Nachtrag: Als nächstes kam Aladdin, und der ist bis jetzt (2020, prä-Mulan) 2023 (bevor ich die Peter Pan und Arielle Remakes anschauen konnte) das beste Remake.

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großkariert
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Re: Original vs Remake

Post by großkariert »

Ich stehe Remakes nicht grundsätzlich skeptisch gegenüber, aber ist euch auch schon aufgefallen, dass es momentan nicht nur die klassischen Remakes gibt? Lange hatte ich das Gefühl, dass Filme, als Filme wieder neu verfilmt werden. Wie zum Beispiel der Schakal von 1973 und 1997. Inzwischen habe ich das Gefühl, dass viele Filme als Serien neu verfilmt werden. Westworld zum Beispiel, wobei ich da bislang nur den Film gesehen habe. Und Herr der Ringe soll auch als Serie zurück auf die Bildschirme kehren.

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Luther Herder
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Re: Original vs Remake

Post by Luther Herder »

Ich mag Remake gar nicht, ich habe noch nie echt klasse Remake gesehen, sehr oft hat er nichts ähnliches mit dem Original.
Du lebst nur einmal, und selbst darin kannst du dir hier nicht sicher sein.

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HalberHannes
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Re: Original vs Remake

Post by HalberHannes »

Natürlich sind die zumeist ganz anders als das Original, das MUSS aber nichts Schlechtes sein. Genau das Gleiche 1 zu 1 nachmachen ist ja oft ein wenig langweilig ODER aber kommt nicht wirklich an das Original ran, weil man zwanghaft etwas wiederholen möchte, was der damaligen Zeit oder Erwartungen geschuldet war.

Ein gutes Remake kann nur versuchen, Fanwünsche nicht völlig zu ignorieren aber sollte ansonsten für sich selbst genommen auch ein gutes Werk sein, unabhängig von der Vorlage.
"“I accept chaos, I'm not sure whether it accepts me.” ― Bob Dylan

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Gabriel Ritter
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Dumbo

Post by Gabriel Ritter »

Dumbo (1941, Animation) vs Dumbo (2019, Live Action/Animation)

Dumbo (1941)

Das ist kein einfacher Film.
Er ist eine Art Nummernrevue mit vielen Musiknummern, die größtenteils für sich alleine funktionieren würden.
Die Underdog/Rags-to-Riches-Geschichte ist sehr schnell erzählt, Dumbo, der Elefant, kommt im Zirkus mit riesigen Ohren zur Welt, wird verhöhnt, findet in der Zirkusmaus Timothy einen treuen Kamerad, seine Mutter versucht ihn zu beschützen, zerstört dabei aber das Zirkuszelt und kommt ins "Kittchen", eher zufällig merkt Dumbo, dass er fliegen kann und wird so zum Star - Happy End.
Der Film enthält einige rassisstische Stereotype, die in der Syncro kaum durchklingen, im Original schon eher, er ist aber trotzdem 2017 als "culturally, historically, or aesthetically significant" eingestuft worden.
Er war auch sehr kurz (etwa 64min), die Geschichte wurde nicht extra für den Film erfunden.

Dumbo (2019)

Der Film von Tim Burton ist überraschend formulaisch, ohne sich jetzt inhaltlich sehr an dem aus 1941 zu orientieren.
Während beim Original Dumbo klar die zentrale Figur ist und Menschen so gut wie nicht vorkommen, geht es 2019 primär um einen im 1. WK verwundeten Zirkusperformer und dessen 2 Kinder.
Viele Elemente, tw auch zentralere, aus 1941 werden bestenfalls angedeutet: Die antropomorphe Lok ist eine ganz normale die nur visuell an die damalige anknüpft, der Storch der 1941 singt und spricht wird nur kurz eingeblendet, ähnliches gilt für die Krähen und Timothy, die Zirkusmaus, die zweite Hauptfigur, ist nur ganz kurz zu Beginn zu sehen als ganz normale Maus (mit Kostüm). Ähnlich mit den Musiknummern, ein tragendes Element in 1941, die Melodien werden kurz angestimmt oder ein paar Zeilen gesungen. Sonst gibt es einige visuelle Anspielungen, zB das Schattenspiel an der Zeltwand oder die Seifenblasenshow.
Wie schon erwähnt, geht es vor allem um eine Familienaufstellung im Zirkus, aber sonst ist die gesamte Handlung aus 1941 nur der Hintergrund der ersten Hälfte in 2019.
Nachdem Dumbo ein Star wurde, kommt gleich noch ein weiterer Schwung neuer Charakter, die nicht minder Stereotyp sind wie die afroamerikanischen Arbeiter und Krähen in 1941, nur halt nicht rassistisch: Der skrupellose Unternehmer, der gierige Banker und ein paar Handlanger.
Und weil formulaisch, braucht es am Schluss noch Brände, Explosionen und Lebensgefahr, und der böse Unternehmer der ohne Notwendigkeit böse ist, zerstört dann auch noch gleich aus Blödheit und Arroganz unabsichtlich sein ganzes Lebenswerk, bei dem Dumbo auch keine speziell zentrale Rolle gespielt hätte. Auch sonst ist das ganze von Anachronismen gespickt (man hätte es ja auch nach dem 2. WK ansiedeln können).
Die Handlung ist tw ab der Hälfte, vor allem aber gegen Ende, sehr gezwungen, um eben die formulaische Dramaturgie zu produzieren.

Eine Ironie sollte aber nicht unerwähnt bleiben: Der skrupellose Unternehmer betreibt eine Art Disneyland, für die er Dumbo als eine weitere Attraktion haben will, welches er dann eben selbst zerstört.
Ebenso, dass das Original ja wegen Rassismus kritisiert wurde, aber das Remake hat nur weiße Zentralfiguren, mit Ausnahme Rongo, einem "strong man", der primär ein comic relief character ist, der dauernd irgendwelche geistigen Aufgaben übernehmen muss und Singh, dem stereotypischen Schlangenbeschwörer. Ein paar haben Akzente, und Eva Green, die die französische Trapezistin spielt, ist tatsächlich von dort.

Dumbo und alle sonstigen ursprünglich gezeichneten Tiere (es gibt 2019 halt viel weniger Tiere, die mehr als Statisten sind) hatten einfach viel mehr Charme und Persönlichkeit, als sie noch nicht mit dem Computer gemacht waren. Ab das an der Technik oder an der Fertigkeit der MacherInnen liegt, kann ich (derzeit) nicht beurteilen.

Ich selbst bin kein großer Fan des Films aus 1941, aber der aus 2019 ist doch quer durch die Bank schlechter.

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Gabriel Ritter
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Aladdin (1992) vs Aladdin (2019)

Post by Gabriel Ritter »

Aladdin (1992) vs Aladdin (2019)

Ich hatte schon einen fast fertigen Post, dann habe ich diesen versehentlich gelöscht. Hier jetzt nur eine Kurzfassung, tw in Stichworten

Aladdin (1992)

Auf dem Höhepunkt des Disney-Zeichentrick: Action und Romantik, Drama und Humor, Exotismus und Musik.
Whitewashing ja, leicht rassistische Untertöne ja
Story komprimiert, nicht zu komplex und durch Lieder verkürzt, aber im Großen und Ganzen funktioniert sie.

Jafar der typische Cartoon-Schurke: Man sieht es ihm an, er ist machtgierig. Ende.
Iago der Papagei ist im Zeichentrick dafür ein richtiges Arschloch, nämlich grundlos und gerne böse (wird aber im Direct2Video-Sequel rehabilitiert).

Disney hat wie auch bei Beauty und Beast sich großzügig bei einer führen Verfilmung bedient: Teppich statt 2. Genie, ein paar Namen, einige Plotelemente.

Sultan und Palastwachen sind primär Witzfiguren, nur manchmal schimmern die ernsten Aspekte der Figuren kurz durch, wenn es grade sein muss.

Der wahre (und eigentlich einzige) Star ist der Genie, sie haben sich voll auf das Medium Zeichentrick (und Robin Williams) eingelassen, allen Realitätsanspruch vergessen, und es ist voll aufgegangen.


Aladdin (2019)

Bis dato mein liebstes Remake. Erwartungshaltung war sehr gering, weil Trailer neue Genie-Szenen beinhaltete, die aber den alten ähnlichen waren, aber schlechter.

Story besser - Figuren haben größeren Anteil, ihre Beziehungen untereinander werden besser erforscht oder dargestellt, ein paar der Wendungen gegen Ende machen so mehr Sinn als im Original.

Genie ist jetzt mehr ein Mentor und bekommt eigenen Subplot. Im ganzen weil weniger Genie weniger lustig.

Jasmin bekommt zusätzliches Lied, mehr feministische Unterfütterung und wird am Ende sogar Sultana.

Sultan und Wachen sind jetzt ernst - funktioniert.

Zusätzlicher Charakter Dalia passt gut dazu, nur Prinz Anders ist unlustig und unnötig, aber dafür nicht zu präsent.

Jafar bekommt eine sehr kurze Originstory und eine Motivation, er ist sozusagen Aladdin auf Abwegen (oder vice versa).

Abu und Jago klauen zwar weiterhin Schlüssel und Lampen zum richtigen oder falschen Zeitpunkt, aber sie sind nur mehr Tiere.

Aladdin ist eigentlich die Figur, die am wenigsten verändert wurde.

Whitewashing nein. Leicht rassistische Untertöne wären mir keine aufgefallen, wenn man ein exotisches Setting macht wirkt es immer auch etwas exotistisch.

Es war ihnen klar, dass sie mit dem Original-Genie nicht konkurrieren konnten, desewegen haben sie es nur wenig gemacht, sondern sich auf das konzentriert, was geht. Das ist das Erfolgsrezept des Films, verbessern, was verbessert gehört bzw was man verbessern kann, aber wo man nicht einmal an das Original rankommt, so wenig wie möglich anstreifen - eben ein paar zusätzliche, tiefere Dialoge und Subplots, Tanznummern statt Animations-Grandezza usw. Anleihen ja, aber nicht sklavisch (Cinderella) oder bloß oberflächlich (Dumbo). Ich hoffe, sie halten sich bei allen künftigen Remakes an dieses Rezept.
Auch die metaphysische Inkonsistenz der Magie wird zwar nicht gelöst, aber immerhin anerkannt und ausgebügelt, indem der Genie ab und an nachdenklich schaut und vorab sagt "A lot of gray area".

Die Kritiken waren kritisch, aber ich fand das Remake - insbesondere als Remake als auch als Film für sich - gelungen.

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The Lion King (1994) vs The Lion King (2019)

Post by Gabriel Ritter »

The Lion King (1994)

Hier muss ich copy-pasten, was ich schon oben zu Aladdin schrieb:
"Auf dem Höhepunkt des Disney-Zeichentrick: Action und Romantik, Drama und Humor, Exotismus und Musik.
[...]
Story komprimiert, nicht zu komplex und durch Lieder verkürzt, aber im Großen und Ganzen funktioniert sie."
Meiner Meinung nach war dies das Erfolgsrezept von den wirklich guten abendfüllenden Disneyfilmen.

Wie auch bei vielen anderen Filmen haben sie sich großflächig bedient:
Die Story ist diesmal kein altes Märchen, sondern Shakespeares Hamlet (aber auch Shakespeare hat ja die Gesichichte nicht erfunden).
Ob die Übereinstimmungen mit Kimba the White Lion/Jungle Emperor von Astro Boy Erfinder Tezuka rein zufällig sind oder doch abgekupfert wurden, lasse ich hier mal so stehen.

Im Film spielt das klassische Trauma des typischen Kinderfilms eine noch zentralere Rolle als sonst: Tod eines Elternteils, hier in der besonders "kindgerechten" Variante mit Anwesenheit des Kindes, dass sich auch noch selbst die Schuld dafür gibt und Grundlage für den Großteil der weiteren Handlung ist.

Erwähnen darf ich noch, dass es einer der wenigen Filme ist, der in Zulu übersetzt wurde und dass es hier eine Szene gibt, die auf deutsch viel besser ist: Im Englischen nennen die Hyänen Pumba "Pig", und er ereifert sich, dass er "Mr Pig" genannt werden möchte (was kaum Sinn macht, er ist ein Warzenschwein (Warthog) und auch kein Polizist, die im Englischen "Pig" genannt werden).
Auf deutsch nennen sie ihn "Sau", und er möchte Warzenschwein genannt werden.
(Im Remake nennen sie ihn auf englisch "chubby" und er sagt, er wird immer gegen "Bullys" (Leute, die andere niedermachen; Tyrannen) auftreten, wie es übersetzt wurde, weiß ich nicht).

Kommerziell erfolgreich, hochgelobt, zur Konservation auserkoren.
Zu dem Film wurde schon so viel gesagt, mir fällt nichts Besseres ein.

The Lion King (2019)

Vorne weg, die pseudo-realistischen Tiere gefallen mir viel weniger als das Original. Vielleicht ist es der Mere-Exposure-Effekt, und Antropomorphismus ist per se ein schmaler Grat, aber die neuen Tiere haben dadurch meiner Meinung nach viel weniger Persönlichkeit. Letztlich ist es keine Tiergeschichte, es ist eine Menschengeschichte mit Tieren, und ein großer Teil des Menschlichen ist dadurch verloren gegangen. Besonders schadet das Timon und Pumbaa, die ja schon visuell ins Komische übersteigert waren, und dadurch noch unpassender werden.
Was natürlich besser wurde, sind die Panorama-Aufnahmen, die viel detaillierter sind und denen die gesteigerte "Echtheit" nicht schadet, zum Beispiel wie die Kamera über die Menge an Tieren hingewegfliegt, die zum Königsfelsen pilgern.

Da der Film noch nicht mal 30 Jahre auf dem Buckel hat, gibt es auch nicht wirklich was zu modernisieren oder zu aktualisieren.
Abweichungen sind geringfügig, und wenn doch machen sie nichts besser. Besonders befremdlich fand ich die sehr eigenartige philosophische Unterfütterung von "Hakuna Matata", die dann 2min später völlig inkonsistent über Bord geworfen wird, als sie doch beschließen, Simba zu helfen.

Ansonsten sind wir hier wieder bei Fehler Nr. 1 wie bei vielen Remakes: Die sklavische Ergebenheit zum Original ohne eigener Kreativität. Da die neue Optik mehr schadet als nützt, bleibt ein in Summe in fast jeder Hinsicht schlechterer Film über.

Zu erwähnen ist, dass die Kampfszenen länger sind und durch den gesteigerten Realismus auch brutaler (aber trotzdem blutlos).

Die Kritik ist teilweise und völlig zu recht sehr hart mit ihm ins Gericht gegangen, zB "this soulless chimera of a film comes off as little more than a glorified tech demo from a greedy conglomerate — a well-rendered but creatively bankrupt self-portrait of a movie studio".

Ein enttäuschendes und grundsätzlich entbehrliches Remake.

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Lady and the Tramp (1955) vs Lady and the Tramp (2019)

Post by Gabriel Ritter »

Lady and the Tramp (1955), auf Deutsch Susi und Strolchi

Der Film erzählt die Geschichte eines Haushundes in einem gehobenen Haushalt in New England im Jahre 1905, die einen Streunerhund trifft. Die Geschichte basiert auf einer einer Kurzgeschichte aus den 1940ern.
Sonstige Ankänge sind mir nicht aufgefallen.

Der Film wurde ursprünglich gar nicht so gut aufgenommen, gilt aber mittlerweile als Klassiker.

In vielererlei Hinsicht ist der Film überholt - die sprichwörtlichen Geschlechterrollen der 1950ern, die nicht zu knapp auf's Auge gedrückt werden - Lady zB ist durchgehend eine Damsel in Distress, Tiere als Geschenk, keine artgerechte Haltung, Stereotype zuhauf. Auch die - kaschierte - Szene, wo die beiden alten Nachbarshunde Jock und Trusty Lady sinngemäß anbieten, sie zu ehelichen, um ihre Ehre wieder herzustellen, weil sie mit Tramp alleine über Nacht weg war.

Interessant, auch wenn nur gestreift, sind die unterschiedlichen Ansichten - wer von den beiden ist frei und warum (nicht).
Sehr nett ist die Idee, dass die Menschen (mit Ausnahme der bösen Tante) für gewöhnlich so dargestellt werden, dass man sie nur bis zur Hüfte sieht, aber jedenfalls nie die Gesichter aus der Nähe, und dass sie "Darling" und "Jim Dear" heißen.

Was ua die zeitgenössische Kritik nicht so schätzte war das etwas unschlüssige, plötzliche Drama mit der Ratte am Schluss, damit man noch mal erwzungene Gefahr für das Finale produziert. In der Tat hätte sich hier eine irgendwie durchdachtere Handlung für die Erzielung des dramatischen Effekts angeboten.

Die Streunerhunde sind klar als Kriminelle codiert, dem Zeitgeist entsprechend dient der Hundezwinger auch nur der Verwahrung und Ausmerzung, nicht der Rehabilitation.

In Summe ist der Film doch ausreichend harmlos und herzig und mit einigen (unaufregenden) Liedern und Schnulzen.


Lady and the Tramp (2019)

Die Geschichte bedarf klar der Modernisierung.
Der Film war Direct2Streaming (wurde also nur am Disney-eigenen Streamingdienst veröffentlicht, was halt früher Direct2Video war), und entsprechend sollte man die Erwartungshaltung einpendeln, was Produktionskosten, Effekte und Staraufgebot anbelangt.
Berücksichtigt man dies, so ist der Film gelungen.

Anders als bei Lion King finde ich die animierten Hunde nicht schlechter als die Originale. Besser allerdings auch nicht. Wirklich begründen kann ich es auch hier nicht.

Die Story wird etwas adaptiert und eben modernisiert - die Geschlechterstereotypen sind weg, Lady ist ein gleichberechtigter Charakter. Keine angeketteten Hunde mehr, und der Händler in der Tierhandlung weigert sich zunächst, einen Beißkorb überhaupt zu verkaufen.
Das führt gezwungenermaßen zu einigen Anachronismen, die man aber tolerieren kann (oder muss).

Die Menschen werden jetzt ganz normal dargestellt und sie haben einen etwas größeren Anteil an der Handlung. Die schon im Original nur gestreiften philosophischen Fragen gehen jetzt noch mehr unter(, außerdem gibt es den Philosophen-Hund Boris nicht mehr).
Dafür ist die ikonische Spaghetti-Szene jetzt realistischer, als sich die Hunde gegenseitig abschlecken statt Spaghetti zu schlürfen (Disney selbst wollte die Szene übrigens ursprünglich streichen)

Stramp/Strolch ist kein Frauenheld mehr und niemand muss Ladys/Susis Ehre retten.

Die Ratte wirkt zwar jetzt realistischer und damit viel harmloser, dafür kommt sie immer wieder mal und wird so besser als Schurke/Gefahr eingeführt. Trotzdem hätte man sich hier auch einen Ersatz überlegen können, zwar kündigt sich die Gefahr nun an, es ist aber noch weniger klar, wieso eine Ratte einem Baby einfach so etwas tun sollte.
Der Hundzwinger dient jetzt zumindest etwas der Rehabilitation, als einige der dort befindlichen Hunde dann im Laufe des Films auch adoptiert werden. In diesem Zusammenhang ist für mich unverständlich, wieso sie das demonstrative Einschläfern eines einzelnen Hundes wie im Original dort nicht ersatzlos gestrichen haben, vermutlich der Dramaturgie geschuldet, um den Zwinger bedrohlich zu machen und nicht nur eine unliebsame Zwischenstation.

Mit ein paar Abstrichen ist das Original gut auf dem Niveau eines Nicht-Kinofilm modernisiert worden.

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dejost
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Adventures in Babysitting 1987 vs 2016

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Adventures in Babysitting (1987) (auch: A Night on the Town und Die Nacht der Abenteuer)

Eine 17-jährige Babysitterin muss ihre Freundin dringend aus der Stadt (es ist Chicago, wird aber immer nur the city genannt) abholen und ist daher gezwungen, die beaufsichtigte 8-Jährige, deren 15-jährigen Bruder und dessen Freund mitzunehmen. Aufgrund eines geplatzten Reifens und vergessenen Geldes kommen sie in einen Strudel von - nennen wir es eben - Abenteuer, ua müssen sie vor der Mafia flüchten, sie findet heraus dass ihr Freund sie betrügt (findet aber auch einen neuen), geraten in einen Gangfight in der Ubahn, und müssen auf einer Bühne den Blues singen. Letztlich kommen alle heil daheim an (auch das Auto), und die Eltern bekommen nichts mit.

Der Film ist nicht sehr lustig - die meisten Situationen, in die sie geraten sind nicht sehr absurd, übertrieben oder sonstwie lustig. Etwas Komik gibt es, aber auf einer "urlustig - bierernst"-Skala wäre der Film dem zweitren näher.
Unter dem Strich ist der Film banal, aber brauchbar - gute Samstagnachmittagunterhaltung, wenn man nichts zu tun hat und die Kinder irgendwas schauen wollen.

Abgesehen von der zeitlichen Abfolge und der Unwahrscheinlichkeit, dass diese Dinge so passieren, ist der Film halbwegs kohärent, wirklich unschlüssig ist nur, dass Brenda, die zu rettenden Freundin, zuerst noch ganz normal mit der Hauptfigur spricht, dann aber am selben Tag von zu Hause wegläuft und mehr oder minder sofort in Schwierigkeiten gerät, wo sie aber auch wieder ein paar Stunden warten kann.
Der Film hat außerdem ein etwas enttäuschenden Aspekt, ein junger Autodieb fällt der Mafia in den Rücken, um die Gruppe zu retten, aber es bleibt völlig unklar, was aus ihm wird, da er auch noch das Beweisstück, welches die Mafia unbedingt wieder haben will, zurück gibt.

Ein paar Details habe ich rausgepickt:
Ein Running Gag ist, dass die Babysitterin dem Centerfold-Model des aktuellen Playboys ähnlich sieht.
Für die Fernsehausstrahlungen wurde fuck durch fool, bitch durch witch und homo durch weirdo ersetzt.

Was wurde aus den Schauspieler/innen:
Die damals 23-jährige Elisabeth Shue spielte zB in Back to the Future II und III, The Saint, Leaving Las Vegas, oder rezenter in mehreren Staffeln CSI.
Keith Coogan, der den älteren Bruder spielte, konnte nie so richtig durchstarten.
Anthony Rapp hatte als Nachbarsjunge sein Debut in dem Film, war aber mehr auf der Bühne aktiv, rezent war er in Star Trek Discovery zu sehen.
Die Darstellerin des beaufsichtigten Kindes spielte noch in Parker Lewis can't loose und wurde dann Anwältin.
Penelope Ann Miller spielte die zu rettende Freundin, und später dann in Kindergarten Cop, Relic, oder The Shadow.
Erwähnenswert ist noch der Kurzauftritt von Vincent D'Onofrio, der als muskulöser Mechaniker und Hammergott-Lookalike einen Kurzauftritt hat. Er hat wirklich sehr viele Rollen gespielt, ua 10 Jahre lang in Law & Order: Criminal Intent und - hier haben wir einen Comic-Bezug - Kingpin in der rezenten Daredevil-Serie.

PS: Eine bessere deutsche Übersetzung wäre wohl in die Richtung Babysitter auf Abwegen gewesen.

Adventures in Babysitting (2016)

Der Disney-Channel hat ein Remake veranlasst.

Die Babysitter sind diesmal 2, und - "need more conflict" - verfeindet. Die eine ist spießig und college-fokussiert, die andere künstlerisch und planlos. Auch die beaufsichtigten Kinder sind viel mehr.
Es gibt im Vorfeld noch Verwechslungen wegen vertauschter Handys, weswegen die eine der anderen helfen muss, um ihren Ruf zu retten.
Auch diese Gruppe wird von - weniger und harmloseren - Verbrechern gejagt, muss auf einer Bühne auftreten (hier aber in Form eines Rap-Battles) und hat Geldprobleme.

Der Film ist ähnlich wenig lustig wie das Original, allerdings sind die Figuren noch eindimensionaler und daher sind beide Babysitterinnen den Großteil des Films unsympathisch.

Während der Grund, wieso sie in die Stadt fahren müssen, hier weniger unschlüssig ist (eines der Kinder haut ab um auf ein Konzert zu gehen), treffen sie schon ein paar sehr fragwürdige Entscheidungen - ua schleichen sie auf eine Gala, wo die Eltern der Kinder gerade sind, um einer der Mütter 100 $ zu stehlen. Später gibt dann die künsterlisch geneigte Babysitterin ihre (wohl teure) Kamera her, damit die andere am Schluss in ein Konzert gelassen wird, damit sie dort etwa 3 Worte mit einem Jungen wechseln kann, mit dem sie wegen der Handy-Verwechslungen nicht auf das Konzert gehen konnte.

Dafür bleibt nichts offen, alle haben was gelernt, sind (im übertragenen Sinne) gewachsen und sind nun beste Freunde.

Soweit ich das überblicke ist keine einziger Schauspieler vom Original dabei gewesen, viele Querbezüge gab es nicht.

Wenn man bedenkt, wie jung die DarstellerInnen sind, haben die teilweise schon wirklich sehr viele Rollen davor und danach gespielt. DIe beiden Hautptdarstellerinnen haben auch einen Nebenjob als Sängerinnen.


Kurzum, beide Filme sind Dutzendware, solid aber banal, und beide haben ihre Schwächen.

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Gabriel Ritter
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Mulan (1998) vs Mulan (2020)

Post by Gabriel Ritter »

Mulan (1998) vs Mulan (2020)

Als Vorbemerkung, am besten am Film gefiel mir das Lied "True to your heart".
Das mag Geschmacksacke sein, aber ich finde Mulan ist im schwächsten Drittel der Disney-Filme zu verorten - die Kritiken zum Zeitpunkt der Veröffentlichung waren aber recht gut - in den USA, China war weniger begeistert.

Mulan ist natürlich ein klassissches Beispiel für Kulturimperialismus, aber dazu will ich nicht mich nicht zu sehr auslassen, da gibt es besser geeignetere.
In den klassischen Vorlagen zieht Mulan etwa ein Jahrzehnt in den Krieg, lehnt größere Belohnungen ab und kehrt heim - erst dann gibt sie selbst ihr Geschlecht bekannt. Details kenne ich auch nicht, insbesondere wäre spannend was die "Rolle der Frau" zu der Zeit war.
White-Washing gibt es nicht sehr viel, die meisten Rollen sind mit asiatisch-amerikanischen Sprecher/innen besetzt.

Wie dem auch sei, die Themen Ehre und Familie sind sehr gut abgehandelt.

Das Genderthema wird primär dargestellt, aber eine wirklich kritische Auseinandersetzung findet nicht statt - dass am Ende die Soldaten, die quasi ein 1950er-Hausfrauen-Bild propagieren, selbst crossdressen müssen, ist da schon das Maximum. Die arrangierte Ehen, zu der sich Mulan zu Beginn des Films nicht eignet, werden nicht noch mal gestreift (allerdings im Sequel).

Mushu ist, was nervige Tier-Sidekicks anbelangt, vermutlich der nervigste und auch der unmoralischste (Eddie Murphy hat als Donkey in Shrek Besseres abgeliefert): Am Anfang lügt er nur die Ahnen an, weil er Blödsinn gemacht hat, aber dann schickt er Mulan und ihre ganze Kompanie mit gefälschten Schreiben direkt in die Front, nur um seiner selbst Willen.

Das bringt mich schon zum nächsten: Das ganze ist vor dem Hintergrund einer Invasion mit Generalmobilmachung. Die Schrecken des Krieges werden angedeutet, aber dann lasst sich die gesamte feindliche Armee in den Bergen von einer Lawine auslöschen, woraufhin die Handvoll Überlebenden versuchen, den Kaiser von China in einer Suizidmission umzubringen, woran sie natürlich nur Mulan und Konsorten hindern können. Die Romanze ist sehr untergeordnet und am Ende, aber das funktioniert besser, als zB bei Arielle, die ihren Prinzen nur stalkt und trotzdem sofort ihr ganzes Leben umkrempelt.

Obwohl Mulan selbst als Figur kritisiert wurde, finde ich sie eigentlich konsistent und durchdacht - die Sprecherin haut mich allerdings nicht sehr vom Hocker.
Als Figur missfiel mir Chi-Fu mehr - man sieht ihm auf den ersten Blick an, dass er ein böser Charakter sein soll, aber dabei macht er (anders als Mushu) nichts wirklich Verwerfliches, er mag nur General Shang nicht, weil der - anders als er selbst - nicht durch eigene Leistung auf seinen Posten gekommen ist. Und er hat ein mittelalterliches Frauenbild, aber das haben die anderen Charaktere auch.

Mulan II

So wie üblich hat Disney noch ein Direct2Video-Sequel nachgeschossen: Die beliebten Charaktere aus dem ersten Teil erleben halt unter irgendwelchen vorgeschützten Gründen neue Abenteuer.
Der Film tut ein paar der Figuren aus dem ersten Teil demontieren - die Vorfahren verlieren noch mehr Würde und sind extra garstig zu Mushu (der sich das aber auch erarbeitet hat), der Vater ist ein (harmloser) Spieler.
Immerhin Mushu ist genauso egoistisch und unsympathisch wie im ersten Teil und will diesmal Mulans Beziehung zerstören, auch wenn Eddie Murphy zu teuer war und ersetzt wurde. (Die asiatisch-amerikanischen Schauspieler/innen sind aber alle wieder dabei - jeder kann eigene Schlüsse daraus ziehen).

Die Romanzen im Zweiten teil sind schon sehr gezwungen, manche Streitereien auch.
Das Ende ist geradezu ein Lehrbuchbeispiel von Deus ex machina (fairerweise muss man zugestehen, dass ein Happy End anders kaum zu erzeugen gewesen wäre).
Die Moral ist nicht komplexer als "arrangierte Ehen schlecht, auch wenn das Wohl des Landes auf dem Spiel steht".

Mulan (Live-Action-Remake, 2020)

Nachdem ich länger darüber gebrütet habe, ist mir trotzdem nichts Schlaues eingefallen.
Es ist halt im Wesentlichen der selbe Film nochmal als 08/15-Eastern ohne Musical-Nummern und Animal Sidekicks.
Ein paar Figuren sind anders - Li Shang (Mulans Vorgesetzter und späteres Love interest) ist in 2 Figuren aufgespaltet worden, Commander Tung, der den Mentor-Teil übernimmt, und Chen, ein Co-Soldat, der den noch weiter untergeordneten Romanzen-Teil macht. Der gegnerische Heerführer heißt anders, und hat dieses Mal einen persönlichen Grund, für die spätere Suizidmission (Spoileralarm: Rache, was sonst). Chi Fu wurde nicht umgesetzt, was gut ist.
Zwar wurden die bisherigen magischen bzw göttlichen Elemente weggelassen, dafür wird eine Art Hexe als Verbündete des gegnerischen Heerführers dazuerfunden, die zum Rest nicht so dazu passt, und sich letztlich für Mulan opfert. Vielleicht gibt es einen extended Cut, wo die Figur mehr Sinn ergibt. Und dann gibt es noch irgendeine mystische Energie, die Hexe und Mulan haben, aber bei Mulan merkt man es eigentlich nicht.
Die gegnerische Armee ist wie zuletzt eine Bedrohung für ganz China, lässt sich dann aber ebenso im Gebirge auf einen Streich auslöschen.

Der Film ist als "Premium on Demand" veröffentlicht worden, wie erfolgreich das war, weiß ich nicht.

Die Kritiken waren durchschnittlich, in China ist der Film nicht gut angekommenm edit: trotz Vorwürfen gegen Disney, dass sie indirekt die Zwangsarbeit der Uiguren legitimiertr haben. Ein Sequel soll kommen.

Resümee: Beide fetzen nicht so richtig, teilweise aus ähnlichen, teilweise aus unterschiedlichen Gründen.

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Peter Pan

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Peter Pan (1953)

Ich gestehe, ich habe Disney's Original Peter Pan nie ganz verstanden. (Das Buch und das Theaterstück kenne ich nicht, nur den Disneyfilm.)
Oberflächlich betrachtet ist es ein Fantasy-Kinder-Film über das Ablehnen des Erwachsenwerdens (mit einem Haufen Stereotypen).
Es sind mehr die Details die mich verwirren - Peter ist ziemlich empathielos und erfreut sich an dem Leid, welches er Hook zufügt, außerdem sind sowohl Tinkerbell, Tiger Lilly und die Meerjungfrauen ihm so verfallen, dass sie alle versuchen, Wendy zu ermorden.

Im Theaterstück, so entnehme ich Wikipedia, ist das ganze mehr Richtung Freud - zB Wendys Vater und Hook werden vom selben Schauspieler gespielt, letzterer besuchte Eton College und legt Wert auf Oberflächlichkeiten.

Peter Pan sieht im Film dem Kinderstar (einem der vielen mit einem tragischen Schicksal), der ihm in englischen Original die Stimme lieh, schon ziemlich ähnlich.

Resüme: Warscheinlich ist es besser, den Film wie ein Kind zu genießen und sich nicht zu viel dazu zu überlegen.

Peter Pan II: Return to Never Land (2002)

Basierend auf dem Epilog ist es im Wesentlichen das ganze nochmals, diesmal mit Wendys Tochter Jane während des 2. Weltkriegs. Und umgekehrt, als Jane den Reiz des Kindseins (wieder)lernt. Sonst ist das ganze weniger kontroversiell, oder sagen wir weichgespült?

Resüme: Was Direct2Video-Sequels anbelangt, ist das sicherlich eines der besseren, aber das ist noch keine große Leistung.

Peter Pan & Wendy (2023)

Der Film hält sich bis kurz vor dem Finale an die Zeichentrickvorlage, verzichtet auf Musicaleinlagen (außer ein paar Seemannslieder), es gibt weniger Stereotype, die "Lost Boys" sind in jeder Hinsicht inklusiver.

Weil sie jetzt echte Menschen sind und nicht mehr nur menschenähnliche Karikaturen, schaffen es die Piraten nicht mehr zugleich lächerlich zu sein. Auch wenn sie etwas überzeichnet sind, so sind sie doch am ehesten bierernst. Hook wird viel mehr zum formalistisch-obsessiven Despoten, der Kinder hasst, die wenigen Szenen mit dem Krokodil gemahnen dafür an einen Horrorfilm, Altersfreigabe dementsprechend auch 12.

Auf die ganzen sexuellen Untertöne wird völlig verzichtet (oder sie sind so subtil, dass ich sie nicht gecheckt habe).

Auch wenn behauptet wird, Hook sei der beste Schwerkämpfer, die Kampfchoreographie mit ihm ist großteils ziemlich schwach, da ist die Choreographie mit Wendy schon besser.

Der Mangel an Spaß, Albernheit usw - in einem FIlm über die Kindheit als solches, sei angemerkt - führt dazu, dass der Film über weite Strecken finster, bierernst oder fast schon existentialistisch wird. Überhaupt gehen die meisten der Piraten im Laufe des Films drauf, während das Ernstere, Düstere durchaus passt, diese wenigen, doch sehr brutalen Szenen (ua mit dem Krokodil) waren unnötig. Anders schlimm wird es, wenn Hook seine kaputtes Innerstes entblößt oder über den Tod philosophiert.

Beim Finale lässt der Film die Vorlagen einfach über die Klinge springen, Hook bekommt eine neue Backstory und Peter Pan eine Entwicklung.

Die fiesesten Kritiken sagen, der Film sei grundsätzlich unnötig. Andere weisen darauf hin, dass er Film vergessen habe, lustig zu sein.
Letzteres ist völlig richtig.
Die Kritik der Unnötigkeit finde ich entbehrlich, weil die Variation des Endes gefällt mir deutlich besser als die der Vorlagen, auch wenn sie der Original-Figur des Peter Pans einen Bärendienst erweist, dafür wird Hook fast rehabilitiert.

Resüme: Für einen Kinderfilm zu unlustig und witzlos (mit kurzem Aufflackern von besonderer Gewalt und Tod), vermeidet aber einige Fehler des 1953-Films und hat ein zufriedenstellenderes, fast schon positiveres Ende, welches Hook zwar gerechter wird, aber die Figur des Peter Pans für Puristen zu stark entwickelt.

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Disney's Arielle

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Disney's The little Mermaid
"The sea grass is always greener in somebody else's lake"

Vorlage:
Andersens Märchen, aber nur hinsichtlich einiger Figuren, Themen und Setting. (Andersens Märchen sind viel zu arg.)

Die Prinzessin:
Arielle ist - soweit ich das überblicke - die erste Disneyprinzessin, die ein typisch rebellischer Teenager ist, und einfach so auf die Vorgaben von Papa und den Schwestern pfeift um ihrem Hobby nachzugehen.
Und sie ist - das geht in der Rezeption ziemlich unter - ein richtiger Geek (Geekin? Geekette?). Ich wollte sie zunächst mit einem Fußball-Ultra vergleichen, aber da geht es auch sehr um ein Gemeinschaftserlebnis, aber sie ist mehr wie eine Singleplayer-Hardcore-Gamerin (mit einem Fischfreund, den sie halt mitschleppt), nur ist ihr allkonsumierendes Interesse eben Menschenforschung.
Drum ist der Vorwurf weiter oben bei Mulan von Gabriel Ritter, sie sei eine Stalkerin zwar pointiert, deswegen aber falsch: Sie stalkt alle Menschen, die sie findet, der Prinz ist da nur zufällig dabei.

Die Liebesgeschichte:
"True love's kiss" binnen 3 Tagen, das kann man halt in einem Musical-Film verkaufen, es geht halt noch. Dass sie sich in den erstbesten Menschen verliebt, schon allein aus Trotz gegenüber Triton, passt sehr zum Charakter. Wieso Eric so eine gefühlmäßige Bindung zu ihr aufbaut, nur weil sie ihm das Leben gerettet hat (vor allem glaubt er zu dem Zeitpunkt ja gar nicht, dass sie es war), ist nur mit "Märchen" brauchbar erklärbar. Aber wie gesagt, suspension of disbelief, kann man lassen.

Sonstige Pros:
"Under the sea" ist immer noch eines meiner Lieblings-Disney-Lieder
Jetzt im fortgeschrittenen Alter kann ich Triton und Sebastian viel besser nachfühlen und sie als Charaktere noch mehr schätzen.
Es ist eigentlich nicht so offensichtlich, aber es ist eigentich ein Rollentausch - Eric ist der verträumte Beau, der nur ein Spielball seiner Gefühle und der Manipulation durch Ursula ist, und von seiner Rolle im Finale abgesehen ein reiner Passagier der Story und der Lohn für Arielle

Sonstige Cons:
Zeichnerisch gar nicht so großartig - die Unterwasserhintergründe sind teilweise recht uninteressant, selbst im Palast, und in manchen Szenen sind Arielles Proportionen komisch.

Sonstig:
Was Essen die Atlanter eigentlich? Ursuala isst auch Meereslebewesen (oder sollen das "poor, unfortunate souls" sein?), und Arielle an Land (und beim Menschen-Forschen) hatte auch kein grundsätzliches Problem damit, was die Menschen essen. Da ist Chef Louis, ein meistens Amok laufender Fischschlächter und Koch, gar kein so absurder Charakter.
Die Sprecher im englischen Original scheinen keine A-Promis gewesen zu sein, dafür war ihnen wichtig, dass Arielle von der selben Person gesprochen wie gesungen wird (war aber vorher bei Belle und jetzt bei Frozen auch so).
Dass sich Ursula, die ja schon gewonnen hatte, sich aus Ungeschick und Unbeherrschtheit dann in so einen Kaiju-Power-Ranger-Finalkampf ohne erkennbare Notwendigkeit reinziehen lässt und dann vom Schiffwrack überfahren wird - da hätte ihnen schon was inhärent Schlüssigeres oder wenigstens Originelleres einfallen können. Sie hat Jahrzehnt(e) gewartet auf ihre Rache, ohne sich durch Zorn selbst zu beseitigen, und Flot- und Jetsam hat sie ja sogar selbst auf dem Gewissen. Heute flüchten, morgen leben, übermorgen kämpfen - würde ich ihr schon zutrauen. Deswegen ist sie auch keine so spannende Schurkin.

The Little Mermaid II: Return to the Sea (2000)
"I'm too old for this! A crab my age should be retired! Getting a tan! Playing sea golf! Sipping a Tuna Colada! Not babysitting another teenager."

Das (erste) Direct2Video-Sequel.
Wie so oft, ist es die ganze Story nochmals, andersrum, dieses Mal mit der nächsten Generation.
In a clamshell, Arielle und Eric haben ihr happily ever after, inklusive Tochter Melody. Getrübt wird das ganze nur von Ursulas Schwester (selbe Sprecherin übrigens), die Rache nehmen möchte. Da Tritons Staatsapparat aber unfähig ist, ihrer habhaft zu werden, reagiert Arielle (beim ersten Kind nicht unüblich) etwas über und verbietet ihr generell jeden Meereszugang. Der gröbere Fehler ist - und der muss sein, sonst gebe es keinen Film - ihr keinen schlüssigen Grund dafür zu nennen. Und kaum ist Melody so alt wie Arielle im ersten Film, planscht sie gerne im Wasser und träumt davon, eine Meerjungfrau zu sein. Das offensichtliche Plothole, dass Erics Königreich so weit nördlich ist, dass es auch in der Nähe Pinguine und Eisberge gibt und das Wasser viel zu kalt zum Schwimmen sein muss, lassen wir mal ignoriert. Oder es liegt am Meerjungfrauen-Gen. Sebastian (siehe Zitat oben) muss wieder die Anstandsdame mimen, mit ähnlich vernachlässigbaren Erfolg. Ursulas Schwester Morgana (ein ziemlich unorigineller Name für eine Meereshexe) trickst sie ähnlich aus. Hier sind Tip und Dash zu erwähnen, mehr als nur passable neue Animal Sidekicks, die erst im letzten Drittel oder so eingeführt werden und eigentlich nur für's Finale da sind. Gegen Ende versuchen sie auch Morgana mit dem Schiff zu überfahren, aber hier hat Morgana etwas ihrer verblichenen Schwester voraus. Auch die Drehbuchautoren haben dazugelernt, als der Finalkampf dieses Mal schlauer gelöst wird (dafür macht Triton gleich einen auf Judge, Jury und Executioner).
Die Musik fetzt nicht so wie im ersten Teil (wobei ein ganzer Song der Schere zum Opfer gefallen sein soll), die zeichnerische Leistung ist auch durchwachsener und der Film ist relativ kurz.
Aber für Direct2Video durchaus in Summe Oberklasse.

The Little Mermaid – Ariel’s Beginning (2008)
Fast 20 Jahre nach dem Film (und 15 Jahre vor dem Remake) hat es irgendwer nötig befunden, noch ein Direct2Video-Prequel nachzuschießen. Wieso erschließt sich mir nicht.

Irgendwelche "Anfänge" sucht man vergebens - weder lernt man, wieso Arielle ein Menschen-Fan ist noch wieso Urusla aus dem Palast verbannt wurde.
Zwar lernen wir wie sie Fabian/Flounder kennenlernte, dafür gab es aber schon eine ganze Serie mit 3 Staffeln Anfang der 1990er.

Damit bleibt nur das klassiche Kinderfilm-Trauma - gleich zu Beginn sehen wir Arielles Mutter in einem wirklich dämlichen Unfalls sterben, dann verbietet Triton Musik (so wie in diesem einen Film mit dem Pastor).
Der Rest ist 08/15 und für einen Film über Musik ist diese auch enttäuschend.

Die Schurkin ist auf dem Papier ganz passabel, aber aus ihr wird auch nichts. Da bleibt nur die Seekuh, ein einzelner Song und die Schwestern untereinander als positiv an dem Film.

The Little Mermaid (2023 film)

Nachdem ich ein paar der Remake-Filme gesehen habe ist mein Eindruck, dass die Live Action Versionen "erwachsener" sein wollen, was den umfassenderen Anspruch der guten Vorlagen herunterspielt. Manchmal geht es auch Richtung "edgy", hier primär der Anfang, wo die Seeleute versuchen eine mutmaßliche Seejungfrau zu harpunieren.

Das Remake hält sich sehr eng ans Original - über weite Teile wortwörtlich. Die Szenen auf der Insel (die jetzt in der Karibik ist) sind ausführlicher, manche Szenen sind der anderen Produktionsweise geschuldet anders.
Irgendwas stört mich an den Unterwasserszenen, auch wenn sie sicherlich dem heutigen Stand der Tricktechnik entsprechen. Eventuelle sind es die Haare?

Weil Sebastian und Scuttle (und Fabian/Flounder) so integrale Bestandteile des Films sind, ist es der erste Live-Action-Film, wo die sprechenden Animal Sidekicks beibehalten werden. Scuttle kriegt sogar noch einen zusätzlichen Song und mehr Dialog. Die weniger relevanten Tierfiguren spielen entweder eine geringere Rolle (Erics Hund Max, Ursulas Muränen sprechen nicht mehr, sind dafür elektrisch) oder sind ganz entfallen (das Ausrufer-Seepferdchen).
Ich finde Flounder sieht recht eigenartig aus, Sebastian ist gewöhungsbedürftig, Scuttle ist ganz gut gelungen.

Etwas eigenwillig finde ich dass Ursula ihren eigenen Sales Pitch offensichtlich selbst nicht glaubt.

Die Nähe zum Original - oder mangelnder Wille - führt dazu, dass der Film nur sehr wenig verbessert:
Eric ist weniger eine Damsel in Distress, kriegt eine etwas größere Rolle und ein zusätzliches Lied. Das Königreich hat jetzt eine Königin und er eine Mutter, somit muss Grimsby nicht mehr all diese Aufgaben erfüllen.
Die Interaktionen von Eric und Arielle am Land sind ausführlicher und "karibischer", damit ist die Romanze etwas schlüssiger.

Der Rest fällt in die Kategorie Verschlimmbesserung:
Arielle verpasst jetzt nicht ihr eigenes Debut, sondern nur das monatliche Familientreffen. Dafür hält Triton eine halbe Rede, während seine Töchter direkt vor ihm sitzen, und merkt nicht, dass eine fehlt.
Der blutrünstige Koch entfällt zwar, aber die Fragen wer wen (bzw was) isst werden nicht beantwortet, obwohl sie Arielle sogar sich selbst stellt. Und Scuttle frisst einen Fisch direkt vor Arielle und Flounder.

Vergebene Chancen gibt es auch:
Ursula ist jetzt Tritons Schwester, sonst ist aber alles genau gleich, inklusive dem Kaiju-Finalkampf, der auch visuell nicht viel hergibt. Dafür sieht man noch besser, wie langsam ein Schiff eigentlich fährt. Und weil Flotsam und Jetsam nicht mehr sprechen, ist noch weniger nachvollziehbar, wieso. Wenn einem nichts besseres einfällt, hätte man des Ende von Return to the Sea etwas adaptieren können.

Resümee: Das Remake ist ziemlich gleich gut wie das Original, es hat nur ein paar andere Schwächen.

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