Philip K. Dick - Do Androids dream of electric sheep?
Einer der bekanntesten PKD-Klassiker, mit einem für PKD typischen Titel und auch sonst sind die Parallelen zu seinen anderen Werken erkennbar:
Eher kaputte Charaktere mit kaputten Ehen, ein wenig Metaphysik, alles spielt nach einem apokalyptischen Weltkrieg und die ganze Geschichte ist eher pessimistisch und wenig erbaulich.
Das Buch ist die Inspiration für Blade Runner (eine Art Besprechung von mir
hier) gewesen, PKD-Verfilmungen haben es so an sich, dass sie mit dem Original meistens nur grundlegende Ideen und Konzepte und ein paar Charaktere gemein haben.
Zurück zum Buch:
In einer trostlosen Zukunft auf einer verseuchten Erde lebt der Hauptcharakter, ein Polizist/Kopfgeldjäger, dessen Job es ist, aus den Mars-Kolonien entflohene Androiden zu identifizieren (weil sie beinahe ununterscheidbar von Menschen sind) und zu "pensionieren" (retire im englischen Original, ein Euphemisus, aber man muss ich auch nicht fragen, ob es töten oder zerstören heißen soll).
Deckard, so heißt, wird primär von dem - ins Ungesunde übersteigerten - Bedürfnis angetrieben, sich ein echtes Tier zu kaufen. Er hat nämlich nur ein künstliches (also elektrisches, aber trotzdem täuschend echtes) Schaf, aufgrund der weltkriegerischen Apokalypse sind echte Tiere so gut wie ausgestorben und daher äußerst teuer.
Androiden indentifiziert er, indem er einen lügendetektor-ähnlichen Empathie-Test mit ihnen durchführt. Die Androiden, auch das neueste Modell, können soweit bekannt Empathie nur vortäuschen, empfinden aber keine. Außerdem gibt es noch eine Art technologiegestützte "Hive Mind"-Religion, die auch sehr empathisch ist, an der die Androiden auch nicht teilhaben können.
Achtung, in den nächsten Zeilen werde ich die weitere Handlug und vor allem das Ende des Buchs besprechen, also nicht weiterlesen, wenn man keine Spoiler mag.
Deckard hat eine geringe Arbeitsmotivation, die eigentlich nur sein Begehren ist, sich ein echtes Tier kaufen zu können. Das neue Androidenmodell ist noch "echter", und Deckard zweifelt an der moralischen Richtigkeit seines Tuns, die nicht explizit gestellte, abstrakte Frage lautet eben, wo hört der Mensch auf und wo fängt der Nicht-Mensch an. Er fängt auch eine Art Beziehung mit einer Androidin an und trifft einen anderen Kopfgeldjäger, der seinerseits sehr empathiearm ist. Letztlich aber stellen sich die Androiden - und zwar im Wesentlichen eh alle - als mitleidslose Soziopathen, oder weniger literarisch ausgedrückt ziemliche Arschlöcher heraus. Es wird auch angedeutet, dass sie vielleicht am Mars auch ein Massaker veranstaltet haben. Ein Fernsehpersönlichkeit, die sich auch als Androide entpuppt, versucht auch noch, die erwähnte Empathie-Religion zu untergraben und die Androidin, die sich mit Deckard eingelassen hat, hat dies aus Kalkül auch mit anderen Kopfgeldjägern gemacht. Dazu kann man überlegen, ob PKD noch einen konzertierteren Angriff aller Androiden auf das Menschsein (oder Empathie) als solches einbauen wollte, es dann aber nicht zu Ende geführt hat.
Wie dem auch sei, (nur) durch eine Vision kann er alle entflohenen Androiden pensionieren, aber seine Sinnkrise bleibt ungelöst, was sich ganz am Ende dadurch zeigt, dass er eine lebende Kröte in der Wildnis zu finden glaubt, aber rasch erkennen muss, dass auch sie nur ein Android ist.
Auch etwas offen bleibt, ob das neue Androidenmodell nicht doch irgendwie emotionaler ist, denn die Androidin, mit der er sich eingelassen hat, tötet gegen Ende auch noch die Ziege, die er sich endlich kaufen konnte. (Sie ist nicht entflohen, deswegen muss/darf er sie nicht pensionieren, aber eine andere, die genauso aussieht wie sie.) Zu dem Zeitpunkt, wo sie das tut, kann das einzige Motiv Rache sein - oder eben doch nur um künftige Kopfgeldjägertätigkeiten zu erschweren.